Black Metal Alarm: Wandar Black Horizons Mortal Intention Fantoft

Black Metal Alarm: Wandar, Black Horizons, Mortal Intention, Fantoft

Black HorizonzFantoftMortal IntentionWandar
Leipzig, Villa
18.09.2009
Wenn ein Konzertabend gegen 4.30 Uhr mit konservierten Nekro-Dance-Perlen des Kalibers „Poison“, „The Final Countdown“ und „Eye Of The Tiger“ endet, hat man entweder gehörig Frust zu kanalisieren – oder man schwelgt in den letzten Zügen einer gelungenen Veranstaltung. Was auch immer der ausschlaggebende Punkt sein mag, wir gehen die Sache am besten chronologisch an.
Es ist Freitag, die Uhr zeigt 21 Grad, vor der Villa werden die glanzgespülten Loden der Haute-Volée ein letztes Mal gebürstet, bevor es schließlich festen Schrittes gen Gewölbe geht, wo sich anlässlich des ersten Black Metal Alarms ein distinguiertes Völkchen eingefunden hat. Das mit Kopf und Kater geliebte Château Sternbúrgh fließt bereits in schwarz-goldenen Bächen, aus dem Veranstaltungsraum schwebt teuflisches Gekicher, und nach kurzer Zeit erbitten sich FANTOFT dann auch ein wenig silenzio – der Himmel mag warten können, die Hölle indes hat es eilig!

Die Leipziger Jungbarden – dereinst in einer norwegischen Holzkirche auf ewig aneinander geschmiedet, wenn man der Legende Glauben schenken darf - sehen am heutigen Abend zur Überraschung Weniger von allzu gelehrten Chansons ab und widmen ihre gut 30-minütige Matinee den Untiefen zeitgenössischer Rockmusik. Dabei werden in elektrisch verstärktem Gewand die letzten Dekaden eines vergangenen Jahrhunderts beschworen, Zeiten mithin, in denen Entitäten wie VENOM und DARKTHRONE noch aufrecht auf Erden wandelten, um dem geneigten Publikum ein angenehm krustiges Schauern durch die müden Knochen zu jagen.
Und siehe da: FANTOFT können mit ihrer grimmigen, technisch angemessen räudigen Darbietung durchaus punkten, rumpeln sich augenzwinkernd von rockigen Passagen bis hin zur Highspeed-Onanie, und brächten mit „Slashing The Priest“ wahrscheinlich sogar einen Song auf „Black Metal“ unter, wenn denn diese Scheibe nicht schon seit gut 20 Jahren in ihrer käuflichen Endfassung vorliegen würde. Dem Publikum ist’s einerlei – die Bänder fallen, die Haare wallen, und insgesamt darf man dem okkulten Trio heute ohne Zweifel eine gelungene Partie bescheinigen.

MORTAL INTENTION mühen sich im Anschluss redlich, dem ausgelassenen Treiben im Barbereich Herr zu werden, können aber leider noch immer nicht über die volle Distanz überzeugen. Dafür steht den hymnenhaften Passagen des musikalischen Schaffens noch immer zu viel Riffing um des Riffings Willen entgegen, zu viel Gesichtsloses und schlussendlich Beliebiges. Gut möglich, dass die angestrebte Kombination aus Death und Black Metal diesem Punkt noch Vorschub leistet, denn gerade in diesem Metier tummeln sich doch so einige Ensembles, die zwar grimmen Auges der endgültigen Synthese entgegen streben, auf dem Weg zu selbiger jedoch weder Fisch noch Fleisch zu Tische bringen.
Dass das nicht jedermann so sieht, versteht sich von selbst – meine Wenigkeit hingegen überlässt die Band nach drei Songs dem feierwütigen Kern des Publikums, um stattdessen einer Handgerollten die längst überfällige Aufwartung zu machen.

Nächster Programmpunkt laut Menü: BLACK HORIZONZ. Doch was ist das? Statt pottschwangerem Black Thrash tönt von den Brettern überwältigend hymnisches Pagangebräu, was im Umkehrschluss nur heißen kann, dass sich WANDAR zur vorzeitigen Präsentation entschlossen haben.
Und wie die Hallenser im warmen Licht der flugs herbeigeschafften Fackeln präsentieren: Eisige Riffschwaden vermählen sich mit geisterhaften Synthflächen und gedehnten Screams zu einer wahrhaft erhebenden Sinfonie der Elemente, nippen hier am Nektar der Geschwindigkeit, um die entfesselte – gleichwohl stets melodische - Saitenraserei im nächsten Moment mit angenehm getragenem Schlagzeug zu kontrastieren. Ein unglaublich anmutiger, über weite Strecken fast meditativer Mahlstrom, der sich hier über das gebannte Auditorium ergießt und die Reihen recht bald und eng zusammenrücken lässt – eine Band, die schon aufgrund der Offenbarung „Vergessenes Wandern“ mit mindestens einer Backe fest auf dem Thron sitzt, der noch gestern auf ewig von HELRUNAR okkupiert schien. Und ganz ehrlich: Man ist fast ein wenig froh, dass ENDEZZMA und NEFARIUS aufgrund von Bookerquerelen nicht nach Leipzig kommen konnten.
Das Fazit fällt demnach denkbar einfach aus: Grandios! Mitreißend! Ergreifend! Ein Fest für Ohr und inneres Auge, und in puncto Sound und Stimmung unbestritten das absolute Glanzlicht des Abends.

Was zur Hölle soll nun noch folgen? Wer soll nach diesem schwelgerischen Schwergewichts-K.O. die Reste eines Wintertraums aufklauben, um über schneebedeckten Weiten vielleicht seine eigene Walstatt zu errichten? - BLACK HORIZONZ aus Kamen stellen sich der Herausforderung mit geschwellter Brust und bauen ganz unbekümmert auf eine stilistische Kehrtwende hin zum rotzig-rohen Dunkelthrash. Das funktioniert für sich betrachtet recht ordentlich, zumal man dadurch einen Schulterschluss zum Opener des Abends schafft, nur ist der reizgeflutete Cortex des Rezensenten zu diesem Zeitpunkt zu keinerlei Aufnahme mehr fähig. Zu kraftvoll hallen die Bilder WANDARs nach, zu redselig ist die Gemeinschaft, zu zwingend auch wird später der Länder spaltende Ruf der HEROES DEL SILENCIO, der gleich einer schwarzen Katze durch die Gewölbe schweift…

So endet die Nacht auf der Tanzfläche, in der Tür stehen die fleißigen Helfer der Villa bereits mit dunklen Augen und geschärften Besen, der DJ legt mit leisem Seufzen einen letzten MAIDEN-Song auf und entlässt die Besucher schließlich in die kühle Septemberluft einer träumenden Stadt...


Alle Fotos: Fräulein V. (www.myspace.com/333271453)

www.myspace.com/blackhorizonz
www.myspace.com/wandarmetal
www.myspace.com/mortalintention
www.myspace.com/fantoft666

www.m-metalheadz.de

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