Leaves’ Eyes Atrocity Sirenia Elis Stream Of Passion
Leaves’ Eyes, Atrocity, Sirenia, Elis, Stream Of Passion
Leipzig, Hellraiser
21.11.2009
21.11.2009
Familie Krull ist langweilig, Familie Krull fällt die Decke auf den Kopf, Familie Krull braucht Geld. Also muss mal wieder getourt werden. Ein Name ist auch schnell gefunden, “Beauty And The Beast Tour” wird die Herbsttournee quer durch Europa getauft. Da aber LEAVES’ EYES und ATROCITY allein allerdings mitnichten die Zugkraft besitzen, die sie vielleicht gern hätten, müssen noch drei andere Bands herangeholt werden. Da hilft die Plattenfirma doch gern mit ELIS und STREAM OF PASSION aus und Frauenverschlinger Morten von SIRENIA braucht man bestimmt auch nicht zweimal bitten, sich zwischen all den hübschen Frauen noch dazwischenzuzwängen.
Der Spaß beginnt circa gegen halb 8 in einem circa zur Hälfte gefüllten Hellraiser. STREAM OF PASSION haben soeben gnädigerweise ihre zerknitterte Bandflagge über das abgedeckte Krullsche Familienschlagzeug legen dürfen, als ein letzter Blick über das im Dunkel verschwindende Publikum offenbart, dass gegenüber den sonst stattfindenden Death und Black Metal Konzerten der weibliche Besucheranteil spürbar gestiegen ist. Leider aber auch die Anzahl der älteren Herren und/oder Keine-Freundinnen-Haber. Soll aber egal sein, da Metal ja zum einen eh ein schmutziges und hässliches Geschäft ist, zum anderen die Blicke sich sowieso vornehmend auf die holden Damen vor den Mikrofonen richten.
So auch bei den Holländern, die bereits auf ihrer letzten Scheibe mit fein ausgearbeitetem Gothic Metal zu begeistern wussten und nun live die von Sängerin Marcela vorgetragenen Stücke ebenso sympathisch darbieten. Der Gesang ist gelungen, die großen Posen sind perfekt einstudiert, der Bassist schüttelt sich im Sprung die Zöpfe vom Kopf, der Gitarrist probiert mal eben alternative Griffe an seinem Arbeitsgerät aus und das Publikum öffnet seine Poren und spielt Musikschwamm. Selbst das minimalistische RADIOHEAD-Cover „Street Spirit“ kommt authentisch rüber. Zu meckern gibt’s da eigentlich nur mal wieder beim Sound, der es leider nicht hinbekommt, den musikalischen Fokus auf die klare Stimme auch auf den Raum zu übertragen, da vor allem das Schlagzeug alles wegböllert. Nach einer halben Stunde ist Schluss, aber vom Gefühl her wäre da durchaus noch mehr Platz gewesen.
Dennoch, bei Familie Krull herrscht Ordnung. Wozu gibt es denn einen strikten Zeitplan, wenn sich keiner dran halten würde? Genau, also ab zur nächsten Runde. ELIS spielen die zweite Geige, auch wenn sie gar keine dabei haben. Stilistisch jedenfalls stehen sie ihren Vorgängern in Sachen rockigem Female Gothic Metal in nichts nach, auch wenn hier genauso die „Beauty“ ohne das „Beast“ auskommen muss. Die Liechtensteiner legen allerdings durchaus mehr Power und Spritzigkeit an den Tag, was sich vor allem auch in der Bühnenperformance äußert. Bei alten Songs wie „Der letzte Tag“ und auch bei Stücken vom die Tage erscheinenden neuen Album wie zum Beispiel „Firefly“ triumphiert der Rock vor der Melancholie. Frontfrau Sandra pendelt zwischen Luftgitarre und Bauchtanz, die Gitarristen indes üben mit wippenden Schenkeln für den nächsten klopapierlosen Ausflug ins Grüne. Und auch weil ELIS keine Unbekannten mehr sind, sprüht der Applaus förmlich aus den Händen des Publikums. Ja, das Publikum bei solchen Konzerten ist auch dankbarer und enthusiastischer und sieht wohlwollend über den wiederholt suboptimalen Sound hinweg. Auch hier ist dann nach bereits 30 Minuten Schicht im Schacht, Spaß scheint es allen Beteiligten gemacht zu haben.
Dritte im Bunde sind nach kurzer Kehrpause dann SIRENIA, dabei zeigt die Uhr gerade mal eine Uhrzeit, wo andere Konzerte noch nicht einmal angefangen haben. Die Norweger leben auf Platte von ihren eingängigen, gut durchgemischten Melodien. Dementsprechend schwer haben sie es aber auch an diesem Abend, da sich – man kann es bestimmt schon erahnen – der Sound immer noch nicht gebessert hat. Die für den Gesamteindruck wichtigen Keyboard und Chor-Elemente, wie immer vom Band, sind nur schwer zu lokalisieren, der Gesang von Ailyn geht ebenfalls unter den hämmernden Drums und Gitarren unter, einzig die Growls von Morten sind gut abgemischt. Aber damit kennt man sich ja wohl offensichtlich aus. Dennoch kann man sich unter Kenntnis der Songs bei der dargebotenen Show gut amüsieren. Die Band ist gutgelaunt (So gut, dass man auch schon mal den falschen Song ankündigt), das Publikum ist immer noch heiß, also warum nicht den Moment auskosten, vor allem, da auch Material vom ersten Album nicht zu kurz kommt? Und eines wird hier weiterhin klar: Das Publikum bei solchen Konzerten lässt sich auch viel leichter dazu überreden, die Hände in die Luft zu reißen und kräftig mitzuklatschen. Spielzeit? Na klar, ne runde halbe Stunde.
Nun aber, nachdem die Gäste weg sind, kann das Familientreffen beginnen. Was ATROCITY musikalisch mit dem Thema zu tun haben? Nüscht. Was ATROCITY musikalisch überhaupt zu bieten haben? Nicht viel. Gerade noch im Dominastudio - jetzt auf unserer Showbühne! Fünf Männer, einer davon mit Haaren bis weit unter dem Arsch, spielen die Hits der 80er. Und nur Hits der 80er, natürlich keine eigenen. Vor großen Bannern mit gelackten Ladys turnen gar zwei echte, leichtbekleidete Exemplare zu bekannten Melodien. Dazwischen noch etwas Gerede über Fußball – was Männer wollen, scheint hier jedenfalls ordentlich recherchiert worden zu sein. Trotz dieses anödenden Umfelds muss man sich aber klar eingestehen, dass zum einen dieser Alex Krull schon ne ganz schön coole Sau ist, die genau weiß, wie sie mit dem Publikum umzugehen hat. Zum anderen ist das Songmaterial nicht umsonst zu Hits geworden, die jeder im Raum mitsingen kann. Zu guter letzt wäre da aber noch der heimliche Held des Abend, Drummer-Neuzugang Seven, dem seine amerikanische Mutter wohl so viel Kraft in die Wiege gelegt hat, dass er mal locker drei Snares hintereinander zerkloppt und auch sonst scheinbar gelangweilt allerlei Kunststücke mit seinen Sticks anstellt. Somit bringt es die auf dem Papier für eine Metalband doch recht ärmliche Vorstellung doch noch irgendwie zu einem anspruchslosen Unterhaltungswert, was auch das Publikum die ganze Dreiviertelstunde sichtlich genießt.
Jetzt aber flugs die anzüglichen Banner durch coole norwegische Symbole ausgetauscht, hinten noch schnell mal das Deo an den Achseln riechen lassen und alle Mann wieder raus auf die Bühne. Denn, wer es noch nicht wusste, LEAVES’ EYES sind Liv Christine plus die Band von ATROCITY, also exakt die gleiche Besetzung, nur braver, irgendwie melancholischer und vor allem nordischer. Somit säuselt Liv also ihre romantischen Zeilen ins Mikro, während die Mannen um sie herum in die Vollen hauen. Funktioniert aber letztlich überhaupt nicht, vor allem, da bereits auf Platte von Mal zu Mal die Ideen ausblieben. Viel mehr als unzusammenhängendes Geriffe kommt da nicht heraus. Echte Ausdruckskraft sucht man hier vergebens, wäre nicht einmal mehr der enthusiastische Krull-Berserker, der das Publikum in Schach hält, wären die Zuschauer wohl im Stehen eingepennt. Einzig bei dem akustischen und ruhigeren „Irish Rain“ kommt so etwas wie Atmosphäre auf, zumal dort auch der Gesang besser zur Geltung kommt. Dennoch ist man am Ende irgendwie froh, den lang gezogenen Kaugummi nach den obligatorischen Zugaben auch endlich mal wegspucken zu können, und das sogar schon ganz knapp nach Mitternacht.
Der Spaß beginnt circa gegen halb 8 in einem circa zur Hälfte gefüllten Hellraiser. STREAM OF PASSION haben soeben gnädigerweise ihre zerknitterte Bandflagge über das abgedeckte Krullsche Familienschlagzeug legen dürfen, als ein letzter Blick über das im Dunkel verschwindende Publikum offenbart, dass gegenüber den sonst stattfindenden Death und Black Metal Konzerten der weibliche Besucheranteil spürbar gestiegen ist. Leider aber auch die Anzahl der älteren Herren und/oder Keine-Freundinnen-Haber. Soll aber egal sein, da Metal ja zum einen eh ein schmutziges und hässliches Geschäft ist, zum anderen die Blicke sich sowieso vornehmend auf die holden Damen vor den Mikrofonen richten.
So auch bei den Holländern, die bereits auf ihrer letzten Scheibe mit fein ausgearbeitetem Gothic Metal zu begeistern wussten und nun live die von Sängerin Marcela vorgetragenen Stücke ebenso sympathisch darbieten. Der Gesang ist gelungen, die großen Posen sind perfekt einstudiert, der Bassist schüttelt sich im Sprung die Zöpfe vom Kopf, der Gitarrist probiert mal eben alternative Griffe an seinem Arbeitsgerät aus und das Publikum öffnet seine Poren und spielt Musikschwamm. Selbst das minimalistische RADIOHEAD-Cover „Street Spirit“ kommt authentisch rüber. Zu meckern gibt’s da eigentlich nur mal wieder beim Sound, der es leider nicht hinbekommt, den musikalischen Fokus auf die klare Stimme auch auf den Raum zu übertragen, da vor allem das Schlagzeug alles wegböllert. Nach einer halben Stunde ist Schluss, aber vom Gefühl her wäre da durchaus noch mehr Platz gewesen.
Dennoch, bei Familie Krull herrscht Ordnung. Wozu gibt es denn einen strikten Zeitplan, wenn sich keiner dran halten würde? Genau, also ab zur nächsten Runde. ELIS spielen die zweite Geige, auch wenn sie gar keine dabei haben. Stilistisch jedenfalls stehen sie ihren Vorgängern in Sachen rockigem Female Gothic Metal in nichts nach, auch wenn hier genauso die „Beauty“ ohne das „Beast“ auskommen muss. Die Liechtensteiner legen allerdings durchaus mehr Power und Spritzigkeit an den Tag, was sich vor allem auch in der Bühnenperformance äußert. Bei alten Songs wie „Der letzte Tag“ und auch bei Stücken vom die Tage erscheinenden neuen Album wie zum Beispiel „Firefly“ triumphiert der Rock vor der Melancholie. Frontfrau Sandra pendelt zwischen Luftgitarre und Bauchtanz, die Gitarristen indes üben mit wippenden Schenkeln für den nächsten klopapierlosen Ausflug ins Grüne. Und auch weil ELIS keine Unbekannten mehr sind, sprüht der Applaus förmlich aus den Händen des Publikums. Ja, das Publikum bei solchen Konzerten ist auch dankbarer und enthusiastischer und sieht wohlwollend über den wiederholt suboptimalen Sound hinweg. Auch hier ist dann nach bereits 30 Minuten Schicht im Schacht, Spaß scheint es allen Beteiligten gemacht zu haben.
Dritte im Bunde sind nach kurzer Kehrpause dann SIRENIA, dabei zeigt die Uhr gerade mal eine Uhrzeit, wo andere Konzerte noch nicht einmal angefangen haben. Die Norweger leben auf Platte von ihren eingängigen, gut durchgemischten Melodien. Dementsprechend schwer haben sie es aber auch an diesem Abend, da sich – man kann es bestimmt schon erahnen – der Sound immer noch nicht gebessert hat. Die für den Gesamteindruck wichtigen Keyboard und Chor-Elemente, wie immer vom Band, sind nur schwer zu lokalisieren, der Gesang von Ailyn geht ebenfalls unter den hämmernden Drums und Gitarren unter, einzig die Growls von Morten sind gut abgemischt. Aber damit kennt man sich ja wohl offensichtlich aus. Dennoch kann man sich unter Kenntnis der Songs bei der dargebotenen Show gut amüsieren. Die Band ist gutgelaunt (So gut, dass man auch schon mal den falschen Song ankündigt), das Publikum ist immer noch heiß, also warum nicht den Moment auskosten, vor allem, da auch Material vom ersten Album nicht zu kurz kommt? Und eines wird hier weiterhin klar: Das Publikum bei solchen Konzerten lässt sich auch viel leichter dazu überreden, die Hände in die Luft zu reißen und kräftig mitzuklatschen. Spielzeit? Na klar, ne runde halbe Stunde.
Nun aber, nachdem die Gäste weg sind, kann das Familientreffen beginnen. Was ATROCITY musikalisch mit dem Thema zu tun haben? Nüscht. Was ATROCITY musikalisch überhaupt zu bieten haben? Nicht viel. Gerade noch im Dominastudio - jetzt auf unserer Showbühne! Fünf Männer, einer davon mit Haaren bis weit unter dem Arsch, spielen die Hits der 80er. Und nur Hits der 80er, natürlich keine eigenen. Vor großen Bannern mit gelackten Ladys turnen gar zwei echte, leichtbekleidete Exemplare zu bekannten Melodien. Dazwischen noch etwas Gerede über Fußball – was Männer wollen, scheint hier jedenfalls ordentlich recherchiert worden zu sein. Trotz dieses anödenden Umfelds muss man sich aber klar eingestehen, dass zum einen dieser Alex Krull schon ne ganz schön coole Sau ist, die genau weiß, wie sie mit dem Publikum umzugehen hat. Zum anderen ist das Songmaterial nicht umsonst zu Hits geworden, die jeder im Raum mitsingen kann. Zu guter letzt wäre da aber noch der heimliche Held des Abend, Drummer-Neuzugang Seven, dem seine amerikanische Mutter wohl so viel Kraft in die Wiege gelegt hat, dass er mal locker drei Snares hintereinander zerkloppt und auch sonst scheinbar gelangweilt allerlei Kunststücke mit seinen Sticks anstellt. Somit bringt es die auf dem Papier für eine Metalband doch recht ärmliche Vorstellung doch noch irgendwie zu einem anspruchslosen Unterhaltungswert, was auch das Publikum die ganze Dreiviertelstunde sichtlich genießt.
Jetzt aber flugs die anzüglichen Banner durch coole norwegische Symbole ausgetauscht, hinten noch schnell mal das Deo an den Achseln riechen lassen und alle Mann wieder raus auf die Bühne. Denn, wer es noch nicht wusste, LEAVES’ EYES sind Liv Christine plus die Band von ATROCITY, also exakt die gleiche Besetzung, nur braver, irgendwie melancholischer und vor allem nordischer. Somit säuselt Liv also ihre romantischen Zeilen ins Mikro, während die Mannen um sie herum in die Vollen hauen. Funktioniert aber letztlich überhaupt nicht, vor allem, da bereits auf Platte von Mal zu Mal die Ideen ausblieben. Viel mehr als unzusammenhängendes Geriffe kommt da nicht heraus. Echte Ausdruckskraft sucht man hier vergebens, wäre nicht einmal mehr der enthusiastische Krull-Berserker, der das Publikum in Schach hält, wären die Zuschauer wohl im Stehen eingepennt. Einzig bei dem akustischen und ruhigeren „Irish Rain“ kommt so etwas wie Atmosphäre auf, zumal dort auch der Gesang besser zur Geltung kommt. Dennoch ist man am Ende irgendwie froh, den lang gezogenen Kaugummi nach den obligatorischen Zugaben auch endlich mal wegspucken zu können, und das sogar schon ganz knapp nach Mitternacht.