Sonata Arctica Labyrinth 4th Dimension

Sonata Arctica, Labyrinth, 4th Dimension

4th DimensionLabyrinthSonata Arctica
Saarbrücken, Garage
07.03.2011
2 Konzerte an einem Tag…normalerweise eine schwere Entscheidung. Was aber tut man, wenn SONATA ARCTICA in Saarbrücken und OVERKILL (mit DESTRUCTION und HEATHEN) 200 km weiter in Frankfurt zocken? Klare Sache: der Thrasher macht sich auf in die Stadt des Äppelwois, während die melodiebegeisterte Freundin den Ritt nach Saarbrücken unternimmt. Ich sag dann mal kurz tschüss… (Micha)

Wer kennt das nicht – an Vorbands gibt es ja bekanntermaßen oft was zu mäkeln. Das Genre gefällt einem nicht, der Sound ist nicht melodisch genug, man mag die Stimme des Fronters nicht… Etwas Derartiges kann heute Abend eigentlich nicht passieren, denn es haben sich drei Bands zusammengeschlossen, die durchaus unter einen Hut passen: SONATA ARCTICA, LABYRINTH und 4TH DIMENSION.

Die Ehre des Openers gebührt 4TH DIMENSION (bei der Schreibweise „FOURTH DIMENSION“ landet man übrigens bei einer HipHop/Reggae-Combo aus den USA). Um den Stil der Italiener zu beschreiben, hilft ein Zitat der Myspace-Seite der Band: Dort geben die Jungs an, in die Fußstapfen von „Metalgöttern wie STRATOVARIUS, SONATA ARCTICA, RHAPSODY OF FIRE und anderen“ zu treten. Meiner Meinung nach haben sie die drei Genannten ziemlich gut getroffen – sie klingen nämlich wie eine Kopie derselben, ihnen fehlt jegliche Eigenständigkeit. Sogar den Bandnamen haben sie übernommen, STRATOVARIUS’ gleichnamiger Platte sei Dank. Andererseits ist diese „Anschuldigung“ Meckern auf hohem Niveau, denn man muss es auch erst mal fertig bringen, SONATA ARCTICA/STRATOVARIUS-Klon-Songs zu schreiben. Man muss der Band auch zugute halten, dass sie ihre Instrumente wirklich beherrscht (wenngleich die Bühnenperformance dagegen eher mau ist und irgendwelche Hintergrundgesänge vom Band abgespielt werden), das vorgestellte Material der ersten und aktuellen Scheibe „The White Path To Rebirth“ klingt durchaus solide. Bleibt jedoch eine Frage offen: Warum reißt diese Musik die SONATA ARCTICA-Begeisterten nicht vom Hocker?

Auch bei LABYRINTH gibt sich das Publikum zunächst eher zurückhaltend. Die Setlist ist perfekt abgestimmt: die Italiener stellen drei Songs ihres im vergangenen Jahr veröffentlichten Albums „Return To Heaven Denied Part 2“ vor – den Neun-Minuten-Opener „The Shooting Star“, „A Chance“ und „Sailors Of Time“ –, die „Return To Heaven Denied“-Stücke „Moonlight“ und „New Horizons“ sowie den EP-Track „In The Shade“. Die Band liefert eine tadellose Show ab, nicht zuletzt dank Rob Tyrants außergewöhnlich kräftiger und flexibler Stimme (Halford-Sirene) von der man fast schon verpflichtet ist zu sagen, dass sie einige andere Sänger der Szene in den Schatten stellt und die auch beim Publikum für weit aufgerissene Augen sorgt. Musikalisch präsentiert sich die Truppe aus Milano melodisch-progressiv und grenzt sich dadurch vom Power Metal-Sumpf ab.

Nach einer fast 45minütigen Umbaupause entern SONATA ARCTICA die Bretter. Die Finnen stellen einen Querschnitt aus ihrer Diskografie vor (wenngleich kein Song vom Album „Silence“ vertreten ist) und feiern „Flag In The Ground“, „The Last Amazing Grays“, „Juliet“ (mit viel Gefühl und Stageacting – und ja, gibt er zu, „Ich hab den Namen von Shakespeare geklaut.“), die „Ecliptica“-Klassiker „Replica und „Blank File“, „As If The World Wasn’t Ending“, der „Unia“-Klassiker „Paid In Full“, die obligatorischen „Winterheart’s Guild“-Hits „The Misery“ und „Victoria’s Secret“ sowie „In Black And White“ nacheinander ab. Sänger Tony Kakko bemüht sich um eine stimmlich abwechslungsreiche Leistung, wie man sie von aufgenommenem Material nicht kennt, und die einem beim ersten Hören manchmal fremdartig erscheint. Wo hat er diese Power her? Warum gibt's die nicht auch auf CD? Insgesamt liefern SONATA ARCTICA daher ordentlich ab. Tony Kakko macht Stimmung, er ist stets um Bewegung auf der Bühne bemüht und erzählt Geschichten. Im Zugabeblock zocken die Finnen abschließend „Caleb“, „Don’t Say A Word“ und die „Hava Nagila“-Version „Vodka“ an, bevor sie sich zu dem aus den Boxen schallenden Instrumental „Everything Fades To Gray“ vom Publikum verabschieden.

Wie kann man den Abend zusammenfassen? Ich muss zugeben, ich hatte fast schon mit einer „Symphonic Power Metal Overdose“ gerechnet – aber dank LABYRINTH, die mich ohnehin positiv überrascht haben (und die nicht symphonisch veranlagt sind), wurde diese erfolgreich vermieden. 4TH DIMENSIONs wirklich guter Leistung zum Trotz bleiben diese jedoch gerade nach SONATA ARCTICAs Auftritt als ein Klon der Band zu „Ecliptica“-Zeiten in Erinnerung.

Insgesamt ist die Idee, Bands mit ähnlicher musikalischer Orientierung zu einem gemeinsamen Gig zusammenzutrommeln daher keine schlechte. Aber etwas mehr Abwechslung wäre manchmal doch schön, wer will schon immer das gleiche hören (ich denke hier an den Opener – mehr „das gleiche“ geht nicht!)? Und damit wären wir wieder beim Anfang: An Vorbands gibts ja bekanntermaßen oft was zu mäkeln…

(Alexandra Tausch)
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