Kaltenbach Open Air 2009
Kaltenbach Open Air 2009
Spital am Semmering
16.07.2009
16.07.2009
Donnerstag
Im voll gerammelten Automobil begab man sich auf die Reise hinter die steiermärkische Grenze, wobei der Weg angenehme eineinhalb Stunden dauerte, was einen jedoch nicht davon abhalten sollte, trotzdem eine Raststätte aufzusuchen, und sich – je nach Gemüt – zu befüllen oder entleeren. Der Gemüter Zahl war 4, wobei sich je 2 ein Vehikel teilten, da der übrige Platz von Unmengen an Gepäck okkupiert wurde.
Man kam also gesättigt und mit angenehm leerer Blase an, was die Lebensqualität und somit auch die Festivallaune erheblich steigerte. Bei der Ankunft wurde man aber auf den näher gelegenen, jedoch – weitaus wichtiger – randvollen Parkplatz hingewiesen, demnach abgewiesen und auf periphärere Parkwiesen verwiesen. Vorher jedoch wurde nahe am Festival entladen und pro Gefährt ein Bewacher zurückgelassen, um Unholde und Halunken nicht auf malefiziöse Gedanken des „Fladerns“, zu Deutsch Entwenden eines Sachgutes, zu bringen. Nachdem die Nachhut auch am Gepäckhaufen unweit des Festivalgeländes eingetroffen war, begab man sich über die lang-gezogene Caravanwiese zum finalen Campingplatz, zumal der eigentliche Zeltplatz für einfaches Fußvolk angeblich bereits voll war (was sich im Laufe des Festivals als boshafte Lüge herausstellen sollte, über die man aber wegen des am normalen Zeltplatz ob des Matsches oder der ungewaschenen Penner herrschenden Gestankes trotzdem sehr froh war).
Der Weg war also lang, aber kein Problem, denn ganz Österreich war aufgrund langer Dürreperiode trocken- GANZ ÖSTERREICH?! MITNICHTEN! Ein von unbeugsamen Kühen bevölkertes Dorf namens Kaltenbach leistete der Trockenheit Widerstand! Somit war die Wiese mitsamt Erde schon vor dem – ich nehme die Überraschung vorweg – immer wieder kehrenden, wobei mehr prasselnd als kehrend, Regen äußerst feucht. Über diesen Zustand sollte man sich im Nachhinein jedoch noch mit Freudentränen und Alte-Leute-Sprüchen ala „Früher war noch alles besser“ zurück erinnern.
Auf dem Weg zum Zeltplatz trifft man noch auf ein paar Bekannte, die eifrig am Einrauchen und Trinken sind; man smalltalkt und zieht weiter. Am Zeltplatz angekommen muss man den beschwerlichen Weg noch einmal antreten, da das Gepäck so umfangreich ist, dass es nicht auf einmal geschleppt werden kann (mit dem verbleibenden Gepäck wartet freilich immer ein Auserkorener, siehe Unholde und Halunken weiter oben).
Ein Zelt war mit Untermalung von unter anderem NOISEBAZOOKA, deren Sickness ich sehr gerne gesehen hätte, schnell aufgebaut, das andere erst am nächsten Tag, da sehr konfus und ohne Anleitung und Tageslicht. Man schlief also zu viert im Zweimannzelt, was der Homoerotik äußerst zuträglich war. Ich schmiss mich sofort auf mein geliebtes Ohr, die anderen gaben sich noch HELLSAW und HACKNEYED, die beide ganz ok gewesen sein dürften. Donnerstag waren einige vor der Bühne, die es danach nicht mehr waren, da (am Donnerstag) nur lokale und kleine Bands spielten und der Eintritt daher netter Weise frei war.
Freitag
Am nächsten Tag kamen wir dann rechtzeitig zu den Ungarn NEOCHROME, die auch ihre Ansagen ultra trve ins Mikro growlten, was der Verständlichkeit abträglich und bei helllichtem Tage noch lächerlicher war, sich aber im Laufe des Festivals doch bei vielen Bands zu einem Trend entwickeln sollte. Der gespielte BM war technisch absolut in Ordnung, aber beim Songwriting hapert es da noch ordentlich; nichts Aufregendes also.
F.O.B., HALOR und LOST DREAMS wurden leider verpasst, vor der Bühne befand man sich erst wieder bei OUTRAGE. Die Steiermarkler spielten ganz guten Durchschnitts-DM, der aber halt auch nichts Besonderes war. Vermutlich vor allem aufgrund ihrer Herkunft konnten sie das Publikum ein bisschen zum Mitmachen animieren.
Die Polen von HATE konnten so halbwegs an die Stimmung anknüpfen, gespielt wurde eine Mischung aus DM und BM in typisch polnischer Art. Gecorpsepainted und teils in sehr maskulinen Röcken meinte mein Begleiter dann augenzwinkernd „Hm, komisch, an irgendeine polnische Band erinnern die mich...“. Für mich waren HATE die erste Band, von der ich auch zu Hause gern mehr hören würde, ihre Mischung sehr gut und energetisch vorgetragen wurde. Einen Song widmeten sie dann auch ihren vom Schicksal geschlagenen Landsmännern DECAPITATED.
Nach der kurzen Umbaupause ließen sich dann die gut gelaunten VOMITORY blicken, die den Mob mit ihrem oldschooligen DM sofort in Begeisterung versetzen konnten. So war auch ich anfangs begeistert, nach ein paar Songs hörte sich dann jedoch alles gleich an, was dann in Fadesse ausartete. Man war sich einig, dass ein kürzerer Auftritt viel besser gekommen wäre.
Von DARK FORTRESS erwartete ich mir viel, da mir ihre neue namens „Eidolon“ (nicht etwa Quotenfrau sondern Scheibe) recht gut gefällt. Doch der Auftritt, liegt es an meinem schlechten Geschmack oder an ihnen, das sei dahin gestellt, hat mich wirklich enttäuscht. Die Musik absoluter Durchschnitt, der einen nicht mitreißen konnte und ihr Auftreten auch eher mau. Ich wollte ihnen noch eine Chance geben und blieb noch ein paar Songs, bin dann aber nach einigen vergebenen Chancen von dannen gezogen.
Nachdem man bei ROTTEN SOUND gegessen, getrunken und sich umgezogen (Flip Flops gegen Stiefel eingetauscht) hatte, stieß man bei der Mitte des MELECHESH’schen (bitte probieren, zu Hause auszusprechen) Auftrittes zu seinem Begleiter dazu und ging ordentlich ab. Die Schädel kreisten, das Prä-Bühnen-Gelände war gut besucht und die Atmosphäre war angenehm tödlich- um es kurz zu machen: Ein gelungener Auftritt.
Die Enttäuschung des Festivals lieferten dann DYING FETUS. Warum? Nun, hauptsächlich aufgrund ihrer Absenz. Der Grund dafür wiederum war, dass Obama wegen seines Fluges von Boston nach New York den Flughafen Boston sperren ließ, was DYING FETUS die pünktliche Ausreise unmöglich machte, zumal ihr Equipment vom Flughafen auch unter Verschluss gehalten wurde- so wirkt sich Weltpolitik auf ein kleines, österreichisches Kuhkaff aus. Sie entschuldigten sich dafür vielmals und versprachen, es 2010 noch einmal zu versuchen. Wegen ihrer Absage konnten die letzten paar Bands des Tages ein bisschen länger spielen.
Meine tränenden Augen konnten dann nur noch DARK TRANQUILLITY trocknen, die bei ihrem Auftritt wirklich absolut alles richtig machten. Der einzige Wehrmutstropfen, war der iiiiirrsinnig lange Soundcheck (45min), nachdem die Mucke noch immer eher untoll aus den Boxen schallte. Sonst jedoch überzeugten die Schweden durch Spielfreude, sympathisches Auftreten, Kommunikation mit dem Publikum und eine Songauswahl, die kaum Wünsche offen ließ. Auf Fiction wurde selbstverständlich das Hauptaugenmerk gelegt, jedoch war die Setlist ein gelungener Querschnitt durch den gesamten Backkatalog. Besondere Überraschungen waren „Lethe“ und „The Mundane and the Magic“, wobei letzteres mit im Publikum anwesender Gastsängerin duettiert wurde- großartig! Geschmeichelt und versprechend, unbedingt bald wieder das tolle, österreichische Publikum beehren zu müssen, gehen die Barden von der Bühne- so lässt man sich einen Headliner schmecken.
Samstag
Das Wetter zeigte sich weiblich und gab zu erkennen, dass es die Zuckerbrot-Peitsche-Kunst perfekt beherrschte, schüttete es doch das gesamte Festival mit überdimensionalen Kübeln zu (wofür sich die KOA-Veranstalter neben anderen Punkten auf der Webpage vielmals entschuldigen), ehe es einige Stunden danach komplett aufhörte, um am Abend wieder leicht anzufangen. Diesem Umstand geschuldet war dann auch der Sachverhalt, dass man erst zu SANGUIS aus den schützenden, wenn auch nicht ganz dichten, Zelten kroch, um von den Österreichern überrascht zu werden. Ich kann die Kapelle allen Blackies wärmstens weiter empfehlen- Black Metal, wie er sein soll: Er war roh, finster und auch so bitterkalt. Nach der nächsten Band die vermutlich größte positive Überraschung des Festivals-
und diese Band hörte auf den Namen LIVIDITY. Deren Sick-gig war von hinten bis vorne absolut perfekt. Die Musik kam unglaublich druckvoll (weitaus besser als auf CD), der Schlagzeuger ist eine Maschine und die ultra tiefen Grunts und hohen Screams waren einfach nur ultra. Dazu schafften LIVIDITY, was VOMITORY nicht vermochten: Sie blieben trotz der extremen Anti-Feminist-Porn-Gore-Grind-Mucke abwechslungsreich. Die Stimmung war für die Uhrzeit mehr als ordentlich und sie schafften sogar, was sonst nur die Headliner vermochten: Einen Moshpit. Garniert wurde das Ganze von den Ansagen wie „Who of you has anal sex? I bet that girl with the red hair has. Oh yeah, she’s like stick it...” – den Rest kann man sich denken, würde sowieso nur der Zensur zum Opfer fallen (ihr Freund fand es übrigens sehr lustig). Auch ganz lässig angesagte Songtitel wie „In gore and guts I’ll fill you with my semen“ trugen zur Unterhaltung des Publikums bei. Bei einem kurzen Gespräch nachher zeigte sich dann aber der wahre Charakter der absolut sympathischen und freundlichen Band, deren Sänger Grün wählt- und das in den USA.
EVOCATION fiel der altbekannten Fress- und Umziehpause zum Opfer, was im Nachhinein vermutlich ein Fehler war, da viele ihren Auftritt lobten.
ABSU rissen dann weder mich, noch meinen ABSU-Fan-Kumpanen vom Hocker.
Die Stimmung hob sich dann jedoch wieder bei THYRFING, die in die einfache Pagankerbe schlugen; schön zum Mitschunkeln und –gröhlen. Besonders peinlich waren jedoch die Ansagen, wobei ich die schlimmste zitieren möchte: „How do you like it in the sun? How do you like it in the... dirt? Because that’s where we all belong- because we belong to the human race! And our next song is about all this fuckin’ shit!” Mehr muss man nicht dazu sagen, schönes Konzert mit/wegen hohem Lachfaktor.
Ach ja, Überraschung die Dritte, noch vor SANGUIS: BELPHEGOR! Enttäuschten mich die Salzburger noch vor einiger Zeit live, so war ihr Erscheinen am KOA mehr als sehenswert. Die Beleuchtung und ihr Auftreten machten mich glauben, dass wirklich satanische Mächte hinter diesem Schauspiel steckten. BELPHEGOR erzeugten die absolut bedrohlichste Atmosphäre, der ich je beiwohnen durfte. Der Sound war gut und die Songs auch sehr fein. Zudem kam der Humor nicht zu kurz – Fans, die Helmuths Englisch auf der Bühne lächerlich fanden, hielten Schilder mit „RED DEITSCH!“ in die Höhe und ernteten seinerseits einen Mittelfinger; auch bei störenden Schreien gab der Gute ein lautes „GUSCH!“ von sich – und die Band bewies, dass man seine Oma nicht nur wegen der Musik zu keinem ihrer Konzerte mitnehmen sollte: „FICKEN?“ (Stille) „WOS IS JETZ, HERST?!“
Anschließend konnten EINHERJER mit einer zu lauten Gitarre und einem akustisch unverschämt monströs eingestellten und daher alles penetrierenden Bass, nun ja... begeistern? Doch obwohl der unbeabsichtigte Drone-Sound eindeutig nicht zu der eigentlich ohrenfreundlichen Spielrichtung der Band passte, war sowohl das Songmaterial als auch die Band ganz nett, wobei sie Fans noch besser gefallen haben dürften.
Als letzte Band des letzten Tages und somit des ganzen Festivals waren dann AMON AMARTH dran, für die es mittlerweile nicht einmal mehr eine böse Zunge braucht, um sie als Festivalhuren zu bezeichnen- diese ihre Eigenschaft merkte das geschulte Auge ihnen auch leider sehr stark an. Von vertraut, intim oder intensiv kann seit langem nicht mehr die Rede sein- von kreativ eben so wenig. Die Routine ist ihnen leider schon mehr als anzumerken, und das ewig Gepose und Auf-Deutsch-Zuprosten, das beim zweiten Mal AMON AMARTH für den anspruchsvollen Zuseher ernüchternd ist, wird beim dritten Mal noch viel schlimmer. Dazu kommt eine immer gleiche Setlist mit quasi 3 ausgelassenen Alben (ja, immer die Frühwerke) und der übelste Headliner-Sound überhaupt nach 40-50 Minuten Soundcheck; kurzum machen es einem die Schweden nicht leicht, sie mit der Zeit nicht zum Kotzen zu finden. Obwohl ich mir schon sehr wenig erwartet hatte, wurden meine Erwartungen noch immer enttäuscht und ich verließ nach Beendigung des Gigs mit einer Stinkwut im Bauch das Schlammfeld. Da ich beim Schreiben dieses Berichtes schon wieder fröhlicher gestimmt bin, kann ich eine Regel und zwei Empfehlungen aussprechen;
zuerst die Regel: Die Güte der Auftritte verliert exponential zur Zahl der gesehenen Auftritte (inklusive des gerade gesehenen).
dann die Empfehlungen:
Empfehlung für Fans: AMON AMARTH nach dem ersten Auftritt meiden- Wut im Bauch gibts anderswo billiger.
Empfehlung für die Band: Gönnt euch mal eine längere Livepause, geht in euch, überlegt euch etwas neues für eure Show und rekapituliert, was für Songs ihr bereits aufgenommen habt- ihr werdet gewiss auf mehr als die 12 immer wieder gespielten stoßen.
Nach dem Gig fuhren wir ob des schlecht prognostizierten Wetters direkt nach Hause, Zusammenpackvorbereitungen waren schon getroffen und um zirka dreihundert dreißig wurde die Handbremse gelöst. Nach so viel Extremmetal war man dann ganz froh, im Radio ein bisschen gemütlichen Jazz zu hören und olle Kamellen mitsingen zu können –
Aaabra aaabra kadabra; i wanna reach out and grab ya!
Im voll gerammelten Automobil begab man sich auf die Reise hinter die steiermärkische Grenze, wobei der Weg angenehme eineinhalb Stunden dauerte, was einen jedoch nicht davon abhalten sollte, trotzdem eine Raststätte aufzusuchen, und sich – je nach Gemüt – zu befüllen oder entleeren. Der Gemüter Zahl war 4, wobei sich je 2 ein Vehikel teilten, da der übrige Platz von Unmengen an Gepäck okkupiert wurde.
Man kam also gesättigt und mit angenehm leerer Blase an, was die Lebensqualität und somit auch die Festivallaune erheblich steigerte. Bei der Ankunft wurde man aber auf den näher gelegenen, jedoch – weitaus wichtiger – randvollen Parkplatz hingewiesen, demnach abgewiesen und auf periphärere Parkwiesen verwiesen. Vorher jedoch wurde nahe am Festival entladen und pro Gefährt ein Bewacher zurückgelassen, um Unholde und Halunken nicht auf malefiziöse Gedanken des „Fladerns“, zu Deutsch Entwenden eines Sachgutes, zu bringen. Nachdem die Nachhut auch am Gepäckhaufen unweit des Festivalgeländes eingetroffen war, begab man sich über die lang-gezogene Caravanwiese zum finalen Campingplatz, zumal der eigentliche Zeltplatz für einfaches Fußvolk angeblich bereits voll war (was sich im Laufe des Festivals als boshafte Lüge herausstellen sollte, über die man aber wegen des am normalen Zeltplatz ob des Matsches oder der ungewaschenen Penner herrschenden Gestankes trotzdem sehr froh war).
Der Weg war also lang, aber kein Problem, denn ganz Österreich war aufgrund langer Dürreperiode trocken- GANZ ÖSTERREICH?! MITNICHTEN! Ein von unbeugsamen Kühen bevölkertes Dorf namens Kaltenbach leistete der Trockenheit Widerstand! Somit war die Wiese mitsamt Erde schon vor dem – ich nehme die Überraschung vorweg – immer wieder kehrenden, wobei mehr prasselnd als kehrend, Regen äußerst feucht. Über diesen Zustand sollte man sich im Nachhinein jedoch noch mit Freudentränen und Alte-Leute-Sprüchen ala „Früher war noch alles besser“ zurück erinnern.
Auf dem Weg zum Zeltplatz trifft man noch auf ein paar Bekannte, die eifrig am Einrauchen und Trinken sind; man smalltalkt und zieht weiter. Am Zeltplatz angekommen muss man den beschwerlichen Weg noch einmal antreten, da das Gepäck so umfangreich ist, dass es nicht auf einmal geschleppt werden kann (mit dem verbleibenden Gepäck wartet freilich immer ein Auserkorener, siehe Unholde und Halunken weiter oben).
Ein Zelt war mit Untermalung von unter anderem NOISEBAZOOKA, deren Sickness ich sehr gerne gesehen hätte, schnell aufgebaut, das andere erst am nächsten Tag, da sehr konfus und ohne Anleitung und Tageslicht. Man schlief also zu viert im Zweimannzelt, was der Homoerotik äußerst zuträglich war. Ich schmiss mich sofort auf mein geliebtes Ohr, die anderen gaben sich noch HELLSAW und HACKNEYED, die beide ganz ok gewesen sein dürften. Donnerstag waren einige vor der Bühne, die es danach nicht mehr waren, da (am Donnerstag) nur lokale und kleine Bands spielten und der Eintritt daher netter Weise frei war.
Freitag
Am nächsten Tag kamen wir dann rechtzeitig zu den Ungarn NEOCHROME, die auch ihre Ansagen ultra trve ins Mikro growlten, was der Verständlichkeit abträglich und bei helllichtem Tage noch lächerlicher war, sich aber im Laufe des Festivals doch bei vielen Bands zu einem Trend entwickeln sollte. Der gespielte BM war technisch absolut in Ordnung, aber beim Songwriting hapert es da noch ordentlich; nichts Aufregendes also.
F.O.B., HALOR und LOST DREAMS wurden leider verpasst, vor der Bühne befand man sich erst wieder bei OUTRAGE. Die Steiermarkler spielten ganz guten Durchschnitts-DM, der aber halt auch nichts Besonderes war. Vermutlich vor allem aufgrund ihrer Herkunft konnten sie das Publikum ein bisschen zum Mitmachen animieren.
Die Polen von HATE konnten so halbwegs an die Stimmung anknüpfen, gespielt wurde eine Mischung aus DM und BM in typisch polnischer Art. Gecorpsepainted und teils in sehr maskulinen Röcken meinte mein Begleiter dann augenzwinkernd „Hm, komisch, an irgendeine polnische Band erinnern die mich...“. Für mich waren HATE die erste Band, von der ich auch zu Hause gern mehr hören würde, ihre Mischung sehr gut und energetisch vorgetragen wurde. Einen Song widmeten sie dann auch ihren vom Schicksal geschlagenen Landsmännern DECAPITATED.
Nach der kurzen Umbaupause ließen sich dann die gut gelaunten VOMITORY blicken, die den Mob mit ihrem oldschooligen DM sofort in Begeisterung versetzen konnten. So war auch ich anfangs begeistert, nach ein paar Songs hörte sich dann jedoch alles gleich an, was dann in Fadesse ausartete. Man war sich einig, dass ein kürzerer Auftritt viel besser gekommen wäre.
Von DARK FORTRESS erwartete ich mir viel, da mir ihre neue namens „Eidolon“ (nicht etwa Quotenfrau sondern Scheibe) recht gut gefällt. Doch der Auftritt, liegt es an meinem schlechten Geschmack oder an ihnen, das sei dahin gestellt, hat mich wirklich enttäuscht. Die Musik absoluter Durchschnitt, der einen nicht mitreißen konnte und ihr Auftreten auch eher mau. Ich wollte ihnen noch eine Chance geben und blieb noch ein paar Songs, bin dann aber nach einigen vergebenen Chancen von dannen gezogen.
Nachdem man bei ROTTEN SOUND gegessen, getrunken und sich umgezogen (Flip Flops gegen Stiefel eingetauscht) hatte, stieß man bei der Mitte des MELECHESH’schen (bitte probieren, zu Hause auszusprechen) Auftrittes zu seinem Begleiter dazu und ging ordentlich ab. Die Schädel kreisten, das Prä-Bühnen-Gelände war gut besucht und die Atmosphäre war angenehm tödlich- um es kurz zu machen: Ein gelungener Auftritt.
Die Enttäuschung des Festivals lieferten dann DYING FETUS. Warum? Nun, hauptsächlich aufgrund ihrer Absenz. Der Grund dafür wiederum war, dass Obama wegen seines Fluges von Boston nach New York den Flughafen Boston sperren ließ, was DYING FETUS die pünktliche Ausreise unmöglich machte, zumal ihr Equipment vom Flughafen auch unter Verschluss gehalten wurde- so wirkt sich Weltpolitik auf ein kleines, österreichisches Kuhkaff aus. Sie entschuldigten sich dafür vielmals und versprachen, es 2010 noch einmal zu versuchen. Wegen ihrer Absage konnten die letzten paar Bands des Tages ein bisschen länger spielen.
Meine tränenden Augen konnten dann nur noch DARK TRANQUILLITY trocknen, die bei ihrem Auftritt wirklich absolut alles richtig machten. Der einzige Wehrmutstropfen, war der iiiiirrsinnig lange Soundcheck (45min), nachdem die Mucke noch immer eher untoll aus den Boxen schallte. Sonst jedoch überzeugten die Schweden durch Spielfreude, sympathisches Auftreten, Kommunikation mit dem Publikum und eine Songauswahl, die kaum Wünsche offen ließ. Auf Fiction wurde selbstverständlich das Hauptaugenmerk gelegt, jedoch war die Setlist ein gelungener Querschnitt durch den gesamten Backkatalog. Besondere Überraschungen waren „Lethe“ und „The Mundane and the Magic“, wobei letzteres mit im Publikum anwesender Gastsängerin duettiert wurde- großartig! Geschmeichelt und versprechend, unbedingt bald wieder das tolle, österreichische Publikum beehren zu müssen, gehen die Barden von der Bühne- so lässt man sich einen Headliner schmecken.
Samstag
Das Wetter zeigte sich weiblich und gab zu erkennen, dass es die Zuckerbrot-Peitsche-Kunst perfekt beherrschte, schüttete es doch das gesamte Festival mit überdimensionalen Kübeln zu (wofür sich die KOA-Veranstalter neben anderen Punkten auf der Webpage vielmals entschuldigen), ehe es einige Stunden danach komplett aufhörte, um am Abend wieder leicht anzufangen. Diesem Umstand geschuldet war dann auch der Sachverhalt, dass man erst zu SANGUIS aus den schützenden, wenn auch nicht ganz dichten, Zelten kroch, um von den Österreichern überrascht zu werden. Ich kann die Kapelle allen Blackies wärmstens weiter empfehlen- Black Metal, wie er sein soll: Er war roh, finster und auch so bitterkalt. Nach der nächsten Band die vermutlich größte positive Überraschung des Festivals-
und diese Band hörte auf den Namen LIVIDITY. Deren Sick-gig war von hinten bis vorne absolut perfekt. Die Musik kam unglaublich druckvoll (weitaus besser als auf CD), der Schlagzeuger ist eine Maschine und die ultra tiefen Grunts und hohen Screams waren einfach nur ultra. Dazu schafften LIVIDITY, was VOMITORY nicht vermochten: Sie blieben trotz der extremen Anti-Feminist-Porn-Gore-Grind-Mucke abwechslungsreich. Die Stimmung war für die Uhrzeit mehr als ordentlich und sie schafften sogar, was sonst nur die Headliner vermochten: Einen Moshpit. Garniert wurde das Ganze von den Ansagen wie „Who of you has anal sex? I bet that girl with the red hair has. Oh yeah, she’s like stick it...” – den Rest kann man sich denken, würde sowieso nur der Zensur zum Opfer fallen (ihr Freund fand es übrigens sehr lustig). Auch ganz lässig angesagte Songtitel wie „In gore and guts I’ll fill you with my semen“ trugen zur Unterhaltung des Publikums bei. Bei einem kurzen Gespräch nachher zeigte sich dann aber der wahre Charakter der absolut sympathischen und freundlichen Band, deren Sänger Grün wählt- und das in den USA.
EVOCATION fiel der altbekannten Fress- und Umziehpause zum Opfer, was im Nachhinein vermutlich ein Fehler war, da viele ihren Auftritt lobten.
ABSU rissen dann weder mich, noch meinen ABSU-Fan-Kumpanen vom Hocker.
Die Stimmung hob sich dann jedoch wieder bei THYRFING, die in die einfache Pagankerbe schlugen; schön zum Mitschunkeln und –gröhlen. Besonders peinlich waren jedoch die Ansagen, wobei ich die schlimmste zitieren möchte: „How do you like it in the sun? How do you like it in the... dirt? Because that’s where we all belong- because we belong to the human race! And our next song is about all this fuckin’ shit!” Mehr muss man nicht dazu sagen, schönes Konzert mit/wegen hohem Lachfaktor.
Ach ja, Überraschung die Dritte, noch vor SANGUIS: BELPHEGOR! Enttäuschten mich die Salzburger noch vor einiger Zeit live, so war ihr Erscheinen am KOA mehr als sehenswert. Die Beleuchtung und ihr Auftreten machten mich glauben, dass wirklich satanische Mächte hinter diesem Schauspiel steckten. BELPHEGOR erzeugten die absolut bedrohlichste Atmosphäre, der ich je beiwohnen durfte. Der Sound war gut und die Songs auch sehr fein. Zudem kam der Humor nicht zu kurz – Fans, die Helmuths Englisch auf der Bühne lächerlich fanden, hielten Schilder mit „RED DEITSCH!“ in die Höhe und ernteten seinerseits einen Mittelfinger; auch bei störenden Schreien gab der Gute ein lautes „GUSCH!“ von sich – und die Band bewies, dass man seine Oma nicht nur wegen der Musik zu keinem ihrer Konzerte mitnehmen sollte: „FICKEN?“ (Stille) „WOS IS JETZ, HERST?!“
Anschließend konnten EINHERJER mit einer zu lauten Gitarre und einem akustisch unverschämt monströs eingestellten und daher alles penetrierenden Bass, nun ja... begeistern? Doch obwohl der unbeabsichtigte Drone-Sound eindeutig nicht zu der eigentlich ohrenfreundlichen Spielrichtung der Band passte, war sowohl das Songmaterial als auch die Band ganz nett, wobei sie Fans noch besser gefallen haben dürften.
Als letzte Band des letzten Tages und somit des ganzen Festivals waren dann AMON AMARTH dran, für die es mittlerweile nicht einmal mehr eine böse Zunge braucht, um sie als Festivalhuren zu bezeichnen- diese ihre Eigenschaft merkte das geschulte Auge ihnen auch leider sehr stark an. Von vertraut, intim oder intensiv kann seit langem nicht mehr die Rede sein- von kreativ eben so wenig. Die Routine ist ihnen leider schon mehr als anzumerken, und das ewig Gepose und Auf-Deutsch-Zuprosten, das beim zweiten Mal AMON AMARTH für den anspruchsvollen Zuseher ernüchternd ist, wird beim dritten Mal noch viel schlimmer. Dazu kommt eine immer gleiche Setlist mit quasi 3 ausgelassenen Alben (ja, immer die Frühwerke) und der übelste Headliner-Sound überhaupt nach 40-50 Minuten Soundcheck; kurzum machen es einem die Schweden nicht leicht, sie mit der Zeit nicht zum Kotzen zu finden. Obwohl ich mir schon sehr wenig erwartet hatte, wurden meine Erwartungen noch immer enttäuscht und ich verließ nach Beendigung des Gigs mit einer Stinkwut im Bauch das Schlammfeld. Da ich beim Schreiben dieses Berichtes schon wieder fröhlicher gestimmt bin, kann ich eine Regel und zwei Empfehlungen aussprechen;
zuerst die Regel: Die Güte der Auftritte verliert exponential zur Zahl der gesehenen Auftritte (inklusive des gerade gesehenen).
dann die Empfehlungen:
Empfehlung für Fans: AMON AMARTH nach dem ersten Auftritt meiden- Wut im Bauch gibts anderswo billiger.
Empfehlung für die Band: Gönnt euch mal eine längere Livepause, geht in euch, überlegt euch etwas neues für eure Show und rekapituliert, was für Songs ihr bereits aufgenommen habt- ihr werdet gewiss auf mehr als die 12 immer wieder gespielten stoßen.
Nach dem Gig fuhren wir ob des schlecht prognostizierten Wetters direkt nach Hause, Zusammenpackvorbereitungen waren schon getroffen und um zirka dreihundert dreißig wurde die Handbremse gelöst. Nach so viel Extremmetal war man dann ganz froh, im Radio ein bisschen gemütlichen Jazz zu hören und olle Kamellen mitsingen zu können –
Aaabra aaabra kadabra; i wanna reach out and grab ya!