Earthshaker Fest 2004

Earthshaker Fest 2004

DestructionDream EvilFear FactoryHelloweenIn FlamesLeaves' EyesMnemicPrimal FearRose TattooSodomU.D.O.
Geiselwind
23.07.2004
Letztes Jahr eigentlich als einmaliger Event zum fünfzehnten Geburtstag der Cover Metaller JUSTICE geplant, mauserte sich das EARTHSHAKER FEST mit internationalem Top Billing doch zu einem Großevent, der in diesem Jahr seine zweite Auflage feiern durfte. Diesmal an anderem Standort, und als Zwei Tages Happening. Unter anderem sollten folgende Bands die Bühne rocken:
IN FLAMES, FEAR FACTORY,HELLOWEEN ,ROSE TATTOO, U.D.O. , DESTRUCTION ,PRIMAL FEAR, SODOM, MANTAS 666, DEW-SCENTED, LEAVES EYES , THE TRACEELORDS, JUSTICE, DREAM EVIL,16 HELL VENTILER

Das letztjährige Gelände der Live Music Hall in Hirschaid wurde 2004, wie schon gesagt, mit dem Gelände hinter dem Autohof Strohofer getauscht, direkt an der Ausfahrt Geiselwind an der A3, zwischen Würzburg und Nürnberg. Die Infrastruktur der Location hätte besser kaum sein können. Ein lauschiger Campingplatz keine 10 min Fussweg entfernt, in direkter Nähe zum Festivalgelände sowohl MC Donalds als auch Burger King, und auch der Trucker Stop bot sich mit zahlreichen Speisen und vor allem kostengünstigen Duschen an. Das Festivalgelände an sich befand sich auf einem großen geteerten Platz, der in Richtung Bühne leicht abschüssig war, was den Sichtverhältnissen besonders gut tat. Die Preislage in der sich alles Befand bei den zahlreichen Fressbuden angefangen (die aber aufgrund von Mc Burger weniger Geschäft gemacht haben dürften) bis hin zu den Bier und Merchandising Preisen lief alles recht im Rahmen ab, sodass man nicht groß meckern kann. Sehr regen Zuspruch bekam vor allem aber der am Festival Gelände integrierte Biergarten, der zwischen oder während den Bands zum ausruhen und Bier zischen einlud. Alles blieb dabei im überschaubar kleinem Rahmen, ganz anders als bei Massenevents wie es Wacken mittlerweile ist. Die beiden einzigen wahren Kritikpunkte sind die nervige überhöhte Polizeipräsenz (die auch mitunter sehr rabiat vorgingen – es lebe der Freistaat Bayern) und das Wetter, wobei die Veranstalter des Events für beides wohl eher weniger können.

DAY ONE – Friday 23. 7. 2004

Die erste Band die wir mitbekommen haben, nachdem wir erst einmal das Gelände und die völlig übertriebene Polizeipräsenz erkundet hatten waren die Newcomer von MNEMIC die mit ihrem Neo Thrash wasauchimmer Core schon ordentlich die Leute einheizte. Die Band präsentierte sich spielfreudig und gut gelaunt und zockte alle Hits ihres Albums motiviert runter. Zum Abschluss gab es sogar ein Duett des Mnemic Fronters mit Buton C. Bell, als FEAR FACTORY gecovert wurde.

Danach war Umbaupause und somit Zeit genug sich an den Bierständen zu laben oder einen der großen Fresstempel zu besuchen. Zwischendurch machte der Moderator des Festivals (ja so was solls geben) noch darauf aufmerksam, dass ROSE TATTOO und FEAR FACTORY die Plätze getauscht haben, weil letztere einen Anschlussflug erwischen mussten. So denn.

Frisch gestärkt gings dann zu PRIMAL FEAR die in gekonnt motivierter und routinierter Weise das Publikum im Griff hatten. Neben Hits wie „Angel in Black“ oder „Nuclear Fire“ durften natürlich auch die HHits des neuesten Outputs von Mat Sinner und seinen Mannen nicht fehlen, so wurden die Geiselwinder Kehlen bei „Metal is Forever“ ordentlich beansprucht. Dennoch muss ich sagen, dass mir die PRIMAL FEAR Shows mit der Zeit allesamt ziemlich gleich vorkommen. Da ist kaum mehr was drin was einen dazu bewegen könnte sich das ganze noch einmal anzusehen. Hinzu kam, dass der Sound ziemlich übersteuert war und etwas dröhnte. Schade.

Mittlerweile war es ziemlich dunkel geworden und die Zeichen standen auf Sturm. Nicht nur weil es nun Zeit für FEAR FACTORY war, sondern auch weil die Gewitterwolken gefährlich in die Nähe des Festivals zogen. Der Moderator sagte noch einmal durch dass es „vielleicht ein bisschen regnen wird, aber bleibt da, das zieht schnell vorbei“. Während des Soundchecks wurde es nun immer düsterer und es begann zu donner und zu blitzen. Zu diesem Zeitpunkt machte das Fest seinem Namen alle ehre, denn die Erde bebte – sowohl von den röhrenden Bass Drums, die gecheckt wurden, als auch vom Donner, der umheilvolles verkündete. Und just in dem Moment als der Roadie „Fear Factory from Los Angeles“ angekündigt hatte, und der erste Ton erklang, begann es so dermaßen zu pissen, dass es nicht mehr feierlich war. Die einen verzogen sich so schnell wie möglich ins Auto oder Zelt, andere stellten sich unter, und wieder andere blieben einfach da und bangten bei der Angstfabrik wild im kühlen Nass – jegliche Verluste wie Zigaretten oder Handys missachtend . Nach einigen Minuten war man so durchnässt dass man sich kaum mehr bewegen konnte, und auch das Gewitter wurde immer stärker. So sollte es nun sein, dass kurz nach Beginn des dritten Songs ein Blitz in der Bühne einschlug und die Veranstalter und die Band dazu zwang aufzuhören.
Einige hartgesottene blieben immer noch im regen stehen und glaubten fest daran dass es weitergehen würde, doch da war nix mehr zu machen – Schluss für den tag. Fear Factory waren sehr geil, die zwei Songs die geboten wurden, doch da sie ja den Flieger erwischen mussten, konnte man sie nicht – so wie ROSE TATTOO – auf einen Platz am Samstags Billing setzen.

Was allerdings mit den Leuten passiert ist die erst zu Fear Factory gekommen sind, und 33 € Tageskarte gelöhnt haben, für 2 Songs und Regen, das weiß ich nicht so genau.

Ein trauriger Zwischenfall ereignete sich zudem am Campingplatz, als ein betrunkener und anscheinend auch ansonsten ziemlich zugedrogter Besucher mit seinem Bus über ein Zelt fuhr, in dem zwei Mädchen schliefen. Die beiden mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mittlerweile geht es beiden wieder besser - dennoch trübte das Ereignis ein wenig die Stimmung

DAY TWO – SATURDAY 24. 7. 2004

Der zweite Festivaltag sollte dann wettertechnisch besser werden, wenn auch dem Wettergott der ganz große Wurf hier versagt blieb. Die Stimmung war trotz des recht chaotischen Regens am Tag vorher recht gut – bis auf einige untergegangene Zelte ist weiter nichts schlimmes passiert. Warum man die letzten beiden Konzerte des Vorabends nicht in die leer und bereitstehende Halle des Autohofs verlegte bleibt mir zwar immer noch ein Rätsel, aber darüber wissen wohl nur die Veranstalter selbst bescheid. Die erste Band die ich mitbekommen soltle an diesem Tag waren dann Dream Evil die sich mit einem absolut hässlichem Bühnenoutfit präsentierten ( Silberglanzlack ??!!) musikalisch aber mit ihrem Potpourri aus Stücken des neuesten Hammers „The Book of Heavy Metal“ und aus alten Glanztaten durchaus überzeugen konnten. Die Band überzeugte vor allem auch durch die sichtbare Spielfreude, die sie wohl noch zu großen Taten führen wird, wenn sie so weiter machen.

Die nachfolgenden Leave´s Eyes habe ich mir dann aufgrund meines Desinteresses nicht gegeben – aber sichtlich konnten auch viele andere Festivalbesucher nicht viel mit dem seichten Gothic Rock der etwas blassen Frontfrau Liv Kristine anfangen.

Den nächsten Running Order Slot nahmen die Lokalmatadoren JUSTICE für sich ein. Die Band versammelte eine riesige Menge Menschen vor der Bühne und konnte ihrem Stammpublikum auch so einiges an schönen Erinnerungen bescheren. Die Franken präsentierten dabei vor allem ihr neuestes Machwerk „The Descendant“ , doch auch „Klassiker“ der ersten Scheibe wie „Highschool Death“ durften nicht fehlen. Ich persönlich kann mit dem Justice Songmaterial, das irgendwie aus allen großen Bands dieser Welt zusammengesetzt ist, nicht viel anfangen – den Leuten hats aber offensichtlich mehr als gefallen. Nach Justice war dann aber erst einmal eine ausgiebigere Pause angesagt, um sich zu stärken, in Form von Essen. Da man dort dann noch einige Leute traf kam man erst wieder rechtzeitig zum Beginn von ROSE TATTOO aufs Gelände. Die Australischen Rocker, die ja eigentlich am Vorabend hätten spielen sollen, durften ihren Gig nun nachholen. Dabei wurden natürlich sämtliche Klassiker in druckvollem Gewand gespielt – und auch der Aushilfsgitarrist, der wegen der Krebserkrankung von Etat Guitarero Pete Wells dabei war, machte eine gute Figur. Schade nur, dass das Publikum zum Großteil anscheinend mal wieder aus den typischen Cover Metal Gängern und In Flames Kids bestand, die diese Legende anscheinend nicht kennen und schätzen wissen – sodass die Stimmung doch eher verhalten war. Auch habe ich vermehrt negative Kommentare über diesen Gig gehört. Seis drum – ROSE TATTOO for live……

Anschließend war es Zeit für etwas deutschen Thrash, denn SODOM kündigten sich an. Die Ruhrpottler präsentierten sich tight und Spielfreudig und feuerten alle Klassiker in die Meute. Kein besonders herausragender oder besonders schlechter Gig – bei SODOM weiss man einfach was man bekommt – solide Unterhaltung. Ähnlich bei den darauf folgenden DESTRUCTION , die ähnlich wie SODOM u den Urgesteinen des deutschen Metal zählen, und einen ähnlich routinierten Gig hinlegten, der aber fast noch steiler abgefeiert wurde als der vorhergehende. Schmier überraschte mit schwarzen Haaren und er und seine Mitstreiter konnten vor allem mit Songs neuerer Machart begeistern.

U.D.O. ist eine Legende – das merkte man auch bei seinem Empfang am Earthshaker Festival. Der Solinger Veteran hatte zudem noch eine starke Soloscheibe im Gepäck, die er angemessen promotete und den Rest des Sets füllte er klugerweise mit alten ACCEPT Schinken auf, die den Besuchern ein zufriedenes Lächeln auf die Liüüen zauberten. Sehr guter Gig.

Danach war es Zeit für dir Enttäuschung. HELLOWEEN sind ja eigentlich für 90 % der heutigen melodischen Metal Szene verantwortlich, dementsprechend weh tut es auch diese Band in einer solchen Verfassung zu sehen. Die Songs der letzten Alben sind nicht so stark wie die alten Klassiker, doch eben jene kann der aktuelle Fronter Andi Deris nicht singen. Es ist fast schon zum heulen, wie der Mann verzweifelt versucht so hoch zu kommen, wie seinerzeit Kiske und dabei schon fast kläglich versagt. Schade eigentlich – doch das sahen auch viele andere so und zogen Enttäuscht ab.

Der Headliner des Abends waren dann aber IN FLAMES. Die Schweden zogen ihre Show wie immer (wie ich finde) sehr arrogant durch und ließen auch mit der Setlist, die alle Hits die die Leute eben hören wollen enthielt, nichts anbrennen. Die Besucher des Festivals gingen jedenfalls ab wie Rettich – lag vielleicht aber auch an den sehr hohem Anteil an „Neu“ Metallern die wegen eben jener Band gekommen waren. Nun, schlecht war der Auftritt sicher nicht ( die euphorischen Reaktionen der Leute zeigen das auf) – aber meiner Meinung nach sind die Songs der Schweden immer noch nicht wirklich gut, und die Show mittlerweile zu glatt gebügelt – immer dieselben blöden Spielchen, und auch immer wieder dieselben arroganten aussagen von Fronter Anders. Wems gefällt.

Alles in allem war das Earthshaker Fest 2004 aber ein voller Erfolg, und daher wird das Festival auch im nächsten Jahr wohl eine Fortsetzung finden, bei der wohl die meisten der diesjährigen Besucher wieder mit dabei sein werden.
-