Finntroll Samael Rotting Christ Metsatöll Nothnegal
Finntroll, Samael, Rotting Christ, Metsatöll, Nothnegal
Leipzig, Hellraiser
03.12.2010
03.12.2010
Hei, was so ein bisschen Schnee für Chaos anrichten kann: Busse und Bahnen kommen zu spät, alles rutscht, flucht und friert. Irgendwie aber auch schön mitzuerleben, wie Mütterchen Natur den hektischen Menschlein den Finger zeigt und ihnen etwas abverlangt, womit die wenigsten noch etwas anfangen können: Ruhe und Gelassenheit.
Derart entschleunigt schunkelte man auch im Bus Richtung Hellraiser e.V. in Leipzig Engelsdorf, das via interessantem Line up begeisterte Metallurgen vor die Bühne lockte. NOTHNEGAL von den Malediven, METSATÖLL aus Estland, ROTTING CHRIST aus Griechenland, SAMAEL aus der Schweiz und FINNTROLL aus ... waren angetreten, den christlichen Vorweihnachtsfrieden zu erschüttern, und dem kleinen Jesulein die Krippe ordentlich durchzuschütteln.
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Mit dem um 19 Uhr recht früh angesetzten Beginn des Konzertes rechnete, auch aufgrund des anfangs noch recht spärlich besuchten Clubs, wohl niemand so recht und so war es umso erstaunlicher, als die erste Doppelpaukenwelle pünktlichst auf die Sekunde in die Magengruben fuhr und dort dem frisch eingetroffenen Gerstensaft die Kohlensäure herausoperierte.
NOTHNEGAL hatten die Bühne geentert und ließen ordentlich Dampf ab. Dass das Publikum zu diesem Zeitpunkt aus gerade mal 30 Leuten zu bestehen schien, störte die Maledivianer dabei nicht besonders. Mit Begeisterung und Nachdruck, gutem Riffing und tragenden Keyboardpassagen, gepaart mit den brachialen Grunts und Shouts des Sängers (leider öfter von Rückkopplungen geplagt), knüppelten sie etwa zwanzig Minuten auf die Ohren der Zuhörer ein. Beachtlich hierbei vor allem der Mann an den Tasten, der dank ausgefeilter Haarakrobatik wohl über das sauberste Instrument der Musikwelt verfügt.
In der Umbaupause erfuhr ich im Gespräch mit dem Hellraiser-Personal, dass tatsächlich nur eine Band mit eigenem Tonmischer angereist war und man nach dem gerade Gehörten fast um die Qualität des restlichen Konzerts bangte. Noch waren alle aber voller Zuversicht und fieberten der nächsten Kapelle entgegen.
Die Esten METSATÖLL waren denn auch der Überraschungskracher des Abends. Sauber abgemischter, klasse vorgetragener Folkmetal brachte die stetig anwachsende Menschenmenge im Hellraiser das erste Mals zum abfeiern, moshen und tanzen. Dazu trug neben dem charismatischen Frontbären, der seine Weisen clean und in estnischer Landessprache zu Gehör brachte, vor allem der irre Rasputinverschnitt in Mönchskutte bei, der die harten Stromgitarrenklänge mit folkloristischem Instrumentarium ergänzte und mit Glanzlichtern versah. Tausendsassaesk spielte er dabei den Dudelsack auch mal auf dem Rücken odersteckte sich gleich zwei Flöten in den Mund, um ihnen estnisches Liedgut zu entlocken.
Wie sich die Musikanten auf Platte machen, bleibt abzuwarten, der von ihnen mehrfach während des Konzerts angepriesene neue Silberling steht auf jeden Fall schon auf meinem Wunschzettel.
Von Glück beseelt wartete man nun gespannt auf das erste große Highlight des Abends – ROTTING CHRIST, die griechische Antwort auf alle Weltkrisengerüchte. Und so pathetisch, wie dieser Satz grad klang ging es denn auch zur Sache: Das Intro, das den Einmarsch der Hellenen ankündigte, ließ in den Köpfen Bilder aufblitzen von griechischen Göttern, Sagengestalten und Helden wie Alexander und Co. Die Schüttelfraktion brachte ihr Haar in Stellung und tosender Applaus brandete den Griechen entgegen, die sich offensichtlich entspannt ihren Instrumenten widmeten und den ersten Titel ihrer neuen Platte „AEALO“ in die Masse feuerten.
An dieser Stelle bekamen die Befürchtungen um den Sound neue Nahrung. Denn leider konnte ab hier bis zum Ende des Abends nicht mehr von Musikgenuss gesprochen werden. Zumindest nicht von jenen, die sich nicht die Ohren mit den bekannten Wachsbällchen zugestopft hatten oder im Laufe ihres Konzert(er)lebens mit einer Taubheit ersten Grades geschlagen worden waren.
Mein Gesprächsversuch mit dem adretten, englisch sprechenden Mädel an den Reglern – „I know all the songs, but I can`t understand which one they are playing now!“ – verlief erfolglos, offenkundig war die Dame gegenteiliger Meinung. So wie viele der angereisten Musikliebhaber, die ihre Helden mittels Pommesgabel und Jubelgekreisch frenetisch feierten und weiterhin fleißig die Köpfe schüttelten.
Beeindruckend war der Auftritt von ROTTING CHRIST abgesehen vom Sound allemal: Die Energie, die Sakis („Alles klar Deutschland?!“) und seine Mannen mittels Präsenz und Spiel mit dem Publikum versprühen, ist einmalig. Und so nimmt es nicht wunder, dass die griechischen Metallfacharbeiter nach dem letzten Akkord aufs heftigste bejubelt und Zugabeforderungen gestellt wurden.
Das ich mit meiner Meinung zur Soundqualität nicht allein dastand, zeigte dann ein neuerlicher Talk mit den Hellraisern in der Pause vor dem Gig der Schweizer. Leider hatte der normalerweise mit der Anlage mitgelieferte Tonmensch heute keine Zeit und so habe man mit seiner weiblichen Vertretung Vorlieb nehmen müssen, die auch für die Ohren der Vereinsmitglieder „einfach nur sinnlos laut“ aufdrehe.
Währenddessen hatten SAMAEL, Schwarm meiner verlorenen Jugend, die Bühne betreten. Die Gemeinde der Kopfnicker war merklich kleiner geworden, denn der Stil, den die Helveten spielerisch zum Besten gaben, wollte sich nicht so recht in den Reigen der Vor- und Nachbands einfügen. Aggressive Synthiesounds, Computerbeats und kreischender Gitarrenlärm buhlten zusammen mit einer, an den Windows-Media-Player erinnernden Videoanimation um die Gunst des Publikums. Während sich dabei allerdings der rotbedresste und blondierte Vorphalack in großen Gesten übte, suchte ein nicht geringer Teil der Anwesenden den für die flüssige Ernährung zuständigen Teil des Clubs auf, um dem eigentlichen Headliner des Abends entgegen zu trinken.
Und dann war es endlich soweit: Nebelschwaden waberten von der Bühne und ließen die aufgeregte Menge im Licht zerfasern - Adrenalin und Endorphin krabbelten bis in die Spitzen der längsten Matten, die aufgeregte Menge schien bereit, kraft der zu erwartenden Musik den kommenden Aufstand gleich hier und jetzt proben zu wollen - „Blodmarsch“, Opener der jüngsten Langrille der Finnen trieb die Spannung auf den Höhepunkt, der sich in dem Moment entlud, da FINNTROLL auf die Bühne tobten, um die Schlacht zu eröffnen.
Das große Trollfest hatte begonnen und es begann ein Bangen und Moshen, Springen und Schubbsen, Hauen und Stechen - alles, ohne einen Ton von dem zu verstehen, was da von der Bühne kam.
Ein letzter Versuch, die Mixfrau zu bezirzen misslang – ich hab den letzten Bus gekriegt. Ende vom Lied. Schade eigentlich!
Bericht: Daniel Lakatos - danke!
www.hellraiser-leipzig.de
Derart entschleunigt schunkelte man auch im Bus Richtung Hellraiser e.V. in Leipzig Engelsdorf, das via interessantem Line up begeisterte Metallurgen vor die Bühne lockte. NOTHNEGAL von den Malediven, METSATÖLL aus Estland, ROTTING CHRIST aus Griechenland, SAMAEL aus der Schweiz und FINNTROLL aus ... waren angetreten, den christlichen Vorweihnachtsfrieden zu erschüttern, und dem kleinen Jesulein die Krippe ordentlich durchzuschütteln.
Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.
Mit dem um 19 Uhr recht früh angesetzten Beginn des Konzertes rechnete, auch aufgrund des anfangs noch recht spärlich besuchten Clubs, wohl niemand so recht und so war es umso erstaunlicher, als die erste Doppelpaukenwelle pünktlichst auf die Sekunde in die Magengruben fuhr und dort dem frisch eingetroffenen Gerstensaft die Kohlensäure herausoperierte.
NOTHNEGAL hatten die Bühne geentert und ließen ordentlich Dampf ab. Dass das Publikum zu diesem Zeitpunkt aus gerade mal 30 Leuten zu bestehen schien, störte die Maledivianer dabei nicht besonders. Mit Begeisterung und Nachdruck, gutem Riffing und tragenden Keyboardpassagen, gepaart mit den brachialen Grunts und Shouts des Sängers (leider öfter von Rückkopplungen geplagt), knüppelten sie etwa zwanzig Minuten auf die Ohren der Zuhörer ein. Beachtlich hierbei vor allem der Mann an den Tasten, der dank ausgefeilter Haarakrobatik wohl über das sauberste Instrument der Musikwelt verfügt.
In der Umbaupause erfuhr ich im Gespräch mit dem Hellraiser-Personal, dass tatsächlich nur eine Band mit eigenem Tonmischer angereist war und man nach dem gerade Gehörten fast um die Qualität des restlichen Konzerts bangte. Noch waren alle aber voller Zuversicht und fieberten der nächsten Kapelle entgegen.
Die Esten METSATÖLL waren denn auch der Überraschungskracher des Abends. Sauber abgemischter, klasse vorgetragener Folkmetal brachte die stetig anwachsende Menschenmenge im Hellraiser das erste Mals zum abfeiern, moshen und tanzen. Dazu trug neben dem charismatischen Frontbären, der seine Weisen clean und in estnischer Landessprache zu Gehör brachte, vor allem der irre Rasputinverschnitt in Mönchskutte bei, der die harten Stromgitarrenklänge mit folkloristischem Instrumentarium ergänzte und mit Glanzlichtern versah. Tausendsassaesk spielte er dabei den Dudelsack auch mal auf dem Rücken odersteckte sich gleich zwei Flöten in den Mund, um ihnen estnisches Liedgut zu entlocken.
Wie sich die Musikanten auf Platte machen, bleibt abzuwarten, der von ihnen mehrfach während des Konzerts angepriesene neue Silberling steht auf jeden Fall schon auf meinem Wunschzettel.
Von Glück beseelt wartete man nun gespannt auf das erste große Highlight des Abends – ROTTING CHRIST, die griechische Antwort auf alle Weltkrisengerüchte. Und so pathetisch, wie dieser Satz grad klang ging es denn auch zur Sache: Das Intro, das den Einmarsch der Hellenen ankündigte, ließ in den Köpfen Bilder aufblitzen von griechischen Göttern, Sagengestalten und Helden wie Alexander und Co. Die Schüttelfraktion brachte ihr Haar in Stellung und tosender Applaus brandete den Griechen entgegen, die sich offensichtlich entspannt ihren Instrumenten widmeten und den ersten Titel ihrer neuen Platte „AEALO“ in die Masse feuerten.
An dieser Stelle bekamen die Befürchtungen um den Sound neue Nahrung. Denn leider konnte ab hier bis zum Ende des Abends nicht mehr von Musikgenuss gesprochen werden. Zumindest nicht von jenen, die sich nicht die Ohren mit den bekannten Wachsbällchen zugestopft hatten oder im Laufe ihres Konzert(er)lebens mit einer Taubheit ersten Grades geschlagen worden waren.
Mein Gesprächsversuch mit dem adretten, englisch sprechenden Mädel an den Reglern – „I know all the songs, but I can`t understand which one they are playing now!“ – verlief erfolglos, offenkundig war die Dame gegenteiliger Meinung. So wie viele der angereisten Musikliebhaber, die ihre Helden mittels Pommesgabel und Jubelgekreisch frenetisch feierten und weiterhin fleißig die Köpfe schüttelten.
Beeindruckend war der Auftritt von ROTTING CHRIST abgesehen vom Sound allemal: Die Energie, die Sakis („Alles klar Deutschland?!“) und seine Mannen mittels Präsenz und Spiel mit dem Publikum versprühen, ist einmalig. Und so nimmt es nicht wunder, dass die griechischen Metallfacharbeiter nach dem letzten Akkord aufs heftigste bejubelt und Zugabeforderungen gestellt wurden.
Das ich mit meiner Meinung zur Soundqualität nicht allein dastand, zeigte dann ein neuerlicher Talk mit den Hellraisern in der Pause vor dem Gig der Schweizer. Leider hatte der normalerweise mit der Anlage mitgelieferte Tonmensch heute keine Zeit und so habe man mit seiner weiblichen Vertretung Vorlieb nehmen müssen, die auch für die Ohren der Vereinsmitglieder „einfach nur sinnlos laut“ aufdrehe.
Währenddessen hatten SAMAEL, Schwarm meiner verlorenen Jugend, die Bühne betreten. Die Gemeinde der Kopfnicker war merklich kleiner geworden, denn der Stil, den die Helveten spielerisch zum Besten gaben, wollte sich nicht so recht in den Reigen der Vor- und Nachbands einfügen. Aggressive Synthiesounds, Computerbeats und kreischender Gitarrenlärm buhlten zusammen mit einer, an den Windows-Media-Player erinnernden Videoanimation um die Gunst des Publikums. Während sich dabei allerdings der rotbedresste und blondierte Vorphalack in großen Gesten übte, suchte ein nicht geringer Teil der Anwesenden den für die flüssige Ernährung zuständigen Teil des Clubs auf, um dem eigentlichen Headliner des Abends entgegen zu trinken.
Und dann war es endlich soweit: Nebelschwaden waberten von der Bühne und ließen die aufgeregte Menge im Licht zerfasern - Adrenalin und Endorphin krabbelten bis in die Spitzen der längsten Matten, die aufgeregte Menge schien bereit, kraft der zu erwartenden Musik den kommenden Aufstand gleich hier und jetzt proben zu wollen - „Blodmarsch“, Opener der jüngsten Langrille der Finnen trieb die Spannung auf den Höhepunkt, der sich in dem Moment entlud, da FINNTROLL auf die Bühne tobten, um die Schlacht zu eröffnen.
Das große Trollfest hatte begonnen und es begann ein Bangen und Moshen, Springen und Schubbsen, Hauen und Stechen - alles, ohne einen Ton von dem zu verstehen, was da von der Bühne kam.
Ein letzter Versuch, die Mixfrau zu bezirzen misslang – ich hab den letzten Bus gekriegt. Ende vom Lied. Schade eigentlich!
Bericht: Daniel Lakatos - danke!
www.hellraiser-leipzig.de