Comeback Kid The Ghost Inside Kvelertak Gravemaker & Social Suicide

Comeback Kid, The Ghost Inside, Kvelertak, Gravemaker & Social Suicide

Comeback KidKvelertakThe Ghost Inside
Köln, Essigfabrik
16.04.2011
Hardcore ohne Kompromisse meets rauen norwegischen Charme: Das Tour-Package zeigt sich von vorn bis hinten abgestimmt. Anfangs bleibt man gespannt, wie sich KVELERTAK in die fette Hardcore-Vollbedienung einfügen werden.
Die Kölner Essigfabrik darf sich über ein gut gefülltes Haus freuen. Zwischen den HC-Kids tauchen auch vereinzelt einige Langhaarige auf, die sich das Konzert wohl hauptsächlich wegen der Shooting-Stars aus Norwegen reinziehen.

Mit dem Beginn des musikalischen Programms lässt sich anfangs noch etwas Zeit. Mit leichter Verspätung starten SOCIAL SUICIDE den Abend. Die Band scheint gerade aus dem Proberaum entschlüpft. Als erste Band des Abends hat man es sicher noch schwer, und die Beteiligung des Publikums ist wegen des geringen Bekanntsheitsgrads der blutjungen Musiker auch noch sehr zurückhaltend. Dennoch präsentieren die Jungs aus Norwegen eine leidenschaftliche Show zu ihren Songs, die sich im Spannungsfeld Core-Alternative bewegen und erfrischenderweise nahezu ohne abgedroschene Klischees auskommt.

Danach wird die dicke Hose ausgepackt: GRAVEMAKER machen sich auf der Bühne breit. Das kompromisslose HC-Muskelpaket trifft voll den Nerv der anwesenden Moshwütigen. So bleibt es nicht aus, dass zum kraftstrotzenden Sound, der hier und da auch mit Metalriffs gespickt ist, schon freudig das Tanzbein geschwungen wird.

KVELERTAK bieten danach das Kontrastprogramm. Die Überflieger aus Norwegen schaffen es, Blackmetal, Rock N'Roll und Hardcore zu einer sympathischen Mischung zu vereinen. Auch auf der Bühne nimmt man gar kein Blatt vor den Mund: Da dürfen es gerne auch drei Gitarristen sein. Fronter Erlends Shirt fliegt ganz schnell in die Ecke – so ein biergeformter Luxusleib muss natürlich nach allen Regeln der Kunst präsentiert werden. Die Band gibt sich auch alle Mühe, optisch das Klischeebild skandinavischer Assi-Rocker zu erfüllen – inklusive Waldschratbart und hochgehaltener Bierflasche. Sogar ein umgedrehtes Holzkreuz kommt zu Einsatz.
Das alles erfeut sich großen Zuspruchs der anwesenden Fans, die die Band freudestrahlend abfeiern und sogar die norwegischen Texte mitsingen können. Bei einigen Hardcore-Fans stößt die verrückte Soundmixtur jedoch auf Unverständnis. Da sieht man aus den hinteren Reihen sogar den ein oder anderen Stinkefinger in Richtung Bühne. So mancher Die-Hard-Szenegänger scheint gegenüber anderen Musikstiken weniger offen zu sein.

Diese Leute kommen danach bei THE GHOST INSIDE wieder voll auf ihre Kosten. Das energiegeladene HC-Monster aus Kalifornien hat von der ersten Sekunde an das Publikum in der Hand. Hier wird nach allen Regeln der Kunst eine waschechte Hardcore-Show wie aus dem Bilderbuch zelebriert. Die Fans stürmen die Bühne und sorgen dafür, dass es hier Crowdsurfen am Fließband gibt. Das obligatorische Mikrogreifen und Mitgröhlen darf dabei nicht fehlen.
Musikalisch wird eine recht konventionelle Core-Variante gebiten, die aber kompositorisch ein Volltreffer für den proppevollen Moshpit ist. Hier wimmelt es nur so von Mitgröhlpassagen und massiven Breakdowns. Für Menschen, die sich Melodien für Millionen wünschen, ist der herzliche Knuff in die Magengrube sicher nicht der Heilige Gral. Das Anschauen der energiestrotzenden Show und die begeisterte Beteiligung der Fans sorgt aber in jedem Fall für ausgelassenes Entertainment.

Selbst als Mainact hat man es nach diesem Fitnessprogramm mit aggressiver musikalischer Untermalung nicht ganz leicht. Ein bisschen scheint es tatsächlich so, als hätte sich das Publikum bei den vorherigen Acts schon so verausgabt, dass für COMEBACK KID weniger Energie übrig bleibt, als gewünscht. Lahmarschig ist die Show der Kanadier aber bei weitem nicht, auch wenn sie definitiv die dienstälteste Band des Abends sind. So gibt es bodenständigen Hardcore ohne Schnörkel, dafür aber mit einer seh charmanten rockigen Schlagseite, die dafür sorgt, dass hier und auch mal Platz für Melodien bleibt.

Frontmann Andrew darf sich den Orden als charismatischster Mikrofonhalter des Abends anheften. Er zieht die Fans problemlos auf seine Seite. Im Vordergrund stehen die Songs des aktuellen Longplayers „Symptomes and Cures“, die auch im Liveformat einen lebendigen, erdigen Charme versprühen. Ein ganz klein wenig hat man das Gefühl, der Band gehe im Laufe des Gigs ein wenig die Luft aus. Dennoch kann man den Auftritt der Kanadier als bestes Hardcore-Entertainment bezeichnen. Alles in allem war es ein traumhafter Abend für die Hardcore-Fans mit einem kleinen, aber feinen Ausreißer mit pechschwarzer Blackmetal-Note.

Fotos von Yvonne

Bildergalerie

-