The Dillinger Escape Plan Cancer Bats & The Ocean

The Dillinger Escape Plan, Cancer Bats & The Ocean

Cancer BatsThe Dillinger Escape PlanThe Ocean
Bochum, Matrix
07.10.2010
Dass sich an diesem Abend ein sehr gemischtes Publikum in der Matrix einfindet, spricht für den hohen Stellenwert, den schwer konsumierbare und anspruchsvolle Sounds genießen. Wie sich im Laufe des Konzerts herausstellen wird, sind die Anwesenden zum größten Teil wirklich Fans, die mit dem Werk der spielenden Bands auf das Tiefste vertraut sind, und keine Style-Kids, die hier mit bunten Tunneln und vor dem Spiegel einstudierten Moves Aufsehen erregen wollen. So kann man sich auf das Wichtigste konzentrieren: die Musik.

Bei THE OCEAN gleicht die Anteilnahme des Publikums eher noch einem respektvollen Lauschen und Schwelgen. Verstärkt mit dem neuen Sänger Loïc Rossetti konzentriert sich das international zusammen gewürftelte Bandgefüge vor allem auf das Material der beiden zusammengehörigen Konzeptalben „Heliocentric“ und das kommende „Anthropocentric“. Rossetti überzeugt dabei mit seiner variablen Stimme und agilem Stageacting, wobei er von der kleinen Bühne der Matrix auch mal mitten im Publikum agiert. Die stimmungsvolle Lichtshow und das zurückhaltende Auftreten der Musiker unterstreicht wie immer die anspruchsvollen Arrangements der Songs.

Rotziges Rock N Roll-Feeling ist eher die Spezialität der CANCER BATS. Die Band aus Kanada hat jede Menge Spaß in den Backen und sorgt nicht nur für musikalische Kontraste, sondern auch für Auflockerung im Publikum, das mit erster Mosh-Action reagiert.

Die ganze Wirkung von THE DILLINGER ESCAPE PLAN entfaltet sich definitiv erst bei einem kleinen Club-Gig wie diesem hier. Ihre hemmungslosen Sounderruptionen untermalt die Band mit einem expressiven Bühnenacting, das sowohl Publikum als auch Instrumente, Clubausstattung und Transportkisten in Mitleidenschaft zieht, und einer dem komplexen, chaotischen Klangbild entsprechenden, zuckenden und flackernden Lichtshow. So kommt man zu dem Privileg, diese Band mit allen Sinnen genießen zu können. Zwischen den hektischen Ausbrüchen scheinbar unstrukturierter Jazzcore-Klangwerke schlagen die Künstler auch atmosphärische Töne an, die Fans und Band die Möglichkeit geben, Luft zu holen und das Gesehene und Gehörte zu verarbeiten. Für schwache Nerven und Freunde seichter Unterhaltung ist diese Show sicher nichts, wohl aber für die Anwesenden, die TDEP ein unglaubliches Feedback geben, das die Band zu weiteren Höchstleistungen anspornt. Am Ende sind jedenfalls alle durchgeschwitzt und haben diesen zufriedenen „Schön, dass ich das erlebt habe“-Ausdruck in den Augen.

Fotos von Yvonne
ShotAlive

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