Morgoth The Very End Debt Of Nature & Reckless Manslaughter
Morgoth, The Very End, Debt Of Nature & Reckless Manslaughter
Wermelskirchen, AJZ Bahndamm
20.05.2011
20.05.2011
Kinder, wie die Zeit vergeht! Als der durchschnittliche Deathcoreler ungefähr gerade eingeschult wurde, warfen MORGOTH vor fast 15 Jahren das Handtuch. Die Band, die nach „Resurrection Absurd“, „The Eternal Fall“ und „Cursed“ nicht nur im deutschen Death Metal einen hervorragenden Ruf genoss, hatte zunächst mit „Odium“ überzeugend eine neue Tür aufgestoßen, was viele allerdings erst deutlich später verstanden, bevor sie mit ihrem bis heute letzten Werk „Feel Sorry For The Fanatic“ einen solchen Entwicklungssprung hinlegte, dass selbst heute noch längst nicht jeder ihn hat nachvollziehen oder gar lieben lernen können. Auch wenn es nicht der einzige Grund gewesen ist, hat das fehlende Verständnis für die musikalische Vision bei großen Teilen der eigenen Fanbasis einen Anteil gehabt am vorläufigen Ende. Danach trieb man sich viele Jahre eher unauffällig in unterschiedlichen Bands im Underground rum, bevor es im letzten Sommer ein kleines, auffälligeres „Da war doch was“-Erlebnis gab, dank der von Marc Grewe eingesungenen Platte der Allstar-Death Metal Crew INSIDIOUS DISEASE. Im letzten Dezember wurde dann bekannt gegeben, dass MORGOTH das 20jährige Jubiläum des Debütalbums „Cursed“ nicht nur im stillen Kämmerlein begehen, sondern auf einigen Festivals alle daran teilhaben lassen wollen, die den gar nicht mal so Tolkien-nahen Death Metal noch immer in ihr Herz geschlossen haben.
Damit der Sprung ins kalte Wasser auf dem 1. anvisierten Festival, dem Rock Hard Festival, nicht gar so schockierend ausfällt, wärmt man sich vorher auf, im Bremer Tower und einen Tag zuvor im ausverkauften AJZ Bahndamm in Wermelskirchen, das dank sinnvoller Raumaufteilung, der jederzeit freundlichen und humorvollen Crew von NRW Death Metal und der rustikalen Gestaltung nach dem Motto „Man kann nichts kaputt machen, aber es ist auch nicht total versifft“ sofort die Sympathien auf seiner Seite hat.
Eröffnet wird der Abend vom Ruhrpottkommando RECKLESS MANSLAUGHTER, die ihren vor kurzem selbst veröffentlichten Erstling „Storm Of Vengeance“ im Gepäck haben und vor bereits zu dieser Zeit ansehnlich großem Publikum losholzen. Die Durchschlagskraft ist dank nur einer Gitarre nicht ganz auf dem Level „Wälderzerschmetternd“, was auch das Schlagzeugsperrfeuer von Pneumator nicht ganz ausgleichen kann. Frontmann Leimy steht nicht nur in der Mitte der Bangfraktion an Bass und Gitarre, sondern mit seinem Bühnengehabe auch im Mittelpunkt. Beim Ansagen der Lieder wird mit kaum zu übersehendem Augenzwinkern die ganze germanistische Bandbreite von Ballade über Ode und Epos bis zum Tanzlied aufgefahren, letzteres hört auf den lebensbejahenden Namen „Everlasting Punishment“, und mit seiner Mimik während dem Singen könnte er jeden Pantomimen und jede lebende Statue im Rheinland in Grund und Boden grimassieren und starren. Highlight des Auftritts ist „Devastating Domination“ mit der eingebauten Rock’n’Roll Beschleunigung, während das dank alter Verknüpfungen und mit Gastsänger gezockte, grindige TAXIDERMIST-Cover eher ein Fall für die Eingeweihten ist. Ein stimmiger und stimmungsvoller Einstieg in den Abend sind RECKLESS MANSLAUGHTER allemal.
DEBT OF NATURE haben es offenbar auf die folgenden zwei Bands abgesehen, versucht die Rheinlandwutmaschine doch, keinen Stein im AJZ auf dem anderen zu lassen. Während Grunzmeisterin Masae zwischen den Songs mit einer Sprechstimme überrascht, die Bud Spencer und Lemmy wie einen Knabenchor klingen lässt – Im Ernst, wer hat dieser kleinen schmalen Person so ein Organ gegeben? – gerät Schreihals Marc mitten im keineswegs unanstrengenden Grind-Death-AufdieOmme-Inferno immer mehr in Wallung. Das liegt aber weniger an der Musik als an seinem nicht wahrzunehmenden Monitor, so dass er zuerst ins Publikum springt, um sich beim Toben am Klang aus den normalen Boxen zu orientieren, bevor er sich auf der Bühne ein anderes Mikro unter den Nagel reißt, mit dem die Probleme sofort verschwunden sind. Dass am Ende deutlich weniger Leute vor der Bühne stehen als beim Opener hängt jedoch wohl eher damit zusammen, dass nicht jeder Lust hat, sich (jetzt schon) so eine volle Packung servieren zu lassen.
Die moderner, thrashiger und eine ganze Ecke gemäßigter ausgelegten THE VERY END haben es danach wie schon beim Metropole Ruhr nicht ganz einfach, und wesentlich mehr Leute als vorher widmen sich Bier, Zigarette oder Grill vor der Tür. Aber man darf durchaus Respekt vor dieser unbeirrbaren Einstellung haben, die Fronthüne Bjoern nachher schön mit „neues Publikum erspielen“ auf den Punkt bringt. Dass die eigentlichen Gitarristen heute Abend verhindert sind und THE VERY END sich also zweier Aushilfen bedienen müssen, könnte diese Idee zwar einbremsen, aber besonders der viel solierende junge Mann links auf der Büphne spielt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Die anwesenden, ausgewiesenen Fans der Band sind jedenfalls zufrieden und machen auch in kleiner Gruppe Betrieb vor der Bühne, weil die Lieder vom aktuellen „Mercy & Misery“ Album mit ihrer Mischung aus Gefühl und Dynamik absolut für die Bühne gemacht sind. Fürs nächste Mal wünsche ich mir nur noch, dass „Maniac“ mal den Weg in die Setlist findet…
Hätte man vorher nicht gewusst, dass dieser Abend etwas besonderes ist, wäre die Erleuchtung spätestens in dem Moment gekommen, als MORGOTH die Bühne betreten. Praktisch ausnahmslos jeder Anwesende quetscht, drängt und stapelt sich in den Konzertraum, um nicht nur hören, sondern auch möglichst viel sehen zu können. Viel besser kann es denn auch nicht kommen, ab dem ersten Moment ist das Publikum voll da – unabhängig davon ob vor Freude nur geguckt oder sich nackenverachtendem Bangen hingegeben wird – und die Band ist schnell auf Touren gebracht. Marc Grewe, der dank Bart und unter der Mütze hervorstehender blonder Haarpracht ein wenig wie Tom G. Warrior in der Wikingerversion aussieht, wirkt zwar fast schon übertrieben selbstsicher, wozu auch die unglaublich intensiv grün leuchtenden Augen (Kontaktlinsen?) beitragen, aber wenn jemandem vom Publikum so aus der Hand gefressen wird wie heute Abend, ist das auch kein Wunder. Natürlich wird auf die Ansage „Iso!“ mit einem kräftigen „Lated!!!“ geantwortet. Die Stagediver, allen voran RECKLESS MANSLAUGHTER Sänger Leimy, versorgen die ersten Reihen, falls das überhaupt nötig ist, regelmäßig mit Wellen an frischer Energie und Neubassist Sotirios – Urbasser Sebastian Swart bedient seit der Reunion eine Gitarre - massiert mit überaus präsentem Druck die Herzen und Ohren selbst der hinteren Reihen.
Musikalisch sind MORGOTH, bei aller Liebe, im Prinzip gar nicht mehr so weltbewegend, aber der dezent rumpelige Flair, die heimelige Atmosphäre und bei vielen Zuhörern sicher auch ein Hauch von Nostalgie machen die Veranstaltung eben doch zu etwas ganz Besonderem, das niemanden heute kalt lässt. So schön und lebensbejahend kann Musik sein und machen, die genau diese zwei Attribute gerade eigentlich nicht auf bunten Fahnen vor sich her trägt. Das sehe nicht nur ich so am Ende der etwa 90 Minuten samt zwei Zugaben vom „Odium“ Album und jeder, der sich auf einen Festivalauftritt von MORGOTH freut, darf sich ruhig noch ein bisschen mehr freuen. The Curse is back!
Setlist MORGOTH:
Body Count
Exit To Temptation
Unreal Imagination
Isolated
Sold Baptism
Suffer Life
Selected Killing
Burnt Identity
Pits Of Utumno
Lies Of Distrust
Travel
White Gallery
-------------------
Under The Surface
Resistance
Damit der Sprung ins kalte Wasser auf dem 1. anvisierten Festival, dem Rock Hard Festival, nicht gar so schockierend ausfällt, wärmt man sich vorher auf, im Bremer Tower und einen Tag zuvor im ausverkauften AJZ Bahndamm in Wermelskirchen, das dank sinnvoller Raumaufteilung, der jederzeit freundlichen und humorvollen Crew von NRW Death Metal und der rustikalen Gestaltung nach dem Motto „Man kann nichts kaputt machen, aber es ist auch nicht total versifft“ sofort die Sympathien auf seiner Seite hat.
Eröffnet wird der Abend vom Ruhrpottkommando RECKLESS MANSLAUGHTER, die ihren vor kurzem selbst veröffentlichten Erstling „Storm Of Vengeance“ im Gepäck haben und vor bereits zu dieser Zeit ansehnlich großem Publikum losholzen. Die Durchschlagskraft ist dank nur einer Gitarre nicht ganz auf dem Level „Wälderzerschmetternd“, was auch das Schlagzeugsperrfeuer von Pneumator nicht ganz ausgleichen kann. Frontmann Leimy steht nicht nur in der Mitte der Bangfraktion an Bass und Gitarre, sondern mit seinem Bühnengehabe auch im Mittelpunkt. Beim Ansagen der Lieder wird mit kaum zu übersehendem Augenzwinkern die ganze germanistische Bandbreite von Ballade über Ode und Epos bis zum Tanzlied aufgefahren, letzteres hört auf den lebensbejahenden Namen „Everlasting Punishment“, und mit seiner Mimik während dem Singen könnte er jeden Pantomimen und jede lebende Statue im Rheinland in Grund und Boden grimassieren und starren. Highlight des Auftritts ist „Devastating Domination“ mit der eingebauten Rock’n’Roll Beschleunigung, während das dank alter Verknüpfungen und mit Gastsänger gezockte, grindige TAXIDERMIST-Cover eher ein Fall für die Eingeweihten ist. Ein stimmiger und stimmungsvoller Einstieg in den Abend sind RECKLESS MANSLAUGHTER allemal.
DEBT OF NATURE haben es offenbar auf die folgenden zwei Bands abgesehen, versucht die Rheinlandwutmaschine doch, keinen Stein im AJZ auf dem anderen zu lassen. Während Grunzmeisterin Masae zwischen den Songs mit einer Sprechstimme überrascht, die Bud Spencer und Lemmy wie einen Knabenchor klingen lässt – Im Ernst, wer hat dieser kleinen schmalen Person so ein Organ gegeben? – gerät Schreihals Marc mitten im keineswegs unanstrengenden Grind-Death-AufdieOmme-Inferno immer mehr in Wallung. Das liegt aber weniger an der Musik als an seinem nicht wahrzunehmenden Monitor, so dass er zuerst ins Publikum springt, um sich beim Toben am Klang aus den normalen Boxen zu orientieren, bevor er sich auf der Bühne ein anderes Mikro unter den Nagel reißt, mit dem die Probleme sofort verschwunden sind. Dass am Ende deutlich weniger Leute vor der Bühne stehen als beim Opener hängt jedoch wohl eher damit zusammen, dass nicht jeder Lust hat, sich (jetzt schon) so eine volle Packung servieren zu lassen.
Die moderner, thrashiger und eine ganze Ecke gemäßigter ausgelegten THE VERY END haben es danach wie schon beim Metropole Ruhr nicht ganz einfach, und wesentlich mehr Leute als vorher widmen sich Bier, Zigarette oder Grill vor der Tür. Aber man darf durchaus Respekt vor dieser unbeirrbaren Einstellung haben, die Fronthüne Bjoern nachher schön mit „neues Publikum erspielen“ auf den Punkt bringt. Dass die eigentlichen Gitarristen heute Abend verhindert sind und THE VERY END sich also zweier Aushilfen bedienen müssen, könnte diese Idee zwar einbremsen, aber besonders der viel solierende junge Mann links auf der Büphne spielt, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Die anwesenden, ausgewiesenen Fans der Band sind jedenfalls zufrieden und machen auch in kleiner Gruppe Betrieb vor der Bühne, weil die Lieder vom aktuellen „Mercy & Misery“ Album mit ihrer Mischung aus Gefühl und Dynamik absolut für die Bühne gemacht sind. Fürs nächste Mal wünsche ich mir nur noch, dass „Maniac“ mal den Weg in die Setlist findet…
Hätte man vorher nicht gewusst, dass dieser Abend etwas besonderes ist, wäre die Erleuchtung spätestens in dem Moment gekommen, als MORGOTH die Bühne betreten. Praktisch ausnahmslos jeder Anwesende quetscht, drängt und stapelt sich in den Konzertraum, um nicht nur hören, sondern auch möglichst viel sehen zu können. Viel besser kann es denn auch nicht kommen, ab dem ersten Moment ist das Publikum voll da – unabhängig davon ob vor Freude nur geguckt oder sich nackenverachtendem Bangen hingegeben wird – und die Band ist schnell auf Touren gebracht. Marc Grewe, der dank Bart und unter der Mütze hervorstehender blonder Haarpracht ein wenig wie Tom G. Warrior in der Wikingerversion aussieht, wirkt zwar fast schon übertrieben selbstsicher, wozu auch die unglaublich intensiv grün leuchtenden Augen (Kontaktlinsen?) beitragen, aber wenn jemandem vom Publikum so aus der Hand gefressen wird wie heute Abend, ist das auch kein Wunder. Natürlich wird auf die Ansage „Iso!“ mit einem kräftigen „Lated!!!“ geantwortet. Die Stagediver, allen voran RECKLESS MANSLAUGHTER Sänger Leimy, versorgen die ersten Reihen, falls das überhaupt nötig ist, regelmäßig mit Wellen an frischer Energie und Neubassist Sotirios – Urbasser Sebastian Swart bedient seit der Reunion eine Gitarre - massiert mit überaus präsentem Druck die Herzen und Ohren selbst der hinteren Reihen.
Musikalisch sind MORGOTH, bei aller Liebe, im Prinzip gar nicht mehr so weltbewegend, aber der dezent rumpelige Flair, die heimelige Atmosphäre und bei vielen Zuhörern sicher auch ein Hauch von Nostalgie machen die Veranstaltung eben doch zu etwas ganz Besonderem, das niemanden heute kalt lässt. So schön und lebensbejahend kann Musik sein und machen, die genau diese zwei Attribute gerade eigentlich nicht auf bunten Fahnen vor sich her trägt. Das sehe nicht nur ich so am Ende der etwa 90 Minuten samt zwei Zugaben vom „Odium“ Album und jeder, der sich auf einen Festivalauftritt von MORGOTH freut, darf sich ruhig noch ein bisschen mehr freuen. The Curse is back!
Setlist MORGOTH:
Body Count
Exit To Temptation
Unreal Imagination
Isolated
Sold Baptism
Suffer Life
Selected Killing
Burnt Identity
Pits Of Utumno
Lies Of Distrust
Travel
White Gallery
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Under The Surface
Resistance