Vainstream Rockfest
Vainstream Rockfest
Münster, Am Hawerkamp
03.07.2009
03.07.2009
Windmühlen, Violent Dancing und das VAINSTREAM ROCKFEST
Freitag
Tja, da sind wir nun, das erste Mal beim Vainstream Festival. Nachdem die Bändchenvergabe sehr gut geklappt hat, gibt es schon beim Einlass extremen Rückstau. Dieser soll auch bei unseren kommenden Versuchen, das Festivalgelände zu erobern, nicht abebben – ganz ehrlich, hier hat die Orga geschlampt. Mehr Eingänge wären wesentlich effektiver gewesen, von einem Sonnenschutz für die wartende Masse mal abgesehen. So verpassen wir auch MR. IRISH BASTARD. Noch mehr daneben finde ich die Getränkepolitik auf dem Festival: Nachdem wir uns am Eingang durchgeschlagen und völlig sinnfreie Kontrollen ertragen haben (Münzfächer der Geldbörsen durchsuchen – klar, ich hab atomaren Sprengstoff da drin!) schluckt man im Festivalgelände angesichts derber 2,50 Euro für ein kleine Flasche Wasser schon heftigst. Zumal pro Person nur vollkommen blödsinnige 0,5L Tetra Packs Wasser zugelassen sind (versucht mal so eine Größe im Supermarkt eures Vertrauens zu finden) und angesichts von 40°C man auch am Eingang den Leuten die Einfuhr der eigenen Plastikflaschen hätte erlauben sollen. Witzigerweise erfahren wir später, dass andere raus geschickt wurden, die eine einzelnes 1,5L Tetrapack für 3 Personen mit rein nehmen wollten. So etwas ist für mich fahrlässig und pure Abzocke, denn es ist klar, dass angesichts einer solchen Wetterlage die Leute alles saufen, was bei drei nicht vertrocknet ist. [sj]
Aus diesem Grund haben auch die Sanitäter alle Hände voll zu tun, die dehydrierten armen Menschen vom Asphalt herunter zu kratzen. Auch die umliegenden Krankenhäuser haben vermutlich ein enormes Hoch was die ‚Besucheranzahl’ betrifft. Trotz dieser stressigen Umstände haben alle, die für die menschliche Gesundheit zuständig waren, einen sehr guten Job geleistet! Ohne sie wäre die Veranstaltung auf Grund der schlechten und profitgeilen Orga anders verlaufen...[ai]
Nach dem nervigen Stau am Eingang kann man sich eigentlich kaum etwas Schöneres vorstellen, als zu einem Smasher wie „Diamonds Aren't Forever“ ein Festivalgelände betreten zu können. Die chaotischen Deathcorerocker von BRING ME THE HORIZON fideln sich zu einem frühen Zeitpunkt bereits gekonnt über die Bühne, ohne dabei allerdings die Massen wirklich begeistern zu können. Trotz der engagierten Performance von Fronter Oli Sykes hat man das Gefühl, dass die Jungs hier eher eine untergeordnete Rolle spielen, was sich auch in einem eher durchschnittlichen Auftritt widerspiegelt. Vielleicht ist ein langer Festivalsommer für die jungen Buben einfach noch zu viel.
Viel besser machen es die BOUNCING SOULS, die ich bereits auf der Tour mit den MISFITS sehen durfte und die mir damals überhaupt nicht gefallen wollten. Heute sollte es ganz anders kommen, denn die Amerikaner zocken unheimlich gut gelaunt und fröhlich ihren treibenden Rocksound ins Publikum. Die Stimmung ist deutlich besser als bei BMTH und es verwundert nicht, dass Sänger Greg Attonito sich im Überschwang gleich mal mitten in die Menge stürzt, um weiter zu trällern. Daumen hoch! Definitiv schon ein frühes Highlight beim Vainstream 09.
MUFF POTTER symbolisieren dagegen meiner Meinung nach so etwas wie das Hauptproblem des Festivals. Noch immer begeistert von den BOUNCING SOULS wandert man zur anderen Bühne und wird von einem langatmig vorgetragenen Sound eingeschläfert. MUFF POTTER fesseln zu keinem Augenblick. Dieses Phänomen sollte noch öfter folgen, denn irgendwie wechselten sich beim Vainstream dieses Jahr Qualität und Langeweile gerne ab...
Mit WALLS OF JERICHO erklimmt anschließend ein Hardcore-Aushängeschild die Bühne, das seinen Erfolg vor allem Fronterin Candace Kucsulain zu verdanken hat. Und so verwundert es nicht, dass die Band schnell die Menge im Griff hat und ordentlich abgefeiert wird. Dennoch verliert das ganze Szenario mit der Zeit ein wenig an Spannung, auch wenn das Publikum laut „Fuck the American Dream“ grölt. Abwechslungsreich waren die Amis noch nie so wirklich und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Band auch schon mehr Lust auf einen Gig hatte, als am heutigen Tag. [bg]
Ich habe WALLS OF JERICHO noch nie gesehen und muss ganz ehrlich sagen, dass ich nach diesem Auftritt auch kein Interesse mehr daran habe. Abgesehen davon, dass die doch sehr unterkühlte Fronterin Candace beim Fanshooting auf dem Gelände mega arrogant ohne Kommentar von dannen zieht, wirkt der ganze Gig extrem statisch und „von der Stange“. Spielfreude ist was anderes, wer nur durch die Hot Pants seiner Fronterin auffällt, hat wohl einfach keine Lust. Daumen runter, das war nix. [sj]
Den größten Außenseiterstatus haben definitiv K.I.Z. an diesem Tag, denn die von MTV derzeit stark gehypten Nordlichter präsentieren dem Publikum ungewöhnliche Töne in Form von bollomäßigem Hip Hop mit dicken Eiern aber ohne Breakdowns und schmetternde Gitarren. Man muss sich schon ernsthaft fragen, was eine solche Band inmitten von WOJ und DILLINGER auf diesem Festival verloren hat und auch wenn die Jungs ihre Sache vielleicht gut machen, sind nur die Wenigsten für einen solchen Sound hierher gekommen. [bg]
Obwohl ich beim besten Willen kein Fan von Hip Hop bin, muss ich (leider) zugeben, dass die Jungs von K.I.Z. eventuell einen der besten Jobs aller Bands an den zwei Tagen machen. Sie haben einen schweren Stand, als wortfechtende Paradiesvögel. Wer will bei einem Festival, auf dem sich Metalcore Bands die Mikros in die Hand geben, schon eine Hip Hop Combo sehen? Dennoch schaffen K.I.Z. es Zuschauer für sich zu gewinnen, die durch die überschwappende Begeisterung der Bandbesatzung freudig in der Sonnenglut mitwippen. Denn einen sehr großen Bonus hatten die Jungs: sie sind anders! Einfach anders...Sie stechen heraus, sind auf diesem Festival einzigartig und einmalig. Während man fast alle Bands der zwei Tage in einen großen Metalcore Topf hätte werfen können, wird hier etwas anderes geboten. [ai]
THE DILLINGER ESCAPE PLAN ... äh ja... irgendwann mussten wir unbedingt unseren Nahrungs- und Flüssigkeitshaushalt aufbessern. Wie im Hirn bematschte Zombies wanken wir von dannen und es bleibt nur zu sagen, dass das fiese Jazz/Grind/Core Geprügel von Dillinger uns nur noch schneller wegwatscheln lässt. Not our cup of tea!
IGNITE, THE GASLIGHT ANTHEM (beide sehr gut) und SUICIDAL TENDENCIES sowie GOGOL BORDELLO verpassen wir aufgrund von Fangesprächen, Nahrungsjagd und sonstigen Fanspirenzien! [sj]
Eine etwas optimistische Position zentral vor dem Mischpult haben wir uns für den Auftritt von HATEBREED ausgesucht, denn schon beim ersten Gitarrenriff wird die BC-Redaktion gefühlte 20m auseinandergeschleudert. Allerdings wäre es wohl insgesamt völlig egal gewesen, wo man sich hingestellt hätte, denn die Aggro-Hardcorler haben schlichtweg fast das gesamte Areal in einen riesen Moshpit verwandelt. Eine Stunde lang fliegen die Fetzen in Form von Gassenhauern wie „To the Threshold“, „Perseverance“, „Proven“ und „This is Now“. Wer hier nicht mit gehüpft ist, ist selber schuld, denn drückender, härter und partytauglicher kann New Hardcore nicht klingen. Schon jetzt das Sahnestück beim diesjährigen Vainstream! [bg]
Zu HATEBREED will ich nichts Negatives sagen – eigentlich machen die Jungs ihre Sache super und kamen auch sehr gut an. Allerdings verliere ich hier mal ein Wort an die Kung Fu Kinder im Publikum: ziemlich direkt vor dem Mischpult ist es schon mega assi, mit Violent Dancing anzufangen. So `nen Scheiß kann man weiter vorne machen. Wenn man dann noch von Anwesenden dafür einen auf die Fresse bekommt, sollte man sich überlegen, sich vom Acker zu machen, anstatt rum zu heulen. Dieses asoziale Verhalten auf Konzerten nimmt leider langsam Übermaß an und es macht schlicht und ergreifend keinen Spaß, wenn irgendwelche Arschlöcher meinen, sie müssen auf normale Musikfans einprügeln. Leider wurde es aber nach den Amis immer schlimmer…[sj]
Ich dachte eigentlich immer, Metal mit all seinen schönen Stilrichtungen wäre im Grunde eine friedliche Bewegung. Doch in den vergangenen Jahren wurde ich eines Besseren belehrt – schade! All denjenigen, die nicht wissen wohin mit ihren Aggressionen und überschüssigen Energien, möchte ich eine Sportart vorschlagen; man nennt sie ‚Ultimate Fighting’. Vielleicht müssten bei ausgeglicheneren Fans nicht mehr Väter und Mütter verzweifelt ihre Teenager Kinder festklammern, um sie vor Tritten und Schlägen zu schützen und man könnte sich wieder auf das Wesentliche eines Festivals konzentrieren: den Genuss der Musik. [ai]
Samstag
Der nächste Tag beginnt für uns mit CROSSCUT und mit einem lässigen Circle Pit vor der Bühne. Der eingängige Crossover/Metalcore ist an sich recht unspektakulär, allerdings mit der einen oder anderen netten Melodie ausgestattet, über die man sich im Laufe des Tages noch mehr gefreut hätte, denn es sollte noch einiges an gesichtslosem Gebolze folgen. Die cleanen Vocals bleiben aber, wie so oft bei solchen Bands, der Schwachpunkt und können sich nur in den seltensten Fällen einer schiefen Tonlage entziehen. Dennoch ein ordentlicher Start in den Tag.
THE „fucking“ CASTING OUT haben durchaus Spaß. Rock´n´Roll steht auf der Tagesordnung und das sollen die Besucher auch spüren, denn Sänger Nathan Gray kann es sich nicht verkneifen, den einen oder anderen Witz über die Deathcore-Gemeinde zu machen. Ansagen wie „The next song contains no pig squeals“ oder sinnfreie Grölversuche lockern den ansonsten etwas durchschnittlichen Sound auf. Insgesamt aber ein absolut lässiger Auftritt.
Die ARCHITECTS leiten in diesem Moment einen gut siebenstündigen Bretter-Marathon ein. Will heißen: ab jetzt gibt’s beim Vainstream nur noch harte Gitarrenriffs und Breakdowns auf die Glocken. Leider Gottes sind die ansonsten so spielfreudigen Briten heute eher gelangweilt aufgelegt, so dass ich nicht daran vorbei komme, die ewige Kritikerfloskel für diesen Auftritt zu verwenden: „Der Funke will heute einfach nicht überspringen.“ [bg]
GOD FORBID tun mir schon sehr leid – obwohl die Band sehr sympathisch rüber kommen kann, sprang der Funke bei vielen Besuchern erst in den letzten Minuten über. Standard Aussagen „I want to see a circle pit!“ passen einfach nicht zu einer Band, die so gar nicht Standard ist – hier sehe ich die Crux der Gruppe, die einfach nicht aus den Löchern kommt. Anstatt sich mehr auf die melodische Seite zu schlagen und durch diese Stärken im Songwriting zu punkten, versucht man, die Trendkinder zu gewinnen. Das funktioniert aber nicht so richtig, denn dafür ist GOD FORBID einfach nicht klischeebeladen genug. Starker Gig, starke Band – aber wenn man so weiter macht, ist in ein paar Jahren traurigerweise sicherlich Schluss. [sj]
AUGUST BURNS RED starten überraschend in ihr Set, rauscht doch plötzlich die Technoversion von „Everybodys free (to feel good)“ durch die Boxen, die einfach mal in einem Gitarreninferno endet. Schnell hat die Band damit das Publikum auf seine Seite gebracht, das den Auftritt mit einem Circle Pit um den Mischpultturm honoriert. Auch wenn die Band auf Dauer etwas eintönig agiert, ist sie an diesem Tag einer der Gewinner in Sachen Deathcore-Gepolter.
Für mich persönlich sind DESPISED ICON so etwas wie der Bodensatz des Deathcore-Trends. Hier wird wirklich jedes Klischee bedient und die Jungs dafür noch wie Hölle abgefeiert. Zwei nahezu gleich klingende Shouter hauen möglichst aggro ihre Pig Squeals und Todesblei-Growls von der Bühne, tonnenschwere Gitarrenriffs reihen sich zu einer massiven Soundwand auf und in der Meute findet ein Circle Pit nach dem anderen statt. Dazu gibt es violent dancing, Windmühlen und sonstige Schweinereien. Die Band kommt gut an, während ich die gesamte Attitüde einfach nur ätzend finde, kein Wort verstehe und keinen Song unterscheiden kann. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für so einen Blödsinn...[bg]
Obwohl Basti eigentlich alles gesagt hat, kann ich hier nicht zurück halten – DESPISED ICON sind einfach ätzend. Vielleicht ist die Band für mich genauso unbegreiflich wie Black Metal. Alle Klischees werden bedient, nichts ist auch nur ansatzweise was Besonderes und das Hauptaugenmerk liegt darauf, so stupide wie möglich sich zur musikalischen Untermalung auf die Fresse zu hauen. Das hat nichts mit Metal zu tun, sondern ist einfach nur hirnrissiges dämliches Verhalten. 0 points to Despised Icon![sj]
SONIC SYNDICATE haben zu Beginn sehr lustige Soundprobleme: Der cleane Gesang ist ca. doppelt so laut wie die Shouts, die sich eher wie gekrächzte Vokale aus den Boxen würgen. Für mich sind die beiden Shout/Sänger weder optisch noch stimmlich auseinander zu halten, dennoch muss man verwundert konstatieren, dass sie besser singen als shouten können. Wer zudem wie die BACK STREET BOYS der Metalcore Szene komplett durchgestylt auf der Bühne rumhüpft, kommt bei mir komischerweise nicht an. Musikalisch okay, vielen Fans gefällt es, mich berührt es dennoch nicht.
Vermutlich liegt es an meinen mittlerweile taub gedroschenen Ohren, aber bei HAVE HEART bleibt mir mittlerweile nichts mehr im Ohr hängen. Irgendwie lustlos folge ich dem Treiben auf der Bühne, aber langsam ist aufgrund des hohen Dehydrationsgrades bei mir im Oberstübchen Schicht im Schacht. Ich kann nix damit anfangen.
Auf die Band aus den Staaten hab ich mich extrem gefreut – und wurde derbe enttäuscht. Obwohl ich viele Songs der Band kenne, fällt live unglaublich stark auf, dass DEVILDRIVER von ungefähr drei verschiedenen Rhythmiken leben. Da kann auch ein starker Dez Fafara nichts dran ändern. Sicherlich ist er einer der besten Shout/Sänger an diesem Wochenende, aber im Gegensatz zu GOD FORBID, wo jeder Song noch eine unterschiedliche Hookline oder Melodie bieten kann, denke ich beim vierten oder fünften Song „Kam der nicht eben schon mal? Oder ist der Song so lang?“. Schade eigentlich, aber immerhin weiß ich jetzt, wofür ich wohl kein Geld für Live Konzerte mehr ausgeben werde. [sj]
Obwohl mich die letzte MAROON Scheibe überhaupt nicht begeistern konnte, habe ich mich ziemlich auf die Band gefreut, denn Titel wie „Wake up in Hell“, der natürlich auch heute gespielt wurde, hauen einem immer wieder aufs Neue effektvoll die Eier aus der Hose. Insgesamt wird sich zwar heute größtenteils auf das neue Material konzentriert, dieses kommt aber dafür überraschend gut an. Sänger Andre Moraweck sorgt mit gewohnt souveränen Ansagen für einige Lacher im Publikum, wie als er „Voice of the Voiceless“ (von HEAVEN SHALL BURN) als einen der letzten drei Songs ankündigt und deutliche Probleme beim Aussprechen der nachfolgenden DARK TRANQUILLITY aufzeigt. Mit dem etwas grenzwertigen „Schatten“ endet schließlich ein Auftritt, der ziemlich viel Spaß gemacht hat. [bg]
Obwohl die meisten Metalcore Fans bereits nach dem ersten Lied gelangweilt und enttäuscht von der Bühne wegschleichen, gefällt mir der Auftritt der Melodic-Death-Metal Band DARK TRANQUILLITY mit ihren düsteren Klängen und Lyrics recht gut. Sie präsentieren sich als eine saubere, anspruchsvolle und dunkle Band des Nordens, die für die Fans der schweren, sphärischen Töne alles geben. Nicht umsonst feiern die Jungs mit Frontmann Mikael Stanne momentan ihr 20 jähriges Jubiläum. Ich kann nur sagen: Chapeau claque! [ai]
Yeah! Endlich wieder Scott Vogel auf der Bühne! TERROR stehen wohl für den stumpfesten und gradlinigsten Hardcore aller Zeiten, aber sie wissen, wie man die Menge anheizt. Schon nach wenigen Songs laden die Krawallos einfach mal das halbe Vainstream zu sich auf die Bühne ein und das ansonsten etwas verkrampfte Security-Personal drückt gerne ein Auge zu, so dass gemeinsam richtig schön gefeiert werden kann. Das kommt natürlich super an, genau wie der gesamte Auftritt, so dass TERROR am Ende mal wieder bewiesen haben, dass sie eine klasse Live-Band sind. „Always the Hard Way“!!
Auf den Gig von HEAVEN SHALL BURN habe nicht nur ich mich tierisch gefreut. Vor der Bühne wird es fast so eng wie bei HATEBREED und zum ersten Mal ist das fotografieren für mich bei all dem Gemoshe und den Stagedivern nahezu unmöglich. Die in schicken grauen Einheitshemden ausstaffierten Thüringer haben sich NEAERAsche Verstärkung an der Gitarre geholt. Von dieser ist jedoch schnell, genau wie vom Rest der Band nichts mehr zu hören, denn ausgerechnet beim quasi-Headliner für viele der Anwesenden, verabschiedet sich der Strom für mehrere Minuten von der Bühne. Insgesamt können die Jungs heute leider nicht so sehr überzeugen wie gewohnt, denn trotz Wahnsinnsnummern wie „Counterweight“, „Endzeit“, „Profane Believers“ oder „Behind a Wall of Silence“ wirkt das alles etwas gezwungen. Vielleicht liegt es an der Hitze oder den allgemeinen Abnutzungserscheinungen des langen Festivaltages mit durchweg harter Musik, dass mir dieser Gig im Endeffekt leider als kleine Enttäuschung in Erinnerung bleiben wird und daran kann auch der Circle Pit ums Mischpult bei der Zugabe „Murderer of all Murderers“ nichts mehr ändern. Sicherlich noch immer für mich eins der Highlights des Festivals, aber insgesamt sind wohl die Erwartungen an Marcus Bischoff und Co. an diesem Tag zu hoch gewesen. [bg]
Fazit
Aufgrund maximalen Desinteresses der dreier Bloodchamber Redakteure für den Headliner DIMMU BORGIR (sicher eine tolle Show, wofür die Band bekannt ist, angesichts der angestrebten Stilrichtungen hier aber vollkommen deplaziert) fahren wir früher nach Hause. PARKWAY DRIVE lassen wir vollkommen außer Acht – von Einheitsbreigeprügel haben wir nach dem Festival sicher erst einmal einen Monat die Schnauze voll.
Bleibt nur das allgemeine Fazit zum VAINSTREAM Rockfest. Ich spreche hier persönlich für mich, dass es sicherlich ein sehr ambitioniertes und schönes Festival ist, das leider aber noch an vielen Kinderkrankheiten (Einlass, Getränkepreise, schattenspendender Sonnenschutz auf dem Festivalgelände etc) laboriert. Bei der Zusammenstellung der Bands sollte man doch mehr Wert auf Abwechslung legen und weniger auf den Kommerzfaktor schielen. Leider muss man sagen, dass der Markt ja nur das befriedigt, was die Masse erwartet. Die Masse an Flesh Tunnel tragenden Kung Fu Kindern mit ihren Barbie-Freundinnen wird sicherlich total begeistert gewesen sein, bei einem ähnlich eintönigen Line-Up verzichte ich nächstes Jahr aber gerne auf die Teilnahme. Lieber 2-3 generische Kloncombos weniger, dafür stärkere Individualisten, die etwas länger spielen dürfen! [sj]
Ich kann Stephan bei seinem Fazit nur zustimmen. Für reine Fans des Metalcores sind diese zwei Tage mit geballter Moshpit, Circle Pit, Wall of Death und Violent Dancing Atmosphäre sicherlich der Himmel auf Erden. Doch für Menschen mit etwas variierenden Ansprüchen an ein Lineup wird es doch auf die Dauer zu öde und langatmig. Vielleicht sind wir auch einfach bereits zu alt für die Vorstellung und können uns mit der Chose nicht mehr identifizieren. [ai]
Freitag
Tja, da sind wir nun, das erste Mal beim Vainstream Festival. Nachdem die Bändchenvergabe sehr gut geklappt hat, gibt es schon beim Einlass extremen Rückstau. Dieser soll auch bei unseren kommenden Versuchen, das Festivalgelände zu erobern, nicht abebben – ganz ehrlich, hier hat die Orga geschlampt. Mehr Eingänge wären wesentlich effektiver gewesen, von einem Sonnenschutz für die wartende Masse mal abgesehen. So verpassen wir auch MR. IRISH BASTARD. Noch mehr daneben finde ich die Getränkepolitik auf dem Festival: Nachdem wir uns am Eingang durchgeschlagen und völlig sinnfreie Kontrollen ertragen haben (Münzfächer der Geldbörsen durchsuchen – klar, ich hab atomaren Sprengstoff da drin!) schluckt man im Festivalgelände angesichts derber 2,50 Euro für ein kleine Flasche Wasser schon heftigst. Zumal pro Person nur vollkommen blödsinnige 0,5L Tetra Packs Wasser zugelassen sind (versucht mal so eine Größe im Supermarkt eures Vertrauens zu finden) und angesichts von 40°C man auch am Eingang den Leuten die Einfuhr der eigenen Plastikflaschen hätte erlauben sollen. Witzigerweise erfahren wir später, dass andere raus geschickt wurden, die eine einzelnes 1,5L Tetrapack für 3 Personen mit rein nehmen wollten. So etwas ist für mich fahrlässig und pure Abzocke, denn es ist klar, dass angesichts einer solchen Wetterlage die Leute alles saufen, was bei drei nicht vertrocknet ist. [sj]
Aus diesem Grund haben auch die Sanitäter alle Hände voll zu tun, die dehydrierten armen Menschen vom Asphalt herunter zu kratzen. Auch die umliegenden Krankenhäuser haben vermutlich ein enormes Hoch was die ‚Besucheranzahl’ betrifft. Trotz dieser stressigen Umstände haben alle, die für die menschliche Gesundheit zuständig waren, einen sehr guten Job geleistet! Ohne sie wäre die Veranstaltung auf Grund der schlechten und profitgeilen Orga anders verlaufen...[ai]
Nach dem nervigen Stau am Eingang kann man sich eigentlich kaum etwas Schöneres vorstellen, als zu einem Smasher wie „Diamonds Aren't Forever“ ein Festivalgelände betreten zu können. Die chaotischen Deathcorerocker von BRING ME THE HORIZON fideln sich zu einem frühen Zeitpunkt bereits gekonnt über die Bühne, ohne dabei allerdings die Massen wirklich begeistern zu können. Trotz der engagierten Performance von Fronter Oli Sykes hat man das Gefühl, dass die Jungs hier eher eine untergeordnete Rolle spielen, was sich auch in einem eher durchschnittlichen Auftritt widerspiegelt. Vielleicht ist ein langer Festivalsommer für die jungen Buben einfach noch zu viel.
Viel besser machen es die BOUNCING SOULS, die ich bereits auf der Tour mit den MISFITS sehen durfte und die mir damals überhaupt nicht gefallen wollten. Heute sollte es ganz anders kommen, denn die Amerikaner zocken unheimlich gut gelaunt und fröhlich ihren treibenden Rocksound ins Publikum. Die Stimmung ist deutlich besser als bei BMTH und es verwundert nicht, dass Sänger Greg Attonito sich im Überschwang gleich mal mitten in die Menge stürzt, um weiter zu trällern. Daumen hoch! Definitiv schon ein frühes Highlight beim Vainstream 09.
MUFF POTTER symbolisieren dagegen meiner Meinung nach so etwas wie das Hauptproblem des Festivals. Noch immer begeistert von den BOUNCING SOULS wandert man zur anderen Bühne und wird von einem langatmig vorgetragenen Sound eingeschläfert. MUFF POTTER fesseln zu keinem Augenblick. Dieses Phänomen sollte noch öfter folgen, denn irgendwie wechselten sich beim Vainstream dieses Jahr Qualität und Langeweile gerne ab...
Mit WALLS OF JERICHO erklimmt anschließend ein Hardcore-Aushängeschild die Bühne, das seinen Erfolg vor allem Fronterin Candace Kucsulain zu verdanken hat. Und so verwundert es nicht, dass die Band schnell die Menge im Griff hat und ordentlich abgefeiert wird. Dennoch verliert das ganze Szenario mit der Zeit ein wenig an Spannung, auch wenn das Publikum laut „Fuck the American Dream“ grölt. Abwechslungsreich waren die Amis noch nie so wirklich und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Band auch schon mehr Lust auf einen Gig hatte, als am heutigen Tag. [bg]
Ich habe WALLS OF JERICHO noch nie gesehen und muss ganz ehrlich sagen, dass ich nach diesem Auftritt auch kein Interesse mehr daran habe. Abgesehen davon, dass die doch sehr unterkühlte Fronterin Candace beim Fanshooting auf dem Gelände mega arrogant ohne Kommentar von dannen zieht, wirkt der ganze Gig extrem statisch und „von der Stange“. Spielfreude ist was anderes, wer nur durch die Hot Pants seiner Fronterin auffällt, hat wohl einfach keine Lust. Daumen runter, das war nix. [sj]
Den größten Außenseiterstatus haben definitiv K.I.Z. an diesem Tag, denn die von MTV derzeit stark gehypten Nordlichter präsentieren dem Publikum ungewöhnliche Töne in Form von bollomäßigem Hip Hop mit dicken Eiern aber ohne Breakdowns und schmetternde Gitarren. Man muss sich schon ernsthaft fragen, was eine solche Band inmitten von WOJ und DILLINGER auf diesem Festival verloren hat und auch wenn die Jungs ihre Sache vielleicht gut machen, sind nur die Wenigsten für einen solchen Sound hierher gekommen. [bg]
Obwohl ich beim besten Willen kein Fan von Hip Hop bin, muss ich (leider) zugeben, dass die Jungs von K.I.Z. eventuell einen der besten Jobs aller Bands an den zwei Tagen machen. Sie haben einen schweren Stand, als wortfechtende Paradiesvögel. Wer will bei einem Festival, auf dem sich Metalcore Bands die Mikros in die Hand geben, schon eine Hip Hop Combo sehen? Dennoch schaffen K.I.Z. es Zuschauer für sich zu gewinnen, die durch die überschwappende Begeisterung der Bandbesatzung freudig in der Sonnenglut mitwippen. Denn einen sehr großen Bonus hatten die Jungs: sie sind anders! Einfach anders...Sie stechen heraus, sind auf diesem Festival einzigartig und einmalig. Während man fast alle Bands der zwei Tage in einen großen Metalcore Topf hätte werfen können, wird hier etwas anderes geboten. [ai]
THE DILLINGER ESCAPE PLAN ... äh ja... irgendwann mussten wir unbedingt unseren Nahrungs- und Flüssigkeitshaushalt aufbessern. Wie im Hirn bematschte Zombies wanken wir von dannen und es bleibt nur zu sagen, dass das fiese Jazz/Grind/Core Geprügel von Dillinger uns nur noch schneller wegwatscheln lässt. Not our cup of tea!
IGNITE, THE GASLIGHT ANTHEM (beide sehr gut) und SUICIDAL TENDENCIES sowie GOGOL BORDELLO verpassen wir aufgrund von Fangesprächen, Nahrungsjagd und sonstigen Fanspirenzien! [sj]
Eine etwas optimistische Position zentral vor dem Mischpult haben wir uns für den Auftritt von HATEBREED ausgesucht, denn schon beim ersten Gitarrenriff wird die BC-Redaktion gefühlte 20m auseinandergeschleudert. Allerdings wäre es wohl insgesamt völlig egal gewesen, wo man sich hingestellt hätte, denn die Aggro-Hardcorler haben schlichtweg fast das gesamte Areal in einen riesen Moshpit verwandelt. Eine Stunde lang fliegen die Fetzen in Form von Gassenhauern wie „To the Threshold“, „Perseverance“, „Proven“ und „This is Now“. Wer hier nicht mit gehüpft ist, ist selber schuld, denn drückender, härter und partytauglicher kann New Hardcore nicht klingen. Schon jetzt das Sahnestück beim diesjährigen Vainstream! [bg]
Zu HATEBREED will ich nichts Negatives sagen – eigentlich machen die Jungs ihre Sache super und kamen auch sehr gut an. Allerdings verliere ich hier mal ein Wort an die Kung Fu Kinder im Publikum: ziemlich direkt vor dem Mischpult ist es schon mega assi, mit Violent Dancing anzufangen. So `nen Scheiß kann man weiter vorne machen. Wenn man dann noch von Anwesenden dafür einen auf die Fresse bekommt, sollte man sich überlegen, sich vom Acker zu machen, anstatt rum zu heulen. Dieses asoziale Verhalten auf Konzerten nimmt leider langsam Übermaß an und es macht schlicht und ergreifend keinen Spaß, wenn irgendwelche Arschlöcher meinen, sie müssen auf normale Musikfans einprügeln. Leider wurde es aber nach den Amis immer schlimmer…[sj]
Ich dachte eigentlich immer, Metal mit all seinen schönen Stilrichtungen wäre im Grunde eine friedliche Bewegung. Doch in den vergangenen Jahren wurde ich eines Besseren belehrt – schade! All denjenigen, die nicht wissen wohin mit ihren Aggressionen und überschüssigen Energien, möchte ich eine Sportart vorschlagen; man nennt sie ‚Ultimate Fighting’. Vielleicht müssten bei ausgeglicheneren Fans nicht mehr Väter und Mütter verzweifelt ihre Teenager Kinder festklammern, um sie vor Tritten und Schlägen zu schützen und man könnte sich wieder auf das Wesentliche eines Festivals konzentrieren: den Genuss der Musik. [ai]
Samstag
Der nächste Tag beginnt für uns mit CROSSCUT und mit einem lässigen Circle Pit vor der Bühne. Der eingängige Crossover/Metalcore ist an sich recht unspektakulär, allerdings mit der einen oder anderen netten Melodie ausgestattet, über die man sich im Laufe des Tages noch mehr gefreut hätte, denn es sollte noch einiges an gesichtslosem Gebolze folgen. Die cleanen Vocals bleiben aber, wie so oft bei solchen Bands, der Schwachpunkt und können sich nur in den seltensten Fällen einer schiefen Tonlage entziehen. Dennoch ein ordentlicher Start in den Tag.
THE „fucking“ CASTING OUT haben durchaus Spaß. Rock´n´Roll steht auf der Tagesordnung und das sollen die Besucher auch spüren, denn Sänger Nathan Gray kann es sich nicht verkneifen, den einen oder anderen Witz über die Deathcore-Gemeinde zu machen. Ansagen wie „The next song contains no pig squeals“ oder sinnfreie Grölversuche lockern den ansonsten etwas durchschnittlichen Sound auf. Insgesamt aber ein absolut lässiger Auftritt.
Die ARCHITECTS leiten in diesem Moment einen gut siebenstündigen Bretter-Marathon ein. Will heißen: ab jetzt gibt’s beim Vainstream nur noch harte Gitarrenriffs und Breakdowns auf die Glocken. Leider Gottes sind die ansonsten so spielfreudigen Briten heute eher gelangweilt aufgelegt, so dass ich nicht daran vorbei komme, die ewige Kritikerfloskel für diesen Auftritt zu verwenden: „Der Funke will heute einfach nicht überspringen.“ [bg]
GOD FORBID tun mir schon sehr leid – obwohl die Band sehr sympathisch rüber kommen kann, sprang der Funke bei vielen Besuchern erst in den letzten Minuten über. Standard Aussagen „I want to see a circle pit!“ passen einfach nicht zu einer Band, die so gar nicht Standard ist – hier sehe ich die Crux der Gruppe, die einfach nicht aus den Löchern kommt. Anstatt sich mehr auf die melodische Seite zu schlagen und durch diese Stärken im Songwriting zu punkten, versucht man, die Trendkinder zu gewinnen. Das funktioniert aber nicht so richtig, denn dafür ist GOD FORBID einfach nicht klischeebeladen genug. Starker Gig, starke Band – aber wenn man so weiter macht, ist in ein paar Jahren traurigerweise sicherlich Schluss. [sj]
AUGUST BURNS RED starten überraschend in ihr Set, rauscht doch plötzlich die Technoversion von „Everybodys free (to feel good)“ durch die Boxen, die einfach mal in einem Gitarreninferno endet. Schnell hat die Band damit das Publikum auf seine Seite gebracht, das den Auftritt mit einem Circle Pit um den Mischpultturm honoriert. Auch wenn die Band auf Dauer etwas eintönig agiert, ist sie an diesem Tag einer der Gewinner in Sachen Deathcore-Gepolter.
Für mich persönlich sind DESPISED ICON so etwas wie der Bodensatz des Deathcore-Trends. Hier wird wirklich jedes Klischee bedient und die Jungs dafür noch wie Hölle abgefeiert. Zwei nahezu gleich klingende Shouter hauen möglichst aggro ihre Pig Squeals und Todesblei-Growls von der Bühne, tonnenschwere Gitarrenriffs reihen sich zu einer massiven Soundwand auf und in der Meute findet ein Circle Pit nach dem anderen statt. Dazu gibt es violent dancing, Windmühlen und sonstige Schweinereien. Die Band kommt gut an, während ich die gesamte Attitüde einfach nur ätzend finde, kein Wort verstehe und keinen Song unterscheiden kann. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für so einen Blödsinn...[bg]
Obwohl Basti eigentlich alles gesagt hat, kann ich hier nicht zurück halten – DESPISED ICON sind einfach ätzend. Vielleicht ist die Band für mich genauso unbegreiflich wie Black Metal. Alle Klischees werden bedient, nichts ist auch nur ansatzweise was Besonderes und das Hauptaugenmerk liegt darauf, so stupide wie möglich sich zur musikalischen Untermalung auf die Fresse zu hauen. Das hat nichts mit Metal zu tun, sondern ist einfach nur hirnrissiges dämliches Verhalten. 0 points to Despised Icon![sj]
SONIC SYNDICATE haben zu Beginn sehr lustige Soundprobleme: Der cleane Gesang ist ca. doppelt so laut wie die Shouts, die sich eher wie gekrächzte Vokale aus den Boxen würgen. Für mich sind die beiden Shout/Sänger weder optisch noch stimmlich auseinander zu halten, dennoch muss man verwundert konstatieren, dass sie besser singen als shouten können. Wer zudem wie die BACK STREET BOYS der Metalcore Szene komplett durchgestylt auf der Bühne rumhüpft, kommt bei mir komischerweise nicht an. Musikalisch okay, vielen Fans gefällt es, mich berührt es dennoch nicht.
Vermutlich liegt es an meinen mittlerweile taub gedroschenen Ohren, aber bei HAVE HEART bleibt mir mittlerweile nichts mehr im Ohr hängen. Irgendwie lustlos folge ich dem Treiben auf der Bühne, aber langsam ist aufgrund des hohen Dehydrationsgrades bei mir im Oberstübchen Schicht im Schacht. Ich kann nix damit anfangen.
Auf die Band aus den Staaten hab ich mich extrem gefreut – und wurde derbe enttäuscht. Obwohl ich viele Songs der Band kenne, fällt live unglaublich stark auf, dass DEVILDRIVER von ungefähr drei verschiedenen Rhythmiken leben. Da kann auch ein starker Dez Fafara nichts dran ändern. Sicherlich ist er einer der besten Shout/Sänger an diesem Wochenende, aber im Gegensatz zu GOD FORBID, wo jeder Song noch eine unterschiedliche Hookline oder Melodie bieten kann, denke ich beim vierten oder fünften Song „Kam der nicht eben schon mal? Oder ist der Song so lang?“. Schade eigentlich, aber immerhin weiß ich jetzt, wofür ich wohl kein Geld für Live Konzerte mehr ausgeben werde. [sj]
Obwohl mich die letzte MAROON Scheibe überhaupt nicht begeistern konnte, habe ich mich ziemlich auf die Band gefreut, denn Titel wie „Wake up in Hell“, der natürlich auch heute gespielt wurde, hauen einem immer wieder aufs Neue effektvoll die Eier aus der Hose. Insgesamt wird sich zwar heute größtenteils auf das neue Material konzentriert, dieses kommt aber dafür überraschend gut an. Sänger Andre Moraweck sorgt mit gewohnt souveränen Ansagen für einige Lacher im Publikum, wie als er „Voice of the Voiceless“ (von HEAVEN SHALL BURN) als einen der letzten drei Songs ankündigt und deutliche Probleme beim Aussprechen der nachfolgenden DARK TRANQUILLITY aufzeigt. Mit dem etwas grenzwertigen „Schatten“ endet schließlich ein Auftritt, der ziemlich viel Spaß gemacht hat. [bg]
Obwohl die meisten Metalcore Fans bereits nach dem ersten Lied gelangweilt und enttäuscht von der Bühne wegschleichen, gefällt mir der Auftritt der Melodic-Death-Metal Band DARK TRANQUILLITY mit ihren düsteren Klängen und Lyrics recht gut. Sie präsentieren sich als eine saubere, anspruchsvolle und dunkle Band des Nordens, die für die Fans der schweren, sphärischen Töne alles geben. Nicht umsonst feiern die Jungs mit Frontmann Mikael Stanne momentan ihr 20 jähriges Jubiläum. Ich kann nur sagen: Chapeau claque! [ai]
Yeah! Endlich wieder Scott Vogel auf der Bühne! TERROR stehen wohl für den stumpfesten und gradlinigsten Hardcore aller Zeiten, aber sie wissen, wie man die Menge anheizt. Schon nach wenigen Songs laden die Krawallos einfach mal das halbe Vainstream zu sich auf die Bühne ein und das ansonsten etwas verkrampfte Security-Personal drückt gerne ein Auge zu, so dass gemeinsam richtig schön gefeiert werden kann. Das kommt natürlich super an, genau wie der gesamte Auftritt, so dass TERROR am Ende mal wieder bewiesen haben, dass sie eine klasse Live-Band sind. „Always the Hard Way“!!
Auf den Gig von HEAVEN SHALL BURN habe nicht nur ich mich tierisch gefreut. Vor der Bühne wird es fast so eng wie bei HATEBREED und zum ersten Mal ist das fotografieren für mich bei all dem Gemoshe und den Stagedivern nahezu unmöglich. Die in schicken grauen Einheitshemden ausstaffierten Thüringer haben sich NEAERAsche Verstärkung an der Gitarre geholt. Von dieser ist jedoch schnell, genau wie vom Rest der Band nichts mehr zu hören, denn ausgerechnet beim quasi-Headliner für viele der Anwesenden, verabschiedet sich der Strom für mehrere Minuten von der Bühne. Insgesamt können die Jungs heute leider nicht so sehr überzeugen wie gewohnt, denn trotz Wahnsinnsnummern wie „Counterweight“, „Endzeit“, „Profane Believers“ oder „Behind a Wall of Silence“ wirkt das alles etwas gezwungen. Vielleicht liegt es an der Hitze oder den allgemeinen Abnutzungserscheinungen des langen Festivaltages mit durchweg harter Musik, dass mir dieser Gig im Endeffekt leider als kleine Enttäuschung in Erinnerung bleiben wird und daran kann auch der Circle Pit ums Mischpult bei der Zugabe „Murderer of all Murderers“ nichts mehr ändern. Sicherlich noch immer für mich eins der Highlights des Festivals, aber insgesamt sind wohl die Erwartungen an Marcus Bischoff und Co. an diesem Tag zu hoch gewesen. [bg]
Fazit
Aufgrund maximalen Desinteresses der dreier Bloodchamber Redakteure für den Headliner DIMMU BORGIR (sicher eine tolle Show, wofür die Band bekannt ist, angesichts der angestrebten Stilrichtungen hier aber vollkommen deplaziert) fahren wir früher nach Hause. PARKWAY DRIVE lassen wir vollkommen außer Acht – von Einheitsbreigeprügel haben wir nach dem Festival sicher erst einmal einen Monat die Schnauze voll.
Bleibt nur das allgemeine Fazit zum VAINSTREAM Rockfest. Ich spreche hier persönlich für mich, dass es sicherlich ein sehr ambitioniertes und schönes Festival ist, das leider aber noch an vielen Kinderkrankheiten (Einlass, Getränkepreise, schattenspendender Sonnenschutz auf dem Festivalgelände etc) laboriert. Bei der Zusammenstellung der Bands sollte man doch mehr Wert auf Abwechslung legen und weniger auf den Kommerzfaktor schielen. Leider muss man sagen, dass der Markt ja nur das befriedigt, was die Masse erwartet. Die Masse an Flesh Tunnel tragenden Kung Fu Kindern mit ihren Barbie-Freundinnen wird sicherlich total begeistert gewesen sein, bei einem ähnlich eintönigen Line-Up verzichte ich nächstes Jahr aber gerne auf die Teilnahme. Lieber 2-3 generische Kloncombos weniger, dafür stärkere Individualisten, die etwas länger spielen dürfen! [sj]
Ich kann Stephan bei seinem Fazit nur zustimmen. Für reine Fans des Metalcores sind diese zwei Tage mit geballter Moshpit, Circle Pit, Wall of Death und Violent Dancing Atmosphäre sicherlich der Himmel auf Erden. Doch für Menschen mit etwas variierenden Ansprüchen an ein Lineup wird es doch auf die Dauer zu öde und langatmig. Vielleicht sind wir auch einfach bereits zu alt für die Vorstellung und können uns mit der Chose nicht mehr identifizieren. [ai]