Way Of Darkness 2010
Way Of Darkness 2010
Lichtenfels, Stadthalle
01.10.2010
Das diesjährige Way Of Darkness Festival ging in die fünfte Runde und präsentierte einmal mehr ein hochkarätiges Billing, das sich wirklich sehen lassen konnte. Bands wie UNLEASHED, DESASTER oder POSSESSED versprachen ein überaus interessantes Wochenende. Bis auf wenige Ausnahmen konnten die Bands den Erwartungen auch absolut gerecht werden, doch lest selbst.
Freitag, 01.10.2010
SIDEBLAST haben anfangs Sound-Probleme, merzen das aber mit der Zeit aus und erfreuen sich auch zunehmend besserer Laune. Die wenigen Leute vor der Bühne scheinen aber nichts rechtes mit dem sehr durchwachsenen Auftritt und der auch sehr durchwachsenen Musik, bei der die wilde Mixtur Black/Death/Thrash einen nicht herausstechenden Eindruck macht.
Stumpf ist Trumpf ist das Motto bei POPPY SEED GRINDER. Der Bass muss dröhnen und an manchen Stellen scheinbar auch Vocals und Drums übertönen. Bei zunehmender Dauer ziehen auch die rotzigen Mosh-Einlagen nicht mehr beim Publikum. Alles in allem ein verzichtbarer Auftritt.
Als eigentlich MILKING THE GOAT MACHINE an der Reihe sind, kommt eine unorthodoxe Durchsage: Die nächste Band steckt im Stau. Nach langem Warten entert endlich jemand die Bühne, doch das ist schon der nächste Slot. FINAL BREATH spielen pünktlich und MILKING THE GOAT MACHINE versucht ihre Fans bei einer Autogrammstunde zu entschädigen.
FINAL BREATH rocken jetzt aber den Saal, denn es war schon lange genug viel zu leise und eine ordentliche Portion groovigem Death Metal lässt wieder Haare durch die Luft sausen. Der thrashige Einschlag weiß zu gefallen und der leere Slot vorher gerät in Vergessenheit.[mbo]
SADISTIC INTENT entfesseln ein wahres Feuer auf der Bühne. Ihr rumpelnder Old School Death Metal kommt wirklich gut bei den Besuchern an und so feuert die nietenbeladene Band einen Kracher nach dem anderen in Richtung Publikum ab.
Die Ami Thrasher von AT WAR meldeten sich ja kürzlich mit ihrem Album „Infidel“ zurück und spielen auf dem WOD ihre einzige Deutschland Show. Leider geht der Autritt des Trios etwas an den Zuschauern vorbei. Schade.
Nun sind DESASTER an der Reihe. Und die Band aus Koblenz stellt auch dieses Mal wieder ihre hervorragenden Bühnenqualitäten unter Beweis. Die Meute tobt und mit Songs wie „Divine Blasphemies“ und „Teutonic Steel“ hat die Truppe um Infernal die Besucher fest im Griff. Für mich ein Highlight des Tages.
Auch die Mannen um die wiedervereinigte Kultband EVILDEAD spielen auf dem WOD ihr einzige Deutschland Show. Die Band lässt es ordentlich krachen. Bei qualitativ hochwertigen Alben wie „Annihilation Of Civilization“ und „Underworld“ ist das auch kein Wunder.
Für mich die größte Enttäuschung des Tages: Ganz klar PESTILENCE. Die Band spielt sich hauptsächlich durch die Alben „Consuming Impulse“, „Testimony Of The Ancients“ und dem aktuellen Output „Resurrection Macabre“. Die Musik klingt steril, kalt und langweilig. Selbst die alten Songs wollen einfach nicht zünden. Der Auftritt der Holländer ist einfach total verzichtbar.
Ich muss ja zugeben, dass ich dem Auftritt von KATAKLYSM eher skeptisch gegenüberstand. Privat höre ich mir die Mucke der Kanadier nicht wirklich an und somit erwartete ich eher einen langweiligen Headliner Auftritt. Aber weit gefehlt. Man muss den Mannen um Maurizio Iacono wirklich zugute halten, dass sie das Publikum zu jeder Sekunde fest im Griff haben und auch durch ihre lockere und sympathische Art überzeugen. Die Songs werden absolut tight dargeboten und das Publikum feiert sie kräftig ab. Wirklich ein sehr gelungener Abschluss des ersten Tages! (sh)
Samstag, 02.10.2010
Ein Samstagvormittag im Oktober in Lichtenfels: Die Tore zur Stadthalle öffnen sich, ein Kerl mit MARDUK-Longsleeve, verfilzten Haaren, rot unterlaufenen Augen und gesenktem Kopf schlurft die Treppe zur Tribüne rauf, visiert zielsicher die letzte Reihe an und lässt sich in einer von außen sehr schmerzhaft aussehenden, tatsächlich aber wirklich bequemen Art und Weise nieder. Da sitze ich also wieder und das alles klingt wie ein Deja-Vu des letzten Jahres. Die Kater beim Way Of Darkness gehören zu der schlimmeren Sorte.
Mir fallen gerade die Äuglein zu, da lässt mich das betörende Dröhnen eines Basses zusammenfahren: Die erste Band in Form von GOREGONZOLA entert die Bühne und macht ihr Sache erstaunlich gut, mich überrascht vor allem die für diese Uhrzeit große Menschenmenge vor der Bühne. Scheinbar geht’s denen aber nur um das Freibier, das im Gegenzug für einen Circle-Pit ausgegeben wird. So kann mans auch machen. Ansonsten schnöder Grindcore. Hinterher liegen etliche Pappbecher auf dem Boden und die Leute gehen mit gestilltem Durst wieder nach draußen.
Denn beim nächsten Gig sind kaum halb so viele Leute anwesend, als es pünktlich um 11 Uhr bei GOREGONZOLA waren. Mit SEREGON gibt es allerdings eine derbe Packung Thrash Metal mit Death-Einflüssen und die Jungens machen sehr ansehnlich den Helikopter. Womöglich ist auch weniger los, weil Grindcore doch zu mehr Zulauf auf diesem Festival führt. Obwohl die britischen Knüppel-Experten sehr energiegeladen sind, verpasst man doch kaum etwas, wenn man lieber durch den Metalmarkt streunert.
Kurzfristig mussten VENDETTA im Vorfeld leider ihren Auftritt absagen, als Ersatz konnte man noch DEADWALK engagieren. Die liefern Death Metal, der wegen des Hardcore-Einschlags schon eher an ANTHRAX erinnert als an „corigem“ Death Metal. Allzu begeistert ist die Meute einschließlich mir nicht.
Neben VENDETTA fällt auch der Auftritt der GRAILKNIGHTS aus und dafür dürfen sich DELIRIUM TREMENS mit straightem Thrash Metal die Ehre geben. Schade eigentlich, dass die Uhrzeit immer noch nicht sehr einladend für die Festivalbesucher klingt, denn ich habe durchaus meinen Spaß an einem Gig, der mit viel Spielfreude runtergezockt wird. Man bedankt sich natürlich auch artig, dass man noch so kurzfristig die Möglichkeit bekommen hat.
Kur vor halb Drei schaffe ich es mal wieder vor die Bühne runter und das hat seinen Grund: MASTER. Herr Speckmann weiß haargenau was die Leute wollen, nämlich Death Metal der alten Schule und er ist willens das zu geben. Ein paar Songs vom neuen Album gibt es selbstverständlich auch und an den verhaltenen Reaktionen darauf merkt man doch deutlich, dass sich hier eher die alte Schiene einer großen Beliebtheit erfreut. Die Uhrzeit ist eigentlich schon unverschämt, denn MASTER hätten meiner Meinung nach auch Anspruch auf einen viel lebhafteren Slot. Die headbangenden Mitstreiter um mich rum geben mir dabei recht.
Zu INHUMATE wandere ich wieder nach oben auf einen Sitzlatz und der dargebotene Grindcore kann mich rein musikalisch nicht an der Fingerfertigkeit und Ästhetik der Musik laben lassen. Stimmung gibt es dafür dreimal so viel – es gibt Moshpits, eine Wall Of Death und zum Abschluss lässt man die durchgeknalltesten Fans auch noch auf der Bühne rumhampeln. Schick.
NEGATOR markieren immer die starken Männer, konnten mich aber noch nie damit überzeugen. Heute wirkt der Frontmann beinahe ein klein bisschen sympathisch, allerdings auch nur fast. Zur Krönung fällt auch noch die Anlage aus und nachdem sich die Saiteninstrumente abmelden, geht auch noch der Sound der Drums weg. Verwirrende Blicke, kurze Lagebesprechung und dann bittet man um etwas Geduld – man habe (nicht mit mitschwingendem Stolz) die Anlage gesprengt. Ist natürlich Quatsch und nach nicht einmal 2 Minuten kann man wieder losknüppeln.[mbo]
EXUMER geistern nun auch schon seit 1985 durch die deutsche Metal Landschaft. Nach dem Split 1991 und der Wacken Show 2001 kam die Band 2009 zurück auf die Bildfläche. Im nächsten Jahr soll dann auch endlich das dritte Album in den Startlöchern stehen. Die Frankfurter liefern einen richtig geilen Auftritt ab. Sänger Mem erfreut sich sichtlich an den positiven Zuschauerreaktionen und an den mächtigen Moshpits. Sehr sympathische Band, die nach wie vor sehr publikumsnah geblieben ist. Einzig die englischen Ansagen irritieren doch ein wenig.
Der Auftritt von EX DEO geht so ziemlich an mir vorbei. Handwerklich gibt es sicher nichts an der Darbietung auszusetzen, aber wirklich umgehauen werde ich von der Musik auch nicht. Ganz nett, aber nicht mehr.
Zu den wenigen Black Metal Bands des WOD zählen DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT. Die Band um Sängerin Onielar beweisen, dass sie durchaus sehr gute Livequalitäten besitzen. Die obligatorischen Blutsudeleien dürfen natürlich auch nicht fehlen. Musikalisch sicher eine gelungene Abwechslung.
THE CROWN sind wieder aktiv, und zwar mit neuem Sänger an Bord. Unbekannt ist der Neue namens Jonas Stålhammar aber dennoch nicht, war dieser doch schon bei den Kultbands wie GOD MACABRE und UTUMNO aktiv. Die Schweden liefern eine energiegeladene Show ab und ernten wohlverdienten Applaus.
Als nächstes ist die holländische Dampfwalze ASPHYX and der Reihe. Die Mannen um Martin Van Drunnen machen keine Gefangenen und feuern ihren Doom Death Metal unters Volk. Die Reaktionen des Publikums sind sehr überschwänglich. Und mit Granaten wie „The Rack“ im Gepäck kann auch eigentlich nicht viel schief gehen.
UNLEASHED starten ihr Set mit „Winterland“. Leider spielen die Schweden an diesem Abend fast nur Songs neueren Datums. Das Hauptaugenmerk liegt klar auf dem aktuellen Longplayer „As Yggdrasil Trembles“. Alte Stücke kommen heute viel zu kurz. Dafür spielt man aber eine sonst im Liveset nicht mehr auftauchende rare Perle wie „In The Name Of God“ vom „Victory“ Album. Dennoch kein vollends überzeugender Auftritt der Wikinger um Johnny Hedlund. (sh)
Es folgt der wohl am wildesten herumzappelnde, herrlich sympathische und - in den Augen eines sich nicht im Bilde befindenden Psychiaters – um eine Zwangsjacke bettelnde Sänger im Form von Barney von NAPALM DEATH. Was die Briten hier abliefern ist erste Sahne, die friedvollen Ansprachen sind erfrischend, die harten Klänge energiegeladen. Sowohl alte Stücke wie „Scum“ und akustische Schnetzelorgien der beiden letzten Alben werden abgefeuert und das alles ist sehr gut.
Nachdem der Banner des Headliners verkehrt herum aufgehängt wird und selbstnatürlich für Lacher und Szenenapplaus sorgt („999“ und ein richtig herum positioniertes Kreuz) sind POSSESSED schließlich startklar. Leider bin ich am Ende sehr enttäuscht. Teilweise ist der Gig regelrecht einschläfernd und so mancher schafft es, einzunicken und mit dem Kopf auf die Stufen der Tribüne zu knallen. Und wenn ich nicht selbst eingenickt bin und etwas verpasst habe fehlten sogar die Kracher „The Exorcist“ und „Seven Churches“. Da die Bühne etwa 10 Minuten verspätet geentert und 5 Minuten zu früh verlassen wird, komme ich nicht darum herum zu sagen, dass das als Death Metal Legende schlechthin und groß angekündigter Headliner etwas wenig ist. Die Songs an sich sind einwandfrei runtergezockt. Die Freude von Jeff Becerra endlich mal wieder auf der Bühne zu sein, ist klar erkennbar, trotzdem hätte ich mir etwas mehr erwartet.[mbo]
Somit bescherte uns auch das fünfte Way Of Darkness ein absolut gelungenes und in musikalischer Hinsicht sehr abwechslungsreiches Wochenende. Die Atmosphäre war ausgelassen, aber friedlich. Die tolle Bandauswahl trug natürlich zu der wirklich positiven Stimmung bei. Man darf schon jetzt auf die nächste Ausgabe gespannt sein!
veröffentlicht am 05.11.2010
Stefan Hofmann [sh]
Experte für Death, Black und Thrash Metal