Motörhead Doro & Grand Magus

Motörhead, Doro & Grand Magus

DoroGrand MagusMotörhead
Chemnitz, Messe
10.12.2010
„We are MOTÖRHEAD and we play Rock 'n' Roll.“, so endet ein Abend zu dem Lemmy und Kollegen mal wieder in die Chemnitzer Messe eingeladen hatten. Für unverschämte 39,95€ im Vorverkauf und 40€ an der Abendkasse sollte es eigentlich in die kleine der beiden Hallen gehen. Dass der Preis aber durchaus angenommen wird, öffnete dann doch die Tore zur großen Halle und schätzungsweise 3500 Fans aller und wirklicher aller Altersklassen wollten dem Großmeister des Rock 'n' Roll huldigen. Hier kaufen Mama und Papa dem 12 jährigen Sprössling eine Karte an der Abendkasse: „Das ist aber ein teures Weihnachtsgeschenk.“, dort tauschen sich zwei 20 jährige Normalos aus: „Die erste Band ist ganz gut, hab kurz reingehört. Die zweite, DORO, das ist sowas wie NIGHTWISH.“ Sprachlos geht es weiter, einige Leute haben die 50 auch schon seit ein paar Jahren hinter sich gelassen und zeitweilig kommt man sich wie in den tiefsten 80ern vor.

Egal, pünktlich um 19 Uhr stehen GRAND MAGUS auf der Bühne und vielleicht erst 1000 Leute in der Halle. Das stört die Schweden nicht, mit „King Slayer“ rocken sie sofort los, viel Zeit bleibt nicht, ihnen werden 30 Minuten zugestanden, die sie aber zu nutzen wissen um einen Blick durch die Bandhistorie dem Publikum zu präsentieren. Dieses honoriert die Bemühungen mit mehr als nur Höflichkeitapplaus, doch dieses Mal erreicht das Trio nicht das überragende Niveau, das es auf dem With Full Force hatte. Trotzdem ein gelungener Auftritt, nach dem sich die Mannen um JB (mit großer, dunkler Sonnenbrille) wieder ihren 240 in Berlin gekauften Bieren widmen können.

King Slayer
Like the oar strikes the water
Ravens guide our way
Hammer of the north
I, the jury
Iron will

15 Minuten Pause, in denen man Zeit hat sich auf die Toiletten zu drängeln, T-Shirts für 30€ oder nen Mikkey Dee Drumstick für 10€ zu kaufen und auch die Vorgruppen müssen sich mal wieder an die Preise halten. Nach dem Konzert gab es dann die MOTÖRHEAD Shirts für nen Zehner auf dem Parkplatz. Doch erst ist noch DORO dran und die kleine Düsseldorferin begeistert vor allem die älteren Semester im Publikum, denn diese wissen, dass ihre Ansagen ernst gemeint sind und man es ihr ruhig abnehmen kann, dass sie sich freut zu touren und ihre Songs mit dem Publikum zu teilen. Ihre Songs? Naja, nur „Running from the devil“ stammt nicht aus WARLOCK Zeiten und die Wacken Hymen „We are the metalheads“ hat sie auch nur gesungen. Egal, denn das sind die Songs, die die Fans in einem Best of Set von 45 Minuten hören wollen. Zwei Kritikpunkte gibt es dann aber doch, denn stimmlich scheint das Ende der Karriere zu nahen, nur mit ordentlich Hall auf dem Mikro sind die 45 Minuten zu meistern. Außerdem ist es dann doch etwas peinlich eine große Überraschung anzukündigen, die dann ca. 30 Sekunden später in Gestalt von Phil Campbell bei „Breaking the law“ auf der Bühne steht. Aber so ist sie, das kleine Persönchen aus dem Rheinland.

Earthshaker Rock
I rule the ruins
Running from the devil
Burning the witches
We are the metalheads (Wacken Hymne)
Für immer
Breaking the law (JUDAS PRIEST Cover mit Phil Campbell)
All we are

Punkt 21 Uhr sind dann schon MOTÖRHEAD an der Reihe, im Eintrittspreis ist die Fahrt mit dem ÖPNV enthalten und jeder will pünktlich nach Hause oder noch in die Kneipe. „Good Evening. We are MOTÖRHEAD and we play Rock 'n' Roll.“ Auch das achte Mal steht die Ansage wie in Stein gemeißelt. Dort steht eine Legende und ist verdammt gut drauf. Anders Mikkey Dee am Schlagzeug, der schon beim zweiten Song etwas von seinem Techniker verändern lässt. Lemmy ist das egal, „Over the top“ widmet er sich und natürlich allen Leuten im Publikum, die beim 'Schrei was du kannst' Wettbewerb eben mitgemacht haben. Mit „Get back in line“ und „I know how to die“ haben sich zwei neue Songs in die Setlist geschlichen und Phil bekommt sein obligatorisches Solo. Das bekommt auch Mikkey Dee bei „In the name of tragedy“, vorher gibt es aber noch einen Anschiss für den Drumtechniker, irgendwas stimmt immer noch nicht. Das Solo wird trotzdem zu seinem Triumphzug und Mikkey Dee verlässt die Bühne. Die beiden anderen tauchen wieder auf, Lemmy macht die Ansage zu „Just 'cos you got the power“ wie immer gegen Politiker und will mit dem Song beginnen, aber da ist kein Schlagzeuger. Er guckt sich um, Phil guckt sich um, sie gucken sich an, Pause, na dann eben ohne das Getrommel und so langsam schlurft Mikkey Dee wieder an seinen Platz. Jetzt kann es ja losgehen und im Anschluss folgen noch drei Songs und wenn die Leute jetzt schreien, würde die Band auch wiederkommen lässt Lemmy alle wissen. Sie tun es natürlich und Doro entert zu „Born to raise hell“ das Mikro bevor es mit „Overkill“ den obligatorischen Rausschmeißer nach 90 Minuten gibt.

We are Motörhead
Stay Clean
Get back in line
Metropolis
Over the top
One night stand
Rock out
Gitarrensolo
The thousand names of god
I got mine
I know how to die
The chase is better than the catch
In the name of tragedy (mit Schlagzeugsolo)
Just 'cos you got the power
Going to Brazil
Killed by death
Ace of spades
---
Born to raise hell (mit Doro)
Overkill

Die Frage, die offen bleibt, ist, ob es sich auch im Jahr 2010 noch lohnt zu einem MOTÖRHEAD Konzert zu gehen. Überraschungen wie den Blues-Part im letzten Jahr gab es dieses Jahr keine, auch auf Special Effects wurde verzichtet, dafür waren MOTÖRHEAD am 10.12.2010 in Chemnitz aber so spielstark wie ich sie in den sieben Konzerten davor nicht gesehen hab. Das Trio hat die Songs einfach nur rausgerotzt, Lemmy hat eine kauzige Ansage nach der nächsten gebracht und hatte wirklich Spaß. Über die Setlist lässt sich bei so vielen Alben und Songs in der Hinterhand immer streiten, aber das bringt die Fans dazu immer wiederzukommen. Bis nächstes Jahr.
-