Protzen Open Air XIII
Protzen Open Air XIII
Protzen, Deadland
04.06.2010
04.06.2010
Einmal im Jahr heißt es ''Sachen packen und ab in den Nordwesten Brandenburgs''. Normalerweise will da ja keine Sau hin, doch das alljährliche Protzen Open Air zieht die Maniacs in Sachen Death Metal und Grind scharenweise an. Das Wetter spielt an besagtem Wochenende auch hervorragend mit, und die Sonne scheint nicht hinter den Wolken zu bleiben. Mit durchgeschwitztem Shirt auf das Festivalgelände, Auto geparkt, Bändchen geholt und Attacke. Vorbei an den netten Security- Leuten, ja so etwas gibt es hier in der ländlichen Idylle, und rein in den Blechhangar, der einem nicht nur Schatten und relativ angenehme Kühle spendet, sondern auch 'ne Menge Gemeter auf die Lauscherchen. Let's get ready to rumble!!!
Freitag, 4.Juni
DESOLATED aus Berlin gehen von Anfang an in die Vollen und zimmern ein ordentliches Death Metal-Brett zusammen. Zu dieser Uhrzeit sind natürlich noch keine unüberschaubaren Massen vor der Bühne, aber dennoch verirren sich ein paar Leute in die Halle und sie werden fürstlich belohnt, denn DESOLATED haben schon einiges drauf, nämlich satten Death, der den nötigen Groove nicht vermissen lässt. Guter Einstieg!
Etwas coriger, ihr wisst schon, gehen dann die Nordmänner UNDER FALLING LEAVES zu Werke, allerdings lassen auch diese den Dampf nicht vermissen, den eine anständige Liveband benötigt. Sehr feines, melodisches Geknüppel, bei dem viel Wert auf Midtempopassagen gelegt wird, und das kann zu dieser Uhrzeit nicht verkehrt sein, kann man sich doch so langsam einnicken... Also nicht wegratzen, sondern die Omme bewegen.
Wer auf fette Breakdowns und Brumm-Brumm-Core steht, wird mit den anschließend auftretenden MALIZIA befriedigt. Leider sind nicht gerade viele Anwesende im Bereich vor der Bühne zu sehen, aber die Jungs geben sich dennoch alle Mühe und sorgen zumindest für kurzweilige Unterhaltung. Nicht die ganz große Nummer, aber für Freunde des Genres sicher ansprechend.
Junge, nette und blonde Frauen verbindet man ja eigentlich kaum mit Death Metal, tja, da hat man dann die Rechnung ohne DIARY ABOUT MY NIGHTMARES aus Braunschweig gemacht, die haben nämlich eine sympathische Dame namens Antonie am Mikro stehen. Sie steht da aber nicht nur einfach so rum, nein, sie lässt widerlich schöne Geräusche aus ihrem Mund gleiten. Sie growlt und keift also. Im normalen Kontext vielleicht kein Kompliment, auf Death Metal-Ebene aber schon. Der Rest der Mannschaft ist auch fit und präsentiert zielgenaues, melodiöses Gewummer. Sehr fein das Ganze!
Die Lokalhelden von BURNING STEEL sind als nächstes an der Reihe. Der Name lässt zwar Eierquetschgejaule vermuten, dem ist aber nicht so, denn hier regiert die Death-Groove-Keule. Allerdings muss man schon sagen, dass die Band zwar ganz in Ordnung ist, mehr allerdings auch nicht. Musikalisch immer recht simpel und nach einer Weile auch live nicht mehr so fesselnd, als dass man euphorisch eine Zugabe verlangen müsste. Ergo: Bier trinken gehen!
Schöne Schwedenhappen gibt es dann bei MY COLD EMBRACE. Viel ist vor der Bühne nicht los, obwohl es doch zur Feier des Tages Gratiskondome mit ''Bassergeschmack'' geben soll, so verspricht es jedenfalls Sänger Dennis, der den Geburtstag des Mannes am Viersaiter verkündet. Die Melodien wissen ebenfalls zu gefallen, allerdings werden diese locker von den unendlichen Grimassen aller Beteiligten übertroffen. Eine wahre Ohren- und Augenweide.
BOILER aus der ''Stuttgarter Ecke'' wollen mit Gegurgel und gepitchter Stimme überzeugen, doch mir ist das ehrlich gesagt zu stumpf. Sicher gefällt es einigen der Anwesenden, da man hier mal die Sau rauslassen kann, mir erschließt sich allerdings absolut nicht, warum eine Kellerkombo wie BOILER so spät im Billing auftaucht. Müll!
Der groovige Death Metal der Jungs aus der Hauptstadt macht da schon mehr Spaß. POSTMORTEM aus Berlin präsentieren sich gut gelaunt und bratzen ordentlich los. Dem Auditorium scheint es zu gefallen, und endlich werden die müden Knochen vollends mobilisiert. Haare kreisen und der Mob tobt, so wie man sich eine gute Death Metal-Show vorstellt. Mir gefällt es eigentlich nicht so sehr, scheinen mir die Nummern doch zu gleichförmig und dementsprechend langweilig, aber jedem das seine. Die volle Hütte gibt POSTMORTEM recht! Der Umstand, dass ASPHYX Gitarrist Paul irgendwo feststeckt und so der genaue Zeitpunkt des Gigs noch nicht bekannt ist, gibt POSTMORTEM ein gewisses Zeitfenster, welches sie gekonnt nutzen, um noch weitere Gassenhauer in die lechzende Meute zu feuern.
Je später der Abend, desto derber die Gäste, sag ich immer, is son alter Satz von mir! Et voila, ich sollte mich nicht irren: ASPHYX sind in da house und machen, wie könnte es anders sein, ordentlich Alarm. Egal ob alte Kracher vom Schlage ''The Krusher'' oder neues Material wie ''Death...The Brutal Way'', die Menge frisst Herrn van Drunen und seinen Sidekicks aus den Händen. Kein Wunder allerdings bei so einer energiegeladenen Show, auch wenn manch einer die Halle aufgrund von Motivationszigarettchen verlassen muss. Der Rest macht weiter und mobilisiert noch einmal alle Kräfte, und die braucht man auch, denn die Holländer scheinen, einmal in Rage gespielt, gar nicht mehr aufhören zu wollen. Der Schweiß perlt von der Decke, Martin macht ulkige Ansagen auf deutsch und zwischendurch wird wie verrückt gebangt! So hat das auszusehen. Klasse Gig!
Anschließend soll es noch zu wundersamen Vorfällen gekommen sein: Es wurde gemunkelt, dass ein gewisser Festivalbesucher, vom unbändigen Hunger getrieben, es tatsächlich fertig brachte, eine Scheibe Grillfleisch, die niemals einen Rost erblickte, bei lebendigem Leibe zu vertilgen, aber das ist wahrscheinlich nur eine weitere Legende aus dem Königreich Protzen!
Samstag, 5. Juni
Der nächste Morgen startet verheerend, denn all die Versammelten unter dem Pavillon meiner Neuruppiner Freunde haben nichts besseres im Sinn, als geschlagene zwei Stunden dämliche Witze zu erzählen. Alle Kategorien werden dabei bedacht, versteht sich ja von selbst. Spätestens als ein lautes Wummern aus Richtung Hangar ertönt, weiß jeder Bescheid: Protzen Teil zwei reloaded ist angebrochen, und der Morgen stirbt doch!
BLOODPUNCH sind genau das Richtige zum Wachwerden, schön auf die Mütze, aber vordergründig groovig, so mag das der ambitionierte Frühaufsteher mit Hang zum Hardcore. Leider ist kaum jemand im Hangar anzutreffen. Schade eigentlich, denn die Jung aus Neubrandenburg haben was auf Kirsche und bieten keinen emotionslosen, modernen Kram, im Gegenteil, die eingestreuten melodischen Parts wissen zu überzeugen. Weiter so!
Die anschließenden MAGGOTS aus Berlin ziehen dann zwar mehr Leute vor die Bühne, können mich aber dennoch nicht zu überzeugen. Sicher, die Band gibt Gas, allerdings klingt das weder innovativ noch besonders frisch, aber das soll es wahrscheinlich auch nicht. Dann lieber Mittagsgrillchen.
Endlich mal etwas Abwechslung im Programm! VAE VICTIS aus Schwerin kommen auf die Bühne und das Protector-Shirt in stilechtem Weiß zeigt schon die ungefähre Marschrichtung. Black fucking Thrash Metal wird zelebriert, und das lässt natürlich kein Auge trocken. In dem ansonsten von Death Metal und seiner Unterarten dominierten Festival tut eine Band wie VAE VICTIS mal richtig gut, und das Publikum scheint das ähnlich zu sehen. Ach, einfach herrlich wie die Matten kreisen und die Fäuste in die Höhe geschleudert werden. Amtlicher Auftritt!
Vor fast leerer Bude müssen dann die Tschechen von TORTHARRY ran. Schade eigentlich, dass nur so wenige Leute in den Genuss der Death Metal-Attacke kommen, denn unsere Landesnachbarn haben es faustdick hinter den Ohren und machen einen Riesenspaß. Die crustige Schlagseite steht den Musikanten sehr gut und so wird auch mal schnoddrig losgerotzt. Mein Freund Spezialuwe schafft es tatsächlich zwei komplette Bierbecher beim Tanzen zu verschütten, und das mit Oberkörper frei und einer nostalgischen Hässlichkeitsbrille aus den Achtzigern. Da muss der Gig doch gut gewesen sein, oder?!
Die EBOLA BEACH PARTY schenke ich mir nach zehn Sekunden Reinlauschen, denn witzige Musik ist nicht meins, also vielleicht ja eigentlich doch, aber dann muss sie auch wirklich lustig sein, das schafft aber besagte Kapelle nicht, außerdem habe ich ja schon genug beim morgendlichen Witzmarathon gelacht, denn der war allemal besser, auch ohne Stromgitarren.
VERDICT legen auch gleich mal los wie die Feuerwehr. Gut geölter Death/Thrash, der keine Gefangenen nimmt. Nicht wirklich meine Baustelle, aber irgendwie macht die Musik Spaß, und das ist ja die Hauptsache. Die Leute im Hangar sehen das ähnlich und spenden fleißig Applaus. Kein Wunder, denn die Songs sind gut gemacht, sauber gespielt und zudem mit viel Euphorie vorgetragen.
Warum DEAD so kultig in der Grindszene sind, wird mir auch nach dem heutigen Auftritt ein Rätsel bleiben. Die Mucke poltert eher langweilig und nicht einmal besonders extrem vor sich hin, ohne Höhepunkte aufweisen zu können. Vielleicht ist es gerade diese Geradlinigkeit, die den einen oder anderen zum Haareschütteln bewegt. Ich weiß es nicht und es wird sich mir auch nicht mehr erschließen. Ich sollte mal Herrn Rüpelzahl befragen, der kennt sich ja mit dem sogenannten Cliteater-Phänomen aus!
Im Vorfeld des Auftrittes von GORILLA MONSOON bin ich sehr gespannt, denn es stellt sich schon die Frage, ob das Publikum die ''Exoten'' wohlwollend aufnehmen oder eher verschmähen wird. Nach wenigen Minuten steht fest: Klarer Punktgewinn für die stonigen Doomer aus Sachsen! Die drückenden Gitarren und der wummernde Bass klatschen direkt in die Magengegend und animieren entweder zum Mitwippen oder zum Extremtanz. Beides ist heute der Fall. Die Band hat sichtlich Spaß und diese Freude schwappt binnen Sekunden auf das Publikum über. Stimmungsmäßig der Höhepunkt des Festivals, selbst bei ASPHYX kochte die Luft nicht mehr! Ein größeres Kompliment kann man gar nicht aussprechen. Hut ab vor so einer beachtlichen Leistung, die die Messlatte recht hoch legt für die folgenden Kandidaten.
Völlig anders, nämlich thrashig, aber dennoch brillant präsentieren sich DEW-SCENTED, die natürlich genau wissen, wie man es richtig macht, und so ist es nur logisch, dass auch sie in wenigen Sekunden die Haarschüttelfraktion auf ihrer Seite haben. Die Stimmungskurve kann nicht mehr so hoch wie bei GORILLA MONSOON gehalten werden, aber das soll nicht abwertend gemeint sein, denn deren Leistung kann eh keiner mehr toppen. Davon lassen sich gestandene Thrasher natürlich nicht beeindrucken und holen zum Rundumschlag aus. Sänger Leif animiert die untergebenen Fans und erntet berechtigterweise schallenden Applaus. Starke Show!
Schwedentod ist ganz und gar meine Sache, umso mehr freue ich mich auf die nachfolgenden DEMONICAL, allerdings macht sich nach ein paar Liedern Ernüchterung breit, denn irgendwie, ich traue es mich gar nicht zu sagen, finde ich das Dargebotene langweilig und es packt mich nicht bei den Weichteilen. Naja, kann ja nicht immer klappen. Schade eigentlich.
Ganz anders verhält sich das bei den Holländern von GOD DETHRONED, die packen mich, und jetzt sage ich es auch ohne peinlich berührt zu sein, bei den Klöten. Das passiert allerdings nicht sofort, denn der Sound will nicht ganz mitspielen. Es ist einfach höllisch laut, kratzig und die Bassdrums stehen zu sehr im Vordergrund. Nach ein paar Songs ist alles geregelt und Henri und Co. brettern drauflos, dass es eine wahre Freude ist. Wer GOD DETHRONED kennt, der weiß, dass sie ihre Songs mit fabelhaften, butterweichen Soli aufpeppen, und das gefällt nicht nur mir, sondern auch dem Rest der bangenden Masse. Ein absolut gerechtfertigter und überzeugender Headliner.
Leider ist dann das Protzen Open Air auch schon wieder vorbei. Natürlich geht man an so einem Abend nicht sofort schlafen, das wäre ja Irrsinn. Logischerweise zieht es den angeheiterten Metalfan an das sagenumwobene Lagerfeuer, an welchem die Hopfenkaltschale doch gleich doppelt so gut mundet. Lallend, aber glücklich endet so DAS gemütlichste und familiärste Festival der Saison. Schade, aber im nächsten Jahr geht es ja weiter. Dann hoffentlich mit noch ein wenig mehr Mut bezüglich der Bandauswahl, denn man sieht ja, dass eine Band vom Schlage GORILLA MONSOON durchaus Anklang findet. Death und Grind sind sicherlich fein, aber ein wenig mehr Abwechslung täte auch dem Protzen Open Air gut. In diesem Sinne: Rock on, liebes Protzen, und stay heavy!
Vielen Dank an Carsten Brand, der so freundlich war, Bilder von POSTMORTEM, ASPHYX, DEMONICAL und GOD DETHRONED für die Blutkammer zur Verfügung zu stellen!
Freitag, 4.Juni
DESOLATED aus Berlin gehen von Anfang an in die Vollen und zimmern ein ordentliches Death Metal-Brett zusammen. Zu dieser Uhrzeit sind natürlich noch keine unüberschaubaren Massen vor der Bühne, aber dennoch verirren sich ein paar Leute in die Halle und sie werden fürstlich belohnt, denn DESOLATED haben schon einiges drauf, nämlich satten Death, der den nötigen Groove nicht vermissen lässt. Guter Einstieg!
Etwas coriger, ihr wisst schon, gehen dann die Nordmänner UNDER FALLING LEAVES zu Werke, allerdings lassen auch diese den Dampf nicht vermissen, den eine anständige Liveband benötigt. Sehr feines, melodisches Geknüppel, bei dem viel Wert auf Midtempopassagen gelegt wird, und das kann zu dieser Uhrzeit nicht verkehrt sein, kann man sich doch so langsam einnicken... Also nicht wegratzen, sondern die Omme bewegen.
Wer auf fette Breakdowns und Brumm-Brumm-Core steht, wird mit den anschließend auftretenden MALIZIA befriedigt. Leider sind nicht gerade viele Anwesende im Bereich vor der Bühne zu sehen, aber die Jungs geben sich dennoch alle Mühe und sorgen zumindest für kurzweilige Unterhaltung. Nicht die ganz große Nummer, aber für Freunde des Genres sicher ansprechend.
Junge, nette und blonde Frauen verbindet man ja eigentlich kaum mit Death Metal, tja, da hat man dann die Rechnung ohne DIARY ABOUT MY NIGHTMARES aus Braunschweig gemacht, die haben nämlich eine sympathische Dame namens Antonie am Mikro stehen. Sie steht da aber nicht nur einfach so rum, nein, sie lässt widerlich schöne Geräusche aus ihrem Mund gleiten. Sie growlt und keift also. Im normalen Kontext vielleicht kein Kompliment, auf Death Metal-Ebene aber schon. Der Rest der Mannschaft ist auch fit und präsentiert zielgenaues, melodiöses Gewummer. Sehr fein das Ganze!
Die Lokalhelden von BURNING STEEL sind als nächstes an der Reihe. Der Name lässt zwar Eierquetschgejaule vermuten, dem ist aber nicht so, denn hier regiert die Death-Groove-Keule. Allerdings muss man schon sagen, dass die Band zwar ganz in Ordnung ist, mehr allerdings auch nicht. Musikalisch immer recht simpel und nach einer Weile auch live nicht mehr so fesselnd, als dass man euphorisch eine Zugabe verlangen müsste. Ergo: Bier trinken gehen!
Schöne Schwedenhappen gibt es dann bei MY COLD EMBRACE. Viel ist vor der Bühne nicht los, obwohl es doch zur Feier des Tages Gratiskondome mit ''Bassergeschmack'' geben soll, so verspricht es jedenfalls Sänger Dennis, der den Geburtstag des Mannes am Viersaiter verkündet. Die Melodien wissen ebenfalls zu gefallen, allerdings werden diese locker von den unendlichen Grimassen aller Beteiligten übertroffen. Eine wahre Ohren- und Augenweide.
BOILER aus der ''Stuttgarter Ecke'' wollen mit Gegurgel und gepitchter Stimme überzeugen, doch mir ist das ehrlich gesagt zu stumpf. Sicher gefällt es einigen der Anwesenden, da man hier mal die Sau rauslassen kann, mir erschließt sich allerdings absolut nicht, warum eine Kellerkombo wie BOILER so spät im Billing auftaucht. Müll!
Der groovige Death Metal der Jungs aus der Hauptstadt macht da schon mehr Spaß. POSTMORTEM aus Berlin präsentieren sich gut gelaunt und bratzen ordentlich los. Dem Auditorium scheint es zu gefallen, und endlich werden die müden Knochen vollends mobilisiert. Haare kreisen und der Mob tobt, so wie man sich eine gute Death Metal-Show vorstellt. Mir gefällt es eigentlich nicht so sehr, scheinen mir die Nummern doch zu gleichförmig und dementsprechend langweilig, aber jedem das seine. Die volle Hütte gibt POSTMORTEM recht! Der Umstand, dass ASPHYX Gitarrist Paul irgendwo feststeckt und so der genaue Zeitpunkt des Gigs noch nicht bekannt ist, gibt POSTMORTEM ein gewisses Zeitfenster, welches sie gekonnt nutzen, um noch weitere Gassenhauer in die lechzende Meute zu feuern.
Je später der Abend, desto derber die Gäste, sag ich immer, is son alter Satz von mir! Et voila, ich sollte mich nicht irren: ASPHYX sind in da house und machen, wie könnte es anders sein, ordentlich Alarm. Egal ob alte Kracher vom Schlage ''The Krusher'' oder neues Material wie ''Death...The Brutal Way'', die Menge frisst Herrn van Drunen und seinen Sidekicks aus den Händen. Kein Wunder allerdings bei so einer energiegeladenen Show, auch wenn manch einer die Halle aufgrund von Motivationszigarettchen verlassen muss. Der Rest macht weiter und mobilisiert noch einmal alle Kräfte, und die braucht man auch, denn die Holländer scheinen, einmal in Rage gespielt, gar nicht mehr aufhören zu wollen. Der Schweiß perlt von der Decke, Martin macht ulkige Ansagen auf deutsch und zwischendurch wird wie verrückt gebangt! So hat das auszusehen. Klasse Gig!
Anschließend soll es noch zu wundersamen Vorfällen gekommen sein: Es wurde gemunkelt, dass ein gewisser Festivalbesucher, vom unbändigen Hunger getrieben, es tatsächlich fertig brachte, eine Scheibe Grillfleisch, die niemals einen Rost erblickte, bei lebendigem Leibe zu vertilgen, aber das ist wahrscheinlich nur eine weitere Legende aus dem Königreich Protzen!
Samstag, 5. Juni
Der nächste Morgen startet verheerend, denn all die Versammelten unter dem Pavillon meiner Neuruppiner Freunde haben nichts besseres im Sinn, als geschlagene zwei Stunden dämliche Witze zu erzählen. Alle Kategorien werden dabei bedacht, versteht sich ja von selbst. Spätestens als ein lautes Wummern aus Richtung Hangar ertönt, weiß jeder Bescheid: Protzen Teil zwei reloaded ist angebrochen, und der Morgen stirbt doch!
BLOODPUNCH sind genau das Richtige zum Wachwerden, schön auf die Mütze, aber vordergründig groovig, so mag das der ambitionierte Frühaufsteher mit Hang zum Hardcore. Leider ist kaum jemand im Hangar anzutreffen. Schade eigentlich, denn die Jung aus Neubrandenburg haben was auf Kirsche und bieten keinen emotionslosen, modernen Kram, im Gegenteil, die eingestreuten melodischen Parts wissen zu überzeugen. Weiter so!
Die anschließenden MAGGOTS aus Berlin ziehen dann zwar mehr Leute vor die Bühne, können mich aber dennoch nicht zu überzeugen. Sicher, die Band gibt Gas, allerdings klingt das weder innovativ noch besonders frisch, aber das soll es wahrscheinlich auch nicht. Dann lieber Mittagsgrillchen.
Endlich mal etwas Abwechslung im Programm! VAE VICTIS aus Schwerin kommen auf die Bühne und das Protector-Shirt in stilechtem Weiß zeigt schon die ungefähre Marschrichtung. Black fucking Thrash Metal wird zelebriert, und das lässt natürlich kein Auge trocken. In dem ansonsten von Death Metal und seiner Unterarten dominierten Festival tut eine Band wie VAE VICTIS mal richtig gut, und das Publikum scheint das ähnlich zu sehen. Ach, einfach herrlich wie die Matten kreisen und die Fäuste in die Höhe geschleudert werden. Amtlicher Auftritt!
Vor fast leerer Bude müssen dann die Tschechen von TORTHARRY ran. Schade eigentlich, dass nur so wenige Leute in den Genuss der Death Metal-Attacke kommen, denn unsere Landesnachbarn haben es faustdick hinter den Ohren und machen einen Riesenspaß. Die crustige Schlagseite steht den Musikanten sehr gut und so wird auch mal schnoddrig losgerotzt. Mein Freund Spezialuwe schafft es tatsächlich zwei komplette Bierbecher beim Tanzen zu verschütten, und das mit Oberkörper frei und einer nostalgischen Hässlichkeitsbrille aus den Achtzigern. Da muss der Gig doch gut gewesen sein, oder?!
Die EBOLA BEACH PARTY schenke ich mir nach zehn Sekunden Reinlauschen, denn witzige Musik ist nicht meins, also vielleicht ja eigentlich doch, aber dann muss sie auch wirklich lustig sein, das schafft aber besagte Kapelle nicht, außerdem habe ich ja schon genug beim morgendlichen Witzmarathon gelacht, denn der war allemal besser, auch ohne Stromgitarren.
VERDICT legen auch gleich mal los wie die Feuerwehr. Gut geölter Death/Thrash, der keine Gefangenen nimmt. Nicht wirklich meine Baustelle, aber irgendwie macht die Musik Spaß, und das ist ja die Hauptsache. Die Leute im Hangar sehen das ähnlich und spenden fleißig Applaus. Kein Wunder, denn die Songs sind gut gemacht, sauber gespielt und zudem mit viel Euphorie vorgetragen.
Warum DEAD so kultig in der Grindszene sind, wird mir auch nach dem heutigen Auftritt ein Rätsel bleiben. Die Mucke poltert eher langweilig und nicht einmal besonders extrem vor sich hin, ohne Höhepunkte aufweisen zu können. Vielleicht ist es gerade diese Geradlinigkeit, die den einen oder anderen zum Haareschütteln bewegt. Ich weiß es nicht und es wird sich mir auch nicht mehr erschließen. Ich sollte mal Herrn Rüpelzahl befragen, der kennt sich ja mit dem sogenannten Cliteater-Phänomen aus!
Im Vorfeld des Auftrittes von GORILLA MONSOON bin ich sehr gespannt, denn es stellt sich schon die Frage, ob das Publikum die ''Exoten'' wohlwollend aufnehmen oder eher verschmähen wird. Nach wenigen Minuten steht fest: Klarer Punktgewinn für die stonigen Doomer aus Sachsen! Die drückenden Gitarren und der wummernde Bass klatschen direkt in die Magengegend und animieren entweder zum Mitwippen oder zum Extremtanz. Beides ist heute der Fall. Die Band hat sichtlich Spaß und diese Freude schwappt binnen Sekunden auf das Publikum über. Stimmungsmäßig der Höhepunkt des Festivals, selbst bei ASPHYX kochte die Luft nicht mehr! Ein größeres Kompliment kann man gar nicht aussprechen. Hut ab vor so einer beachtlichen Leistung, die die Messlatte recht hoch legt für die folgenden Kandidaten.
Völlig anders, nämlich thrashig, aber dennoch brillant präsentieren sich DEW-SCENTED, die natürlich genau wissen, wie man es richtig macht, und so ist es nur logisch, dass auch sie in wenigen Sekunden die Haarschüttelfraktion auf ihrer Seite haben. Die Stimmungskurve kann nicht mehr so hoch wie bei GORILLA MONSOON gehalten werden, aber das soll nicht abwertend gemeint sein, denn deren Leistung kann eh keiner mehr toppen. Davon lassen sich gestandene Thrasher natürlich nicht beeindrucken und holen zum Rundumschlag aus. Sänger Leif animiert die untergebenen Fans und erntet berechtigterweise schallenden Applaus. Starke Show!
Schwedentod ist ganz und gar meine Sache, umso mehr freue ich mich auf die nachfolgenden DEMONICAL, allerdings macht sich nach ein paar Liedern Ernüchterung breit, denn irgendwie, ich traue es mich gar nicht zu sagen, finde ich das Dargebotene langweilig und es packt mich nicht bei den Weichteilen. Naja, kann ja nicht immer klappen. Schade eigentlich.
Ganz anders verhält sich das bei den Holländern von GOD DETHRONED, die packen mich, und jetzt sage ich es auch ohne peinlich berührt zu sein, bei den Klöten. Das passiert allerdings nicht sofort, denn der Sound will nicht ganz mitspielen. Es ist einfach höllisch laut, kratzig und die Bassdrums stehen zu sehr im Vordergrund. Nach ein paar Songs ist alles geregelt und Henri und Co. brettern drauflos, dass es eine wahre Freude ist. Wer GOD DETHRONED kennt, der weiß, dass sie ihre Songs mit fabelhaften, butterweichen Soli aufpeppen, und das gefällt nicht nur mir, sondern auch dem Rest der bangenden Masse. Ein absolut gerechtfertigter und überzeugender Headliner.
Leider ist dann das Protzen Open Air auch schon wieder vorbei. Natürlich geht man an so einem Abend nicht sofort schlafen, das wäre ja Irrsinn. Logischerweise zieht es den angeheiterten Metalfan an das sagenumwobene Lagerfeuer, an welchem die Hopfenkaltschale doch gleich doppelt so gut mundet. Lallend, aber glücklich endet so DAS gemütlichste und familiärste Festival der Saison. Schade, aber im nächsten Jahr geht es ja weiter. Dann hoffentlich mit noch ein wenig mehr Mut bezüglich der Bandauswahl, denn man sieht ja, dass eine Band vom Schlage GORILLA MONSOON durchaus Anklang findet. Death und Grind sind sicherlich fein, aber ein wenig mehr Abwechslung täte auch dem Protzen Open Air gut. In diesem Sinne: Rock on, liebes Protzen, und stay heavy!
Vielen Dank an Carsten Brand, der so freundlich war, Bilder von POSTMORTEM, ASPHYX, DEMONICAL und GOD DETHRONED für die Blutkammer zur Verfügung zu stellen!