Bonecrusher Fest 2010
Bonecrusher Fest 2010
Oberhausen, Turbinenhalle
09.01.2010
09.01.2010
Selbst der Aufruf, Notreserven zu bunkern, und ungewisse Aussichten, wie oder gar ob die Rückfahrt wohl funktionieren wird, kann die Konzertsüchtlinge der Bloodchamber am Daisy Wochenende nicht am heimischen Herd halten. Da fehlen einfach Krach & Bewegung und auch die lustigen Leute würde man vermissen, die im tiefsten Winter in Basketballshorts rumlaufen, obwohl vor allem in der hauptsächlich für Merchstände genutzten Vorhalle die Temperatur eher bei bester Pils- denn Körpertemperatur liegt.
Die ersten Knochen auf dem Bonecrusher Fest sollen vom local Opener BEAST WAR RETURNS zerschlagen werden, was aber nur teilweise gelingt. Die ersten Reihen zeigen sich zwar gut unterhalten von dem corigen Geschrote, aber schon wenige Meter dahinter lassen sowohl Begeisterung als auch die Besuchermenge zu der frühen Stunde noch zu wünschen übrig. Dazu ist der Gesang von Fronter Dixi entweder zu zahm abgemischt oder einfach nicht kräftig genug, um den instrumentalen Einschlägen auf Augenhöhe begegnen zu können. Immerhin die Klatschanimation zum „Do You Remember Rock'n'Roll Radio?“ Rhythmus funktioniert einwandfrei und kann auch Menschen jenseits der 5. Reihe zum Mitmachen bewegen. Insgesamt aber noch ausbaufähig.
Während es von der Decke tropft, was in der sich am ganzen Abend nicht richtig füllenden Turbinenhalle eher kein Kondenswasser ist, wird es auf der Bühne eingeweidiger, als INGESTED vorführen, wie Death Metal sich so anhört, wenn man die Brutalität in jeder Hinsicht bis zur Unkenntlichkeit überdreht. Beim Gesang und bei den Ansagen versteht man fast kein Wort, was wohl nicht nur dem Manchester Slang zugeschrieben werden darf, und das stumpfe Gehacke macht sicher jedem Baum in der Umgebung der Halle Angst, eignet sich drinnen aber gerade so eben für ein paar Verrenkungen einer Hand voll Slamdancer. Zusätzlich fehlt eine Menge Bassdruck und als nach dem von der Bühne angefragten, von wenigen Leuten eher lustlos vorgetragenen Mini-Circle Pit die angesagte Wall of Death nicht mal in Ansätzen funktioniert, ist es auch gut, dass der Auftritt vorbei ist.
OBSCURA erbringen im Folgenden den Beweis, dass die Stumpfheit von INGESTED nicht nur mit der Musik zusammenhängt, denn auch jetzt ist der Sound nicht so ausgewogen und satt, dass jede Spielerei in angemessener Lautstärke beim Publikum ankommt. Hall und dumpfer Klang rauben vor allem den Gitarren die Fangzähne, so dass sie mit den heute menschlich gewordenen Waffen einen schweren Nachteil gegenüber der Rhythmussektion haben. Die Hits von „Cosmogenesis“ wie „Anticosmic Overload“ finden dennoch Anklang bei der Meute, selbst wenn man zu OBSCURA nun wirklich keine tollen Tanztricks präsentieren kann.
Viel mehr kann ich auch nicht dazu sagen, weil ich kurz nach der Mitte des eher kurz bemessenen Auftritts zum Interview mit 3 INCHES OF BLOOD muss.
Als CARNIFEX auf der Bühne Vollgas geben, sitze ich noch beim Bier mit Shane Clark und erst in der zweiten Hälfte des Auftritts von THE FACELESS gehts wieder in die Konzerthalle.
Die Kalifornier überraschen durch Livequalitäten deutlich über dem Erwarteten, denn die auf Platte Gehirn & Gehörgänge verknotenden Lieder werden eine Spur geradliniger und einfacher aufzunehmen dargeboten. Das macht die Musik sehr viel besser anhörbar, bedeutet jedoch keinen Verzicht auf Komplexität. Die ist den jungen Kerlen in Form von Konzentration und Anstrengung auch über die ganze Dauer des Auftritts anzusehen, was außer einer kleinen Saiteninstrument-Schunkeleinlage dann auch keinen Platz für großartige Unterhaltungselemente lässt. Dementsprechend steppt im Publikum nicht der Bär, eher blickt man fasziniert nach vorne und fühlt sich gut unterhalten.
Nach all der Technik wird es Zeit für rumpligeren Old School Death Metal mit größerem Showfaktor. Da kommen NECROPHOBIC wie gerufen. Mit Ketten & Schädeln vor den seitlichen Aufstellern, ungesunder Gesichtsfarbe und stilecht hautengem Leder sind die Schweden böser als Skeletor. Bei zwei Gitarristen, die auch bei den vor keiner wilden Aufmachung zurückschreckenden NIFELHEIM tätig sind, ist das zugegebenermaßen aber nur bedingt verwunderlich. Dazu wird die Beleuchtung soweit zurückgefahren, dass man die mutmaßlich grimmigen Gesichtsausdrücke der Band aus einer Entfernung von mehr als drei Metern nur noch erahnen kann. Die Wucht des angeschwärzten, kalten Todes schlägt vielleicht auch wegen der fehlenden Ablenkung voll ein und besonders „Blinded By Light, Enlightened By Darkness“ ist live ein Monster. Der im Verhältnis zu anderen schwedischen, ebenfalls 20 Jahre aktiven Todeskommandos geringe Bekanntheitsgrad ist mir nach dieser unterhaltsamen Show samt absolut überzeugender Lieder ein Rätsel. Für mich die Überraschung und auch der Hit des Abends.
Mit 3 INCHES OF BLOOD spielt an vorletzter Position die Band, die mit ihrer aggressiven Variante von klassisch geprägtem Heavy Metal eigentlich überhaupt nicht in das übrige Line-Up passt. Prompt werden die bunten Shirts vor der Bühne weniger, während die vermutlich hauptsächlich wegen NECROPHOBIC und 3 INCHES OF BLOOD angereisten Kuttenträger gefühlt leichtes Oberwasser bekommen. Kreischschrat Cam Pipes hat mit seiner selbstverständlich keineswegs posingfreien Art zumindest die Frontreihen dermaßen im Griff, dass einige vermutlich die Patches von ihrer Kutte nagen würden, wenn es des Meisters Wunsch wäre. Outfittechnisch bewegt er sich mit der altbewährten und von zahlreichen Fotos bekannten Jeansweste heute Abend zwar auf noch anachronistischerem Grund als die vorangegangenen Schweden, leider lässt sich das aber nicht von der Setlist sagen, die sich, wenn ich mich nicht schwer täusche, ausschließlich auf die letzten beiden Alben konzentriert. So hat der überzeugende Auftritt einen leicht bitteren Nachgeschmack, denn ohne „Destroy The Orcs“ und vor allem ohne „Deadly Sinners“ sind es eher nur 2 INCHES, was für mich auch der Grund ist, die Begeisterung einiger Leute in den vorderen Reihen nicht ganz teilen zu können. [mba]
Die Oberhausener Turbinenhalle ist schon so ein nicht wirklich angenehmer Veranstaltungsort mit einem schlechten Sound. Noch ungemütlicher wird es, wenn, wie an diesem Abend, das Ding gerade mal zu einem Drittel gefüllt ist und so auch wenig Wärme und Konzertatmosphäre aufkommt, und es zu allem Übel noch durch die Decke tropft. Das Kältetief schleicht sich eben überall ein. Darüber hinaus darf man sich sein Bier an der Bar nur im Tausch gegen lustige Wertmarken abholen. Die Preise sind saftig und übrige Bons dürfen natürlich nicht wieder in Bargeld umgetauscht werden. Da kommt Laune auf...
Als Stimmungsaufheller dürfen dann aber THE BLACK DAHLIA MURDER herhalten. Nachdem die Mehrheit der Anwesenden (inklusive meiner Wenigkeit) bei NECROPHOBIC und 3 INCHES OF BLOOD eher gelangweilt bis verständnislos Richtung Bühne blickten, kommt bei den schwarzen Dahlien wieder richtig Stimmung auf. Der Sound ist glücklicherweise halbwegs ordentlich, wobei gerade beim Gitarrensound noch einiges verloren geht. Die Spielfreude der Band um Frontschwein Trevor, der nach der Hälfte der Spielzeit der Menge wieder seinen bierverwöhnten Adoniskörper präsentiert, macht das aber locker wieder wett, und so machen TBDM an diesem Abend einfach rundum Spaß. Die Songs des aktuellen Albums „Deflorate“ werden vom teilweise sehr jungen Publikum genauso abgefeiert wie die Klassiker „Miasma“ oder „Everything Went Black“. Ein lässiger Auftritt, der gerne hätte länger sein können, und ein gelungener Abschluss eines lauten Abends. [yb]
Dass für mich in Zukunft eher die abenteuerliche, mehr als fünfeinhalbstündige Ochsentour namens Rückfahrt Gesprächsthema sein wird, hat mehr mit den dort erlebten Kuriositäten zu tun als mit dem Bonecrusher Fest. Denn selbst wenn der strenge zeitliche Fahrplan keine Zugaben oder längere Spielzeiten zugelassen hat, war das Gesamtpaket, von kleineren Ausnahmen abgesehen, absolut sehenswert und unterhaltsam. [mba]
Die ersten Knochen auf dem Bonecrusher Fest sollen vom local Opener BEAST WAR RETURNS zerschlagen werden, was aber nur teilweise gelingt. Die ersten Reihen zeigen sich zwar gut unterhalten von dem corigen Geschrote, aber schon wenige Meter dahinter lassen sowohl Begeisterung als auch die Besuchermenge zu der frühen Stunde noch zu wünschen übrig. Dazu ist der Gesang von Fronter Dixi entweder zu zahm abgemischt oder einfach nicht kräftig genug, um den instrumentalen Einschlägen auf Augenhöhe begegnen zu können. Immerhin die Klatschanimation zum „Do You Remember Rock'n'Roll Radio?“ Rhythmus funktioniert einwandfrei und kann auch Menschen jenseits der 5. Reihe zum Mitmachen bewegen. Insgesamt aber noch ausbaufähig.
Während es von der Decke tropft, was in der sich am ganzen Abend nicht richtig füllenden Turbinenhalle eher kein Kondenswasser ist, wird es auf der Bühne eingeweidiger, als INGESTED vorführen, wie Death Metal sich so anhört, wenn man die Brutalität in jeder Hinsicht bis zur Unkenntlichkeit überdreht. Beim Gesang und bei den Ansagen versteht man fast kein Wort, was wohl nicht nur dem Manchester Slang zugeschrieben werden darf, und das stumpfe Gehacke macht sicher jedem Baum in der Umgebung der Halle Angst, eignet sich drinnen aber gerade so eben für ein paar Verrenkungen einer Hand voll Slamdancer. Zusätzlich fehlt eine Menge Bassdruck und als nach dem von der Bühne angefragten, von wenigen Leuten eher lustlos vorgetragenen Mini-Circle Pit die angesagte Wall of Death nicht mal in Ansätzen funktioniert, ist es auch gut, dass der Auftritt vorbei ist.
OBSCURA erbringen im Folgenden den Beweis, dass die Stumpfheit von INGESTED nicht nur mit der Musik zusammenhängt, denn auch jetzt ist der Sound nicht so ausgewogen und satt, dass jede Spielerei in angemessener Lautstärke beim Publikum ankommt. Hall und dumpfer Klang rauben vor allem den Gitarren die Fangzähne, so dass sie mit den heute menschlich gewordenen Waffen einen schweren Nachteil gegenüber der Rhythmussektion haben. Die Hits von „Cosmogenesis“ wie „Anticosmic Overload“ finden dennoch Anklang bei der Meute, selbst wenn man zu OBSCURA nun wirklich keine tollen Tanztricks präsentieren kann.
Viel mehr kann ich auch nicht dazu sagen, weil ich kurz nach der Mitte des eher kurz bemessenen Auftritts zum Interview mit 3 INCHES OF BLOOD muss.
Als CARNIFEX auf der Bühne Vollgas geben, sitze ich noch beim Bier mit Shane Clark und erst in der zweiten Hälfte des Auftritts von THE FACELESS gehts wieder in die Konzerthalle.
Die Kalifornier überraschen durch Livequalitäten deutlich über dem Erwarteten, denn die auf Platte Gehirn & Gehörgänge verknotenden Lieder werden eine Spur geradliniger und einfacher aufzunehmen dargeboten. Das macht die Musik sehr viel besser anhörbar, bedeutet jedoch keinen Verzicht auf Komplexität. Die ist den jungen Kerlen in Form von Konzentration und Anstrengung auch über die ganze Dauer des Auftritts anzusehen, was außer einer kleinen Saiteninstrument-Schunkeleinlage dann auch keinen Platz für großartige Unterhaltungselemente lässt. Dementsprechend steppt im Publikum nicht der Bär, eher blickt man fasziniert nach vorne und fühlt sich gut unterhalten.
Nach all der Technik wird es Zeit für rumpligeren Old School Death Metal mit größerem Showfaktor. Da kommen NECROPHOBIC wie gerufen. Mit Ketten & Schädeln vor den seitlichen Aufstellern, ungesunder Gesichtsfarbe und stilecht hautengem Leder sind die Schweden böser als Skeletor. Bei zwei Gitarristen, die auch bei den vor keiner wilden Aufmachung zurückschreckenden NIFELHEIM tätig sind, ist das zugegebenermaßen aber nur bedingt verwunderlich. Dazu wird die Beleuchtung soweit zurückgefahren, dass man die mutmaßlich grimmigen Gesichtsausdrücke der Band aus einer Entfernung von mehr als drei Metern nur noch erahnen kann. Die Wucht des angeschwärzten, kalten Todes schlägt vielleicht auch wegen der fehlenden Ablenkung voll ein und besonders „Blinded By Light, Enlightened By Darkness“ ist live ein Monster. Der im Verhältnis zu anderen schwedischen, ebenfalls 20 Jahre aktiven Todeskommandos geringe Bekanntheitsgrad ist mir nach dieser unterhaltsamen Show samt absolut überzeugender Lieder ein Rätsel. Für mich die Überraschung und auch der Hit des Abends.
Mit 3 INCHES OF BLOOD spielt an vorletzter Position die Band, die mit ihrer aggressiven Variante von klassisch geprägtem Heavy Metal eigentlich überhaupt nicht in das übrige Line-Up passt. Prompt werden die bunten Shirts vor der Bühne weniger, während die vermutlich hauptsächlich wegen NECROPHOBIC und 3 INCHES OF BLOOD angereisten Kuttenträger gefühlt leichtes Oberwasser bekommen. Kreischschrat Cam Pipes hat mit seiner selbstverständlich keineswegs posingfreien Art zumindest die Frontreihen dermaßen im Griff, dass einige vermutlich die Patches von ihrer Kutte nagen würden, wenn es des Meisters Wunsch wäre. Outfittechnisch bewegt er sich mit der altbewährten und von zahlreichen Fotos bekannten Jeansweste heute Abend zwar auf noch anachronistischerem Grund als die vorangegangenen Schweden, leider lässt sich das aber nicht von der Setlist sagen, die sich, wenn ich mich nicht schwer täusche, ausschließlich auf die letzten beiden Alben konzentriert. So hat der überzeugende Auftritt einen leicht bitteren Nachgeschmack, denn ohne „Destroy The Orcs“ und vor allem ohne „Deadly Sinners“ sind es eher nur 2 INCHES, was für mich auch der Grund ist, die Begeisterung einiger Leute in den vorderen Reihen nicht ganz teilen zu können. [mba]
Die Oberhausener Turbinenhalle ist schon so ein nicht wirklich angenehmer Veranstaltungsort mit einem schlechten Sound. Noch ungemütlicher wird es, wenn, wie an diesem Abend, das Ding gerade mal zu einem Drittel gefüllt ist und so auch wenig Wärme und Konzertatmosphäre aufkommt, und es zu allem Übel noch durch die Decke tropft. Das Kältetief schleicht sich eben überall ein. Darüber hinaus darf man sich sein Bier an der Bar nur im Tausch gegen lustige Wertmarken abholen. Die Preise sind saftig und übrige Bons dürfen natürlich nicht wieder in Bargeld umgetauscht werden. Da kommt Laune auf...
Als Stimmungsaufheller dürfen dann aber THE BLACK DAHLIA MURDER herhalten. Nachdem die Mehrheit der Anwesenden (inklusive meiner Wenigkeit) bei NECROPHOBIC und 3 INCHES OF BLOOD eher gelangweilt bis verständnislos Richtung Bühne blickten, kommt bei den schwarzen Dahlien wieder richtig Stimmung auf. Der Sound ist glücklicherweise halbwegs ordentlich, wobei gerade beim Gitarrensound noch einiges verloren geht. Die Spielfreude der Band um Frontschwein Trevor, der nach der Hälfte der Spielzeit der Menge wieder seinen bierverwöhnten Adoniskörper präsentiert, macht das aber locker wieder wett, und so machen TBDM an diesem Abend einfach rundum Spaß. Die Songs des aktuellen Albums „Deflorate“ werden vom teilweise sehr jungen Publikum genauso abgefeiert wie die Klassiker „Miasma“ oder „Everything Went Black“. Ein lässiger Auftritt, der gerne hätte länger sein können, und ein gelungener Abschluss eines lauten Abends. [yb]
Dass für mich in Zukunft eher die abenteuerliche, mehr als fünfeinhalbstündige Ochsentour namens Rückfahrt Gesprächsthema sein wird, hat mehr mit den dort erlebten Kuriositäten zu tun als mit dem Bonecrusher Fest. Denn selbst wenn der strenge zeitliche Fahrplan keine Zugaben oder längere Spielzeiten zugelassen hat, war das Gesamtpaket, von kleineren Ausnahmen abgesehen, absolut sehenswert und unterhaltsam. [mba]