Callejón Darkness Dynamite & Artas

Callejón, Darkness Dynamite & Artas

ArtasCallejónDarkness Dynamite
Köln, Werkstatt
08.04.2010
Das neue Album würdigen CALLEJÓN gleich mit zwei Heimspielen an aufeinanderfolgenden Abenden. Das Zusammentreffen der ingesamt drei Bands aus den alten Bruderländern Österreich (ARTAS), Frankreich (DARKNESS DYNAMITE) und Rheinland (CALLEJÓN) verspricht dabei einen bunten Abend voll jugendlicher Energie und outfitmäßig auch jugendlichem Übermut. Dieser ist vor allem im Publikum zu beobachten, denn neben diversen Hemden (Karo-, Unter- & gar kein...) sieht man Stirnbandanas, Kutten (!) und schrankgroße, möglicherweise repräsentative Handtaschen, obwohl schon so viel Schminke im Gesicht der Trägerinnen ist, dass kaum noch etwas drin sein kann (in den Taschen wohlgemerkt). Wer's mag...

Wie im wilden Westen entern ARTAS mit Banditentüchern vermummt die Bühne und legen los, doch leider gehen die ersten zwei bis drei Lieder völlig im Bassgewitter unter. Nachdem der SPINAL TAP Techniker sich erbarmt und den Bassregler von der 11 runterfährt, macht der moderne Thrash mit ein paar Breaks gleich dreimal so viel Spaß und fährt dem Publikum viel besser in die bewegungsfreudigen Knochen. Vom Gesang ist zwar, egal ob bei den deutsch- oder englischsprachigen Liedern, wenig zu verstehen, doch die eingefleischten ARTASianer kann das nicht schrecken und so wird neben etwas Mitgesinge auch im Kreis getanzt und eine Wall of Death gefordert, was offenbar nicht jeden Tag vorkommt, so verdutzt wie die mittlerweile erkennbaren Gesichter von der Bühne gucken. Nachdem man den Großteil des Debüts „The Healing“ absolviert hat, bewegt sich Frontmann Hannes ins Publikum, um gemeinsam mit einigen - ich sag mal – Bewegungsexperten zu „Gangsta's Paradise“ eine Mischung aus Rapvideo- und Core-Moves aufzuführen, was auch die Lachmuskeln auf Betriebstemperatur bringt. Der große Applaus am Ende ist wohlverdient.

Das bestens bereitete Feld muss von DARKNESS DYNAMITE eigentlich nur noch abgeerntet werden, doch das misslingt heute leider. Spielraum für Aktivitäten, die mehr als einen Bierdeckel Platz erfordern, ist auf der Bühne wegen dem zweiten Drumkit kaum. Wenn dann der Frontmann noch oft mit dem Rücken zum Publikum agiert, springt trotz engagiertem Auftritt der Funke nur sehr bedingt über. Die Resonanzen sind je nach Lied sehr wechselhaft, wobei die Lieder auf mich live alle (!) viel weniger Eindruck machen als noch von Konserve. Zu austauschbar rauscht ein Titel nach dem anderen zum einen Ohr rein und zum anderen gleich wieder raus.

Ich hatte deutlich mehr erwartet und so bleibt das Bemerkenswerteste eine Anekdote von der Theke, denn nie zuvor wurde ich Zeuge einer Ausweiskontrolle bei der Bierbestellung auf einem Konzert. Nachdem die betreffende Dame ausreichendes Alter nachgewiesen hatte, kann auch ich undurstig auf den Mainact warten, für den die Bühne noch etwas zurechtgemacht werden muss.

Und was CALLEJÓN dann auffahren, ist das Warten mehr als wert. Sänger Basti betritt die abgedunkelte Bühne mit einem Helm mit zwei Scheinwerfern auf Augenhöhe, was ihm zwar die Sicht nimmt, durch das Schlenkern mit dem Kopf aber einen interessanten Effekt erzeugt. Als der Helm abgelegt wird und „Videodrom“ das Set eröffnet, ist die Bühne ganz in die auch das Albumdesign prägenden Farben grellgrün und violett getaucht, im Hintergrund stehen einige alte, mit Farbe beschmierte Computermonitore, auf denen vor allem bei den Lieder vom neuen Album passende Einblendungen wie z.B. die Titel der vier Rahmenstücke „VI“, „DE“, „O“ & „DROM“ zu sehen sind. Nochmal eine deutliche Steigerung zu dem Konzept der Tour zum „Zombieactionhauptquartier“ Album und sehr fein anzusehen.
Wie es sich für ein Heimpublikum gehört, wird nahezu jedes Lied ausgiebig gefeiert und sogar ein Großteil der neuen Texte sitzt schon sattelfest, obwohl „Videodrom“ erst fünf Tage auf dem Markt ist. Und während an den Seiten der Bühne halbbekleidete Mädels in Richtung Bühne schmachten, tobt davor und darauf der Mob, wozu die Setlist mit ihrer Betonung der schnellen & energiegeladenen Lieder der letzten beiden Alben auch einlädt. Die einzigen älteren Lieder sind das etwas überraschend sehr laut gefeierte „In dunklen Wassern brennt ein Licht“ und das unbesiegbare „Snake Mountain“. Dass man nach einer guten Stunde Spaß schon zu den Zugaben „Sexmachine“ und dem von jedem Anwesenden geforderten „Porn From Spain“ kommt, ist zwar etwas schade, aber andererseits gab es so auch keinen einzigen Hänger, sondern knappe 70 Minuten pure Freude.

So geht ein Abend mit bester Unterhaltung, vielen netten Ideen und Musikern, die Autogramme kurzzeitig nicht aufzufindender Kollegen flugs selber improvisieren – Grüße nach Österreich! - unerwartet früh bereits kurz nach halb Elf zu Ende, aber unter der Woche muss man ja auch nicht immer bis in die Puppen feiern.

Setlist CALLEJÓN:
Videodrom
Kinder der Nacht
Zombiefied
In dunklen Wassern brennt ein Licht
Lass Mich Gehen!
Dieses Lied macht betroffen
Immergrün
Sommer, Liebe, Kokain
Spiel mir das Lied vom Sterben
Snake Mountain
Infiziert
Sexmachine
Porn From Spain
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