Am 9. Dezember war es dann so weit: Der „Taste of Chaos“ erreichte nun auch die Oberhausener Turbinenhalle. Mit einem sehr starken Line-Up stand ein vielversprechender Abend bevor. Zunächst sollten MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER spielen, anschließend würden EVERY TIME I DIE die Bühne entern. HEAVEN SHALL BURN würde das Publikm angemessen auf die beiden Headliner des Abends vorbereiten, KILLSWITCH ENGAGE und IN FLAMES (in ebendieser Reihenfolge).
Was haben Micky Maus und der Sänger von
MAYLENE AND THE SONS OF DISASTER (MATSOD) gemeinsam? Keine Ahnung, aber anscheinend fühlt sich Dallas Taylor in seinem XS Shirt der Comicfigur pudelwohl. Lässig lässt er die Mähne zu der Musik seiner Band kreisen und die ausgelassene Stimmung der Band überträgt sich schon sehr bald auf das Publikum. Schön rockig kommen die Songs daher, gemischt mit Metalelementen. Als Vorband eignet sich das Material der Band nahezu perfekt, als Headliner jedoch kann ich diese Band mir nicht vorstellen. Aber das ist ja heute Abend auch gar nicht das Thema. Das Publikum kommt jedenfalls gut in Stimmung und die Band erfüllt ihre Aufgabe als Stimmungsanheizer sehr souverän. Wie machen sich denn EVERY TIME I DIE, Yvonne?
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EVERY TIME I DIE bringen den Hexenkessel voller junger Musiksüchtiger noch mehr zum Kochen, was schon einen kleinen Vorgeschmack auf das noch kommende Gedränge in der ausverkauften Turbinenhalle, wo sich später noch ein Massencrowdsurfen abspielen und das Wasser von der Dekce tropfen würde. Die engagierten Amis haben auf jeden Fall Hummeln im Hintern und jede Menge Bierdurst, was sie mit einer trinkfreudigen Performance auf der Bühne eindrucksvoll beweisen. Ihr Core-Geschrote kommt bei ausgedehnten Teilen des Publikums auch fantastisch an und bringt die ersten kleinen Pits zum Kreisen.
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Nun ist es an der Zeit für
HEAVEN SHALL BURN. Im kollektiven roten Polohemd erscheint das Quintett auf der Bühne, und die Menge empfängt die Jungs angemessen. Marcus Bischoff nervt hier niemanden mit ellenlangen Ansagen; es ertönt direkt das Intro von „Endzeit“. Der Sound ist unglaublich gut abgemischt und die Band spielt äußert tight. Meine Fresse, hauen die rein!
Und ebendieser Eindruck bleibt den ganzen Auftritt über bei mir haften. Die erste Ansage gibt es nach dem 4. oder 5. Song, wo Marcus es zutiefst bedauert, nur eine dreiviertel Stunde spielen zu dürfen und deshalb „keine Zeit verlieren“ will. Schon folgt der nächste Song, direkt in den Magen! Kurz vor Schluss kommt noch eine Ansage und man hat endlich mal Zeit zu verschnaufen. Obwohl Marcus weiß, dass er damit die vorgeschriebene Spielzeit der Band überschreitet, nimmt er sich die Zeit einigen Leuten seinen Dank auszusprechen, so zum Beispiel IN FLAMES, mit denen er gerne auf Tour gewesen ist. Er kündigt die nächste Band, KILLSWITCH ENGAGE, an und verabschiedet sich von dem Publikum mit „Black Tears“, das einen Schlusspunkt unter dem mehr als gelungenen Auftritt setzt.
Für mich sind HEAVEN SHALL BURN die Gewinner des Abends. Einen solch starke Live-Präsenz hätte ich den Jungs nicht zugetraut und ich bin angenehm überrascht. I liked it! [dm]
Nach 20-minütiger Umbaupause schlägt's 12 für
KILLSWITCH ENGAGE. Unter lautem Geklatsche und Gepfeife betreten die Amerikaner die Bühne. Sie sind froh, mal wieder hier in Deutschland spielen zu können, lässt Frontsau Howard Jones verlauten. Es macht ihnen mächtig Spaß mit IN FLAMES und auch den anderen Bands, besonders HEAVEN SHALL BURN, zu touren.
Nach dieser kleinen Begrüßung geht es auch schon los. Die Setlist ist wild gemischt und es ist für jeden Anwesenden etwas dabei. Kracher wie „Rose of Sharyn“, „When Darkness Falls“, „Bid Farewell“ vom Album „The End Of Heartache“ fehlen natürlich ebenso wenig wie „Daylight Dies“, „My Curse“ oder „This is Absolution“ von „As Daylight Dies“.
Auch wenn sich das zu Hause auf der Stereo-Anlage anders anhören mag: Das Songmaterial vom neuesten, selbstbetitelten Album fügt sich nahtlos und perfekt in die Setlist ein, hierbei glänzt besonders das melodiös angehauchte „Starting Over“.
Wie Gitarrist Joel Stroetzel bereits im Interview verlauten ließ, sind deutsche Fans einfach unglaublich „awesome“ auf Konzerte, und das trifft auch wieder heute zu. Nach der exzellenten Vorarbeit von HEAVEN SHALL BURN ziehen KSE am selben Strang und das Publikum feiert mit ihnen.
Zu guter Letzt widmet Howard Jones einem Vorbild der Band das letzte Lied und wünscht gute Genesung. Es ertönt das DIO Cover „Holy Diver“. Es ist immer schwierig ein bereits gutes Lied angemessen zu covern. Und es ist nochmals schwieriger das Cover so gut zu machen, dass man sich als Hörer nicht mal mehr sicher ist, ob Cover oder Original besser ist. Letzteres haben KSE vollbracht und nach fast einer Stunde Spielzeit verlässt die Band und lang anhaltendem Beifall die Bühne. Sehr gelungener Auftritt!
[dm]
Nachdem KILLSWITCH ENGAGE und HSB die Meute ziemlich ausgelaugt hat, kommt die relativ lange Umbaupause eigentlich ganz gelegen, um ein bisschen neue Kraft zu schöpfen. Die neue Energie hat man auch bitter nötig:
IN FLAMES starten mit einem Ihrer Überhits „Cloud Connected“ – und haben von der ersten Sekunde an das Ruder in der Hand! Anders entertaint sich wie immer die Seele aus dem Leib und wenn er nicht die Rastermatte kreisen lässt, dann überlässt er seinen beiden Sechssaitern auch mal das Rampenlicht. Apropros Licht – IN FLAMES-Shows bieten auch immer etwas fürs Auge. Es flackert, blitzt und funkelt an jeder Ecke – denn statt Backdrops oder ähnlich „analogem“ Hängezeugs prangt eine riesige Leuchtdiodenwand an der Rückseite der Bühne und zeigt beeindruckend, was man mit dem digitalen Spielzeug doch für feine Sachen machen kann.
Aber es gab auch genug audible Power für die Ohren: Die schmissigen Riffs von Jesper-Ersatz Niklas Engelin und Björn Gelotte peitschten in erstklassigem Soundgewand durch die Turbinenhalle. Der ziemlich erkältete Anders versprühte bei seinen Ansagen erneut den urtypischen sarkastischen IN FLAMES-Humor, und die permanente Hit-Flut tat ihr Übriges, um die Damen und Herren Headbanger von der ersten bis zur letzten Reihe in die vollendeten Kraftlosgkeit zu prügeln. Eine IF Setliste kann eigentlich nur aus Hits
bestehen –es wurde wirklich alles gespielt, was man erwarten konnte! Nach knapp 90 Minuten setzen IF zum finalen Kräfteverausgaben an und holten nochmal alles aus der Menge heraus – dann
war er vorbei, ein kräftezehrender, schweißtreibender und explosiver Abend, an dem eigentlich keiner mit trockenem T-Shirt nach Hause gegangen sein dürfte.
[Dirk]
Dank an Dirk für seine Berichterstattung zu IN FLAMES!
Fotos von Yvonne
ShotAlive