Vainstream Rockfest
Vainstream Rockfest
Münster, Am Hawerkamp
26.06.2010
26.06.2010
Das Münsteraner Vainstream Rockfest feiert in diesem Jahr seinen fünften Geburtstag. Passend zu frohen Ereignis scheint die Sonne, so fröhlich sie kann und wird dafür im Laufe des strahlend schönen Tages nicht immer beklatscht. Einen ganzen Tag stehen bei 30 Grad, wenig Schatten und kaum Abkühlung strengt eben ganz schön an. Hinzu kommt, dass das Festival ausverkauft ist und sich so ein dichtes Gedränge und Wartezeiten ergeben. Das musikalische Programm heizt dazu ordentlich ein, und trotz der Hitze zeigt sich das junge Publikum durchaus bewegungsfreudig.
Abgesehen von der Warm-Up-Party am Freitag mit AGNOSTIC FRONT muss für das Festival in diesem Jahr ein Tag ausreichen. Die abwechslungsreiche Bandbesetzung darf sich auf zwei nebeneinander positionierten Bühnen austoben. So gibt es nahezu pausenlos musikalische Beschallung. Aufgrund des gestrafften Zeitplans fällt der Startschuss für die erste Band THE FACELESS bereits 9:45 Uhr – einfach zu früh, um aufnahmefähig für technischen Deathmetal zu sein. Die Menge an Bands erlaubt dann auch nur begrenzte Spielzeiten von 30 oder 40 Minuten. Einzig der Headliner NOFX darf eine volle Stunde auf die Bühne. Dadurch erhält das Ganze einen gewissen Fließbandcharakter, der es kaum erlaubt, alles voll wahrzunehmen oder zu genießen. Beim nächsten Mal dürfen es auch gern weniger Bands sein, denen dafür mehr Entfaltungsspielraum gewährt wird.
An den Getränkeständen vor der Bühne kann nur mit Wertmarken gezahlt werden, wodurch die Abwicklung am Tresen etwas schneller gestaltet wird. Leider sind die Marken jedoch erwartungsgemäß weder für die Essstände noch für die in der angrenzenden Sputnikhalle stattfindenden After-Show-Party nützlich und können auch nicht wieder in Bares zurück gestauscht werden, was nur bedingt benutzerfreundlich ist. Die Getränkepreise sind leider auch recht stattlich. Bei den Temperaturen herrscht danach im Portemonnaie katastrophale Ebbe. Als erleichternde Alternative wäre eine kleine Wasserstelle vielleicht nicht ganz verkehrt gewesen. Kein Pfand für die Plastik-Getränkebecher zu verlangen, erleichtert vielleicht Aufwand und spart Kosten – dass das Gelände im Laufe des Tages einer Müllhalde immer ähnlicher wird, trägt aber auch nicht gerade dazu bei, den Wohlfühlfaktor zu erhöhen.
Beim musikalischen Programm gibt es bis auf den teilweise schlechten Sound an der rechten Bühne nichts zu meckern. Die Mischung ist sehr ausgewogen und hält für jeden Geschmack etwas parat. Für alle Frühaufsteher gab es zum Wachwerden die schon erwähnten THE FACELESS, BLEEDING TROUGH und JOB FOR A COWBOY zu bestaunen. Für Langschläfer beginnt der Vainstream-Tag mit NEAERA, die auch zu Mittag schon erstaunlich agil und charismatisch über die Bretter stürmen. Kein Wunder, schließlich ist das für die Band hier ein Heimspiel. Ebenso energiegeladen zeigt sich das Publikum, das zu Krachern wie „Let The Tempest Come“ Faust und Matte schwingt.
Dagegen wirken die anschließend aufspielenden UNEARTH zu Anfang schon fast ein wenig hüftlahm. Doch auch hier stellt im Laufe des mit den gewohnten Gassenhauern gespickten Gigs die übliche Poserfreude ein. Gitarrist Ken Susi turnt quasi vor – und alle machen mit. Während Fronter Trevor vom ausgiebigen Touren ein wenig ungepflegt wirkt, spornt das Gitarrenduo Susi und McGrath die Fans nach allen Regeln der Kunst an. „Black Hearts Now Reign“ verliert auch in der Mittagshitze kaum etwas von seiner Durchschlagskraft. Nur hätte man sich für die Band gerne einen späteren Platz im Billing gewünscht.
Leider nur aus der Ferne vernimmt man die verrückten Metal/Ragga-Sounds von SKINDRED inklusive der charismatischen Stimme von Fronter Benji. Bei ALEXISONFIRE, deren melodische Rock-/Hardcore-Nummern absolut enthusiastisch abgefeiert werden, schaut man ebenfalls nur kurz vorbei. Danach werden ATREYU eine halbe Stunde auf die Meute losgelassen und sowohl musikalisch als auch showtechnisch keine Schwächen erkennen. Mit „Bleeding Mascara“ geht es mit einem Klassiker gleich in die Vollen. Aber auch das neuere Material wird begeistert aufgenommen. Bei so viel Energieaufwand muss mit dem Wasserschlauch erst einmal die verdiente Abkühlung her.
Da können 36 CRAZYFISTS nicht ganz mithalten. Obwohl souverän und mit hitgespicktem Set bewaffnet, leidet der Auftritt etwas unter der zu leise abgemischten Stimme des Sängers Brock, die den eigentlichen Reiz der aus Alaska stammenden Band ausmachen müsste.
Pures Rock'n'Roll-Feeling gibt es anschließend bei DANKO JONES. Auch wenn auf der Bühne nicht so gewaltig der Bär steppt – Attitüde und Arschtritt stimmt auf jeden Fall, und so reicht es sogar für einen kleinen Circlepit vor der Bühne. Deutlich brutaler steppt der Bär danach bei MADBALL - ein Kontrastprogramm, das seine Wirkung nicht verfehlt.
So gar nicht ins Programm passen wollen die deutschen Hip Hopper K.I.Z., die das Vainstream Rockfest schon im letzten Jahr mit ihrer Anwesenheit beglücken durften. Erstaunlich viele feiern die Truppe ab, aber man merkt, dass sich das Publikum in zwei Lager spaltet: die, die sich gern mit verbalen Plattitüden unterhalten lassen und die, die den Auftritt von K.I.Z. reichlich überflüssig finden. Auch als Nichtkenner des Genres kann man zu dem Schluss kommen, dass es hier definitiv Besseres und Intelligenteres gibt.
A DAY TO REMEMBER räumen danach erwartungsgemäß ab. Das melodische Hardcore-Gemisch der Amis inklusive schmuck choreografierter Hüpfeinlagen passt einfach perfekt zu einem schönen Sommertag. Kaum verwunderlich, dass sich hier immer mehr Mädels in den ersten Reihen einfinden. Leicht ausgepowert spart man sich anschließend aufspielenden HOT WATER MUSIC, was angesichts der von weiten leicht einschläfernd wirkenden Rock-Chose, nicht allzu weh tut. Da haben die BROILERS den weit größeren Unterhaltungsfaktor, was vor allem der Ausstrahlung des Frontmanns Sammy, der originellen Bläser-Instrumentierung und den Mitgröhl-kompatiblen Texten zu verdanken ist. Zum Laune machenden Punk-Ska-Gemisch schmeckt am besten ein kühles Blondes. Die abgefahrenen Show der spanischen Ska-Trupp SKA-P muss leider einer dringend nötigen Verschnaufpausen im rar gesäten Schatten weichen.
Am Abend wird es mit AS I LAY DYING dann wieder metallischer auf dem Rockfest. Dass die Band den ganzen Tag in der brütenden Sonne auf ihren Auftritt warten musste, ist ihr während ihrer energiegeladenen Show kaum anzumerken. Und so bekommt man von den Kaliforniern mal wieder, was man erwartet hat: Headbang-Orgien, einen charismatisch agierenden Tim Lambesis, aber auch das leichte Unwohlsein bei den cleanen Vocals von Basser Josh. Dass hier mehr als ein Circlepit drin ist, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.
Richtig Spaß machen NOFX, die während ihrer einstündigen Show genau so viel Zeit damit verbringen, verpeilte Sprüche zu klopfen, wie verpeilt auf ihre Instrumente einzuhauen. Das Ganze verströmt einen irgendwie charmanten Assi-Faktor und bringt auch sonst mies gelaunte Eckensteher zum ausgelassenen Rumhüpfen. Ein sehr gelungener Abschluss auf dem Hauptgelände!
Die After-Show-Party steigt anschließend in der anliegenden Sputnikhalle nebst Tryptichon. Dort ist leider nur begrenzt Platz, und so drängelt sich kurz nach Beginn eine Menschenmasse vor dem Club, von der ein Großteil die Örtlichkeiten unverrichteter Dinge verlassen muss. Wer schnell ist, ergattert sich noch einen Platz und darf in schönster Saunaatmosphäre SMOKE BLOW bzw. WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER „genießen“. Für diejenigen, die es in die überfüllten Hallen schaffen, sorgen in der Nacht noch DEADLOCK, BETWEEN THE BURIED AND ME und SONDASCHULE für einen gelungenen Festivalabschluss. Alle anderen ziehen unverrichteter Dinge und verärgert über die organisatorische Stolperfalle ihrer Wege.
Fotos von Yvonne
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Abgesehen von der Warm-Up-Party am Freitag mit AGNOSTIC FRONT muss für das Festival in diesem Jahr ein Tag ausreichen. Die abwechslungsreiche Bandbesetzung darf sich auf zwei nebeneinander positionierten Bühnen austoben. So gibt es nahezu pausenlos musikalische Beschallung. Aufgrund des gestrafften Zeitplans fällt der Startschuss für die erste Band THE FACELESS bereits 9:45 Uhr – einfach zu früh, um aufnahmefähig für technischen Deathmetal zu sein. Die Menge an Bands erlaubt dann auch nur begrenzte Spielzeiten von 30 oder 40 Minuten. Einzig der Headliner NOFX darf eine volle Stunde auf die Bühne. Dadurch erhält das Ganze einen gewissen Fließbandcharakter, der es kaum erlaubt, alles voll wahrzunehmen oder zu genießen. Beim nächsten Mal dürfen es auch gern weniger Bands sein, denen dafür mehr Entfaltungsspielraum gewährt wird.
An den Getränkeständen vor der Bühne kann nur mit Wertmarken gezahlt werden, wodurch die Abwicklung am Tresen etwas schneller gestaltet wird. Leider sind die Marken jedoch erwartungsgemäß weder für die Essstände noch für die in der angrenzenden Sputnikhalle stattfindenden After-Show-Party nützlich und können auch nicht wieder in Bares zurück gestauscht werden, was nur bedingt benutzerfreundlich ist. Die Getränkepreise sind leider auch recht stattlich. Bei den Temperaturen herrscht danach im Portemonnaie katastrophale Ebbe. Als erleichternde Alternative wäre eine kleine Wasserstelle vielleicht nicht ganz verkehrt gewesen. Kein Pfand für die Plastik-Getränkebecher zu verlangen, erleichtert vielleicht Aufwand und spart Kosten – dass das Gelände im Laufe des Tages einer Müllhalde immer ähnlicher wird, trägt aber auch nicht gerade dazu bei, den Wohlfühlfaktor zu erhöhen.
Beim musikalischen Programm gibt es bis auf den teilweise schlechten Sound an der rechten Bühne nichts zu meckern. Die Mischung ist sehr ausgewogen und hält für jeden Geschmack etwas parat. Für alle Frühaufsteher gab es zum Wachwerden die schon erwähnten THE FACELESS, BLEEDING TROUGH und JOB FOR A COWBOY zu bestaunen. Für Langschläfer beginnt der Vainstream-Tag mit NEAERA, die auch zu Mittag schon erstaunlich agil und charismatisch über die Bretter stürmen. Kein Wunder, schließlich ist das für die Band hier ein Heimspiel. Ebenso energiegeladen zeigt sich das Publikum, das zu Krachern wie „Let The Tempest Come“ Faust und Matte schwingt.
Dagegen wirken die anschließend aufspielenden UNEARTH zu Anfang schon fast ein wenig hüftlahm. Doch auch hier stellt im Laufe des mit den gewohnten Gassenhauern gespickten Gigs die übliche Poserfreude ein. Gitarrist Ken Susi turnt quasi vor – und alle machen mit. Während Fronter Trevor vom ausgiebigen Touren ein wenig ungepflegt wirkt, spornt das Gitarrenduo Susi und McGrath die Fans nach allen Regeln der Kunst an. „Black Hearts Now Reign“ verliert auch in der Mittagshitze kaum etwas von seiner Durchschlagskraft. Nur hätte man sich für die Band gerne einen späteren Platz im Billing gewünscht.
Leider nur aus der Ferne vernimmt man die verrückten Metal/Ragga-Sounds von SKINDRED inklusive der charismatischen Stimme von Fronter Benji. Bei ALEXISONFIRE, deren melodische Rock-/Hardcore-Nummern absolut enthusiastisch abgefeiert werden, schaut man ebenfalls nur kurz vorbei. Danach werden ATREYU eine halbe Stunde auf die Meute losgelassen und sowohl musikalisch als auch showtechnisch keine Schwächen erkennen. Mit „Bleeding Mascara“ geht es mit einem Klassiker gleich in die Vollen. Aber auch das neuere Material wird begeistert aufgenommen. Bei so viel Energieaufwand muss mit dem Wasserschlauch erst einmal die verdiente Abkühlung her.
Da können 36 CRAZYFISTS nicht ganz mithalten. Obwohl souverän und mit hitgespicktem Set bewaffnet, leidet der Auftritt etwas unter der zu leise abgemischten Stimme des Sängers Brock, die den eigentlichen Reiz der aus Alaska stammenden Band ausmachen müsste.
Pures Rock'n'Roll-Feeling gibt es anschließend bei DANKO JONES. Auch wenn auf der Bühne nicht so gewaltig der Bär steppt – Attitüde und Arschtritt stimmt auf jeden Fall, und so reicht es sogar für einen kleinen Circlepit vor der Bühne. Deutlich brutaler steppt der Bär danach bei MADBALL - ein Kontrastprogramm, das seine Wirkung nicht verfehlt.
So gar nicht ins Programm passen wollen die deutschen Hip Hopper K.I.Z., die das Vainstream Rockfest schon im letzten Jahr mit ihrer Anwesenheit beglücken durften. Erstaunlich viele feiern die Truppe ab, aber man merkt, dass sich das Publikum in zwei Lager spaltet: die, die sich gern mit verbalen Plattitüden unterhalten lassen und die, die den Auftritt von K.I.Z. reichlich überflüssig finden. Auch als Nichtkenner des Genres kann man zu dem Schluss kommen, dass es hier definitiv Besseres und Intelligenteres gibt.
A DAY TO REMEMBER räumen danach erwartungsgemäß ab. Das melodische Hardcore-Gemisch der Amis inklusive schmuck choreografierter Hüpfeinlagen passt einfach perfekt zu einem schönen Sommertag. Kaum verwunderlich, dass sich hier immer mehr Mädels in den ersten Reihen einfinden. Leicht ausgepowert spart man sich anschließend aufspielenden HOT WATER MUSIC, was angesichts der von weiten leicht einschläfernd wirkenden Rock-Chose, nicht allzu weh tut. Da haben die BROILERS den weit größeren Unterhaltungsfaktor, was vor allem der Ausstrahlung des Frontmanns Sammy, der originellen Bläser-Instrumentierung und den Mitgröhl-kompatiblen Texten zu verdanken ist. Zum Laune machenden Punk-Ska-Gemisch schmeckt am besten ein kühles Blondes. Die abgefahrenen Show der spanischen Ska-Trupp SKA-P muss leider einer dringend nötigen Verschnaufpausen im rar gesäten Schatten weichen.
Am Abend wird es mit AS I LAY DYING dann wieder metallischer auf dem Rockfest. Dass die Band den ganzen Tag in der brütenden Sonne auf ihren Auftritt warten musste, ist ihr während ihrer energiegeladenen Show kaum anzumerken. Und so bekommt man von den Kaliforniern mal wieder, was man erwartet hat: Headbang-Orgien, einen charismatisch agierenden Tim Lambesis, aber auch das leichte Unwohlsein bei den cleanen Vocals von Basser Josh. Dass hier mehr als ein Circlepit drin ist, braucht wohl nicht extra erwähnt zu werden.
Richtig Spaß machen NOFX, die während ihrer einstündigen Show genau so viel Zeit damit verbringen, verpeilte Sprüche zu klopfen, wie verpeilt auf ihre Instrumente einzuhauen. Das Ganze verströmt einen irgendwie charmanten Assi-Faktor und bringt auch sonst mies gelaunte Eckensteher zum ausgelassenen Rumhüpfen. Ein sehr gelungener Abschluss auf dem Hauptgelände!
Die After-Show-Party steigt anschließend in der anliegenden Sputnikhalle nebst Tryptichon. Dort ist leider nur begrenzt Platz, und so drängelt sich kurz nach Beginn eine Menschenmasse vor dem Club, von der ein Großteil die Örtlichkeiten unverrichteter Dinge verlassen muss. Wer schnell ist, ergattert sich noch einen Platz und darf in schönster Saunaatmosphäre SMOKE BLOW bzw. WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER „genießen“. Für diejenigen, die es in die überfüllten Hallen schaffen, sorgen in der Nacht noch DEADLOCK, BETWEEN THE BURIED AND ME und SONDASCHULE für einen gelungenen Festivalabschluss. Alle anderen ziehen unverrichteter Dinge und verärgert über die organisatorische Stolperfalle ihrer Wege.
Fotos von Yvonne
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