Hopes Die Last The Elijah The Handshake Affair

Hopes Die Last, The Elijah, The Handshake Affair

Leipzig, 4 Rooms
23.01.2011
Ein herausragendes Merkmal von Last Minute Shows ist ja die kurze Vorlaufzeit, die sich in Sachen Publikumspräsenz nicht immer vorteilhaft auswirkt. Dennoch ist das 4 Rooms am heutigen Sonntag angenehm gefüllt mit all jenen, die sich von HOPES DIE LAST, THE ELIJAH und THE HANDSHAKE AFFAIR ihre Dosis Zuckerbrot und Peitsche abholen wollen - also auf zum biblischen Händeschütteln!

Den Auftakt besorgen gegen 20.30 Uhr THE HANDSHAKE AFFAIR aus Dessau. Die blutjunge Truppe scheint für den rhythmusorientierten Teil der Abendgestaltung zuständig zu sein, denn trotz diverser Einspieler aus dem synthetischen Bereich fällt das Gebotene überwiegend durch ausladende Start-Stopp-Mechanik und kundig zerpflückte Rifftupfer auf. Das Material der kommenden Debütscheibe wirkt dadurch zwar bisweilen etwas zerfahren, ist aber zunächst interessant genug, um mit den genretypisch exaltierten Screams zu versöhnen. Zudem bringen die erprobten Schlagzeugmuster stets genug Zusammenhalt, sitzen die Moshparts an den logischen und erwarteten Stellen, so dass man sich am Ende auch als Unkundiger sehr schnell auf sicherem Terrain wähnen kann.
Das ist auf der einen Seite natürlich schön gemütlich, dafür aber auch nicht durchweg spannend, woran die weder in der Ausführung noch im Mix überzeugenden klaren Gesangseinlagen nur wenig ändern können. Deren Dilemma zeigt sich auf Myspace: Autotune mag in konserviertem Zustand witzig klingen, ist live jedoch nicht ohne Weiteres reproduzierbar und lässt für die unbearbeiteten Sangeskünste meist nur wenig Gutes vermuten. Die Frage ist folglich, ob man in Zukunft eher auf grundsätzlich realitätsnahe Ausführung setzt, oder die Stimme ebenfalls vom Band laufen lässt. In Sachen Abwechslung sind diese Passagen jedenfalls ein guter Ansatz - im Liverahmen eher ein Teufelskreis.
Dessen ungeachtet bieten THSA einen kurzweiligen Gig, und dass die prinzipiell moshbare Angelegenheit hier und heute nicht vollends zünden kann, liegt weniger am engagierten und auf Interaktion bedachten Auftreten der Anhaltiner, sondern am klassischen Verschränkte-Arme-Openerproblem...

...mit dem die nun folgenden THE ELIJAH deutlich besser zurechtkommen. Das liegt vorrangig an der etwas anderen musikalischen Ausrichtung der Jungs aus North-Shropshire, denn hier werden die vom Opener nur angerissenen Atmo-Parts gnadenlos ausgereizt: Hinter recht einfachen Riffs fluten zu jeder Zeit flauschigste Keyboardteppiche, Dissonanzen werden aufgebaut um sie kurz darauf vergessen zu machen, und die wirklich perfekte Gesangsstimme vom Gitarristen ringt nicht nur mit ihrem postcorig-ohnmächtigen Gegenpart, sondern kann diesen über weite Strecken so mühelos und umfassend ausstechen, dass man nur noch in ihr (und ihrem musikalischen Unterbau) versinken möchte. Keine Frage: Bewegung ist in diesem Strudel von Assoziationen nur störendes Beiwerk. Es geht vielmehr um diesen exquisiten Moment, der ausgekostet und in all seinen Facetten gefühlt werden möchte, bevor er unverhofft endet. Und genau das macht ein Großteil der Anwesenden - inklusive der entrückt wirkenden Protagonisten - dann auch.
Das Fazit dieses Auftritts fällt dem entsprechend deutlich aus: THE ELIJAH liefern den ergreifenden Soundtrack zu einem regnerischen Sonntag, öffnen zwischen Beton und Stahl ein Fenster mit Blick auf die Ewigkeit, wo zwischen taufeuchten Leibern und fliehenden Träumen schon das Rot eines kommenden Tages schimmert. Wenn man der Band daher einen Vorwurf machen kann, dann den, dass sie das Publikum irgendwann auf sich selbst zurückwirft und den für 40 Minuten eröffneten Ausblick ohne Vorwarnung schließt. Zusammenfaltet. Einpackt und mitnimmt. Das ist nicht nett, ändert aber nichts daran, dass die Briten heute den musikalischen Tagessieg einfahren. Als Gesamtkunstwerk große Klasse!

Nach kurzem Umbau steht mit HOPES DIE LAST dann schon der Headliner auf den Brettern. Die Italiener sind am heutigen Abend vielleicht das, was man am ehesten als Metalcore bezeichnen könnte, denn neben randmetallischen Versatzstücken kommen in den überwiegend schnellen Nummern des öfteren punkige und hardcore-typische Elemente zum Zug. Zum soliden, aber nicht sonderlich memorablen Songwriting passt der zwischen Screams und Bubblegum-Ästhetik pendelnde Gesang, der die agilen Südländer zu gleichen Teilen aggro und beschwingt wirken lässt, in jedem Fall jedoch klar vor dem Stimmbruch anzusiedeln ist. Womit wir beim größten Problem wären: Je nach persönlicher Vorliebe beginnt das Ganze nach dem dritten Song zu nerven oder erst richtig zu zünden.
Jenseits dieser unlösbaren Geschmacksfrage macht die Band jedoch einen ordentlichen Job, denn obwohl die gebotenen Stücke bei Erstkontakt die großen Momente vermissen lassen, punkten die Italiener am heutigen Abend durch gute Interaktion und den deutlichen Kontrast zu THE ELIJAH, nach denen man hier quasi den mentalen Befreiungsschlag starten darf. Da dieser grundsätzliche Hang zur Griffigkeit vom Publikum entsprechend honoriert wird, sorgen HOPES DIE LAST schließlich für einen positiven Ausklang des Abends.

Für 6 € ein gelungenes Package, das mit den auch soundtechnisch hervorragend in Szene gesetzten THE ELIJAH großes Kopfkino bot und innerhalb seiner stilistischen Nische unerwartet vielseitig ausfiel. Einen kleinen Einblick findet ihr zu guter Letzt auf den folgenden Myspace-Seiten.


www.myspace.com/hopesdielast
www.myspace.com/theelijahuk
www.myspace.com/thehandshakeaffair

www.myspace.com/thisisblackheart

Bildergalerie

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