Festung Open Air 2010
Festung Open Air 2010
Renneritz, Glider Airfield
22.05.2010
22.05.2010
Mei, da zeigt der Kalender schon wieder das lange Pfingstwochenende an, was für viele Anlass ist, einen kleinen Kurzurlaub zu unternehmen. Passend für die Fans von Thrash und Black Metal, dass an diesen Wochenenden immer im schönen Bitterfeld das Festung Open Air veranstaltet wird. Das wird auch dieses Jahr nicht ausgelassen, und auch ich lasse es mir dieses Jahr keinesfalls nehmen, ebenfalls dort aufzukreuzen. Bei Bands, wie NACHTMYSTIUM, NEGURA BUNGET, GOSPEL OF THE HORNS und vielen weiteren Formationen versprechen die Veranstalter des Festivals wieder mal ein vernünftiges Billing. Also nix wie hin!
Bevor ich auf die Bands eingehe, gibts aber erst ein paar allgemeine Facts über das diesjährige FOA. Zunächst müssen die Veranstalter das Publikum in diesem Jahr auf einem neuen Gelände begrüßen, und zwar auf dem Segelflugplatz beim kleinen, mehr oder minder beschaulichen Ort Renneritz, ca. 10 km entfernt von Bitterfeld. Viele (ebenso ich) finden Gelände auf Anhieb nicht, unter anderem auch deswegen, da irgendwelche Spaßbolde offensichtlich die wegweisenden Schilder geklaut haben, wie mir später mitgeteilt wird. Wirklich witzig, ihr Affen! An sonsten kann sich der Fan aber weiterhin neben den Bands über kleine Getränkepreise, tolle Merch- und Fressstände, sowie die gut organisierte Arbeit des Teams freuen. Ein kleiner Tropfen Wehmut: da man dieses Jahr die Zelte auf einem anderen Gelände aufgeschlagen hat, gibt es hier leider keine Präsenz des örtlichen Bikerclubs, in dessen Clubheim man sonst immer aufs Beste mit Hartalkohol versorgt wurde. Der hauseigene Schnapsstand der Orga macht das aber weitestgehend Wett. Wettertechnisch kann sich denke ich bei andauerndem strahlendem Sonnenschein (abgesehen vom verregneten Abreisetag) auch niemand beschweren. Was will man also mehr? Natürlich Musik. Die Bands. Und die gibt' s jetzt!
Ziemlich genau um halb Vier marschieren da auch schon die die Flonheimer NOCTURNAL auf die Bühne. Der Festival-Opener präsentiert dem heißhungrigen Publikum Black/Thrash Metal der alten Schule in passendem Outfit. Die Mischung aus Show und Musik passt auf jeden Fall gut zusammen, man sieht hier und da doch eine wehende Mähne, obwohl sich vor der Bühne eine eher kleine Menschentraube gebildet hat. Das scheint die Band offensichtlich aber nicht zu stören, was unter anderem zu einem gelungenen Openerauftritt führt.
Im Anschluss betreten die serbischen Black Metaller THE STONE das Feld. Ein Auftritt, den ich schon mit einer gewissen Spannung erwartet hatte. Das Quintett, schön mit Corpsepaint, Nägeln und Knochen geschmückt, wie sich das gehört, bietet der Menge eine ordentliche musikalische Darbietung. Man merkt, dass die Jungs gut aufeinander eingespielt sind. Außer, dass hier und da mal ein bisschen Asche in die Menge geworfen wird, gibt es neben Gepose aber kaum Show. Das bringt das Songmaterial zwar in den Vordergrund, ein bisschen mehr Aggressivität hätte man sich dennoch wünschen können. Im Endeffekt machen die Jungs ihre Sache jedoch gut, so dass der Fan nicht enttäuscht wird. Sozusagen als Höhepunkt wird zum Finale des Auftritts noch ein Gastsänger auf die Bühne geholt, der zwar wohl angekündigt wird, mir aber dennoch nach wie vor schleierhaft bleibt, um wen es sich bei dem Kerl handelt. Außer ein paar Kreischeinlagen und Posen bekommt der Zuschauer auch von dem nicht geboten, so dass man von einer guten musikalischen Leistung der Band durchaus sprechen kann, von mehr aber auch nicht.
Die Band DIE HARD im Anschluss spare ich mir und freue mich statt dessen um kurz vor sieben Uhr auf deren Nachfolger...
...NEGURA BUNGET. Ich muss sagen, dass ich mir schon nach den ersten Minuten vollstens bewusst bin, dass dieser Auftritt eines der Highlights des Wochenendes sein wird. Und es ist mir, so wie auch vielen anderen Mithörern, egal, ob Negru da jetzt mit einer neuen Truppe auf der Bühne steht. Denn entscheidend ist nicht, wer da steht, sondern was die Musiker machen. Und das ist schlichtweg Kunst. Songs des Meisterwerkes "Om", wie aber auch von ihrem neuesten Werk "Virstele Pamintului" oder älteren Alben, werden durch vielfältigen Einsatz eines breiten Instrumentensortimentes sehr atmosphärisch und äußerst mitreißend dargeboten. Das ist es, was NEGURA BUNGET eben schon immer ausgemacht hat, die Kombination von verzerrten Gitarren mit Synthezisern, verschiedensten Perkussionsinstrumenten (unter anderem ein "simples" hängendes Brett) und schlicht gehaltenen Instrumenten, wie Holzflöten oder -xylophonen. Und das macht diesen Auftritt zu einem ganz eigenen Highlight. Das jolende Publikum ist der Beweis dafür.
Nach dem Gig der Rumänier gibt es eine Portion Death/Thrash aus dem Outback: VOMITOR. Man merkt gleich, dass das Trio aus Brisbane nicht lange fackelt und es derb mag. Die Musik erinnert mich ein bisschen an altes Material von ARCHGOAT und VON. Auch wenn die Band musikalisch ja nicht schlecht zu sein scheint, langweilt mich der Auftritt eher. Vielleicht, weil die Musik dann doch nicht sooo spannend ist, wenn man die Songs nicht kennt, oder weil der Sound die Energie nicht wirklich rüber bringen will. Naja, die Zeit, um das Gelände für heute zu verlassen ist aber noch längst nicht gekommen.
Einer der Gründe ist die norwegische Black Metal-Größe GEHENNA. Auch wenn man schon seit einigen Jahren in der Band auf das Keyboard verzichtet und musikalisch eine wesentlich rohere Richtung eingeschlagen hat, schaffen es die Jungs Atmosphäre zu schaffen. Mich persönlich stört es dabei auch nicht, dass sich die Band eher wenig bewegt, sondern während ihrem Spiel fast monolithengleich verharrt. Das Publikum bekommt an diesem Abend live bewiesen, dass man von den Mannen als Symphonic Black Metal-Band längst nicht mehr sprechen kann und GEHENNA ein neues Gesicht hat. Unter anderem das ist auch der Grund, warum man auch eher aktuelleres Material dargeboten bekommt. Das wird vielleicht den ein oder anderen Freund älterer Alben stören, im Gesamten kommt die Band aber in der Menge gut an und bietet eine saubere Show.
Anschließend folgt das nächste Spektakel aus dem Norden Skandinaviens, der Headliner für heute Abend. TULUS, die Band, mit der sich KHOLD-Fronter Gard momentan wieder intensiver beschäftigt, wird schon beim Betreten der Bühne mit tosendem Applaus begrüßt. Ohne langes Zögern bolzt das Trio mit seinem groovigen Black Metal auch schon los. Man merkt schon, worauf es der Band ankommt: auf Corpsepaint und sonstige Spirenzchen wird gänzlich verzichtet, so dass der rohe Groove im Vordergrund steht. Der Masse gefällt's gut und nach jedem Song ernten TULUS auch ordentlichen Beifall. Verständlich, denn neben der musikalischen Darbietung machen auch die Musiker selbst ordentlich Stimmung auf der Bühne und heizen das Publikum an. Gard und Co. machen ihren Job als Headliner demnach mehr als gut!
Zum Abschluss bekommt der Zuhörer vom Samstags-Co-Headliner etwas Doom geboten. Ebenfalls aus Norwegen stammen SAHG, die sich diesem im Stile von BLACK SABBATH vollends verschworen haben. Auch hier haben wir wieder eine kleine Allstar-Formation vor uns, denn unter anderem hat man es hier mit King (von den grandiosen GOD SEED) am Bass und Olav Iversen (MANNGARD) zutun. Und dieser Vierer entführt das Publikum mit ihrem psychedelischem Doom und dem dazu passendem Outfit (wobei man sich bei den Kruzifixen besser entweder für Pro- oder Antichrist hätte entscheiden sollen) ein Stück weit zurück in die 70er. Auch wenn Blastfans hier ziemlich kurz kommen, SAHG machen durch eine sagenhafte Bühnenpräsenz und ein sehr gutes Zusammenspiel einen Supergig da oben. Ein perfekter Abschluss! Der gröhlende Mob ist Beweis dafür. Nach dem Gig gibt es aber dennoch im Party-Zelt genug Zauber, um in den Morgen weiter zu bangen, zu trinken und - naja - auch zu kotzen. So nebenbei spielt sich in dieser Nacht noch ein kleines Ereignis ab, auf das ich aber etwas später noch zu sprechen komme.
Nach dem Katerfrühstück - lecker Brötchen, Rauchwurst, kalter Kaffee und Bier aus dem Partyzelt - wird es so um halb vier am Sonntagmittag wieder Zeit für ein bisschen Band. Passt ja echt gut, dass reinzufällig die Black/Thrasher KETZER auf der Bühne ein kleines Stelldichein geben. Die Jungens aus Bergisch Gladbach haben ihre Hausaufgaben in Sachen Altschul-Extrem-Metall gemacht. Man hört schon heraus, dass man sich privat gerne mal mit DESASTER oder NOCTURNAL BREED beschäftigt hat. Mir ist die Mucke an sich deshalb ein bisschen zu sehr austauschbar, weshalb mich das Quintett nicht vom Stehhocker reißt. Als Opener und Wachrüttler so mancher Alkleichen von vorgestern tun sie' s aber allemal.
Im Anschluss zu den Thrashern kriegt man von den Franzosen AFFLICTION GATE mal zur Abwechslung ein bisschen Death Metal geboten. Gut, wir sind hier immernoch bei den Bitterfelder Metal Maniacs, so kann man schon davon ausgehen, dass hier kein mathematisches Gefrickel auftritt. Nein, AFFLICTION GATE spielen bodenständigen, erdigen Todstahl der alten Schule. An der Show wird mir für meine Verhältnisse ein bisschen zu viel gespart, musikalisch sind die Jungs aber top. Vor dem Festival war die Band für mich noch ein unbeschriebenes Blatt, doch diese überzeugt mich eines besseren. Man merkt, dass die Band ihr Handwerk versteht und die wehenden Haare der Menge sind die Bestätigung.
Die Nachfolger BAPHOMET'S BLOOD schaue ich mir nur kurz an. Das Gespann aus Italien spielt Thrash Metal, und zwar solchen, wie man ihn schon tausende Male gehört hat. Diesen Gig spare ich mir demnach getrost und lasse auch die Black/Deather KILL mal lieber ohne meine Anwesenheit auftreten, denn...
...TRIDENT, die musikalisch in einer ähnlichen Liga spielen, interessieren mich ohnehin mehr. Auch hier haben wir wieder ein kleines Staraufgebot, denn Namen, wie Johan Norman (Ex-DISSECTION), Tobias Sidegård oder Alex Friberg (beide NECOPHOBIC), kann mich sich schon auf der Zunge zergehen lassen. Stilistisch hört man die Herkunft der Musiker auch heraus, demnach wird dem Publikum waschechter Schweden-Schwarztod geboten. War mit TRIDENT bislang nur ein gesichtsloser Name, so werde ich, sowie viele andere Zuschauer, nun endgültig von den mitreißenden Melodien und der aggressiven Härte mitgenommen. Ein lupenreiner Auftritt, ohne Kompromisse.
Das kann eigentlich nur noch von den Amis NACHTMYSTIUM getopt werden. Erstmal komme ich aber auf des kleine, eben erwähnte Ereignis zu sprechen, dass sich Samstag auf Sonntag abspielte. Wieso jetzt erst? Weil NACHTMYSTIUM eine entscheidende Rolle hierbei spielen, besser gesagt Bassist Andrew Markuszewksi. Dieser meinte in jener Nacht ein bisschen den Proleten heraushängen zu müssen. Das Resultat: Prügelei, ein Verletzter, Aufenthalt bei der Polizei wegen Schwerverletzung. Durch viel Überredungskunst der Veranstalter dürfen NACHTMYSTIUM dann doch noch auftreten, unter der Bedingung, dass sie anschließend umgehend das Gelände zu verlassen haben. Gut gemacht!
Ein bisschen merkt man den Stress in den Gesichtern der Band, ansonsten ist davon aber sonst keine Spur. NACHTMYSTIUM liefern trotz der Umstände eine klasse Black Metal-Show, in der sie auf die psychedelischeren Songs verzichten und stattdessen roheres Material präsentieren. So hat man das Vergnügen zu Songs, wie „Hellish Overdose“ oder „Your True Enemy“ die Haarpracht zu schütteln. Es werden auch schon mal vorab Songs des neuen Albums präsentiert. Alles in allem ein Energie geladener Auftritt der Amis. Dann verklingen die Gitarren und NACHTMYSTIUM verlassen schnell die Bühne. Schade, hätte ruhig so weiter gehen können!
Anschließend verkünden die Veranstalter eine kleine Programmänderung: der Auftritt von THE JAILBREAKERS, die eigentlich den Abschluss machen sollten, wird vorgezogen. Wer die Band nicht kennt, darf sich auf eine nette AC/DC-Cover-Kombo freuen. Schön verkleidet, wie das Original aus Australien, geben die Jungs Songs, wie „TNT“, zum Besten. Nett anzusehen, aber…
…so ein Höhepunkt, wie das Konzert von GOSPEL OF THE HORNS, ist der Gig leider doch nicht. Jenen, die mit dem Namen nichts anfangen können, sei gesagt, dass es sich hier um pure australische Black/Thrash Metal Energie aus dem Outback handelt. Mark Howitser und seine Mannen wüten nach kurzem Introgeplänkel auch sofort los. Den grölenden Massen wird dabei ein breites Spektrum aus der Discografie der Jungs geboten. Songs der beiden Alben „A Call To Arms“ und „Realm Of The Damned“ stehen jedoch im Vordergrund. Irgendwie scheinen Australier diese Musik im Blut zu haben, denn wie schon DESTRÖYER 666 voriges Jahr, ziehen auch G.O.T.H. die Menge in ihren Bann, sodass das Publikum wie ein Meer aus wehenden Haarschöpfen wirkt. Mit dem Verlassen der Bühne beendet die Band dann auch den Gig, den Abend und das ganze Festival.
Nun, was kann man zusammenfassend über das diesjährige FOA berichten? Naja, auch wenn DIE Reißerband für vieler Leute Verhältnisse doch fehlte, gab es dennoch viele gute Auftritte und zB. mit NEGURA BUNGET oder NACHTMYSTIUM auch Höhepunkte. Auch an das neue Gelände hat sich der Stammbesucher schnell gewöhnt und wird es nächstes Jahr sicher schneller finden - selbst wenn irgendwelche Schlingel wieder die Wegweiser stibitzen. Alles in allem wieder ein sagenhaft tolles Wochenende! Nächstes Jahr gerne wieder!
www.united-metal-maniacs.de
Bevor ich auf die Bands eingehe, gibts aber erst ein paar allgemeine Facts über das diesjährige FOA. Zunächst müssen die Veranstalter das Publikum in diesem Jahr auf einem neuen Gelände begrüßen, und zwar auf dem Segelflugplatz beim kleinen, mehr oder minder beschaulichen Ort Renneritz, ca. 10 km entfernt von Bitterfeld. Viele (ebenso ich) finden Gelände auf Anhieb nicht, unter anderem auch deswegen, da irgendwelche Spaßbolde offensichtlich die wegweisenden Schilder geklaut haben, wie mir später mitgeteilt wird. Wirklich witzig, ihr Affen! An sonsten kann sich der Fan aber weiterhin neben den Bands über kleine Getränkepreise, tolle Merch- und Fressstände, sowie die gut organisierte Arbeit des Teams freuen. Ein kleiner Tropfen Wehmut: da man dieses Jahr die Zelte auf einem anderen Gelände aufgeschlagen hat, gibt es hier leider keine Präsenz des örtlichen Bikerclubs, in dessen Clubheim man sonst immer aufs Beste mit Hartalkohol versorgt wurde. Der hauseigene Schnapsstand der Orga macht das aber weitestgehend Wett. Wettertechnisch kann sich denke ich bei andauerndem strahlendem Sonnenschein (abgesehen vom verregneten Abreisetag) auch niemand beschweren. Was will man also mehr? Natürlich Musik. Die Bands. Und die gibt' s jetzt!
Ziemlich genau um halb Vier marschieren da auch schon die die Flonheimer NOCTURNAL auf die Bühne. Der Festival-Opener präsentiert dem heißhungrigen Publikum Black/Thrash Metal der alten Schule in passendem Outfit. Die Mischung aus Show und Musik passt auf jeden Fall gut zusammen, man sieht hier und da doch eine wehende Mähne, obwohl sich vor der Bühne eine eher kleine Menschentraube gebildet hat. Das scheint die Band offensichtlich aber nicht zu stören, was unter anderem zu einem gelungenen Openerauftritt führt.
Im Anschluss betreten die serbischen Black Metaller THE STONE das Feld. Ein Auftritt, den ich schon mit einer gewissen Spannung erwartet hatte. Das Quintett, schön mit Corpsepaint, Nägeln und Knochen geschmückt, wie sich das gehört, bietet der Menge eine ordentliche musikalische Darbietung. Man merkt, dass die Jungs gut aufeinander eingespielt sind. Außer, dass hier und da mal ein bisschen Asche in die Menge geworfen wird, gibt es neben Gepose aber kaum Show. Das bringt das Songmaterial zwar in den Vordergrund, ein bisschen mehr Aggressivität hätte man sich dennoch wünschen können. Im Endeffekt machen die Jungs ihre Sache jedoch gut, so dass der Fan nicht enttäuscht wird. Sozusagen als Höhepunkt wird zum Finale des Auftritts noch ein Gastsänger auf die Bühne geholt, der zwar wohl angekündigt wird, mir aber dennoch nach wie vor schleierhaft bleibt, um wen es sich bei dem Kerl handelt. Außer ein paar Kreischeinlagen und Posen bekommt der Zuschauer auch von dem nicht geboten, so dass man von einer guten musikalischen Leistung der Band durchaus sprechen kann, von mehr aber auch nicht.
Die Band DIE HARD im Anschluss spare ich mir und freue mich statt dessen um kurz vor sieben Uhr auf deren Nachfolger...
...NEGURA BUNGET. Ich muss sagen, dass ich mir schon nach den ersten Minuten vollstens bewusst bin, dass dieser Auftritt eines der Highlights des Wochenendes sein wird. Und es ist mir, so wie auch vielen anderen Mithörern, egal, ob Negru da jetzt mit einer neuen Truppe auf der Bühne steht. Denn entscheidend ist nicht, wer da steht, sondern was die Musiker machen. Und das ist schlichtweg Kunst. Songs des Meisterwerkes "Om", wie aber auch von ihrem neuesten Werk "Virstele Pamintului" oder älteren Alben, werden durch vielfältigen Einsatz eines breiten Instrumentensortimentes sehr atmosphärisch und äußerst mitreißend dargeboten. Das ist es, was NEGURA BUNGET eben schon immer ausgemacht hat, die Kombination von verzerrten Gitarren mit Synthezisern, verschiedensten Perkussionsinstrumenten (unter anderem ein "simples" hängendes Brett) und schlicht gehaltenen Instrumenten, wie Holzflöten oder -xylophonen. Und das macht diesen Auftritt zu einem ganz eigenen Highlight. Das jolende Publikum ist der Beweis dafür.
Nach dem Gig der Rumänier gibt es eine Portion Death/Thrash aus dem Outback: VOMITOR. Man merkt gleich, dass das Trio aus Brisbane nicht lange fackelt und es derb mag. Die Musik erinnert mich ein bisschen an altes Material von ARCHGOAT und VON. Auch wenn die Band musikalisch ja nicht schlecht zu sein scheint, langweilt mich der Auftritt eher. Vielleicht, weil die Musik dann doch nicht sooo spannend ist, wenn man die Songs nicht kennt, oder weil der Sound die Energie nicht wirklich rüber bringen will. Naja, die Zeit, um das Gelände für heute zu verlassen ist aber noch längst nicht gekommen.
Einer der Gründe ist die norwegische Black Metal-Größe GEHENNA. Auch wenn man schon seit einigen Jahren in der Band auf das Keyboard verzichtet und musikalisch eine wesentlich rohere Richtung eingeschlagen hat, schaffen es die Jungs Atmosphäre zu schaffen. Mich persönlich stört es dabei auch nicht, dass sich die Band eher wenig bewegt, sondern während ihrem Spiel fast monolithengleich verharrt. Das Publikum bekommt an diesem Abend live bewiesen, dass man von den Mannen als Symphonic Black Metal-Band längst nicht mehr sprechen kann und GEHENNA ein neues Gesicht hat. Unter anderem das ist auch der Grund, warum man auch eher aktuelleres Material dargeboten bekommt. Das wird vielleicht den ein oder anderen Freund älterer Alben stören, im Gesamten kommt die Band aber in der Menge gut an und bietet eine saubere Show.
Anschließend folgt das nächste Spektakel aus dem Norden Skandinaviens, der Headliner für heute Abend. TULUS, die Band, mit der sich KHOLD-Fronter Gard momentan wieder intensiver beschäftigt, wird schon beim Betreten der Bühne mit tosendem Applaus begrüßt. Ohne langes Zögern bolzt das Trio mit seinem groovigen Black Metal auch schon los. Man merkt schon, worauf es der Band ankommt: auf Corpsepaint und sonstige Spirenzchen wird gänzlich verzichtet, so dass der rohe Groove im Vordergrund steht. Der Masse gefällt's gut und nach jedem Song ernten TULUS auch ordentlichen Beifall. Verständlich, denn neben der musikalischen Darbietung machen auch die Musiker selbst ordentlich Stimmung auf der Bühne und heizen das Publikum an. Gard und Co. machen ihren Job als Headliner demnach mehr als gut!
Zum Abschluss bekommt der Zuhörer vom Samstags-Co-Headliner etwas Doom geboten. Ebenfalls aus Norwegen stammen SAHG, die sich diesem im Stile von BLACK SABBATH vollends verschworen haben. Auch hier haben wir wieder eine kleine Allstar-Formation vor uns, denn unter anderem hat man es hier mit King (von den grandiosen GOD SEED) am Bass und Olav Iversen (MANNGARD) zutun. Und dieser Vierer entführt das Publikum mit ihrem psychedelischem Doom und dem dazu passendem Outfit (wobei man sich bei den Kruzifixen besser entweder für Pro- oder Antichrist hätte entscheiden sollen) ein Stück weit zurück in die 70er. Auch wenn Blastfans hier ziemlich kurz kommen, SAHG machen durch eine sagenhafte Bühnenpräsenz und ein sehr gutes Zusammenspiel einen Supergig da oben. Ein perfekter Abschluss! Der gröhlende Mob ist Beweis dafür. Nach dem Gig gibt es aber dennoch im Party-Zelt genug Zauber, um in den Morgen weiter zu bangen, zu trinken und - naja - auch zu kotzen. So nebenbei spielt sich in dieser Nacht noch ein kleines Ereignis ab, auf das ich aber etwas später noch zu sprechen komme.
Nach dem Katerfrühstück - lecker Brötchen, Rauchwurst, kalter Kaffee und Bier aus dem Partyzelt - wird es so um halb vier am Sonntagmittag wieder Zeit für ein bisschen Band. Passt ja echt gut, dass reinzufällig die Black/Thrasher KETZER auf der Bühne ein kleines Stelldichein geben. Die Jungens aus Bergisch Gladbach haben ihre Hausaufgaben in Sachen Altschul-Extrem-Metall gemacht. Man hört schon heraus, dass man sich privat gerne mal mit DESASTER oder NOCTURNAL BREED beschäftigt hat. Mir ist die Mucke an sich deshalb ein bisschen zu sehr austauschbar, weshalb mich das Quintett nicht vom Stehhocker reißt. Als Opener und Wachrüttler so mancher Alkleichen von vorgestern tun sie' s aber allemal.
Im Anschluss zu den Thrashern kriegt man von den Franzosen AFFLICTION GATE mal zur Abwechslung ein bisschen Death Metal geboten. Gut, wir sind hier immernoch bei den Bitterfelder Metal Maniacs, so kann man schon davon ausgehen, dass hier kein mathematisches Gefrickel auftritt. Nein, AFFLICTION GATE spielen bodenständigen, erdigen Todstahl der alten Schule. An der Show wird mir für meine Verhältnisse ein bisschen zu viel gespart, musikalisch sind die Jungs aber top. Vor dem Festival war die Band für mich noch ein unbeschriebenes Blatt, doch diese überzeugt mich eines besseren. Man merkt, dass die Band ihr Handwerk versteht und die wehenden Haare der Menge sind die Bestätigung.
Die Nachfolger BAPHOMET'S BLOOD schaue ich mir nur kurz an. Das Gespann aus Italien spielt Thrash Metal, und zwar solchen, wie man ihn schon tausende Male gehört hat. Diesen Gig spare ich mir demnach getrost und lasse auch die Black/Deather KILL mal lieber ohne meine Anwesenheit auftreten, denn...
...TRIDENT, die musikalisch in einer ähnlichen Liga spielen, interessieren mich ohnehin mehr. Auch hier haben wir wieder ein kleines Staraufgebot, denn Namen, wie Johan Norman (Ex-DISSECTION), Tobias Sidegård oder Alex Friberg (beide NECOPHOBIC), kann mich sich schon auf der Zunge zergehen lassen. Stilistisch hört man die Herkunft der Musiker auch heraus, demnach wird dem Publikum waschechter Schweden-Schwarztod geboten. War mit TRIDENT bislang nur ein gesichtsloser Name, so werde ich, sowie viele andere Zuschauer, nun endgültig von den mitreißenden Melodien und der aggressiven Härte mitgenommen. Ein lupenreiner Auftritt, ohne Kompromisse.
Das kann eigentlich nur noch von den Amis NACHTMYSTIUM getopt werden. Erstmal komme ich aber auf des kleine, eben erwähnte Ereignis zu sprechen, dass sich Samstag auf Sonntag abspielte. Wieso jetzt erst? Weil NACHTMYSTIUM eine entscheidende Rolle hierbei spielen, besser gesagt Bassist Andrew Markuszewksi. Dieser meinte in jener Nacht ein bisschen den Proleten heraushängen zu müssen. Das Resultat: Prügelei, ein Verletzter, Aufenthalt bei der Polizei wegen Schwerverletzung. Durch viel Überredungskunst der Veranstalter dürfen NACHTMYSTIUM dann doch noch auftreten, unter der Bedingung, dass sie anschließend umgehend das Gelände zu verlassen haben. Gut gemacht!
Ein bisschen merkt man den Stress in den Gesichtern der Band, ansonsten ist davon aber sonst keine Spur. NACHTMYSTIUM liefern trotz der Umstände eine klasse Black Metal-Show, in der sie auf die psychedelischeren Songs verzichten und stattdessen roheres Material präsentieren. So hat man das Vergnügen zu Songs, wie „Hellish Overdose“ oder „Your True Enemy“ die Haarpracht zu schütteln. Es werden auch schon mal vorab Songs des neuen Albums präsentiert. Alles in allem ein Energie geladener Auftritt der Amis. Dann verklingen die Gitarren und NACHTMYSTIUM verlassen schnell die Bühne. Schade, hätte ruhig so weiter gehen können!
Anschließend verkünden die Veranstalter eine kleine Programmänderung: der Auftritt von THE JAILBREAKERS, die eigentlich den Abschluss machen sollten, wird vorgezogen. Wer die Band nicht kennt, darf sich auf eine nette AC/DC-Cover-Kombo freuen. Schön verkleidet, wie das Original aus Australien, geben die Jungs Songs, wie „TNT“, zum Besten. Nett anzusehen, aber…
…so ein Höhepunkt, wie das Konzert von GOSPEL OF THE HORNS, ist der Gig leider doch nicht. Jenen, die mit dem Namen nichts anfangen können, sei gesagt, dass es sich hier um pure australische Black/Thrash Metal Energie aus dem Outback handelt. Mark Howitser und seine Mannen wüten nach kurzem Introgeplänkel auch sofort los. Den grölenden Massen wird dabei ein breites Spektrum aus der Discografie der Jungs geboten. Songs der beiden Alben „A Call To Arms“ und „Realm Of The Damned“ stehen jedoch im Vordergrund. Irgendwie scheinen Australier diese Musik im Blut zu haben, denn wie schon DESTRÖYER 666 voriges Jahr, ziehen auch G.O.T.H. die Menge in ihren Bann, sodass das Publikum wie ein Meer aus wehenden Haarschöpfen wirkt. Mit dem Verlassen der Bühne beendet die Band dann auch den Gig, den Abend und das ganze Festival.
Nun, was kann man zusammenfassend über das diesjährige FOA berichten? Naja, auch wenn DIE Reißerband für vieler Leute Verhältnisse doch fehlte, gab es dennoch viele gute Auftritte und zB. mit NEGURA BUNGET oder NACHTMYSTIUM auch Höhepunkte. Auch an das neue Gelände hat sich der Stammbesucher schnell gewöhnt und wird es nächstes Jahr sicher schneller finden - selbst wenn irgendwelche Schlingel wieder die Wegweiser stibitzen. Alles in allem wieder ein sagenhaft tolles Wochenende! Nächstes Jahr gerne wieder!
www.united-metal-maniacs.de