Dying Fetus Keep Of Kalessin Carnifex & Fleshgod Apocalypse

Dying Fetus, Keep Of Kalessin, Carnifex & Fleshgod Apocalypse

CarnifexDying FetusFleshgod ApocalypseKeep Of Kalessin
Essen, Turock
18.02.2011
Wer zuletzt kommt, den beißen die Hunde – oder der verpasst leider die ersten beiden Bands, im Falle des heutigen Konzertabends die spanischen Thrashmetaller ANGELUS APATRIDA und die kurzfristig für ANNOTATIONS OF AN AUTOPSY eingesprungenen BURNING THE MASSES. An episch lange Konzertabende mit drölfzig Bands und einen damit verbundenen Beginn kann sich manch einer eben nur schwer gewöhnen – und so haben die im Essener Turock heute reichlich anwesenden Mattenschwinger schon um 19.30 Uhr einige Biere verhaftet und warten auf das italienische Schlachtekommando FLESHGOD APOCALYPSE. Jede hat sich zur Feier des Tages in die feinste Garderobe geworfen. Das rußgeschwärzte Gesicht passt herrlich zum finsteren Sound, die Fliege nur bedingt. Frei nach dem Motte „Schneller, lauter, härter“ poltern sich die Italiener technisch einwandfrei und fast durchgängig im ICE-Tempo durch ihre Songs. Schade nur, dass einige Details im etwas undifferenzierten und (während des ganzen Abends) schmerzhaft lauten Sound untergehen.

CARNIFEX bringen danach richtig Leben in die Bude. Die Fans der modernen Deathmetal-Variante laufen nach dem Kommando von Fronter Scott vor der Bühne ein paar Runden im Kreis – soweit das in den beschränkten räumlichen Möglichkeiten des Turocks möglich ist. Manch einer, der sich nicht mehr auf den Beinen halten kann, benutzt die niedrige Bühne als Stütze oder mosht eben mit dem Rücken zur Band im Sitzen. Auch wenn es den Oldschool-Verfechtern nicht gefällt - das kalifornische Quintett besitzt definitiv Unterhaltungswert: Fleischtapetenträger Scott Lewis schafft es zwar nicht auf das Entertainment-Level eines Mitch Lucker (Frontmann der Genrekollegen SUICIDE SILENCE), weiß sein Publikum aber souverän bei Laune zu halten. Musikalisch gibt es kompromisslos auf die Mütze, wobei die gezielt abgefeuerten Breakdowns das Süppchen erst richtig lecker machen.

KEEP OF KALESSIN wirken danach wie das Minzblättchen nach der Schweinshaxe. Zeit für das Moshvolk, sich zu aklimatisieren und filigraneren Tönen zu lauschen. Vor der Bühne geht es auch gleich viel gesitteter zu. Die Norweger legen gleich von Beginn an ein atemberaubendes Tempo vor. Mit dem zwischen melodischen Deathmetal, schwarzer Musizierkunst, Bombast und Progressivität angesiedelten Klangbild überzeugt die Band als anspruchsvolles Kontrastprogramm. Obendrauf gibt es ein leidenschaftliches und sympathisches Stageacting, mit dem KEEP OF KALESSIN an diesem Abend bestimmt noch einige Fans dazu gewinnen konnten. Leider wissen das nicht alle Freunde des heutigen Headliners zu schätzen.

Wo DYING FETUS draufsteht, steckt nackte Gewalt drin. Anders als bei Auf-die-Fresse-CARNIFEX steckt in der Brutalität des Trios eine beeindruckende Präzision und ein allmächtiger Groove. Die Band kommt ohne großspuriges Rambazamba auf den Punkt, lässt ihre Instrumente und ihre ausgefeilten Songs sprechen. Auch wenn Viersaiten-Akrobat Sean Beasly ab und an mal die Matte wirkungsvolle schüttelt, beweisen DYING FETUS, dass man auch ohne Show einen Club in Schutt und Asche legen kann. Das Publikum reagiert auf die gnadenlose Tötungsmaschine mit größtmöglichem Bewegungsdrang. Über die komplette Spielzeit herrscht ein jede Menge Bewegung, sodass es sich in den vordereren Reihen nach großzügig beheizter Sardinendose anfühlt. Nach einer gefühlten Stunde technisch anspruchsvoller Todesmetall-Musizierkunst hat man sich auch in den hinteren Reihen gründlich ausgepowert.

Fotos von Yvonne

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