Suffocation Annotations of an Autopsy Nervecell Fleshgod Apocalypse Burning The Masses

Suffocation, Annotations of an Autopsy, Nervecell, Fleshgod Apocalypse, Burning The Masses

Fleshgod ApocalypseNervecellSuffocation
Leipzig, Conne Island
20.02.2010
Um 20 Uhr ist es noch ziemlich leer im und vor dem Conne Island, meine Begleiter und ich haben schon leichte Angst, dass zu wenig Leute der ''Legacy Of Blood Tour'' beiwohnen wollen, doch es sollte sich als ein Irrtum herausstellen, denn schon als die erste Band die Bühne betritt, ist das Island einigermaßen gefüllt.

Nach dem Auftritt von BURNING THE MASSES werde ich ungefähr 5 mal gefragt, wer denn das überhaupt gewesen sei. Keiner scheint die Amerikaner mit dem Hang zu Geballer und Frickelsoli zu kennen, und doch sind viele der Anwesenden positiv überrascht und so kann die Band beschwingt die Bühne verlassen. Vorher haben sie schätzungsweise eine halbe Stunde richtig gut Alarm gemacht, eine feine Mischung aus Blast, Groove und Gefrickel, dazu Sänger Cameron "Big Chocolate" Argon und sein mächtiges Organ. Die Skalendrescherei kann einem manchmal auf die Nerven gehen, aber bei BURNING THE MASSES geht das irgendwie in Ordnung. Die Jungs sind fit an ihren Instrumenten und sehen dabei aus, als kämen sie gerade von ihrer eigenen Jugendweihe. Eine Band mit Potenzial, live auf jeden Fall ne Bank, und horcht auf, sogar der Sound war spitzenmäßig, und das ist nicht immer so im Conne Island, ich erinnere ungerne an den grottigen Klang bei HATE ETERNAL. ''Big Chocolate'' lässt es sich nicht nehmen, kurz die Bühne zu verlassen, um direkten Augenkontakt mit den Fans aufzunehmen und sie natürlich tierisch anzublöken! Irgendwann ist dann aber auch Schluss, der metallische Durst will ja auch gestillt werden.

Als zweites folgen FLESHGOD APOCALYPSE aus Italien und nein, sie spielen keinen kitschigen Drachentötermüll, ganz im Gegenteil, die Herrschaften brettern nach einem kurzen Intro tierisch los. Sofort klinken die Leute in der ersten Reihe aus und schütteln die bewachsene Rübe. Sänger Tomasso ist um einen mächtig bösen Blick und fucking Anfeuerungsversuche bemüht, die vom Auditorium durch Jubel und Gebrülle erwidert werden. Hat er nochmal Schwein gehabt, denn sowas kann ja auch mal mächtig in die Hose gehen. Natürlich werden zwischendurch nochmal alle Bands aufgezählt und die Musiker erwarten wohl überschwänglichen Applaus, aber daraus wird nichts, denn die Meute will Death Metal-Salven vor den Bregen gebratzt bekommen. Einsichtig greifen FLESHGOD APOCALYPSE zu ihren Instrumenten und besinnen sich auf ihre Fertigkeit, nämlich technisch versierten, unglaublich brutalen Todesmetall zocken. Mir wird das irgendwann allerdings zu langweilig und da man rauchen soll, solange man lebt, gehe ich vor die Tür, um erstmal schön eine zu quarzen!

Komischerweise spielen NERVECELL schon als nächstes, was seltsam anmutet, vor allem vor dem Hintergrund, dass ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY vergleichsweise unbekannt sind. Egal, ab vor die Bühne, denn eines ist klar, NERVECELL sind vielleicht nicht die geilste Band auf Scheibe, aber live allemal eine Bank. Die Exoten aus Dubai legen los und machen mächtig Druck, die Haare flattern wieder vor der Bühne und die Jubelstürme nach den Songs zeigen, dass die Band mit ihrem treffsicheren und simplen Death Metal genau ins Schwarze trifft. Sänger Rajeh "James" Khazaal ist darauf fixiert, die Stimmung am oberen Limit zu halten, und bedankt sich fast schon zu oft beim Publikum, was man ihm aber aufgrund seiner putzigen Teddybärerscheinung gern verzeiht. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, spielen Nervecell noch einen feinen Coversong, nämlich eine BOLT THROWER- Nummer, was dazu führt, dass das bangfreudige Publikum noch nen Zacken zulegt. So macht Death Metal Spaß!

Ein Blick auf die MySpace-Seite von ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY lässt erahnen, warum sie so weit oben im Billing auftreten, denn die Briten sind Labelgefährten von SUFFOCATION, also bei Nuclear Blast unter Vertrag, und müssen dementsprechend gepusht werden. Nun ja, schön und gut, aber die Musik haut mich nicht wirklich vom Hocker, zu wenig Geknalle und eindeutig zu viele Beatdowns, sprich langsame, extrem stampfende Parts, die in der Magengegend brummen. An sich keine schlechte Erfindung, aber doch nervend, wenn zu oft davon Gebrauch gemacht wird, und das ist bei ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY leider der Fall. Vokalist Steve Regan brüllt sich durch das Set und ist ein wenig angepisst, weil die Fans nicht mehr ansatzweise so euphorisch bei der Sache sind wie bei den vorherigen Bands. ''Wake the fuck up!'' wird zu seinem Lieblingssatz, die Musik ist allerdings so öde, dass ich ein gemütliches Nickerchen vorziehen würde, aber das geht ja schlecht, denn SUFFOCATION kommen ja noch. Fazit: Langweilig!

Nach einer kurzen Umbaupause ist es dann endlich so weit, SUFFOCATION betreten das Schlachtfeld, legen los und hinterlassen schon nach wenigen Sekunden eine imaginäre Staubwolke der Zerstörung. Frank ''The Tank'' Mullen wütet über die Bühne wie ein tasmanischer Teufel, die Zunge immer auf Anschlag und die berühmte Handkantenkeule darf auch nicht fehlen. Obwohl die Vorbands, die meisten zumindest, ein amtliches Programm gefahren haben, sind SUFFOCATION einfach eine andere Liga, denn sie sind in der Lage riesige Mengen an brachialer Energie freizulegen. Kein Wunder, dass die Fans vor der Bühne abgehen wie ein Zäpfchen. Die Amis machen einfach Spaß und noch wichtiger, sie selber haben auch sichtlich Spaß an dem Geschehen. Mr. Mullen peitscht das Publikum regelrecht an, hält Augenkontakt, macht sympathisch-bekloppte Ansagen über das Aufschlitzen von Frauen und das folgende Einbalsamieren mit den Gedärmen der Geliebten, wobei er sich ob der eigenen Idiotie ein Lächeln nicht verkneifen kann. So geht das bunte Treiben vor und auf der Bühne seinen Gang, allerdings ist nicht alles perfekt, denn die New Yorker spielen leider etwas zu viel aktuellen Kram und viel schlimmer, sie spielen nicht einen einzigen Song von der 'Despise The Sun''- EP. Mit einer Träne im Knopfloch gebe ich, nachdem die Band ihr Set unter Jubelstürmen beendet, nochmal alles, um in den Genuss einer Zugabe zu kommen, doch SUFFOCATION lassen sich von den Pfeif- und Brüllattacken nicht beeindrucken, der Vorhang geht zu und die verschwitzten Langhaarigen nach draußen.

Insgesamt ein gelungener Konzertabend, bei dem vor allem BURNING THE MASSES überraschten, NERVECELL imponierten, ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY eher enttäuschten und SUFFOCATION trotz der genannten Mängel klarmachten, wer der Herr im Ring ist.

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