Motörhead Der W & Black Stone Cherry

Motörhead, Der W & Black Stone Cherry

Black Stone CherryDer WMotörhead
Chemnitz, Messe
12.12.2009
Irgendwann dachte sich die Stadt Chemnitz einmal : „So ganz ohne Messehalle ist auch doof.“ Man hatte zwar eine Stadthalle, die wurde aber dauernd von Volksmusik und Comedy blockiert. Man könnte doch mal eine Messehalle bauen und so Horden von betrunkenen Abteilungsleiter nach Chemnitz zwingen. Leipzig und Dresden haben schließlich auch eine und Hannover ist nur wegen der Expo noch nicht an Langeweile implodiert.

Gesagt getan, irgendwo am Arsch der Welt fand man auch eine ausreichend große leer stehende Industriehalle und baute diese um. Man dichtete sich noch dazu, dass diese auch einen Straßenbahnanschluss habe, auch wenn der 500m entfernt ist, und dimensionierte die Halle mit 13.000 Stehplätzen dann doch vielleicht etwas zu groß. Na gut, DIE ÄRZTE und DIE TOTEN HOSEN bekamen sie voll und auch für RAMMSTEIN ist sie schon ausverkauft, aber dass MOTÖRHEAD das nicht schaffen würden, war schon Monate vorher klar. Eigentlich sollten da auch noch THIN LIZZY mitspielen und der Preis im Vorverkauf bei 32,50 € liegen, aber dann warfen THIN LIZZY ihren Sänger raus und DER W durfte für MOTÖRHEAD eröffnen, was wiederum den Eintrittspreis um 5€ nach oben trieb.

So begibt man sich also an einem kalten Samstag Abend zur Messe Chemnitz, wo schon ab 16 Uhr die ersten Fans auf den Einlass um 18 Uhr warteten und auch dann noch lange draußen ausharren müssen, da es nur fünf Eingangsschleusen gibt. Irgendwann kommt man aber doch drinnen an und darf seine Jacke ohne großes Gedrängel im Foyer abgeben, also an den Merchständen vorbei in den Innenraum. MOTÖRHEAD verlangen die erwarteten 30€ für ein T-Shirt, doch daneben bieten BLACK STONE CHERRY ihre Shirts für nen Zehner an. Da muss sich also wohl nur der Herr Weidner nach den Preisen des Headliners richten und wird gezwungen seine Shirts auch für 30 Ocken zu verkaufen. So steht es jedenfalls auf seiner Homepage.

Also in den Innenraum, der nur über einen Eingang in der hinteren rechten Ecke zu betreten ist und sich im Laufe des Konzertes immer mehr zum Nadelöhr entpuppt. Ein 0,4 Bier für 3€ geholt und erst mal umgesehen, die 13.000er Halle ist fast in der Mitte abgetrennt und im hinteren Bereich ist auch noch ein Stück hinter einem Vorhang verborgen. Die geschätzte Kapazität liegt wohl heute bei 5.000.

Bei sind aber zu Beginn um 19 Uhr vielleicht gerade mal 500 Nasen in der Halle und so kann man sich gemütlich einen Platz direkt zentral vor der Bühne aussuchen. Die Jungs aus Kentucky verfügen zwar nicht über die volle Lichtshow und nicht den besten Sound, dürfen aber wenigstens ihr großes Backdrop aufhängen und rocken auch gleich mit den beiden Opener „Rain Wizard“ und „Blind Man“ der beiden Alben los. Rocken, das bedeutet, dass die Band auch die große Bühne komplett ausfüllen kann. Gitarrist Ben und Bassist Jon rasen headbangend hin und her und Schlagzeuger John zieht nicht nur zwischen den Songs eine Show hinter seinem Schlagzeug ab. Dabei droht leider Sänger und Gitarrist Chris etwas unterzugehen, der Sound ist sowieso nicht allzu gut und auch sein Mikro ist für meinen Geschmack etwas zu leise. Sei es drum, BLACK STONE CHERRY machen 30 Minuten Spaß und ernten mehr als Höflichkeitsapplaus als dann Schluss ist. Die Band packt zusammen und sitzt auch schon im Bus um den Flieger zurück in die Heimat am nächsten Morgen um 9 Uhr in Düsseldorf zu erreichen.

Rain Wizard
Blind Man
Yeah Man
Maybe Someday
Lonely Train
We Are The Kings
Voodoo Child (Slight Return) (Jimi Hendrix Cover)

Jetzt also 45 zwiespältige Minuten DER W, von dem ich wohl niemals mehr Fan werde und so mir auch nur die ersten fünf und letzten beiden Songs zu Gemüt ziehe. Stimmung kommt direkt vor der Bühne jedenfalls keine auf, nur rechts vorne wird er abgefeiert und links gibt es mehr als Höflichkeitsapplaus. Dafür ist dann das Foyer prall gefüllt und hinten in der Halle kommt es immer wieder zu „aufhören“ Rufen. Wenn man sich die Vergangenheit des Mannes so betrachtet, kann man Sachen wie Autogrammstunden im Saturn im Chemnitz Center am Nachmittag vor dem Auftritt jedenfalls nicht verstehen oder geht es jetzt wirklich nur noch ums Geld? Davon sollte er doch genug haben.

Intro
Der W zwo drei
Liebesbrief
Schatten
Mein bester Feind
Waffen & Neurosen
Stille Tage im Klischee
Und wer hasst dich
Tränenmeer
Bitte töte mich
Geschichtenhasser
Gewinnen kann jeder
Pass gut auf dich auf

MOTÖRHEAD hatten die letzten Jahre immer einen Bogen um Chemnitz gemacht, die passenden Hallen stehen eher in Dresden, Leipzig und Erfurt. Jetzt ist es aber mal wieder soweit und es sind dann wohl so etwas zwischen 3.000 und 3.500 Leute in der Halle, auch wenn das schwer abzuschätzen ist aufgrund mangelnder Erfahrung mit der Messe Chemnitz.

Die Bühne ist komplett umgebaut und Mikkey Dee thront in gewohnter Weise über Phil und Lemmy, doch irgendwas ist heute anders. Lemmy hat verdammt schlechte Laune, knarzt irgendwas in sein Mikro, wechselt den Bass einmal – zweimal. Die beiden anderen bemühen sich, Lemmys Gesang ist stellenweise sehr schwach. „Be my Baby“ vom 2006er Album lässt dann die Stimmung ganz absacken. Was geschieht hier gerade? Bilde ich mir das alles ein? Hat Lemmy tatsächlich „Rock Out“ mit „This is a song of MY new CD“ angekündigt? Leide ich unter Verfolgungswahn und Lemmy wird tatsächlich alt? Nein, das kann nicht sein und schon wird die Stimmung durch „Rock Out“, „Metropolis“ und „Over the top“ besser. Lemmy tauscht nochmal den Bass, er sei zu taub um ihn zu stimmen, und spätestens nach Phils kurzem Gitarrensolo hat man den alten Herren wieder wie man ihn kennt. Bei dem neuen „The thousand names of god“ hat er wieder Spielfreude, duelliert sich mit Phil an den Instrumenten und bewegt sich jetzt viel mehr als am Anfang. Die Spielfreude, die bei „In the name of tragedy“ rüberkommt, ist nicht mehr zu toppen: MOTÖRHEAD in Höchstform und Mikkey Dee trommelt sich bei seinem Solo die Seele aus dem Leib. Dazu gibt es neben dem Schlagzeug große Düsen, die Trockeneisnebel senkrecht nach oben blasen. Wenn der Nebel fast die Decke erreicht, wird er mit Ventilatoren wieder nach unten geblasen, sieht beeindruckend aus. Mikkey Dee ist fertig mit seinem Solo, doch MOTÖRHEAD sind es mit dem Song noch nicht, Hammer. Lemmy fragt das Publikum nach seiner Meinung zu Politikern, kündigt den nächsten Song an und kriegt tatsächlich ein lautes „you don't have the right“ als Antwort zurück.

Nach dem vielen Leuten unbekannten TWISTED SISTER Cover „Shoot 'em down“ und „Going To Brazil“ folgt ein Triumphzug des Trios. „Killed by death“ und „Bomber“ lösen laute „Zugabe“ und „MOTÖRHEAD“ Rufe aus und die Band ziert sich erst. Lemmys Mikro wird in die Mitte der Bühne geräumt und es gibt mal wieder „Whorehouse Blues“ mit Phil und Mikkey Dee an den Akustikklampfen und Lemmy an der Mundharmonika. Feines Ding. Alles wieder auf Ausgangsposition und Zeit für die obligatorischen letzten beiden Songs: „Ace of Spades“ und „Overkill“.

Iron Fist
Stay Clean
Be My Baby
Rock Out
Metropolis
Over The Top
One Night Stand
I Got Mine
Gitarrensolo
The Thousand Names of God
Cradle to the Grave
In The Name Of Tragedy (mit Schlagzeugsolo)
Just ‘Cos You Got the Power
Shoot ‘em Down (TWISTED SISTER cover)
Going to Brazil
Killed By Death
Bomber
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Whorehouse Blues
Ace of Spades
Overkill

Danach verteilt sich dann ein Großteil des Publikums auf die Chemnitzer Kneipe auf der Jagd nach dem Mysterium Lemmy, der ja angeblich immer irgendwo auftaucht wo ein Spielautomat steht. Diese Nacht taucht er nirgendwo mehr auf, es ist die letzte Nacht der Tour, LKW und Busse wollen beladen werden und es geht zurück nach Hause.
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