Darkness Over X-Mas
Darkness Over X-Mas
Bochum, Matrix
30.12.2010
30.12.2010
Immer noch fest im Griff von Väterchen Frost sind Rheinland und Ruhrgebiet Ende Dezember, ob man da wirklich weitere Dunkelheit heraufbeschwören muss? Bunt gemischt und mit einigen vieldiskutierten Bands verspricht der Abend auf jeden Fall unterhaltsam zu werden, die tatsächlich auftretenden (recht unerfreulichen) Überraschungen hatte man da noch nicht auf dem Schirm.
Nachdem mir der Auftritt der Elektro-Hardcore Spaßvögel ESKIMO CALLBOY wegen Parkplatzsuche, Einlassverzögerung und Desorientierung in der im ersten Moment eher unübersichtlichen Matrix durch die Lappen gegangen ist, machen sich weniger beliebte Begleiterscheinungen des prinzipiell zu begrüßenden großen Zuspruchs, der schon Tage vorher für ein „Ausverkauft“ sorgte, bemerkbar. In dem röhrenförmigen Konzertraum ist hinten viel Betrieb und ab dem Mischpult bis nach vorne darf das Publikum fast durchweg erfahren, was unzählige Sardinen jeden Tag miterleben. Und wenn man einigermaßen vernünftigen Klang haben will, muss man das in Kauf nehmen, denn bereits an der Theke im Flur vor dem Auftrittsraum kommt nur noch lauter Soundmatsch an.
Aus meiner Sicht geben also HIS STATUE FALLS den Aufwärmer, und das machen sie eigentlich ziemlich gut, denn zumindest im vorderen Teil des Raums ist das Jungvolk augenscheinlich sehr angetan. Die Masse der Technoelemente, die den Core fast zu Disco-Tanzbarkeit aufblasen, ist eine ziemlich herbe Geschmacksfrage. Wenn man sich damit arrangieren kann, ist die Mischung aber derart gefällig, dass man sich wundert, dass die Band nicht bereits viel bekannter ist. Etwas zwiespältiger ist für einen Fan handgemachter Musik der massive Einsatz von Technik, die heute auch noch den aufgrund von Krankheit abwesenden Cleansänger Dennis ersetzen muss, was das hohe Maß an Künstlichkeit des Auftritts unangenehm verstärkt, auch wenn es prinzipiell lobenswert ist, dass HIS STATUE FALLS nicht abgesagt haben.
Ja, ich bekenne mich schuldig: Die brutalisierten Kinderlieder, die WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER unglaubliche Aufmerksamkeit brachten, haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht und wegen der aufmerksamen Kleinigkeiten fand ich auch die ersten Livegehversuche der damals noch als Duo operierenden Band unterhaltsam. Seit die Gruppe aber selbst unsinnige Texte verfasst („Oh Mama mach Kartoffelsalat“) und in voller Mannstärke aktiv ist, ist der Reiz des Anderen ziemlich verflogen. WBTBWB holzen, hacken, grunzen und schreien sich mit möglichst großem Wummsfaktor durch ihr Material und üben sich zumindest in den vorderen Bereichen erfolgreich in Publikumsanimation, spalten insgesamt dabei aber doch deutlich die Ansichten. Viele feiern die Band, aber die Zahl derer, die Abkühlung in Getränkeform bevorzugt, scheint mir eher größer als bei den anderen Bands zu sein. Nicht unverständlich.
Ob die Outfits des Abends die Schwarz-Weißmalerei beim Thema „Love It Or Hate It“ Bands unterstreichen sollen, ist mir unbekannt, interessant ist es aber allemal, dass HIS STATUE FALLS und WBTBWB ganz in Weiß aufgetreten sind, während im Folgenden komplett auf Schwarz umgerüstet wird.
Wer dachte, die vielen Auftritte rund ums Fest könnten NEAERA etwas anhaben, sieht sich schnell getäuscht, denn die Münsteraner Maschine läuft auch heute Abend auf Hochtouren. Der Fokus soll dieses Mal aber weniger auf dem musikalischen Schaffen der Band als auf dem bemerkenswerten Einsatz liegen, den alle Fünf samt ein paar Helfern für die mittlerweile schon reichlich lädierten Fans in den vorderen Reihen bringen. Sänger Benny mahnt nicht nur mehrmals mit Nachdruck um Rücksichtnahme aufeinander in der stickigen, engen und glutheißen Atmosphäre, sondern es wird auch für unermüdlichen Nachschub an Wasserflaschen für die ersten Reihen gesorgt, was die Zahl der Kreislaufprobleme unter Garantie gesenkt hat. Großer Respekt davor, wie man die Show trotz der Umstände durchgezogen hat, sich gleichzeitig darum bemühte, das Publikum auf seine Grenzen aufmerksam zu machen, und sich dafür einsetzte, dass es diese nicht überschreitet, und dennoch Platz für die Einlage fand, einem Crowdsurfer ein Shirt zu schenken, wenn er komplett aus dem Raum bis zum Merchstand und wieder bis nach vorne surft.
Dass im Vorraum des Konzertbereichs dennoch Sanitäter tätig werden müssen, ist ein Beweis dafür, wie aufgeheizt die Atmosphäre sowohl in Celsius als auch in Testosteron ist. Auch wenn 50 Leute weniger dem vollgepackten Raum sicher gut getan hätten – beim Thema kopf- und / oder rücksichtsloses Verhalten sollte sich jeder erst mal an die eigene Nase packen und hinterfragen, bevor auf den Veranstalter geschimpft wird.
Jetzt gebührt die Aufmerksamkeit aber dem Headliner CALLEJON. Im Vergleich zu den ersten Konzerten zum aktuellen Album „Videodrom“ ist der Bühnenaufbau wesentlich abgespeckter, die Konzentration gilt der Musik und - vielleicht nicht ganz so ausgiebig wie bei NEAERA, aber auch aufmerksam - dem Publikum. Mit „Sommer, Liebe, Kokain“ wird das Tempo für die Stimmung gleich hoch angesetzt, aber die Band kann sich das mittlerweile problemlos erlauben, bei der Menge an mitsingtauglichen Hits, die sie sich mittlerweile ans Revers heften können. Da fällt sogar das sehr eingängige, doch mit ein paar ziemlich stumpfen Zeilen arbeitende „Sexmachine“ in meinen Ohren fast schon negativ auf, weil Hintergründigkeit und Witz nicht jeden Zaunpfahl auf den Kopf schadlos überstehen. Die abschließenden „Snake Mountain“ und besonders „Porn From Spain“ sind zwar auch nicht gerade mit der feinen Nadel genähte Meisterwerke der Subtilität, aber einfach so große Hits, dass selbst im Klangquark vor der Theke fleißig mitgesungen wird.
Nachdem mir der Auftritt der Elektro-Hardcore Spaßvögel ESKIMO CALLBOY wegen Parkplatzsuche, Einlassverzögerung und Desorientierung in der im ersten Moment eher unübersichtlichen Matrix durch die Lappen gegangen ist, machen sich weniger beliebte Begleiterscheinungen des prinzipiell zu begrüßenden großen Zuspruchs, der schon Tage vorher für ein „Ausverkauft“ sorgte, bemerkbar. In dem röhrenförmigen Konzertraum ist hinten viel Betrieb und ab dem Mischpult bis nach vorne darf das Publikum fast durchweg erfahren, was unzählige Sardinen jeden Tag miterleben. Und wenn man einigermaßen vernünftigen Klang haben will, muss man das in Kauf nehmen, denn bereits an der Theke im Flur vor dem Auftrittsraum kommt nur noch lauter Soundmatsch an.
Aus meiner Sicht geben also HIS STATUE FALLS den Aufwärmer, und das machen sie eigentlich ziemlich gut, denn zumindest im vorderen Teil des Raums ist das Jungvolk augenscheinlich sehr angetan. Die Masse der Technoelemente, die den Core fast zu Disco-Tanzbarkeit aufblasen, ist eine ziemlich herbe Geschmacksfrage. Wenn man sich damit arrangieren kann, ist die Mischung aber derart gefällig, dass man sich wundert, dass die Band nicht bereits viel bekannter ist. Etwas zwiespältiger ist für einen Fan handgemachter Musik der massive Einsatz von Technik, die heute auch noch den aufgrund von Krankheit abwesenden Cleansänger Dennis ersetzen muss, was das hohe Maß an Künstlichkeit des Auftritts unangenehm verstärkt, auch wenn es prinzipiell lobenswert ist, dass HIS STATUE FALLS nicht abgesagt haben.
Ja, ich bekenne mich schuldig: Die brutalisierten Kinderlieder, die WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER unglaubliche Aufmerksamkeit brachten, haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht und wegen der aufmerksamen Kleinigkeiten fand ich auch die ersten Livegehversuche der damals noch als Duo operierenden Band unterhaltsam. Seit die Gruppe aber selbst unsinnige Texte verfasst („Oh Mama mach Kartoffelsalat“) und in voller Mannstärke aktiv ist, ist der Reiz des Anderen ziemlich verflogen. WBTBWB holzen, hacken, grunzen und schreien sich mit möglichst großem Wummsfaktor durch ihr Material und üben sich zumindest in den vorderen Bereichen erfolgreich in Publikumsanimation, spalten insgesamt dabei aber doch deutlich die Ansichten. Viele feiern die Band, aber die Zahl derer, die Abkühlung in Getränkeform bevorzugt, scheint mir eher größer als bei den anderen Bands zu sein. Nicht unverständlich.
Ob die Outfits des Abends die Schwarz-Weißmalerei beim Thema „Love It Or Hate It“ Bands unterstreichen sollen, ist mir unbekannt, interessant ist es aber allemal, dass HIS STATUE FALLS und WBTBWB ganz in Weiß aufgetreten sind, während im Folgenden komplett auf Schwarz umgerüstet wird.
Wer dachte, die vielen Auftritte rund ums Fest könnten NEAERA etwas anhaben, sieht sich schnell getäuscht, denn die Münsteraner Maschine läuft auch heute Abend auf Hochtouren. Der Fokus soll dieses Mal aber weniger auf dem musikalischen Schaffen der Band als auf dem bemerkenswerten Einsatz liegen, den alle Fünf samt ein paar Helfern für die mittlerweile schon reichlich lädierten Fans in den vorderen Reihen bringen. Sänger Benny mahnt nicht nur mehrmals mit Nachdruck um Rücksichtnahme aufeinander in der stickigen, engen und glutheißen Atmosphäre, sondern es wird auch für unermüdlichen Nachschub an Wasserflaschen für die ersten Reihen gesorgt, was die Zahl der Kreislaufprobleme unter Garantie gesenkt hat. Großer Respekt davor, wie man die Show trotz der Umstände durchgezogen hat, sich gleichzeitig darum bemühte, das Publikum auf seine Grenzen aufmerksam zu machen, und sich dafür einsetzte, dass es diese nicht überschreitet, und dennoch Platz für die Einlage fand, einem Crowdsurfer ein Shirt zu schenken, wenn er komplett aus dem Raum bis zum Merchstand und wieder bis nach vorne surft.
Dass im Vorraum des Konzertbereichs dennoch Sanitäter tätig werden müssen, ist ein Beweis dafür, wie aufgeheizt die Atmosphäre sowohl in Celsius als auch in Testosteron ist. Auch wenn 50 Leute weniger dem vollgepackten Raum sicher gut getan hätten – beim Thema kopf- und / oder rücksichtsloses Verhalten sollte sich jeder erst mal an die eigene Nase packen und hinterfragen, bevor auf den Veranstalter geschimpft wird.
Jetzt gebührt die Aufmerksamkeit aber dem Headliner CALLEJON. Im Vergleich zu den ersten Konzerten zum aktuellen Album „Videodrom“ ist der Bühnenaufbau wesentlich abgespeckter, die Konzentration gilt der Musik und - vielleicht nicht ganz so ausgiebig wie bei NEAERA, aber auch aufmerksam - dem Publikum. Mit „Sommer, Liebe, Kokain“ wird das Tempo für die Stimmung gleich hoch angesetzt, aber die Band kann sich das mittlerweile problemlos erlauben, bei der Menge an mitsingtauglichen Hits, die sie sich mittlerweile ans Revers heften können. Da fällt sogar das sehr eingängige, doch mit ein paar ziemlich stumpfen Zeilen arbeitende „Sexmachine“ in meinen Ohren fast schon negativ auf, weil Hintergründigkeit und Witz nicht jeden Zaunpfahl auf den Kopf schadlos überstehen. Die abschließenden „Snake Mountain“ und besonders „Porn From Spain“ sind zwar auch nicht gerade mit der feinen Nadel genähte Meisterwerke der Subtilität, aber einfach so große Hits, dass selbst im Klangquark vor der Theke fleißig mitgesungen wird.