Death Feast Open Air 2011

Death Feast Open Air 2011

Death Feast Open Air 2011 - 23.06.2011 - Hünxe
Hünxe
23.06.2011
Vom 23. bis 26.06.2011 ging das Death Feast Open Air in die nächste Runde. Mit einem klasse Billing lockten die Organisatoren zahlreiche Metal Fans nach Hünxe. Und die angereiste Meute sollte auch nicht enttäuscht werden.



Donnerstag, 23.06.2011

Trotz des wolkenverhangenen Himmels hatten die Festivalbesucher Glück mit dem Wetter und es blieb trocken. Beste Vorraussetzungen also, um die Köpfe zu lieblichen Death Metal Klängen kreisen zu lassen.

EXHUMED ziehen eine gute Old-School-Show runter und bereiten ihren Fans eine Menge Spaß. Zuschauer, die hingegen nicht so sehr mit dem Schaffen dieser Traditions-Death-Metaller vertraut sind, lässt der Auftritt eher kalt.

Danach kommen mit MALEVOLENT CREATION echte Bühnenhelden. Die Amis wissen zu begeistern und spielen sich quer durch die eigene Diskographie, während die Sonne langsam aber sicher den Rückzug antritt, um der Nacht zu weichen. Bei Dunkelheit kommt bei einer thrashigen Todesblei-Show natürlich direkt vielmehr Stimmung auf

Und davon profitieren selbstverständlich auch die Schweden von DISMEMBER. Ihre exklusive Live-Show auf dem Death Feast (der einzige Auftritt für 2011) wird zu einem Triumphzug, bei dem besonders legendäre Songs wie 'Dismemberd' , 'Dreaming In Red' oder 'Override Of The Overture' brutalst abgefeiert werden. Die Truppe liefert an diesem Abend einen tollen Auftritt ab und die Spielfreude der Jungs spiegelt sich in den Zuschauerreaktionen wider. Nach knapp 75 Minuten Elchtod ist dann aber auch Schluß und für viele Besucher geht ein anstrengender erster Tag zu Ende.



Freitag, 24.06.2011

Auch der Freitag bietet bis auf kurze Regenfälle trockenes Wetter. Noch etwas angeschlagen vom Vortag geht es also in die nächste Runde.

Einer der eher frühen Bands des Tages ist NUCLEAR VOMIT. Keine Ahnung, wieso für so manchen Besucher diese Standard-Grind-Truppe etwas besonderes sein soll. Ihr Outfit, ihre Show und ganz besonders ihr Sound sind nicht sonderlich außergewöhnlich. Blutverschmierte Arztkittel, zwei Sänger, die es beide nicht drauf haben und nervige Pig-Squeals, die wiederum die wenigen guten Ansätze zur Nichte machen. So kurz lässt die Show des fleischgewordenen Atommülls zusammenfassen.

Danach kommen PANDEMIA und gehen nach gut 30 Minuten wieder ohne großen Eindruck hinterlassen zu haben. Death Metal halt, aber viel zu wenig Wiedererkennungswert.

Da sind die schwedischen FACEBREAKER schon eine ganz andere Hausnummer. Old-Schooliger Death Metal mit viel Energie. Hier funktionieren vor allem die Songs vom aktuellen Silberling „Infected“ besonders gut und stimmen Schweden-Death-Metal-Fans schon mal auf die spätere „Into The Grave“-Show von Grave ein. Warum Fronter Robban immerzu schaut als plagten ihn heftige Verdauungsprobleme ist mir allerdings ein Rätsel.

Als nächstes fallen DISAVOWED auf – und zwar negativ. Denn obwohl sie von ihren Fans in den Himmel gehoben werden, ist nicht zu begreifen was an diesem uninspiriertem Brutal Death Metal so toll sein soll. In technischer Hinsicht ist den Jungs überhaupt nichts vorzuwerfen, zocken sie doch ihre ultratechnischen Riffs total tight runter. Aber am Ende bleibt halt nichts hängen und wirklich musikalisch kann man die Klänge der Band nun beileibe nicht nennen.

Für ein wenig death-grindige Auflockerung sorgen danach KATALEPSY, die einen Tag früher als geplant spielen, da DEVOURMENT absagen mussten und so die ganze Running Order durcheinander geraten ist. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass so eine lahme Kapelle direkt vor Vomitory spielt. Ihr froschartiges Gequieke ist bestenfalls Extrem-Metal-Bezirksliga.

Dafür stößt man mit VOMITORY in die Oberklasse europäischen Todesbleis vor. Da kann auch das Tageslicht machen was es will, die Stimmung ist ziemlich düster! Trotzdem schade, dass die Band nicht etwas später gespielt hat. Die Band macht aber das Beste daraus und holzt sich durch ein Best Of Programm ihrer Schaffensgeschichte.

Umgekehrt gelingt es PESTILENCE trotz einsetzender Nachtschwärze nur bedingt, für Euphorie zu sorgen. Das Material der Holländer ist sehr vertrackt und so richtiges Nostalgie-Feeling will einfach nicht aufkommen, denn selbst alte Nummern wie „Secrecies Of Horror“ wollen nicht zünden. Leider wurde der schlechte Eindruck, den man von den Holländern am Way Of Darkness 2010 gewann, noch untermauert. Ziemlich lahm und enttäuschend.

Erst GRAVE wissen, wie man das Lebensgefühl der Death Metal Anfangstage wiederbelebt. Denn neben dem kompletten (!) „Into The Grave“ Album bekommt man auch Perlen wie 'Soulless' oder 'You'll never see…' geboten. Bleiben da noch Wünsche offen? Nein! Die Band sorgt für wahre Verzückungen seitens des Publikums. Schön aggressiv ballern sich die Schweden durch ihr Debütalbum. Definitiv der beste Auftritt des Festivals.



Samstag, 25.06.2011

Nachdem die beiden letzten Festivaltage annehmbares Wetter boten, regnet es fast den kompletten Samstag über, wodurch der Bereich vor der Bühne zu einem einzigen Sumpfgebiet verkommt. Dieser Fakt hebt allerdings sogar noch die Stimmung bei einigen Festvialbesuchern.

So sieht man bereits während des Gigs von LAST DAYS OF HUMANITY haufenweise durchgeknallte Zuschauer, die sich im Schlamm suhlen und mit Matsch um sich werfen. Die meisten anderen im Publikum halten da lieber Sicherheitsabstand und schauen sich den guten Gig der Grinder aus sicherer Entfernung an.

Danach kommt wohl der eigentümlichste Auftritt des gesamten Death Feasts. BLOODSOAKED verzichten nämlich nicht nur auf einen echten Schlagzeuger, sondern mal gleich auf 80% eines normalen Line-Ups. Auf der Bühne treibt sich so nur eine einsame Gestalt mit Gitarre und Mikro herum. Kommt der Rest der Musik dabei etwa vom Band oder ist sind die übrigen Mitglieder hinter der Bühne am zocken? Nein, der Amerikaner Peter Hasslebrack bildet ein Ein-Mann-Projekt. Das sieht aber nicht nur aus wie Soundcheck, es fühlt sich auch genauso an. So kommt leider mal gar keine Stimmung auf.

Die Szenen vom Last Days Of Humanity Gig wiederholen sich anschließend bei dem Auftritt der französischen Grindcore-Kameraden von INHUMATE, die wie immer einen genialen Auftritt vorlegen. Sänger Christophe hampelt aufgeregt auf der Bühne herum und haut sich mal wieder mit dem Mikro die Stirn blutig. Das nenne ich mal Hingabe! Vor allem, da sich der Franzose auch nicht zu Schade ist, zu den Fans in den Matsch zu stürzen. Aber auch musikalisch kann die gallische Combo überzeugen. Grindcore, wie er sein muss. Keine Pig-Squeals, keine Pitch-Shifter und sonstiger Firlefanz, einfach nur rohe Punk-Attitüde im Geiste der ganz frühen Napalm Death.

In eine ähnliche Kerbe hauen anschließend THE ROTTED, die ihren Sound jedoch mit einer Priese mehr Punk und Crust würzen, was ihnen aber sehr gut zu Gesicht steht. Dennoch nichts Weltbewegendes.

Das Abendprogramm läuten die Brasilianer von KRISIUN ein, bei denen es traditionell voller vor der Bühne wird. Die Fans der Brutalo-Metaller können nicht genug bekommen und stehen wie gebannt vor der Bühne, um die harte Death Metal Kost und die wirklich fetten Gitarrensoli zu bestaunen. Und überhaupt: Über die superben Fähigkeiten dieser Musiker und ihr Zusammenspiel muss wohl kein Wort mehr verloren werden.

Jedoch lässt sich die Stimmung mit VADER noch um einiges steigern. Gut aufgelegt prügeln und grooven sich die Osteuropäer durchs Set, so dass man kaum durch die ersten Reihen gehen kann, ohne dass man zum mitbangen gezwungen wird.

Da kann einem der Nacken schon langsam schmerzen, aber Schluss ist noch nicht. Denn nun wird es Zeit für eine Legende, von der man wohl gedacht hat, dass man sie nie wieder sehen wird: MORGOTH. Aufgrund der langen Bühnenabstinenz und der veränderten Besetzung (nur noch zwei Gründungsmitglieder sind dabei) ist die Skepsis natürlich groß. Dennoch kann die deutsche Death-Metal-Legende fast völlig überzeugen. Das Set besteht aus Klassikern und versetzt ältere Semester in eine Zeit zurück als „Cursed“ gerade erst erschienen war. Nostalgie macht sich breit, auch wenn Grewes Stimme nicht darüber hinweg täuscht, dass die Band etwa anderthalb Dekaden auf Eis lag. Alles in allem ist es aber ein Gig, den die meisten nicht so schnell vergessen werden. Mit Songs wie „Isolated“ oder „Pits Of Utumno“ kann die Band in eine Menge glückseliger Gesichter schauen. Toller Auftritt!

Deswegen braucht man nach Morgoth eigentlich gar nicht weiterzumachen. Dennoch kommt nun der formelle „Headliner“ MISERY INDEX. Die können aber nicht wirklich mit den deutschen Urgesteinen mithalten und verzichten zu allem Überfluss auch noch auf die Hits von „Retaliate“. Nein danke, da ist es auf dem Camping Ground für ein letztes Bierchen doch viel angenehmer.



Und somit geht ein gelungenes Festival zu Ende, das mit seinem Billing nicht zu viel versprochen haete. Es kamen sowohl Brutal als auch Old School Death Metal Fans voll auf ihre Kosten. Die Stimmung war wirklich toll und entspannt. Auch die Security Kräfte muss man für ihre Freundlichkeit loben, denn so nett wird man nicht auf jedem Festival behandelt. Und so war das Death Feast trotz verregneten Samstags ein absoluter Erfolg. Weiter so!

Der Bericht entstand in Zusammenarbeit mit Adrian Wagner vom Todtgeburt Magazin

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