Hammer Of Doom II

Hammer Of Doom II

Count RavenDark Forest (GB)Dawn Of WinterPagan AltarSpiritus MortisThe Gates Of SlumberThe Lamp Of ThothTrouble
Würzburg, Posthalle
17.10.2009
Die Würzburger Posthalle befindet sich direkt neben dem Hauptbahnhof und ist somit für Konzertbesucher von auswärts gut zu erreichen. Sogar mein Linienbus aus Berlin/Leipzig hält fast direkt vor der Halle. Das ist praktisch für viele, denn das zweite, von den Keep-it-True-Machern organisierte Hammer of Doom wartet mit einem Billing auf, für welches so mancher Freund des Doom Metal eine längere Anreise in Kauf nimmt.

Ganz und gar nicht doomig legen zunächst DARK FOREST, die erste der neun Bands des Tages, los. Die schnellen und melodischen Stücke, welche von den Jungs rasant und fröhlich vorgetragen werden, sind Power Metal. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn mittags, gegen 15 Uhr, muss es schließlich auch noch nicht ganz so ernst zugehen. Die Spielfreude der Briten provoziert dann auch so manches Mitnicken im Auditorium und man wird durch einen kurzweiligen, dreiviertelstündigen Auftritt mit schnellen Riffs und teilweise sehr hohen Gesangslinien geführt, welcher mit dem Song „Fight for Metal“ einen klassischen Abschluss findet.
DARK FOREST sind ein sehr engagierter Opener, der Lust auf mehr Metal macht – wer so etwas für sein eigenes Festival benötigt, der sollte die Band unbedingt in Betracht ziehen.

Wer erwartet hatte, dass DAWN OF WINTER fröhlich so weitermachen und noch mehr Power Metal darbieten würden, der wurde eines Besseren belehrt. Denn obwohl sich die Belegschaft der Band nicht unerheblich mit der Besetzung der Traditionsmetaller SACRED STEEL überschneidet (inklusive Gesang!) geht es nun los mit den Doom-Klängen. Langsame Drums setzen ein und ebenso langsam schlendern die drei restlichen Bandmitglieder zu ihren Instrumenten, um mit "Titus Vanis", einer Hommage an die Doom-Götter SAINT VITUS, ihr erstes Stück zum Besten zu geben.
Und eine Hommage an den Doom und seine Helden wird auch der Rest des Auftrittes sein. DAWN OF WINTER lieben Doom - daran lassen Sie mit ihren Ansagen, mit den Texten, welche die Pioniere von CANDLEMASS bis REVEREND BIZARRE hochleben lassen und schließlich mit ihren langsam, aber kraftvoll walzenden Songs keinen Zweifel. Es sind Songs aus allen Epochen der Bandgeschichte, von "Slow is the Suffering", über neue Stücke, bis hin zu dem Bandsong "Dawn of Winter". Die Süddeutschen dürften ein paar neue Freunde ihrer Musik hinzugewinnen und können sich im Anschluss auf einen Abend mit einigen Ihrer eigenen Vorbilder freuen.

Es wird allerdings noch ein wenig dauern, bevor diese Vorbilder die Bühne beehren werden, denn zunächst bekommt man es mit SPIRITUS MORTIS aus Finnland zu tun. Deren Musik ist schwer zu beschreiben. Sie legen zwar ziemlich rabiat los, sind dann aber nicht stetig. Jeder Song ist irgendwie anders und abwechselnd bekommt man rockige Metalsongs und schwermütige Doomstampfer geboten, andere Songs erinnern wieder ein wenig an alte MANOWAR und warten mit ziemlich netten flinken Gitarrensoli auf.
Ähnlich abwechslungsreich präsentiert sich der Gesang des Frontmannes: Einige Male werden die Stücke mit einer tiefen Sangesstimme unterlegt, dann wieder mit Growls, einige Male mit deutlich höheren Tönen und einmal klingt er beinahe wie DANZIG mit Akzent. So schwer die Musik auch einzuordnen ist, einen Teil des Publikums kann die Band mitreißen und mitreißend ist auch der mächtige "Doom Song", mit dem uns SPIRITUS MORTIS in die Pause schicken.

Mit dem Song "The Lamp of Thoth" legt die Band THE LAMP OF THOTH los und vom ersten Moment an herrscht Bewegung in den vorderen Reihen. „We Love the Lamp“-Sprechchöre legen nahe, dass die drei Damen und Herren aus Großbritannien von einigen Besuchern bereits herbeigesehnt wurden. Und das nicht zu Unrecht.
Mit ihrem schrägen und flotten Doom treffen sie sicherlich ins Herz des geneigten Zuhörers und können die gute Stimmung mit Humor und Spielfreude über die gesamten 45 Minuten ihres viel zu kurzen Auftrittes halten. Neben ansprechenden eigenen Songs wird auch eine etwas schräge Coverversion eines SAINT VITUS-Titels dargeboten und mit "Frost and Fire", einer ebenso schrägen Version des Hits von CIRITH UNGOL, wird ein kurzweiliger Auftritt abgeschlossen, der Lust auf mehr LAMP OF THOTH macht.

Unter Aufwendung einer ganzen Menge Kunstnebel nimmt ein schwergewichtiges Trio mit viel Bart den Platz auf der Bühne ein. Dabei handelt es sich nicht etwa um ZZ TOP, sondern um THE GATES OF SLUMBER und anstelle von Blues Rock wird True Doom aufgespielt. Wie auch schon auf dem diesjährigen KIT klingen die Amis nett, sie stechen aber nicht sonderlich zwischen den anderen Bands hervor. Das soll aber nicht bedeuten, dass die Amerikaner schlecht ankommen würden: Die Menge schaukelt wohlwollend zu den epischen und doomigen Songs mit und vielleicht verleitet die Vorstellung den einen oder anderen Zuschauer sogar, sich das neue Album der Band „Blood and Thunder“ zuzulegen. Insgesamt empfinde ich den Auftritt jedoch eher als erholsam.

Gut, dass ich mich erholen konnte! Denn jetzt sind Jubel und inbrünstiges Mitsingen gefragt. Außerdem ist die Zeit der Headliner gekommen und die Bands dürfen fortan eine ganze Stunde lang spielen. Bereits zu Beginn der Show der von vielen erwarteten COUNT RAVEN folgt die Offenbarung: Der Titel des zweiten Albums der Band, "Destruction of the Void", dessen Titelsong an dritter Stelle der Setlist gespielt wird, bekommt für mich einen tieferen Sinn. Zwar füllen die drei schwedischen Hippie-Doomer das personelle Vakuum auf der Bühne nicht ganz so eindrucksvoll aus wie die GATES OF SLUMBER vor ihnen, aber der mächtige Sound und die charismatische Bühnenpräsenz lassen keinen Platz mehr für Leere. COUNT RAVEN ziehen ihr Publikum vom Anfang bis zum Ende in ihren Bann und sorgen für allgemeines Entzücken.
Mit "Hippies Triumph" bekommt man zudem den wahrscheinlich einzigen Metalsong geboten, bei welchem neben dem Zeigefinger der Mittelfinger an Stelle des kleinen Fingers die emporgestreckte Faust krönen darf. Und als besonderes Geschenk wird der ehemalige Sänger Chris, welcher zeitweise auch für SAINT VITUS tätig war, auf die Bühne geholt und gemeinsam wird ein Stück zum Besten gegeben. Solch eine Show lindert auch das Bedauern über die Tatsache, dass sämtliche Merchandise-Artikel vergessen worden sind. Nach herzlichen Versöhnungsgesten zwischen ehemaligen und aktuellen Bandmitgliedern ist Schluss und der zufriedene COUNT RAVEN-Fan kann sich entspannt mit den nachfolgenden Bands befassen.

Die erste dieser nachfolgenden Bands sind PAGAN ALTAR. Diese Urgesteine des Doom und Legenden des NWOBH kommen mystisch aus dem Nebel, bevor sie in blaues Licht getaucht beginnen, ihre wundervollen Songs zu zelebrieren. Leider ist der Sound zunächst etwas dürftig und auch mit den Monitorklängen kommen die Engländer nicht sonderlich gut zurecht. Und damit nehmen die Pannen noch kein Ende, denn während des vierten Songs, "Cry of the Banshee", fällt die Leadgitarre aus und das fällt auf. Denn die magisch-atmosphärischen Songs bekommen neben dem Gesang von Terry Jones erst durch das nahezu unvergleichliche Leadspiel von Alan Jones ihren besonderen Schliff.
In der mehrere Minuten andauernden Pause werden PAGAN ALTAR mit gehörigem Jubel bedacht, ehe es dann endlich mit "Sentinels of Hate" weitergehen kann. Dann läuft das Konzert ohne größere Zwischenfälle und mit Songs wie "Satans Henchmen", "Samhien" oder "March of the Dead" kommen Freunde der Druidenmetaller auf ihre Kosten. Es bleibt zu hoffen, dass es beim nächsten Mal auch besser mit der Technik klappt!

DEATH ROW sind die Band, welche PENTAGRAM waren, bevor sie PENTAGRAM waren. Obwohl sie davor auch schon einmal PENTAGRAM gewesen sind. Also genau genommen beschreibt DEATH ROW eine bestimmte Phase in der Geschichte von PENTAGRAM zu Beginn der 80er, welche unter einem anderen Namen als PENTAGRAM stattgefunden hat. Und um Songs aus dieser Phase soll es heute Abend gehen.
Dazu haben sich die Originalmitglieder von DEATH ROW, Joe Hasselvander, Victor Griffin und Martin Swaney zusammengefunden. Für die Verstärkung am Mikrofon haben sie sich Sänger Eric Wagner, ehemals TROUBLE, eingeladen. Es zeigt sich, dass das eine gute Idee war, denn Wagners einmalige Sangesstimme passt hervorragend zum Klangbild und führt durch eine beeindruckende Stunde mit getragenen, beinahe schon hypnotischen Songs, welche ich aus Unkenntnis leider nicht aufzählen kann. Dennoch bekommt man den Eindruck, Zeuge eines außerordentlich denkwürdigen Ereignisses zu sein und mit Beifall wird auch hier nicht gespart. Sollte eines Tages ein Mitschnitt dieses Auftrittes auftauchen, so kann ich ein Antesten nur empfehlen.

Der Notenständer wird weggeräumt und da Eric Wagner für TROUBLE dann nicht mehr zur Verfügung steht, mussten sich die Amerikaner einen anderen Sänger engagieren. Und dabei haben sie sicherlich nicht gespart, denn den neuen Mann am Mikro hat man sich bei der amerikanischen Hard-Rock-Legende WARRIOR SOUL ausgeliehen.
Während Eric Wagner eher den zurückhaltenderen und coolen Frontmann darstellt, ist Kory Clarke der Wilde, welcher von Beginn an für ordentlichen Schwung auf der Bühne sorgt. Er singt und schreit und springt und tanzt und spuckt in die Luft und fängt auf, was er da von sich gegeben hat und wirft sich auf den Boden, nur um wieder aufzuspringen und dem nach acht Bands sichtbar erschöpften Publikum mit einer Salve von gebrüllten „Thank Yous“ für die Aufmerksamkeit zu danken. Er klingt zwar anders als Wagner, aber dennoch gut, wie man es von WARRIOR SOUL kennt.
Und mit ihm bietet eine einwandfrei zusammenspielende Band unter der Leitung der beiden legendären Doom-Gitarreros Bruce Franklin und Rick Wartell einen abwechslungsreichen Ausflug durch die 25-jährige Albengeschichte von TROUBLE und spielt neben anderen Krachern "Come Touch the Sky", "The Tempter", "Wickedness of Man", "Assassin" oder auch neuere Songs wie "Hunters of Doom", welche sich gut ins Programm einfügen. Der Gruppe geht dabei im Gegensatz zum Publikum nicht die Energie aus und so wird in der Zugabe noch "R.I.P." heruntergerockt.
Da es der letzte Abend auf TROUBLEs Europatour ist, bekommen Tourmangerin und Roadies öffentlich den Dank der Band ausgesprochen und halb zwei gehen nach einem furiosen Gastspiel der Doomer langsam die Lichter aus in der Posthalle.

Zufrieden und erschöpft stellt man sich nur noch die Frage, was da noch kommen soll auf dem Hammer of Doom. Die Antwort gibt der ausgehändigte Flyer für das Hammer of Doom III am 6. Februar 2010: Nach der Hommage durch DAWN OF WINTER, der Coverversion von THE LAMP OF THOTH und dem Gastsängerauftritt bei COUNT RAVEN ist anzunehmen, dass sich die meisten Besucher mit dem Gedanken an ein Konzert mit SAINT VITUS anfreunden können. Denn diese werden im nächsten Jahr Würzburg heimsuchen und dabei durch WHILE HEAVEN WEPT, GRIFTEGARD, THE WIZARD und ATLANTEAN KODEX unterstützt. Hingehen dürfte nach den heutigen Erfahrungen kein Fehler sein.


Bericht und Bilder: Stefan Chlebowski - Dank für die Arbeit!


DARK FOREST
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SPIRITUS MORTIS
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THE GATES OF SLUMBER
COUNT RAVEN
PAGAN ALTAR
TROUBLE

www.myspace.com/hammerofdoomfestival

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