12. Barther Metal Open Air 2010

12. Barther Metal Open Air 2010

Adorned BroodAhnengrabAmok VedarAngantyrBehexenDevastatorFimbulvetGeistGernotshagenHellsawHelrunarIrrblossLividityLost World OrderModerNidhøggRequitalSargeistStormnattThe Vision BleakThorniumTodtgelichterToxocara
Barth, Freilichtbühne
20.08.2010
Nachdem ich letztes Jahr aus prüfungstechnischen Gründen nicht zu dem feinen Fest nach Barth konnte, freue ich mich natürlich mordsmäßig auf den diesjährigen August. Nicht nur wegen Bands, wie THE VISION BLEAK, TODTGELICHTER, GEIST, REQUITAL oder LOST WORLD ORDER, sondern auch wegen dem Flair des Festivals.
Das Wetter spielt mit, also fahre ich schon einen Tag vor Beginn nach Barth. Diese Idee hatten wohl so einige, denn als ich den Park, der als Zeltplatz dient, betrete, sind doch schon so einige dort. Und es sollen heute noch viel mehr werden.
Das Zelt aufgebaut und ab in das Boddenstädtchen, um einen ordentlichen Happen zu essen und direkt am Bodden im Yachthafen ein feines Pils vom Fass zu trinken. Ich komme zurück auf den Zeltplatz und bin baff: der Park ist schon proppenvoll. Es war also doch die richtige Entscheidung, bereits am Donnerstag anzureisen. Nach diversem ‘Hallo‘-Gesage und ein paar Bier geht es ab ins Zelt und ich schlafe ein.

Freitag, 20.08.2010

Am nächsten Morgen ist dann wirklich kaum noch Platz für Zelte. Und ab geht es auf das Gelände der Freilichtbühne, wo RABENWOLF nun den schweren Stand des Festival-Openers haben. Es ist erst 12.00 Uhr und der Pagan-/Folk-Metal kommt aber bereits gut an, denn ca. 30 Fans gesellen sich direkt vor die Bühne, um den Damen und Herren zu huldigen. Im Vorfeld wurde auch schon über den Namen diskutiert, der uns doch recht seltsam vorkam. Die Jungs und Mädels von RABENWOLF konnten aber auch über den Namen ‘Krähendachs’ lachen, der ihnen vorgeschlagen wurde. Der Sound könnte zwar wirklich besser sein (wie bei fast allen Bands), aber wenn man auf dem Gelände die richtige Ecke erwischt hat, kann man sich soundtechnisch nicht beklagen. Nichtsdestotrotz machen RABENWOLF ihre Sache wirklich gut. Mit Cello, Gitarren, Keyboards und Tamburin bewaffnet, geben sie ihr Bestes. Man hat das Gefühl, man erwischt den ein oder anderen Ohrwurm. Einzig und allein der weibliche Gesang kommt etwas zu dominant rüber, da er doch ziemlich laut eingepegelt ist. Aber ansonsten ist auch dieser nicht schief und wohlklingend. Gut gemacht, RABENWOLF.

Nun kommt die erste Death Metal Band des Tages, in Form von DEVASTATOR aus Hamburg. Erfrischend, wenn man bedenkt, dass das Gros des Festivals auf Black, Folk und Pagan ausgelegt ist. Für mich sind DEVASTATOR eine Überraschung, denn die Band kommt richtig aggressiv rüber. Blickfang der Hamburger ist definitiv Shouter Lenny, der zwar recht metaluntypisch aussieht, aber sich auf der Bühne zu einem kranken Berserker verwandelt. Morbide Grimassen, psychopathische Bewegungen und bösartiger Gesang machen die Band noch einen Tick interessanter. Geiler Gig, der gut ankommt.

Und weiter geht’s mit Todesblei. Diesmal aus Berlin mit REQUITAL. Bereits im Jahre 2007 waren sie auf dem Barther Metal Open Air anwesend und blieben so Vielen in Erinnerung. Im Gepäck haben sie heute ihre neue EP “Disease”, die sie hier natürlich auch vorstellen. Shouter/Basser Sarge klingt schon ein bisschen wie George Corpsegrinder und der Death Metal von REQUITAL hat einen gewissen progressiven Touch bekommen. Das Stageacting der Berliner ist wie immer ohne Tadel. Es kreisen die Haare am laufenden Band und auch bei Drummer Björn fliegen die Haare, was natürlich imposant rüberkommt. Und auch bei dieser, erst dritten, Band des Tages, sind vor der Bühne schon ein paar Fans, die ihre Köpfe ordentlich bewegen. Das war früher auch schon mal anders.

Nun wird’s skandinavisch mit IRRBLOSS. Die gutgelaunten Herren, die ihren Black Metal mit etwas Pagan vermengen, sind auf der Bühne agil und Sänger Irrbloss kommt nicht selten ein freundliches Lachen ins Gesicht geschossen. Die Band präsentiert ihr 2009 erschienenes Album “Bloodline”, das bei der Presse sehr gut angekommen ist, haben aber auch hier mit dem Sound zu kämpfen, da wohl öfter die Monitore ausfallen. Sie lassen sich aber nicht beirren und ziehen ihren Set sauber durch. Sympathische Schweden!

Mit echtem Schweineblut beschmiert, kommen nun STORMNATT aus Österreich auf die Bühne. Sänger Mord sieht nicht nur aufgrund seiner Frisur aus, wie ein blutiger Falco. Die Musik ist allerdings eher durchschnittlich und mich verschlägt es zu den Fressbuden, um mir den Wanst mit den Leckereien vollzustopfen, die hier vielseitig und abwechslungsreich im Angebot sind.

Anders, als bei IRRBLOSS, sieht es da schon bei ihren Landsmännern von THORNIUM aus, die sich ständig zwischen den Songs beschweren, dass mal hier und mal da was nicht hinhaut. Die anderen Bands haben es doch auch hinbekommen; warum also diese Schweden nicht? Egal, THORNIUM bringen Songs vom 2009er “Mushroom Clouds And Dusk” sowie vom deutlich schwächeren 2010er Album “Fides Luciferius”. Shouter Typh knarzt ordentlich und klingt ähnlich wie Abbath, aber der Funke will nicht überspringen. Ob es am Tageslicht oder dem ständigen “More bass on this monitor” liegt…, wer weiß. Auf jeden Fall helfen da auch nicht die beiden, in Front aufgestellten, großen umgedrehten Kreuze nicht. Eine kuriose Augenweide der Band ist übrigens der Drummer, der beim Trommeln so eigenartige Mundbewegungen macht, dass man hoffen muss, er bekommt keine Maulsperre.

Dass es anders geht, beweisen mal wieder die Lokalmatadoren um Veranstalter Heiko, NIDHØGG. Baltic Viking Metal mit mittlerweile deutlich eigener Note und die Fans strömen in Scharen vor die Bühne. Ob „Des Jarls Tod“ oder „Til Death We Stand“; sämtliche Songs kommen gut an, auch wenn Heiko diesmal nicht in Tunika auf der Bühne steht, sondern zivil im NIDHØGG-Shirt. Die Musik klingt schon lange nicht mehr sooo stark nach Amon Amarth, sodass sich die Band einen ordentlichen Fankreis, auch überregional, erspielt hat und das merkt man am heutigen Tage mal wieder deutlich.

Raider heißt jetzt Twix und GEÏST nun EÏS. Das ist für die Band natürlich ärgerlich, da sich eine fünftklassige Alternative-Band mit Gesetzen gegen die Bielefelder Band erhoben hat, obwohl die Metalband sich schon mit zwei i-Punkten schreibt. Das tut der Musik von EÏS natürlich keinen Abbruch. Die Band weiß von Anfang an zu überzeugen. Vor der Bühne bleibt es voll und es werden immer mehr Leute. EÏS beweisen, dass Black Metal auch ohne Corpsepaint funktioniert. Ohne großes Gepose, aber mit enormer Spielfreude werden hier Songs aus dem fünfjährigen Bestehen der Band präsentiert. Shouter Cypher D. Rex wechselt immer vom Frontmikro zum Keyboard und wieder zurück und ist trotzdem immer präsent. Wie übrigens der Rest der Band auch. Ein geiler Auftritt.

Nun werden die Pagan-Metal-Fans lauter und vor der Bühne füllt es sich mit Trinkhorn-bewaffneten Jüngern der Wälder. GERNOTSHAGEN betreten die Bühne und es gibt davor kein Halten mehr. Die Thüringer verstehen es, die Fans zu begeistern. Sänger Askan, der vor und nach dem Auftritt ständig in türkisem Hawaiihemd rumlief, hat sich für den Auftritt mit lederner Rüstung eingekleidet und weiß durchaus zu überzeugen. Das Spiel mit dem Publikum kommt halt immer gut an. Zusätzlich hebt sich der Gesang von Askan positiv von anderen Pagan-Bands ab, da er wirklich alles beherrscht. Ob Growls, Screams oder ob Klargesang, alles kommt absolut perfekt rüber und wirkt niemals schief, was in dem Genre nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit ist. Nach dem guten Auftritt auf dem BMOA im Jahre 2006 mal wieder Daumen hoch!

Satanismus und Sympathie; passt das zusammen? Bei den Österreichern von HELLSAW auf jeden Fall. Schon vor dem Auftritt war das Quintett aufgeregt, was ihnen auf der Bühne aber nicht anzumerken war. Ihr Black Metal, der eine gehörige Portion Groove hat, kommt überall gut an. Ob Death-Metaler, Black Metaler, Pagan- oder Folkler …, von überall erfährt man eine hohe Akzeptanz gegenüber HELLSAW nach dem Gig. Shouter Aries, immer erhaben, mit den Händen gestikulierend und auch der Rest der Band fügt sich einwandfrei ein. Das Stageacting mehr agil und auch der Sound scheint besser zu werden. HELLSAW sind sicherlich die Gewinner des Abends.

Anschließend spielen noch SARGEIST und ANGANTYR. SARGEIST schaue ich mir noch vom Bierwagen aus, ein paar Minuten an, bevor mir die Augen zufallen. Sänger mit Kapuze und der Rest der Band recht bewegungs- und poserfreundlich. Für mich eher durchschnittlicher Black Metal und ich verstehe nicht, was an dieser Band nun so toll sein soll. Aber vor der Bühne ist es proppenvoll und somit wird der Geschmack der Fans auf jeden Fall getroffen.

Samstag, 21.08.2010

Nach nächtlichen Scooter (!!!)-, Metallica- und Tankard-Beschallungen erwache ich erst recht spät im Zelt. Die Sonne scheint und es ist sogar mal richtig heiß draußen. Da ist man dann doch schon froh, dass man unter einem Baum ein schattiges Plätzchen gefunden hat. Kaum noch Zeit bis zur ersten Band; also Beeilung, damit man es zu um 12.00 Uhr auf das Festivalgelände schafft.

Dort haben AMOK VEDAR bereits begonnen. Es ist der letzte Auftritt der Berliner unter diesem Namen und ich erkenne auch nur Gitarrist Abaddon. Die Band, gänzlich ohne Corpsepaint, tritt sehr frisch in der Hitze der Mittagssonne in Erscheinung. Mal abgesehen von der Bassistin, ist das Stageacting wirklich hervorragend. Der Sänger kommuniziert mit dem Publikum (oder eher umgekehrt). Einige sitzende Leute brüllen laufend, sie wollen ein Kind von ihm. Aber auf Dauer geht einem das auf den Sack. So auch dem Shouter. Aber er macht dennoch gute Miene zum nervigen Spiel und zieht den Gig sehr überzeugend durch. Auch der Rest der Band hat sichtlich Freude am Gig, auch wenn gerade mal fünf Fans direkt vor der Bühne stehen.

Die nächste Band hat es da auch nicht leichter. Aus Hamburg entern MODER die Bühne. Shouter und Basser Necro Nickel im Beherit-Shirt zeigt, dass man Black/Death Metal auch mal mit Ansagen zelebrieren kann, die mit einem gewissen Augenzwinkern aufgenommen werden sollten. Hier mal ein symapthisches Grinsen, da mal ein wütendes Gesicht … MODER machen ihre Sache schon recht gut. Das letzte Album der Band kam zwar vor drei Jahren bereits heraus, aber dennoch wirkt alles recht tight, was das Trio hier bringt. Blastbeats wechseln sich mit doomigen Passagen ab und Necro Nickel (welch ein Name) krächzt/growlt sich durch die halbe Stunde Spielzeit.

Nun folgen AHNENGRAB, die ich leider nicht sehe, weil mich der Hunger quält und ich erstmal was essen gehe. Nach einigen Aussagen von dort Anwesenden, soll der Gig aber eher durchschnittlich gewesen sein.

Nun, das erste Highlight des Tages: LOST WORLD ORDER. So manch einer guckt etwas bedeppert, als er die Band auf der Bühne erblickt, denn die Thrasher bestehen mittlerweile zu einem Dreiviertel aus EÏS-Musikern. Fast zwanzig Jahre ist die Band aktiv, aber bis 2007 hießen sie noch Spectre Dragon. Nun also LOST WORLD ORDER; und die Professionalität merkt man ihnen zu jeder Sekunde an. Ein paar geile Ansagen von Sänger Mat („Wir sind die deutschen Kreator!“) und los geht der Oldschool-Thrash der Bielefelder. Einen Zahn muss ich ihnen dennoch ziehen. Veranstalter Heiko sagte ihnen, dass sie die erste Thrash-Band auf dem BMOA überhaupt sind. Nein, denn Heiko hat da wohl Bitterpiece vergessen, die dort im Jahre 2007 spielten. Egal, die Aussage spornt LOST WORLD ORDER noch mal extra an. Schwerpunkt liegt heute auf dem letzten Album „Marauders“ und die Songs hauen sie fast 1:1 auf der Bühne raus. Damit meine ich, dass sich fast alles genauso anhört, wie auf CD. Hut ab! Die Band wird ordentlich gefeiert und somit bin ich mir sicher, dass LOST WORLD ORDER nicht die letzte Thrash-Metal-Band auf dem Festival gewesen sind.

Punkt 16.00 Uhr betreten die Thüringer von FIMBULVET die Bühne und hier muss ich ein Riesenlob an den Veranstalter aussprechen, denn die Spielzeiten werden exakt eingehalten. Die halbe Stunde Umbaupause (vor zwei Jahren noch 15 Minuten) hat sich wirklich ausgezahlt. Doch weiter zu FIMBULVET. In Tunikas gehüllt, mit Schilden auf der Bühne und mit einem ausgestopften Fuchs am Mikroständer präsentieren sich FIMBULVET dem Publikum. Mich flasht der Pagan Viking Metal der Schmalkalder ja nun gar nicht. Irgendwie hören sich die Bands, mit ein paar angenehmen Ausnahmen, alle gleich an. Bei den Pagan-/Viking Metal Fans (die in Barth die Überzahl bilden) kommt die Band aber gut an und das ist ja die Hauptsache.

Nach zwei Jahren kommen sie wieder: TOXOCARA. Den sympathischen Holländern um Martijn Moes scheint es in Barth zu gefallen. Außer Martijn ist aber keiner mehr von TOXOCARA anno 2008 mehr dabei. Umso frischer wirken sie und erspielen sich förmlich ihr Publikum. Shouter Niels fegt wie ein Derwisch über die Bühne, dass es den Fotografen schwer fällt, ihn ‚einzufangen‘, immer im Zusammenspiel mit seinen Bandkollegen. Songs vom 2008er Album „The Great Rebellious“ kommen hier in Barth besonders gut an. Dass am späten Nachmittag bereits so viele Fans bei einer Death Metal Band abfeiern, ist immer erfreulich und so wird aus dem BMOA hoffentlich nie ein reines Black-/Pagan-Festival werden. Aber da hat Veranstalter Heiko ja immer ein gutes Händchen bewiesen. TOXOCARA, die schon am Vortag auf dem Gelände rumliefen und eifrig dem Alkohol frönten, sind on stage eine Einheit und nach dem Gig total angetan von Location und Publikum. Geiler Auftritt!

Endlich spielen sie hier. Endlich sind sie auf der Bühne. TODTGELICHTER geben einen Vorgeschmack auf ihr kommendes Album. Wer hier auf herkömmliches Corpsepaint wartet, der staunt nicht schlecht, als die Hamburger die Bühne betreten. Gänzlich in weiß … richtig gespenstisch, von Fuß bis zum Haar! Schade, dass die Spielzeit von TODTGELICHTER so früh ist, denn bei entsprechendem Bühnenlicht wäre ihre Maskerade garantiert noch besser gekommen. Egal, die Band zeigt hier, dass sie nicht umsonst derzeit eine der angesagtesten Black Metal Bands Deutschlands ist. Der erste Song vom „Schemen“-Album erklingt und die Fans rasten aus. Dass Mort bei der Band nicht mehr dabei ist, stört wirklich kaum, denn Basser Nils hat den Gesang übernommen und das macht er richtig gut. Und noch eine Neuerung gibt es bei TODTGELICHTER. Nach ein paar Songs kommt Marta, die Ehefrau des Drummers Tentakel Parkinson, auf die Bühne. Erst steuert sie klare Gesänge bei, die der Band unheimlich gut stehen. Dann beginnt auch sie zu keifen und steht Nils in nichts nach. Und Marta und Nils geben sogar klare Gesänge zum Besten. Wer die Chance hat, TODTGELICHTER mal live zu sehen, sollte sich dies nicht entgehen lassen. Die Band gibt immer alles auf der Bühne. Und nach dem Auftritt bin ich schon sehr sehr gespannt auf das kommende Album.

Nun wird die Running Order etwas umgewürfelt. Der Auftritt von LIVIDITY wird etwas nach vorne verlagert, da die Amis um 04.00 Uhr morgens ihren Flieger in Frankfurt/Main erwischen müssen. Und trotz des Stresses hauen LIVIDITY in gewohnter Weise ordentlich rein. Von Young und Dave wechseln sich mit Growls und Screams ab und haben einer derartige Präsenz on stage, wie man es sich öfter wünscht. Und auch wenn die Amis recht frauenfeindliche Texte haben, ist es erstaunlich, wie viele Frauen sich direkt vor der Bühne befinden und dem Quartett zujubeln. Das liegt aber garantiert auch an der sympathischen Art von LIVIDITY. Der erste, wenn auch kleine, Circle Pit wird sogar durchgezogen. LIVIDITY haben ihren eigenen Soundmann mitgebracht und so hört man an diesem Wochenende, das erste Mal einen wirklich tadellosen Sound, den die Amis auch brauchen, um druckvoll und brutal zu klingen. Die Ansagen von Dave und Von Young, bei denen jedes dritte Wort ‚Pussy‘ ist, wirken alles andere als ernst gemeint. Sogar die eisernen Pagan- und Black Metaler finden sich vor der Bühne ein. LIVIDITY sagt echt allen zu. Sie sind live einfach eine Macht. Und noch einen Extra-Sympathie-Punkt bekommen LIVIDITY: Obwohl dies der letzte Tag ihrer Europa-Tour ist und sie wirklich im Stress sind, nehmen sie sich nach dem Gig Zeit für die Fans. Bussi hier, Umarmung da, Foto dort. LIVIDITY wissen halt, wem sie wirklich was zu verdanken haben.
Und über das Gelände sieht man dann öfter mal einen Bloodchamber-User wanken, der auf dem Kopf eine halbe Melone trägt. Ob daher wohl seine Kopfschmerzen am nächsten Tag kommen?

Nun eine Band, die heute polarisiert. Die einen sagen, es sei ein wahnsinnig guter Auftritt; die anderen hingegen finden ihn lächerlich. Ich gehöre zu der zweiten Gattung. ADORNED BROOD, zweifellos eine der ersten deutschen und früher auch besten deutschen Pagan-Bands bitten zum Tanze. Teutobot Frost und seine Mannen und Frau fangen auch gleich ordentlich an. Die Querflöte bedient zwar nicht Ingeborg-Anna, da sie gerade Mutter geworden ist, aber die Ersatzflötistin steht ihr in nichts nach, soweit ich das mitbekomme. Der Sound ist im Vergleich zu Lividity eine Katastrophe, aber vor der Bühne ist die Hölle los. Gleich als zweiten Song wählen ADORNED BROOD das Cover von The Bots „Sieben Tage“. Nun, ich mag den Song wirklich gerne und es ist ein Stimmungslied durch und durch, aber muss eine etaiblierte und erfahrene Band wie ADORNED BROOD gleich zum Anfang auf Cover-Stücke zurückgreifen, um Stimmung zu machen? Sie haben doch wirklich genug eigene Stücke, die die Fans mitreißen können. So ziehe ich enttäuscht von der Bühne ab, die Treppen hinauf zum Bierwagen, um mir von dort den Gig weiter anzusehen. Dort stehen die auch die Jungs von Toxocara, die meinen Eindruck bestätigen: „What a crap!“. Sogar einige Die-Hard-Pagan-Fans, die noch nicht so dermaßen vom Alkohol gekennzeichnet sind, verdrehen die Augen. Vor der Bühne werden ADORNED BROOD trotzdem gefeiert. Für mich befinden sie sich auf dem absteigenden Ast und andere Bands, wie Gernotshagen, Menhir, Equilibrium haben den Grevenbroichern eh schon lange den Rang abgelaufen.

„Gothic Metal? Was soll ich da?“. So hört man es aus vielen Ecken, wenn man von THE VISION BLEAK spricht. Die meisten davon werden heute bekehrt. Ulf Theodor Schwadorf und Allen B. Konstanz plus Gastmusikern lassen sich nicht feiern, sondern feiern die Fans. Ihr Gig ist absolut überzeugend und spätestens, als „The Night Of The Living Dead“ ertönt, gibt es kein Halten mehr. Konstanz‘ Aufruf, die Fans bei „Kthulu“ mitbrüllen zu lassen, wird fanatisch angenommen. Auffalend ist bei THE VISION BLEAK, dass hier dann doch schon ein älteres Publikum vor der Bühne steht und so fühle ich mich nicht mehr allzu alt. Haha. Schwadorf und Konstanz beziehen immer wieder ihr Publikum mit ein. Konstanz springt auch mal runter an die Absperrung zu den Fans um Abzuklatschen. Die Band lässt keinen Hit aus und ich hab am nächsten Tag noch „The Land Of The Living Dead“ im Kopf und singe es ständig. Die Gesten und Mimiken von Allen B. Konstanz sind Blickfang bei THE VISION BLEAK. Er und Schwadorf bangen zusammen, posen zusammen … THE VISION BLEAK sind heute einfach geil. Und das merken hier viele, denn vor der Bühne wird es ständig voller. Zugaben gibt es leider nicht mehr, aber dafür bleibt der Gig für so einige unvergesslich.

Es wird nun noch voller vor der Bühne, obwohl noch keine Band spielt. Ich verziehe mich hoch zu den Bierwagen, um dem Gedränge zu entgehen und von dort den Gig von HELRUNAR beizuwohnen. Die Münsteraner scheinen ja auf CD nicht schlecht zu klingen; ich mag z.B. „Bladr Ok Iss“ sehr gerne, aber live wirken sie auf mich eher langweilig. Irgendwie so monoton. Aber ich habe jetzt einen Interviewtermin und muss HELRUNAR nun sein lassen. So kann ich leider nicht viel mehr dazu sagen. Viele Anwesende schwärmen jedenfalls vom Gig.

Das Interview verzögert sich so dermaßen, dass ich nur noch die letzten Töne von BEHEXEN mitbekomme. Der Sänger sieht auf jeden Fall ziemlich sick aus. Eine Mischung aus Gollum und Nosferatu mit weit aufgerissenen Augen und dämonischer Aura. Den Gig hätte ich wirklich gerne gesehen. Aber bei 24 Bands in zwei Tagen, sei mir verziehen, wenn man nicht ständig an der Bühne sein kann.

Das Barther Metal Open Air ist beendet und es geht ab zum Zelt, um für die Heimreise sich etwas auszuschlafen. Das machen aber nicht alle, denn nachts wird man mit Metallica von einigen Kiddies beschallt, die nicht gerade textsicher in akkuratem Denglish versuchten „Seek And Destroy“ mitzugröhlen. Aber auch sie verstummen bald und der Stadtpark schläft, das aus Teelichtern gelegte Pentagramm brennt langsam aus und die Morgendämmerung bringt erstes Licht in die Grünanlage.

Die Gewinner des Festivals sind eindeutig LOST WORLD ORDER, HELLSAW, THE VISION BLEAK, LIVIDITY und TODTGELICHTER.

Das Barther Metal Open Air, das ja nun mittlerweile das Zwölfte war, war wie immer ein geiles Event. Fast 1.400 Leutz tummelten sich friedlich auf dem Gelände und in dem Boddenstädtchen herum, sorgten für erstaunte und interessierte Augen bei Touristen und Einheimischen. Für so einige Einheimische hat das BMOA sogar noch einen Zusatzverdienst parat. So sieht man so einige mit Fahrrad und zwei (!) angekoppelten Bollerwagen hinten dran, auf der Jagd nach Leergut. Und das wird sich gelohnt haben.
Und wieder frage ich mich, warum es solche Schweine gibt, die es nicht schaffen, ihren Müll in den kostenlos verteilten Müllsäcken zu verstauen. Manche hinterlassen ihre Plätze, als hätten da die Vandalen gehaust. Leute, dadurch gefährdet ihr das BMOA. Wann kapiert ihr das endlich? Der Veranstalter reißt sich ein Jahr lang den Arsch auf, um euch ein geiles Festival zu bieten und ihr dankt es ihm mit Müll. Unglaublich.
Gut war dieses Mal auch, dass auf gewisse Bandshirts geachtet wurde. So manch einer wurde zurückgeschickt und ihm somit die Chance gegeben, sich ein ‚sauberes‘ Shirt anzuziehen. Sicherlich kann man nicht jeden erwischen, aber der braune Dreck hat dieses Jahr unheimlich abgenommen.
Die Leute von SL-Security sind eine Truppe aus dem Lehrbuch. Sie waren unauffällig, aber präsent. Ich habe sie zwei Mal (zu Recht) in Aktion gesehen und es fiel kaum jemanden auf. So was nenne ich mal kompetent. Außerdem war die Security (die rein gar nichts mit Metal am Hut haben) absolut freundlich und hatten auch mal den ein oder anderen ironischen Spruch auf den Lippen, über den man schon sehr lachen konnte.
Und wieder ein Pluspunkt: Die Toilettenanlagen. Die Dixis wurden am Tag mindestens einmal abgepumpt und zusätzlich stand noch ein Toilettenwagen zu Verfügung, der ständig gesäubert wurde. Geile Sache.

Daumen hoch für das Barther Metal Open Air. Ein familiäres, gemütliches Festival, das einfach Spaß macht. Fans können mit den Bands am Bierwagen das ein oder andere Bierchen trinken, die Bands feiern mit Fans an ihren Zelten … wo hat man das sonst in dieser Form?
Danke an Veranstalter Heiko und seiner Crew, die wirklich ein Festival zusammengestellt haben, dass in Organisation und Ablauf nicht zu bemängeln war.

Eine Dank meinerseits noch an Jana Kracht und René "Zottel" Klinkmann, die mich nicht nur in Sachen Fotos unterstützt haben.

Bildergalerie

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