Evil Warriors Cold Aeon Bloody Vengeance

Evil Warriors, Cold Aeon, Bloody Vengeance

Stö, Leipzig
08.10.2010
Man traut seinen Augen kaum, wenn man an diesem Freitag zu später Stunde die Eingangstüre der Stö betritt, denn dort hängt eine riesige Norwegenflagge. Das deutet darauf hin, dass hier und heute Black Metal zelebriert wird, allerdings ist der Stadtteil Connewitz nicht gerade für sein satanisches Flair bekannt. Es gibt aber keine Ausschreitungen wie in wilden Silvesternächten, sondern nur friedliche Kuttenträger, die genüsslich an ihrem Bierchen nippen. Die Pforten des Bösen passiert, schnell durch den gemütlichen Innenhof und ab in den kleinen Konzertraum.

SKAGERRAK sollten eigentlich der Opener an diesem Abend sein, sind es aber doch nicht, denn irgendwie lässt sich der Sänger nicht auftreiben. Kurzerhand springen BLOODY VENGEANCE ein, und sie hätten es lieber lassen sollen. Ich will nicht unfair oder verwöhnt klingen, aber das ist einfach nur Schrott und die Ohren tun einem weh. Natürlich wird das Ganze dann als evil ultratue Warrior Black Metal from hell ausgelegt, aber stümperhaft bleibt eben doch stümperhaft. Alles rasselt, keiner spielt auch nur irgendwie erkennbar mit seinen Bandmitgliedern zusammen. Da würden sich ein paar mehr Stunden im Proberaum durchaus lohnen, denn so sollte man Musik nicht auf die Menschheit loslassen! Vielleicht beim nächsten Mal in fünf Jahren.

Nach einer kurzen Umbaupause geht es dann weiter im Programm, und zwar mit den Leipzigern COLD AEON. Und siehe da, ich erlebe keinen zweiten Tinnitus. Im Gegenteil, der Black Metal, der mir nun entgegenschlägt, klingt gar fein in meinen Lauschern. Die ebenfalls dem Black Metal frönenden Musikanten klingen wie eine thrashige Variante von DARK FUNERAL und das kann ja wohl nicht schlecht sein. Es ballert und hat Melodie und manchmal wird sogar der Reitermodus aktiviert. Ihr wisst schon, der flotte Rhythmus, bei dem man mit muss. Wer nicht weiß, was ich hier beschreibe, der solle sich UNLEASHEDs ''To Asgard We Fly''anhören, dann dürfte er verstehen, worum es geht. Sänger A.G. gibt den posenden Fronter, Theatralik und Bühnengehabe kommen nicht zu kurz. Ab und an verrollt er die Augen und ich fühle mich in meine Kindheit zurück versetzt, denn auch ich stand einst mit Kinderhandschuhen auf dem Bett und habe versucht, wie der Undertaker höchstpersönlich auszusehen. COLD AEON machen live ziemlich Spaß und langweilen zu keiner Sekunde. Hoffentlich hören wir von dieser Band in Zukunft mehr!

Der Headliner des Abends sind dann die EVIL WARRIORS. Die Band ist mir noch in grausiger Erinnerung, habe ich sie doch schon einmal gesehen. Das war im Februar 2010. Wie steht es nun um die satanischen Black Metal-Puristen ein halbes Jahr später? Sie haben sich gebessert, das sei gleich mal festgestellt, aber schlechter ging es sowieso nicht mehr, von daher keine Überraschung. Die bitterbösen Krieger prügeln ordentlich los und die Gitarren klirren an allen Ecken und Kanten. Sänger Beast keift und brüllt wie der Gehörnte himself. Die EVIL WARRIORS sind live hier und heute echt gut und wissen zu gefallen. Ich weiß nicht, wie die Jungs so drauf sind, aber sie wirken wirklich angepisst und aggressiv. Das mag für einen Black Metal-Fan, wie er im Buche steht, fein sein. Ich allerdings kann das Ganze einfach nur mit einem Augenzwinkern betrachten, aber egal wie man es dreht oder wendet, die Musik ist das Entscheidende und die ist kalt, hart und norwegisch.

Alles in Allem ein gut zu genießender Konzertabend, bei dem eigentlich nur die erste Band negativ auffiel, aber die waren ja auch nur kurzfristig eingesprungen. Faire Preise in der Stö und eine tolle Atmosphäre machen da Lust auf mehr. Nur einen Kritikpunkt gibt es noch, und der betrifft die anwesenden Fans: Wenn man schon gute Musik geboten bekommt, dann sollte man sich nicht zu schade sein, auch mal die Hände zu heben oder zu klatschen. Das gehört sich nämlich so!
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