Amorphis Orphaned Land Ghost Brigade

Amorphis, Orphaned Land, Ghost Brigade

AmorphisGhost BrigadeOrphaned Land
Leipzig, Hellraiser
16.11.2010
Ein bunt gemischtes, aber doch erfreulicherweise qualitativ hochwertiges Package bekommt man geboten, wenn man sich an diesem Dienstagabend auf den Weg ins Hellraiser zu Engelsdorf macht. Ich bin nicht der einzige, der auf diese famose Idee kommt, und so erblickt man schon im Bus einige Metallanhänger, deutlich erkennbar an ihren schwarzen Gewändern. An den Pforten des Hellraiser muss man dann erstmal warten, denn kurz vor acht hat sich tatsächlich schon eine Schlange gebildet. Nachdem das Warten überstanden ist, geht es ab in die Halle, wo die erste Band des Abends schon auf die Bühne eilt. Nichts wie ab in die erste Reihe und fein Fotos knipsen.

GHOST BRIGADE sind als erstes dran. Der Sound ist spitze und die Musikanten scheinen gut drauf zu sein. Sänger Manne Ikonen ist sicherlich der Mittelpunkt der Mannschaft. Der Mann mit der Wollmütze versinkt in den Kompositionen, die zwischen Trauer und Wucht hin und her pendeln. Eigentlich ist es egal, ob GHOST BRIGADE langsam und gediegen spielen oder schmetternd mit Growling unterlegt, die Leute mögen es. Das Hellraiser ist um diese Uhrzeit schon sehr gut gefüllt und das Auditorium applaudiert ungewohnt heftig für die erste Band eines Konzerts, wobei man aber auch sagen muss, dass die Finnen diese Wertschätzung auch mehr als verdienen. Die Songs sind stimmig und einfach mitreißend. Man kann die Augen schließen und sich treiben lassen, einfach mal für einen Moment abschalten. Klasse Gig, der ruhig etwas länger als eine halbe Stunde hätte sein können, aber sei's drum, es kommen ja noch mehr Bands.

Schon im Vorhinein fragte ich mich, ob es ORPHANED LAND schaffen würden, das Publikum auf ihre Seite zu reißen. Es ist irgendwie schwer einschätzbar, wie angesagt oder beliebt die Kombo aus Israel ist. Der tobende Applaus, der einsetzt, als die Band die Bühne betritt, zeigt, dass sie sehr wohl einen gewissen Bekanntheitsgrad haben. Sänger Kobi kommt als letzter auf die Bühne und trägt ein langes, weißes Gewand. Schon nach dem ersten Song gibt er allerdings Entwarnung, in dem er sagt:''We are ORPHANED LAND from Israel and no, I am not Jesus!'' Puh, nochmal Glück gehabt. ORPHANED LAND wissen mit ihrer eigentümlichen Variante des Folk Metal zu überzeugen. Alle Beteiligten haben einen Riesenspaß und auf der Bühne wird weltmeisterlich geposed! So soll es ja auch sein. Das Publikum frisst der Band aus der Hand, erste ''Hey!Hey!Hey!''- Rufe ertönen. So interessant ORPHANED LAND auch sind, nach einer gewissen Spielzeit ist für mich die Luft raus, denn die gedudelten Melodien nerven dann schon ein wenig und die Songs klingen irgendwann irgendwie erschreckend ähnlich. Insgesamt ein interessanter Auftritt, der den meisten positiv in Erinnerung bleiben dürfte!

Wenn die Bühne mit kitschigen, in blau gehaltenen Bildern verziert wird, dann ist klar, dass jetzt die zweite finnische Granate ihren Auftritt zelebrieren wird. Beim einsetzenden Intro steht die Halle schon Kopf. Spätestens als Sänger Tomi Joutsen zu seinem Old School Mikro greift, ist es um die Fans geschehen. AMORPHIS sind in da house! Verwunderlich ist eigentlich nur, dass keine Schlüpper auf die Bretter fliegen. AMORPHIS wissen, was sie tun und legen amtlich los. Der Sound ist, wie schon den gesamten Abend, spitzenmäßig. Das Lichtspiel kann sich ebenfalls sehen lassen. Die Instrumentalfraktion überlässt dem Sänger die Aufmerksamkeit und der weiß diese zu nutzen. Tomi gibt Stoff und lässt sich ordentlich feiern, allerdings ohne dabei wie ein überheblicher Prollo rüberzukommen. Die schmalzigen Stücke kommen prima an und es spielt keine Rolle, von wann die Lieder sind, alle werden gleich enthusiastisch abgefeiert. AMORPHIS ziehen ihr Ding professionell durch, geben aber jedem schmachtendem Fan das Gefühl, etwas ganz Besonderes und Einzigartiges mitzuerleben. So sieht Entertainment aus. Nach zwölf Songs gibt es eine kleine Pause. Die Meute explodiert fast. AMORPHIS kommen nochmal auf die Bühne und spielen drei weitere Songs, und dann ist Feierabend.

Ob nun die zum geistlichen Entgleisen einladenden Finnen von GHOST BRIGADE, die quirligen Israelis mit Jesusfronter von ORPHANED LAND oder die angenehm kitschigen Profis von AMORPHIS, dieser Abend war sein Geld wert und für jeden Geschmack war etwas dabei!

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