Summer Breeze 2011
Summer Breeze 2011
Dinkelsbühl
18.08.2011
18.08.2011
Nun ist es wieder soweit. Nachdem es letztes Jahr leider nicht klappte, bin ich wieder in Dinkelsbühl am Start, zum wahrscheinlich zweitgrößten Metal Festival Deutschlands, wobei die Tendenzen schon lange in Richtung Wacken gehen. Immer mehr Bands, ein wachsender Campingplatz und ebenso ein lokaler Opener, der in eine ähnliche Kerbe wie die FIREFIGHTERS schlägt, nämlich der MUSIKVEREIN ILLENSCHWANG.
Da ist es aus platztechnischen Gründen zwar schlecht, erst am Donnerstag anzureisen, aber was soll man machen, wenn Verpflichtungen aus dem beruflichen Leben dagegen sprechen. Immerhin setze ich mich dann am Donnerstag zur noch dunklen Morgenstunde in Bewegung, und schaffe es ohne Stau auf den Campingplatz. Da heißt es erstmal auspacken und aufbauen, bevor die Hitze noch unerträglicher wird, denn immerhin hat es um 10:00 Uhr morgens schon 23°C im Schatten, und keine Wolke am Himmel. Das kann ja heiter werden.
Schnell finde ich auch meine Kameraden und Kameräder, die schon gestern anreisten und mir immer noch sichtlich begeistert von VADER berichten, die wohl den besten Auftritt am Mittwoch hinlegten. Neben Songs aus dem neuen Album werden vor allem zwei grandiose Coversongs, nämlich „Black Sabbath“ und „Reigning Blood“ lobend erwähnt.
DONNERSTAG
Für mich heißt es jetzt aber abwarten und Tee (mit Rum) trinken, denn zur ersten Band des Tages dauert es noch etwas, und so hab ich vor lauter Warterei erstmal den New Blood Award verschwitzt. Aber Hauptsache ich bin dann pünktlich zu A PALE HORSE NAMED DEATH anwesend. Eigentlich überhaupt nicht so mein Musikgeschmack, aber man kann ja etwas Festivalatmosphäre schnuppern und dazu den sanften Klängen von Alternative Metal mit leichtem Grunge Einfluss lauschen. Und während ich noch über die richtige Definition nachdenke, haben schon verhältnismäßig viele Leute viel Spaß vor der Bühne. Naja, sollen sie doch, solange ich in Ruhe mein Mittagsbier genießen kann.
Es wird für mich danach nicht besser, denn mit THE SORROW betreten auf einmal Scharen von Jugendlichen mit Basecaps, Sonnenbrille, ärmellosen Shirts und kurzen Hosen das Gelände. Richtig, es ist Metalcore Zeit. Während ich versuche mich auf Songs wie „Where is the Sun?“ oder „Crossing Jordan“ zu konzentrieren, denke ich mir, dass ich mich doch etwas besser auf meine Pflichten als Redakteur konzentrieren könnte, und bewege mich vorsichtig in die Menge hinein, um ein paar gute Fotos mit der Crowd im Vordergrund zu schießen. Im Nachhinein ein Plan mit katastrophalen Folgen. Während ich mich auf einen guten Schnappschuss konzentriere, labert Frontman Mätze irgendwas von einem Circle Pit, und bevor ich reagieren kann bin ich schon mitten drin im Geschehen, meine Kamera fliegt mir aus der Hand, Suchen zwecklos. Nach einer knappen Minute legt sich der Circle Pit wieder und ich erspähe meine Kamera, bzw. was davon noch übrig ist. Ein paar Kids machen sich noch einen Spaß daraus, auf den Überresten meiner wenigen Wochen alten Canon rumzuhüpfen, doch ich beschließe im Sinne der Berichterstattung nicht Amok zu laufen, sondern meinen Frust in Alkohol zu ertränken. Somit gibt es diesmal zwar keine Bilder, aber wenigstens noch eine Abhandlung über den Festivalverlauf.
Nachfolgende Band an diesem Tag ist SEVENTH VOID, und mein Frust ist natürlich noch nicht ertränkt. Diese Mischung aus Doom, Stoner Metal und langweilen Rockgedöns hilft mir da nicht gerade weiter. Im Grunde legen die Amerikaner einen guten Auftritt hin, mit viel Enthusiasmus und wenigstens der Song „Drown Inside“ findet ein bisschen Gefallen in meinem tiefsten Innersten, doch die Menge vor der Bühne wird immer dünner, die allgemeine Stimmung sackt dank der absolut unerträglichen Temperaturen auf einen Tiefstand und ich fühle mich immer noch leicht fremd zwischen diesen Metalcore Anhängern. Aber ich halte weiter gut durch, denn auf eine Band hab ich mich schon lange gefreut.....
… nämlich auf 9MM ASSI ROCK'N'Roll, für die ich mich kurz bevor es losgeht vor die Party Stage begebe. Und das keinen Moment zu spät, denn genau als ich das Zelt betrete, ertönt die Titelmusik zu Pirates of the Carribean aus den Lautsprechern, gefolgt von einer gut gelaunten Band die „Living After Midnight“ durch die Boxen jagen. Weiteren Spaß gibt es dann als Frontschwein Rock Rotten einen kleinen Strip hinlegte und sich Hose samt Kutte entledigt. Kein Wunder bei solchen Temperaturen. Es wird aber nicht gerade kühler durch Songs wie „Kampfschwein“ oder „Marmor Stein und Eisen bricht“. Mein Lieblingssong „Der Hetzer“ ist zwar nicht im Programm, aber zum Abschluss gibt's dann mit „Mein Vater war ein Wandersmann“ noch einiges zu grinsen. Insgesamt muss ich sagen, dass 9MM ASSI ROCK'N'ROLL ein sehr lustiger Sauhaufen sind, live richtig Spaß machen und Stimmung in jede Beerdigung bringen.
Ich begebe mich zurück zu den großen Bühnen und komme nach einem kurzen Zwischenstopp am Ausschank gerade noch rechtzeitig zu THE HAUNTED. Zuerst muss ich schlucken, als sie mit „Never Better“ vom „Unseen“ Album beginnen. Die Scheibe kam ja nicht wirklich gut weg, und auch auf mich macht dieses melodische Zeug einen eher schlechten Eindruck. Gleiche Wirkung beim Publikum, das eher verständnislos vor der Bühne ausharrt. Besser wird es zum Schluss hin mit Songs wie „No Compromise“, die thrashiger und wilder daherkommen. So dauert es auch nicht lange bis die obligatorischen Pits anfangen zu brodeln und sogar die Miniversion einer Wall of Death gelingt. Für mich letztendlich aber ein lethargischer Auftritt einer Band, die vor einer kurzen Zeit den komplett falschen Weg eingeschlagen hat. Wie ich im Nachhinein feststellen muss, wäre ich mit DER WEG EINER FREIHEIT deutlich besser gefahren.
Mag es am Alkohol liegen oder daran, dass mir irgendein Kanaldepp meine Line-Up Zettel samt Notizen zu den bisherigen Bands und der erleuchtenden Religion der 4. Dimension geklaut hat, aber anstatt ins Party Zelt zu gehen und VREID abzufeiern, bleibe ich weiter vor der Main Stage und tue mir COMEBACK KID an. Die haben aber wenigstens mehr Power im Arsch als THE HAUNTED und heizen dem Publikum mit ihrem Hardcore mächtig ein. Songs wie „Do Yourself A Favor“ oder „All In A Year“ sind nun bestimmt nicht mein Fall, aber das Publikum wird langsam immer größer und feiert die Band gut ab. Recht einfallsreich zeigen sie sich, als sie nicht zu einem Moshpit aufrufen sondern zu einer Umarmung. Während nun mehrere Dutzend Metaller vor der Bühne stehen und sich umarmen, zweifle ich leicht an meinem Wahrnehmungsvermögen und gehe Richtung Zeltplatz.
Zurück geht’s erst wieder zu ARCH ENEMY. Dabei fällt mir zum ersten mal an diesem Tag ein spitzenmäßiger Sound auf, schon mal die erste positive Überraschung. Aber immerhin ist das auch die erste Band, die diesen Sound mit ihren vielen Soli voll ausreizen kann. Jedenfalls kommen die Gitarren einfach erstklassig rüber und machen zusammen mit dem Rest der Band eine richtig gute Stimmung. Die Menschenmenge ist in der Zwischenzeit zu einer noch nicht dagewesenen Größe angewachsen und die langen Schlangen vor dem Einlass zeigen, dass für viele ARCH ENEMY die erste Band an diesem Abend ist. Ich hab gegen Songs wie „Revolutionary Begins“, „Bloodstained Cross“, „We Will Rise“ oder „Nemesis“ nichts einzuwenden und zusammen mit dem fast schon tobenden Publikum, der Lichtershow und der bestens abgestimmten Pyroshow entsteht eine erinnerungswürdige Atmosphäre.
Wahrscheinlich ist für die meisten ARCH ENEMY nicht nur die erste Band an diesem Abend sondern auch noch die letzte. Immerhin muss man schon stark aufpassen zwischen den herausströmenden Menschen nicht unterzugehen. Ich suche mein Glück vor der Camelstage und höre die letzten Minuten von AC/DX, welche ich eigentlich schon gefühlte tausendmal gehört habe. Für mich gibt es also keine großen Überraschungen, denn immerhin ist das eine der besten AC/DC Coverbands, die Songs wie „TNT“ oder „Stiff Upper Lip“ so authentisch wie nur möglich rüberbringen. So ein bisschen AC/DC zwischen den Gigs ist eine wirklich gute Abwechslung und hebt die Laune deutlich an.
Pünktlich zum Ende von AC/DX betreten DECAPITATED die Bühne. Auf dem Party San konnte ich mich damit nicht richtig damit anfreunden, doch hier, im deutlich größeren Zelt mit deutlich weniger Gedränge, sieht die Sache schon anders aus. Von Anfang an bin ich hin und weg und finde Songs wie „Spheres of Madness“ tausendmal besser als noch vor wenigen Tagen. 45 Minuten lang prügeln sich die Polen durch ihr Programm bestehend aus alten Schinken wie „Mother War“ und neuen Hits wie „404“. Dabei müssen sie gar nicht viel machen, außer ihr Zeug runterzuspielen, und schon gibt es die ersten Crowdsurfer und Moshpits. Bei einer geradezu schon familiären Atmosphäre kommt dabei jeder Zuhörer auf seine Kosten. Dieser Auftritt ist ein absoluter Geheimtipp, in dessen Genuss viel zu wenige gekommen sind, und langsam merke ich, wie das Partyzelt zu meinem Lieblingsort wird.
Dennoch verlasse ich kurz diesen Ort der Meditation und Hingabe, um einen Blick auf IN EXTREMO zu werfen. Warum genau weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich um sagen zu können „Ich war dabei“. Denn eigentlich ist alles genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Die Leute sind da, die Band wird gefeiert, und bei Songs wie „Frei zu sein“ oder „Zigeunerskat“ singt so gut wie jeder mit. Dabei müssen sich IN EXTREMO noch nicht mal anstrengen und kommen mit ihrem absolut grottigen Sound (zumindest in den hinteren Reihen) sehr gut weg.
Für mich ein Grund nach den besagten zwei Liedern zurück zu meiner Lieblingsbühne zu wandern, denn HACKNEYED scheinen ja der neue Star zu sein. Für mich das erste mal, dass ich überhaupt irgendwas von der Band höre. Und was ich da höre gefällt mir zu 90%. Nur die restlichen 10% sind todlangweilig. So zumindest meine Einschätzung. Dennoch können die Newcomer beim Publikum gut punkten und legen ohne viel Gequatsche einen beachtlichen Auftritt hin. Ich hab den Wechsel von IN EXTREMO hierher zu keinem Zeitpunkt bereut.
Nun geht die lustige Wanderschaft wieder weiter und ich nehme eine Abkürzung durch den VIP Bereich zur Pain Stage, denn wie es aussieht hat kein einziger IN EXTREMO Fan Lust auf MARDUK und so ist eine Verstopfung im Wegsystem vorprogrammiert. Davon kann man halten, was man will, ich jedoch freue mich erstmal, dass der Andrang auf der etwas kleineren Pain Stage nicht wirklich groß ist. Der Anfang wird mit „Into Utter Madness“ schon mal richtig geil, doch irgendwie will der Funke nicht so wirklich auf das Publikum überspringen. Auf dem Summer Breeze ist MARDUK eben kein Selbstläufer. Erst als Mortuus ein paar Worte an das Publikum verliert und die Band mit Songs wie „Bleached Bones“ auch mal einen Gang runterschaltet, wird der Auftritt zu einem Erfolg. Neben diesem eher langsameren Knochenbrecher gab es dann noch: Heres No Peace, The Hangman of Prague, Headhunter Halfmoon, Burn My Coffin, Fistfucking God's Planet, Womb of Perishableness, Panzerdivision Marduk und Azrael
FREITAG
Das war's dann mit dem Donnerstag, einer neuer Tag beginnt und nachdem mich ein heftiges Gewitter gegen 06:00 Uhr morgens aufweckt und mich dazu bewegt, ins Auto zu flüchten, bin ich froh, dass ich die Top Combo WITCHERY, ABORTED und POSTMORTEM nicht mehr angeschaut habe, und wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gefunden habe. Natürlich sind alle drei Bands sehenswert, aber gleichzeitig ist es auch eine Frechheit, diese auf Uhrzeiten jenseits von 01:00 Uhr zu legen.
Wie dem auch sei, nun heißt es zuerst den Nachbarn dabei helfen, ihren Pavillon zu flicken, etwas zum Frühstücken zu ergattern und sich langsam aber sicher auf TRIGGER THE BLOODSHED vorzubereiten. Anscheinend bin ich einer der wenigen, der die Death Metal und Grindcore Combo aus Großbritannien kennt, aber immerhin habe ich auch deren letztes Werk „Degenerate“ mit 7 von 10 Punkten bewertet, was durchaus ausreicht, um sich die Jungs mal live anzusehen. Dort finden sich mangels Bekanntheit nur wenige Leute, die sich mit mir vor die Bühne gesellen, aber die Anwesenden sind durchweg positiv beeindruckt. Kein Wunder bei diesem kompromisslosen Death Metal. Ein super Opener für diesen Tag, der mich mit der richtigen Musik aufweckt und Lust auf mehr macht.
Mehr kommt mit NERVECELL. Für alle, die die Band nicht kennen: Das sind vier Jungs aus den Arabischen Emiraten, die in ihren Durchsagen gerne mal auf Missstände in ihrem Land aufmerksam machen und musikalisch eine Light-Version von BENEATH THE MASSACRE darstellen. Auf jeden Fall eine Steigerung zu TRIGGER THE BLOODSHED, und so wuchs auch die Zahl der Headbanger von Song zu Song. Ich werde mich nach diesem Auftritt mal etwas mehr mit NERVECELL beschäftigen, denn das haben sie sich redlich verdient.
Von YOUR DEMISE sehe ich glücklicherweise nur den Schluss. Denn als ob diese Art von Musik mit den frühsportlichen Kreisbewegungen der Hörerschaft noch nicht stressig genug für mich ist, höre ich im Hintergrund den Track „Black and Yellow“. Ein Song, den ich mancherorts außerhalb der Metalszene leider des öfteren hören musste und der jedesmal aufs Neue meinen Blutdruck in die Höhe treibt.
Der wird bei SKELETONWITCH schlagartig umgewandelt in gute Laune, denn die Jungs starten heftig durch, und zwar mit „Upon Wings Of Black“. Die Leute machen mit, die mittlerweile wieder starke Sonne trocknet die restlichen Flecken der feuchten Erde und alle scheinen glücklich zu sein. Über kleine soundtechnische Schwierigkeiten kann man hinweg sehen und so folgen mit „Crushed Beyond Dust“ oder „Fire From the Sky“ weitere Knüller, die die Leute zum Toben bringen. Supersympathische Kerle, die auf der Bühne alles für ihre Fans geben, so muss das sein.
Keine großen Stimmungsprobleme hatten KALMAH nach dem überzeugenden Auftritt von SKELETONWITCH. Mit einem noch schnelleren Tempo und mehr melodischen Passagen machen die Jungs noch mehr Party auf der Bühne und übertragen dieses Feeling auf ihre Hörerschaft. Zwar sind es gefühlsmäßig nun wieder weniger geworden, doch dafür ist die Stimmung umso besser. Besonders gefallen haben mir die Songs „Swamphell“ und der Rausschmeißer „Hero“. Ein weiterer Höhepunkt in dem bisher recht erfolgreichen Line-Up.
Nachdem sich bei einem fleißigen Schreiberling auch mal der kleine Hunger meldet, gehe ich zurück zu meinem Grill und höre unterwegs noch ein paar Minuten bei GUNS OF METROPOLIS rein. Man merkt, dass den Jungs dieser Auftritt einiges bedeutet, doch trotzdem können sie nicht mit Professionalität überzeugen. Irgendwas von einem Besetzungswechsel höre ich noch als ich weitergehe, doch juckt mich das momentan recht wenig, genauso wie die meisten anderen Leute, die mit dieser Band nicht viel anfangen können. Dafür sind die Songs zu unbekannt und haben nicht den nötigen Reiz.
Zu ENSLAVED bin ich gesättigt und voller Tatendrang wieder für jeden Spaß zu haben. Und da bin ich bei den Norwegern genau richtig. Theoretisch ist 17:00 Uhr eine denkbar schlechte Uhrzeit für diese Art von Metal, aber die Wirkung wird in der Praxis dadurch nicht vermindert. Dafür sind die Norweger einfach viel zu gut drauf, was die Pain Stage schnell zu klein wirken lässt, die Stimmung aber eher fördert als schmälert. Songs wie „Ground“, „Ruun“ oder sogar „Allfadir Odinn“ aus ihrer ersten EP zünden beim Publikum wie eine Bombe und sorgen für einen der besten Auftritte auf dem Summer Breeze.
Was nun kommt dürfte spätestens klar sein, wenn man die Masse an pinken Fahnen und T-Shirts sieht: J.B.O. Eine Band, deren Reiz ich noch nie richtig verstanden habe, doch anscheinend stehe ich mit meiner Meinung ziemlich alleine da, als die Franken mit „I Don't Like Metal“ ihren Auftritt beginnen. Danach kommen Songs wie „Dr. Met“ und „Killer“, ebenfalls aus ihrem neuen Album „Killeralbum“, was im Nachhinein viele Fans der alten Klassiker kritisieren. Neben einigen Einfällen wie mehreren riesigen Luftballons, die in die Menge geworfen werden, verschiedenen Bühnenoutfits und einem tanzenden Pärchen auf der Bühne ist meiner Meinung nach nicht viel geboten, weswegen ich mich schon vorzeitig vom Ort entferne.
Damit muss ich wohl irgendwie die Metalgötter verärgert haben, denn was nun passiert, stellt die schicksalhaften Weichen für einen etwas gedämpften Spaß während der nächsten Tage. Auf halben Weg zwischen Bühne und Zelt kassiere ich aus unbekannten Gründen einen schwungvollen Tritt mit Stahlkappen gegen mein Schienbein. Während ich am Boden liegend von den Maltesern aufgesammelt werde und mir dabei ausmale, wie verheerend der Fuß des Angreifers nach dieser Attacke wohl aussehen mag, gehe ich im Kopf bereits durch, welche Bands ich nun verpassen werde. Aber Glück gehabt, gebrochen ist nichts, und als mich der Arzt fragt, ob ich viel Alkohol getrunken habe, wird das natürlich gekonnt mit einem Bier in der Hand verneint. Also gibt’s etwas gegen die Schmerzen und ein Kumpel hilft mir, einen guten Platz für den Top Act des Festivals zu ergattern (Hier nochmal einen herzlichen Dank an Tobias).
Die Rede ist natürlich von BOLT THROWER. Wenn sich die Briten schon mal die Mühe machen, ein Festival zu besuchen, ist es natürlich Pflicht, dabei zu sein. Und schon beim Opener „IVth Crusade“ sind alle der hier Anwesenden mit größter Hingabe und maximalem Engagement der gleichen Meinung. Die Zeit ist leider begrenzt, also wird nicht lange geredet, sondern umso mehr gespielt. Quer durch alle Alben brennen sich BOLT THROWER in die Herzen der Fans mit „Mercenary“, „Anti Tank“ oder „No Guts, No Glory“. Viel mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr sagen, denn jeder, der mal einen Auftritt der Band genießen durfte, weiß wovon ich spreche. Sehr hochwertiger Metal, runtergespielt als wäre es das normalste auf der Welt und dazu noch das Feeling, mit hunderten von anderen Begeisterten regelrecht weggepustet zu werden. Das ist es, was BOLT THROWER ausmacht.
SAMSTAG
Die Tabletten haben ihre Wirkung nicht verfehlt, und weil ich nach BOLT THROWER richtig abgesackt bin, half nur noch die Flucht ins Zelt. Bei bestem Sonnenschein quäle ich mich am nächsten Tag dann wieder aus meinem Grab von Jack Wolfskin und führe mir die ersten alkoholischen Getränke zu, in der Hoffnung auf eine lindernde Wirkung. Die Wirkung stellt sich schnell doch etwas zu krass ein, weswegen ich die Idee mit dem Alkohol schnell wieder verwerfe, um mich kurze Zeit später auf den Weg zu MOTORJESUS zu machen.
MOTORJESUS haben in meinen Augen das beste Rock Album des letzten Jahres veröffentlicht. Da will ich doch unbedingt bei einem Live Auftritt dabei sein, und das hat sich letztendlich zu 110% gelohnt. Was mich erwartet ist im Nachhinein betrachtet einer der geilsten Auftritte meines Lebens, den ich in seiner Qualität direkt neben BOLT THROWER stellen würde. Erstmal verteilt Sänger Chris Brix, der wohl sympathischste Typ, den ich je gesehen hab, belegte Brötchen und ein paar Dosen Bier ins Publikum, nur um dann zu zeigen, wo der Hammer hängt. Eine Schande, dass solch ein Auftritt um 12:00 Uhr Mittag von nur sehr wenigen Leuten gesehen wird. Ein Platz deutlich später wäre wohl angebrachter gewesen. Doch wenigstens kann sich MOTORJESUS der Aufmerksamkeit von allen anwesenden Personen im Umkreis von 300m sicher sein. Neben den bekannten Hits wie „Motor Discipline“ ist „New War“ der Knüller schlechthin, umgewandelt in ein Medley aus „Rock You Like A Hurricane“ und „TNT“. An diesen Auftritt werde ich mich mit Sicherheit noch lange erinnern.
Da können einem BENIGHTED ja schon fast Leid tun, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Auftritt von MOTORJESUS noch irgendwie zu überbieten ist. So kann man zwar von einer überzeugenden Show sprechen und von einer Band, die sich viel Mühe gibt, aber das war es dann auch schon. Insgesamt ein guter, aber recht unspektakulärer Auftritt.
Nun wird es abwechslungsreicher, mit TOTAL CHAOS, eine der ältesten Punk Bands Amerikas. Anfangs noch etwas rumpelnd und planlos spielen sich die Jungs schnell ein und überzeugen bald mit ihren provokativen Texten und der richtigen Punker Einstellung. Man merkt, das sind echte Pioniere des Punks und keine Schauspieler zwecks besserer Verkaufszahlen. Mit viel Spaß und den dazu passenden Songs wie „Du siehst scheiße aus“ oder „Punk Invasion“ haben alle Anwesenden eine gute Zeit und genug Möglichkeiten zum abfeiern.
Jetzt richten sich alle Augen auf die Main Stage, wo die Titelmelodie der Ghostbusters Filme bzw. ein Remix davon die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber allzu lange währt der Spaß nicht, denn dann betreten ENGEL die Bühne, von denen ich bisher noch nie etwas gehört habe. Ich setze mich vorsorglich mal auf den Boden in den hinteren Bereich und lasse die ersten Takte über mich ergehen. Meine schnelle Einschätzung: Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Außerdem gerade irgendwie nervig. Ähnlich denken wohl viele Leute, denn das Gelände vor der Main Stage lichtet sich schon wieder, wobei gleichzeitig ein kleiner Run auf die Pain Stage beginnt, denn dort spielt in den nächsten Minuten DEADLOCK. Ich schließe mich an und wechsle meine Sitzposition auf ein Stückchen Wiese gleich neben dem Ausschank und schlürfe dort eine Apfelschorle - Ja, ich gebe mich geschlagen.
Der Ansturm scheint gar nicht mehr aufzuhören. Selbst als DEADLOCK bereits die ersten Takte hinter sich gebracht haben strömen immer noch mehr Menschen vor die Bühne. Den Anfang bilden elektronische Beats (na super...) mit einem Übergang auf „Bizarro World“. Und von da an gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Ständig ist mindestens ein Crowdsurfer in der Luft, ein Moshpit reicht wohl auch nicht, es müssen schon zwei her, und obwohl das Wetter gerade nicht das beste ist, wird es langsam richtig heiß in der Menge. Da hilft nur noch eine Abkühlung mit dem Feuerwehrschlauch. Fazit: Eine tobende Menge, die mich schnell ansteckt, obwohl DEADLOCK eher nicht meinen Nerv trifft.
Beeilung ist angesagt, denn schließlich kommen auf der anderen Bühne GRAND MAGUS aufs Parkett. Doch, wo bleiben denn all die anderen Fans? Nicht viel zu sehen, die meisten haben sich nach DEADLOCK gleich wieder verpisst und deshalb ist es ungewöhnlich leer. Dabei habe ich GRAND MAGUS als einen der Top Acts eingeschätzt. Aber alles halb so wild, denke ich mir noch, als die Schweden mit dem Genickbrecher „Kingslayer“ ihren Auftritt beginnen. Kein schlechter Start, die Leute sind voll dabei, trotz der brennenden Sonne, doch was ich bereits am Anfang feststelle, zieht sich durch den kompletten Auftritt und gipfelte schließlich bei „Hammer of the North“: JB am Mikrofon hat tatsächlich Stimmprobleme, teilweise sind schon deutliche Aussetzer bemerkbar. Aber ich bin dennoch froh, dass GRAND MAGUS auf der Bühne stehen und nicht wie andere Bands den Schwanz einziehen und absagen. Neben ein paar Mikrofonproblemen am Schlagzeug war das aber ein recht mittelmäßiger Auftritt der Schweden, die ich in München vor gut einem Jahr mit mehr Power in Erinnerung habe.
Nach der obligatorischen Grillpause folgen DEMONICAL, die ich für einen kleinen Geheimtipp auf dem Festival halte. Pünktlich zu ihrem Auftritt steh ich also im Party Zelt, wo momentan kein Andrang zu spüren ist. Schade, denn schnell bewahrheitet sich meine Einschätzung als Geheimtipp. Locker, cool und lässig stehen die Mannen auf der Bühne und zeigen, was man in Schweden unter guter Musik versteht. Richtig groovige Rhythmen treffen auf einen Sänger, der sein Growling bestens beherrscht und ab und an ein paar nette Worte für sein Publikum übrig hat, meistens mit der Aufforderung doch etwas mehr zu trinken. Dabei kann man schon mal sein Zeitgespür verlieren, denn als sie „Death Metal Darkness“ als letzten Knüppler ankündigen, bin ich schon etwas überrascht und würde gerne mehr davon hören.
Aber was soll's, mit WOLF kommt ja keine minder schlechte Band auf die Bühne. Genauso locker und entspannt keifen sie ihren Poser Heavy Metal durch die Boxen und geben sich richtig publikumsnah. Ein nahtloser Übergang von DEMONICAL, der genauso viel Spaß macht und die Zeit genauso schnell vergehen lässt. Da bemitleide ich doch jeden, der es vorzog CORVUS CORAX auf der Mainstage anzufeuern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die eine ähnliche Stimmung haben wie hier im Zelt.
Apropos Stimmung. Nun ist es Zeit für SWASHBUCKLE und ihren Piraten Death Metal. Die schaffen es schon nach Sekunden, sich durch Wort und Tat selbst zum Affen zu machen, aber noch besser verstehen sie es, den Leuten den Marsch bzw. den Metal zu blasen. Unaufgefordert entstehen mehrere Moshpits, was dem langbärtigen Admiral Nobeard natürlich noch nicht genug ist. Er fordert einen Circle Pit durch das komplette Zelt, was dann doch etwas zu viel verlangt ist. Crowdsurfer und andere partywütige Genossen finden bei dieser Band die wohl beste Zeit ihres Lebens. Als ob das dann noch nicht genug wäre, stürmen auf einmal drei Mitglieder von DEADLOCK auf die Bühne, verkleidet als Krabbe, Schildkröte und Papagei. Die machen natürlich erstmal genauso Radau, springen ins Publikum oder schlagen Räder auf der Bühne. Mittlerweile steht die Musik gar nicht mehr so im Mittelpunkt, aber egal, Hauptsache jeder kommt auf seine Kosten.
Mittlerweile befinde ich mich schon seit über zwei Stunden im Zelt und habe noch immer kein Bedürfnis mal rauszuschauen, denn nun kommt mit OBSCURA der nächste Knüller. Die lassen einem aber auch gar keine Zeit zum Ausruhen. Ein echter Metaler muss da wohl durch, und so stehe ich mittlerweile in der ersten Reihe und hoffe, dort zu den Klängen von „Anticosmic Overload“ und Co. nicht von Crowdsurfern überrollt zu werden. Aber diesmal hab ich Glück, ich kann in aller Ruhe den bisher wohl anspruchsvollsten Death Metal des Festivals genießen, der ohne Posen in einfacher schwarzer Kleidung runtergezockt wird. Einziger Schwachpunkt ist der Sound, der für meine Begriffe zu basslastig rüberkommt und somit die Gitarrensoli zu stark überdeckt.
Nach einem kurzen Besuch beim Dönermann schaue ich weiter zu TARJA. Viel hab ich schon von ihr gehört, doch noch nie selber gesehen. Während ich mich schließlich langsam durch die Menge nach vorne bewege, weiß ich nicht was schlimmer ist: Die Soundprobleme, bei denen Tarja zuerst nur sehr leise zu hören ist und dann kurzzeitig die Boxen platzen lässt, die betrunkenen Leute, die ernsthaft versuchen mitzusingen, oder diejenigen Betrunkenen, die in einer parodistischen Art und Weise mitsingen. Das ist zu viel für meine Ohren, ich flüchte von diesem Ort.
Erst zu SODOM wage ich mich mit ein paar tausend anderen Leuten wieder vor die Bühne. Noch bevor TARJA zu Ende gespielt hat, gibt es schon die ersten SODOM Chöre und einen tobenden Applaus für einen Roadie, der einmal über die Bühne hüpft. Lustigerweise hat auch Tarja ihr Programm soeben beendet, so dass sie denkt, der Applaus gilt ihr. Aber zurück zu SODOM, die geben erstmal eine Kostprobe von ihrem neuen Album zum besten, welches kompromisslos von den Leuten akzeptiert wird. Ja, Onkel Tom und Co sind hier definitiv ein Selbstläufer. Wahrscheinlich wären die Menschen genauso begeistert, wenn Hänschen Klein in einer Dauerschleife gespielt werden würde. Fühlt sich momentan echt seltsam an, wie diese Urgesteine des Metals vergöttert werden. Aber solche Gedanken mache ich mir spätestens ab „M16“ nicht mehr, denn von da an geht es weiter mit den geliebten Klassikern wie „Agent Orange, „Blasphemer“ oder „Ausgebombt“.
Mehr ist dann aber nicht drin, denn nun beginnt im Zelt GOD DETHRONED. Zu diesem Auftritt muss man nicht viel sagen. Die Niederländer fangen an mit „Under A Darkening Sky“, machen nahtlos weiter mit „Serpent King“, gefolgt von Klassikern wie „Boiling Blood“ oder „Poison Fog“ und hören mit „Under The Sign Of The Iron Cross“ auf. Einzige Verschnaufpause gibt es mit dem etwas langsamer gehaltenen „Soul Capture 1562“. Ein grandioser Auftritt, nominiert für die Top 5 Acts des Summer Breeze.
Nun ist es also schon soweit, der letzte Gig des Summer Breeze ist für mich gekommen. VOMITORY betreten die Bühne, versichern sich erstmal, ob wir noch betrunken sind, und schmettern uns dann „Regorgue in the Morgue“ aus dem neuen Album „Opus Mortis VIII“ vor dem Latz. Der Rest ist ähnlich wie bei GOD DETHRONED. Unglaublich schnell, sehr spielverliebt mit wenig Pausen und das alles mit den passenden Fans, die eine solche Musik zu schätzen wissen. So ist das Publikum trotz der abendlichen Stunde am dritten Festivaltag nicht zu halten, ein festes Indiz dafür, dass wirklich noch genügend Alkohol fließt. Hauptaugenmerk liegt bei diesem Auftritt definitiv auf dem neuen Album, aber auch für die Fans der alten Schule haben sie mit „Terrorize, Brutalize, Sodomize“ und „Blood Rapture“ zum Abschluss noch genug Stoff übrig.
Ein mehr als würdiges Konzert zum Abrunden dieses Festivals, welches für mich neben einem vielfältigen Line-Up vor allem mit zwei kleineren Schicksalsschlägen verbunden war. Aber was solls, so spielt das Leben und das Summer Breeze hat mich nächstes Jahr trotzdem wieder.
Da ist es aus platztechnischen Gründen zwar schlecht, erst am Donnerstag anzureisen, aber was soll man machen, wenn Verpflichtungen aus dem beruflichen Leben dagegen sprechen. Immerhin setze ich mich dann am Donnerstag zur noch dunklen Morgenstunde in Bewegung, und schaffe es ohne Stau auf den Campingplatz. Da heißt es erstmal auspacken und aufbauen, bevor die Hitze noch unerträglicher wird, denn immerhin hat es um 10:00 Uhr morgens schon 23°C im Schatten, und keine Wolke am Himmel. Das kann ja heiter werden.
Schnell finde ich auch meine Kameraden und Kameräder, die schon gestern anreisten und mir immer noch sichtlich begeistert von VADER berichten, die wohl den besten Auftritt am Mittwoch hinlegten. Neben Songs aus dem neuen Album werden vor allem zwei grandiose Coversongs, nämlich „Black Sabbath“ und „Reigning Blood“ lobend erwähnt.
DONNERSTAG
Für mich heißt es jetzt aber abwarten und Tee (mit Rum) trinken, denn zur ersten Band des Tages dauert es noch etwas, und so hab ich vor lauter Warterei erstmal den New Blood Award verschwitzt. Aber Hauptsache ich bin dann pünktlich zu A PALE HORSE NAMED DEATH anwesend. Eigentlich überhaupt nicht so mein Musikgeschmack, aber man kann ja etwas Festivalatmosphäre schnuppern und dazu den sanften Klängen von Alternative Metal mit leichtem Grunge Einfluss lauschen. Und während ich noch über die richtige Definition nachdenke, haben schon verhältnismäßig viele Leute viel Spaß vor der Bühne. Naja, sollen sie doch, solange ich in Ruhe mein Mittagsbier genießen kann.
Es wird für mich danach nicht besser, denn mit THE SORROW betreten auf einmal Scharen von Jugendlichen mit Basecaps, Sonnenbrille, ärmellosen Shirts und kurzen Hosen das Gelände. Richtig, es ist Metalcore Zeit. Während ich versuche mich auf Songs wie „Where is the Sun?“ oder „Crossing Jordan“ zu konzentrieren, denke ich mir, dass ich mich doch etwas besser auf meine Pflichten als Redakteur konzentrieren könnte, und bewege mich vorsichtig in die Menge hinein, um ein paar gute Fotos mit der Crowd im Vordergrund zu schießen. Im Nachhinein ein Plan mit katastrophalen Folgen. Während ich mich auf einen guten Schnappschuss konzentriere, labert Frontman Mätze irgendwas von einem Circle Pit, und bevor ich reagieren kann bin ich schon mitten drin im Geschehen, meine Kamera fliegt mir aus der Hand, Suchen zwecklos. Nach einer knappen Minute legt sich der Circle Pit wieder und ich erspähe meine Kamera, bzw. was davon noch übrig ist. Ein paar Kids machen sich noch einen Spaß daraus, auf den Überresten meiner wenigen Wochen alten Canon rumzuhüpfen, doch ich beschließe im Sinne der Berichterstattung nicht Amok zu laufen, sondern meinen Frust in Alkohol zu ertränken. Somit gibt es diesmal zwar keine Bilder, aber wenigstens noch eine Abhandlung über den Festivalverlauf.
Nachfolgende Band an diesem Tag ist SEVENTH VOID, und mein Frust ist natürlich noch nicht ertränkt. Diese Mischung aus Doom, Stoner Metal und langweilen Rockgedöns hilft mir da nicht gerade weiter. Im Grunde legen die Amerikaner einen guten Auftritt hin, mit viel Enthusiasmus und wenigstens der Song „Drown Inside“ findet ein bisschen Gefallen in meinem tiefsten Innersten, doch die Menge vor der Bühne wird immer dünner, die allgemeine Stimmung sackt dank der absolut unerträglichen Temperaturen auf einen Tiefstand und ich fühle mich immer noch leicht fremd zwischen diesen Metalcore Anhängern. Aber ich halte weiter gut durch, denn auf eine Band hab ich mich schon lange gefreut.....
… nämlich auf 9MM ASSI ROCK'N'Roll, für die ich mich kurz bevor es losgeht vor die Party Stage begebe. Und das keinen Moment zu spät, denn genau als ich das Zelt betrete, ertönt die Titelmusik zu Pirates of the Carribean aus den Lautsprechern, gefolgt von einer gut gelaunten Band die „Living After Midnight“ durch die Boxen jagen. Weiteren Spaß gibt es dann als Frontschwein Rock Rotten einen kleinen Strip hinlegte und sich Hose samt Kutte entledigt. Kein Wunder bei solchen Temperaturen. Es wird aber nicht gerade kühler durch Songs wie „Kampfschwein“ oder „Marmor Stein und Eisen bricht“. Mein Lieblingssong „Der Hetzer“ ist zwar nicht im Programm, aber zum Abschluss gibt's dann mit „Mein Vater war ein Wandersmann“ noch einiges zu grinsen. Insgesamt muss ich sagen, dass 9MM ASSI ROCK'N'ROLL ein sehr lustiger Sauhaufen sind, live richtig Spaß machen und Stimmung in jede Beerdigung bringen.
Ich begebe mich zurück zu den großen Bühnen und komme nach einem kurzen Zwischenstopp am Ausschank gerade noch rechtzeitig zu THE HAUNTED. Zuerst muss ich schlucken, als sie mit „Never Better“ vom „Unseen“ Album beginnen. Die Scheibe kam ja nicht wirklich gut weg, und auch auf mich macht dieses melodische Zeug einen eher schlechten Eindruck. Gleiche Wirkung beim Publikum, das eher verständnislos vor der Bühne ausharrt. Besser wird es zum Schluss hin mit Songs wie „No Compromise“, die thrashiger und wilder daherkommen. So dauert es auch nicht lange bis die obligatorischen Pits anfangen zu brodeln und sogar die Miniversion einer Wall of Death gelingt. Für mich letztendlich aber ein lethargischer Auftritt einer Band, die vor einer kurzen Zeit den komplett falschen Weg eingeschlagen hat. Wie ich im Nachhinein feststellen muss, wäre ich mit DER WEG EINER FREIHEIT deutlich besser gefahren.
Mag es am Alkohol liegen oder daran, dass mir irgendein Kanaldepp meine Line-Up Zettel samt Notizen zu den bisherigen Bands und der erleuchtenden Religion der 4. Dimension geklaut hat, aber anstatt ins Party Zelt zu gehen und VREID abzufeiern, bleibe ich weiter vor der Main Stage und tue mir COMEBACK KID an. Die haben aber wenigstens mehr Power im Arsch als THE HAUNTED und heizen dem Publikum mit ihrem Hardcore mächtig ein. Songs wie „Do Yourself A Favor“ oder „All In A Year“ sind nun bestimmt nicht mein Fall, aber das Publikum wird langsam immer größer und feiert die Band gut ab. Recht einfallsreich zeigen sie sich, als sie nicht zu einem Moshpit aufrufen sondern zu einer Umarmung. Während nun mehrere Dutzend Metaller vor der Bühne stehen und sich umarmen, zweifle ich leicht an meinem Wahrnehmungsvermögen und gehe Richtung Zeltplatz.
Zurück geht’s erst wieder zu ARCH ENEMY. Dabei fällt mir zum ersten mal an diesem Tag ein spitzenmäßiger Sound auf, schon mal die erste positive Überraschung. Aber immerhin ist das auch die erste Band, die diesen Sound mit ihren vielen Soli voll ausreizen kann. Jedenfalls kommen die Gitarren einfach erstklassig rüber und machen zusammen mit dem Rest der Band eine richtig gute Stimmung. Die Menschenmenge ist in der Zwischenzeit zu einer noch nicht dagewesenen Größe angewachsen und die langen Schlangen vor dem Einlass zeigen, dass für viele ARCH ENEMY die erste Band an diesem Abend ist. Ich hab gegen Songs wie „Revolutionary Begins“, „Bloodstained Cross“, „We Will Rise“ oder „Nemesis“ nichts einzuwenden und zusammen mit dem fast schon tobenden Publikum, der Lichtershow und der bestens abgestimmten Pyroshow entsteht eine erinnerungswürdige Atmosphäre.
Wahrscheinlich ist für die meisten ARCH ENEMY nicht nur die erste Band an diesem Abend sondern auch noch die letzte. Immerhin muss man schon stark aufpassen zwischen den herausströmenden Menschen nicht unterzugehen. Ich suche mein Glück vor der Camelstage und höre die letzten Minuten von AC/DX, welche ich eigentlich schon gefühlte tausendmal gehört habe. Für mich gibt es also keine großen Überraschungen, denn immerhin ist das eine der besten AC/DC Coverbands, die Songs wie „TNT“ oder „Stiff Upper Lip“ so authentisch wie nur möglich rüberbringen. So ein bisschen AC/DC zwischen den Gigs ist eine wirklich gute Abwechslung und hebt die Laune deutlich an.
Pünktlich zum Ende von AC/DX betreten DECAPITATED die Bühne. Auf dem Party San konnte ich mich damit nicht richtig damit anfreunden, doch hier, im deutlich größeren Zelt mit deutlich weniger Gedränge, sieht die Sache schon anders aus. Von Anfang an bin ich hin und weg und finde Songs wie „Spheres of Madness“ tausendmal besser als noch vor wenigen Tagen. 45 Minuten lang prügeln sich die Polen durch ihr Programm bestehend aus alten Schinken wie „Mother War“ und neuen Hits wie „404“. Dabei müssen sie gar nicht viel machen, außer ihr Zeug runterzuspielen, und schon gibt es die ersten Crowdsurfer und Moshpits. Bei einer geradezu schon familiären Atmosphäre kommt dabei jeder Zuhörer auf seine Kosten. Dieser Auftritt ist ein absoluter Geheimtipp, in dessen Genuss viel zu wenige gekommen sind, und langsam merke ich, wie das Partyzelt zu meinem Lieblingsort wird.
Dennoch verlasse ich kurz diesen Ort der Meditation und Hingabe, um einen Blick auf IN EXTREMO zu werfen. Warum genau weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich um sagen zu können „Ich war dabei“. Denn eigentlich ist alles genauso wie ich es mir vorgestellt habe. Die Leute sind da, die Band wird gefeiert, und bei Songs wie „Frei zu sein“ oder „Zigeunerskat“ singt so gut wie jeder mit. Dabei müssen sich IN EXTREMO noch nicht mal anstrengen und kommen mit ihrem absolut grottigen Sound (zumindest in den hinteren Reihen) sehr gut weg.
Für mich ein Grund nach den besagten zwei Liedern zurück zu meiner Lieblingsbühne zu wandern, denn HACKNEYED scheinen ja der neue Star zu sein. Für mich das erste mal, dass ich überhaupt irgendwas von der Band höre. Und was ich da höre gefällt mir zu 90%. Nur die restlichen 10% sind todlangweilig. So zumindest meine Einschätzung. Dennoch können die Newcomer beim Publikum gut punkten und legen ohne viel Gequatsche einen beachtlichen Auftritt hin. Ich hab den Wechsel von IN EXTREMO hierher zu keinem Zeitpunkt bereut.
Nun geht die lustige Wanderschaft wieder weiter und ich nehme eine Abkürzung durch den VIP Bereich zur Pain Stage, denn wie es aussieht hat kein einziger IN EXTREMO Fan Lust auf MARDUK und so ist eine Verstopfung im Wegsystem vorprogrammiert. Davon kann man halten, was man will, ich jedoch freue mich erstmal, dass der Andrang auf der etwas kleineren Pain Stage nicht wirklich groß ist. Der Anfang wird mit „Into Utter Madness“ schon mal richtig geil, doch irgendwie will der Funke nicht so wirklich auf das Publikum überspringen. Auf dem Summer Breeze ist MARDUK eben kein Selbstläufer. Erst als Mortuus ein paar Worte an das Publikum verliert und die Band mit Songs wie „Bleached Bones“ auch mal einen Gang runterschaltet, wird der Auftritt zu einem Erfolg. Neben diesem eher langsameren Knochenbrecher gab es dann noch: Heres No Peace, The Hangman of Prague, Headhunter Halfmoon, Burn My Coffin, Fistfucking God's Planet, Womb of Perishableness, Panzerdivision Marduk und Azrael
FREITAG
Das war's dann mit dem Donnerstag, einer neuer Tag beginnt und nachdem mich ein heftiges Gewitter gegen 06:00 Uhr morgens aufweckt und mich dazu bewegt, ins Auto zu flüchten, bin ich froh, dass ich die Top Combo WITCHERY, ABORTED und POSTMORTEM nicht mehr angeschaut habe, und wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf gefunden habe. Natürlich sind alle drei Bands sehenswert, aber gleichzeitig ist es auch eine Frechheit, diese auf Uhrzeiten jenseits von 01:00 Uhr zu legen.
Wie dem auch sei, nun heißt es zuerst den Nachbarn dabei helfen, ihren Pavillon zu flicken, etwas zum Frühstücken zu ergattern und sich langsam aber sicher auf TRIGGER THE BLOODSHED vorzubereiten. Anscheinend bin ich einer der wenigen, der die Death Metal und Grindcore Combo aus Großbritannien kennt, aber immerhin habe ich auch deren letztes Werk „Degenerate“ mit 7 von 10 Punkten bewertet, was durchaus ausreicht, um sich die Jungs mal live anzusehen. Dort finden sich mangels Bekanntheit nur wenige Leute, die sich mit mir vor die Bühne gesellen, aber die Anwesenden sind durchweg positiv beeindruckt. Kein Wunder bei diesem kompromisslosen Death Metal. Ein super Opener für diesen Tag, der mich mit der richtigen Musik aufweckt und Lust auf mehr macht.
Mehr kommt mit NERVECELL. Für alle, die die Band nicht kennen: Das sind vier Jungs aus den Arabischen Emiraten, die in ihren Durchsagen gerne mal auf Missstände in ihrem Land aufmerksam machen und musikalisch eine Light-Version von BENEATH THE MASSACRE darstellen. Auf jeden Fall eine Steigerung zu TRIGGER THE BLOODSHED, und so wuchs auch die Zahl der Headbanger von Song zu Song. Ich werde mich nach diesem Auftritt mal etwas mehr mit NERVECELL beschäftigen, denn das haben sie sich redlich verdient.
Von YOUR DEMISE sehe ich glücklicherweise nur den Schluss. Denn als ob diese Art von Musik mit den frühsportlichen Kreisbewegungen der Hörerschaft noch nicht stressig genug für mich ist, höre ich im Hintergrund den Track „Black and Yellow“. Ein Song, den ich mancherorts außerhalb der Metalszene leider des öfteren hören musste und der jedesmal aufs Neue meinen Blutdruck in die Höhe treibt.
Der wird bei SKELETONWITCH schlagartig umgewandelt in gute Laune, denn die Jungs starten heftig durch, und zwar mit „Upon Wings Of Black“. Die Leute machen mit, die mittlerweile wieder starke Sonne trocknet die restlichen Flecken der feuchten Erde und alle scheinen glücklich zu sein. Über kleine soundtechnische Schwierigkeiten kann man hinweg sehen und so folgen mit „Crushed Beyond Dust“ oder „Fire From the Sky“ weitere Knüller, die die Leute zum Toben bringen. Supersympathische Kerle, die auf der Bühne alles für ihre Fans geben, so muss das sein.
Keine großen Stimmungsprobleme hatten KALMAH nach dem überzeugenden Auftritt von SKELETONWITCH. Mit einem noch schnelleren Tempo und mehr melodischen Passagen machen die Jungs noch mehr Party auf der Bühne und übertragen dieses Feeling auf ihre Hörerschaft. Zwar sind es gefühlsmäßig nun wieder weniger geworden, doch dafür ist die Stimmung umso besser. Besonders gefallen haben mir die Songs „Swamphell“ und der Rausschmeißer „Hero“. Ein weiterer Höhepunkt in dem bisher recht erfolgreichen Line-Up.
Nachdem sich bei einem fleißigen Schreiberling auch mal der kleine Hunger meldet, gehe ich zurück zu meinem Grill und höre unterwegs noch ein paar Minuten bei GUNS OF METROPOLIS rein. Man merkt, dass den Jungs dieser Auftritt einiges bedeutet, doch trotzdem können sie nicht mit Professionalität überzeugen. Irgendwas von einem Besetzungswechsel höre ich noch als ich weitergehe, doch juckt mich das momentan recht wenig, genauso wie die meisten anderen Leute, die mit dieser Band nicht viel anfangen können. Dafür sind die Songs zu unbekannt und haben nicht den nötigen Reiz.
Zu ENSLAVED bin ich gesättigt und voller Tatendrang wieder für jeden Spaß zu haben. Und da bin ich bei den Norwegern genau richtig. Theoretisch ist 17:00 Uhr eine denkbar schlechte Uhrzeit für diese Art von Metal, aber die Wirkung wird in der Praxis dadurch nicht vermindert. Dafür sind die Norweger einfach viel zu gut drauf, was die Pain Stage schnell zu klein wirken lässt, die Stimmung aber eher fördert als schmälert. Songs wie „Ground“, „Ruun“ oder sogar „Allfadir Odinn“ aus ihrer ersten EP zünden beim Publikum wie eine Bombe und sorgen für einen der besten Auftritte auf dem Summer Breeze.
Was nun kommt dürfte spätestens klar sein, wenn man die Masse an pinken Fahnen und T-Shirts sieht: J.B.O. Eine Band, deren Reiz ich noch nie richtig verstanden habe, doch anscheinend stehe ich mit meiner Meinung ziemlich alleine da, als die Franken mit „I Don't Like Metal“ ihren Auftritt beginnen. Danach kommen Songs wie „Dr. Met“ und „Killer“, ebenfalls aus ihrem neuen Album „Killeralbum“, was im Nachhinein viele Fans der alten Klassiker kritisieren. Neben einigen Einfällen wie mehreren riesigen Luftballons, die in die Menge geworfen werden, verschiedenen Bühnenoutfits und einem tanzenden Pärchen auf der Bühne ist meiner Meinung nach nicht viel geboten, weswegen ich mich schon vorzeitig vom Ort entferne.
Damit muss ich wohl irgendwie die Metalgötter verärgert haben, denn was nun passiert, stellt die schicksalhaften Weichen für einen etwas gedämpften Spaß während der nächsten Tage. Auf halben Weg zwischen Bühne und Zelt kassiere ich aus unbekannten Gründen einen schwungvollen Tritt mit Stahlkappen gegen mein Schienbein. Während ich am Boden liegend von den Maltesern aufgesammelt werde und mir dabei ausmale, wie verheerend der Fuß des Angreifers nach dieser Attacke wohl aussehen mag, gehe ich im Kopf bereits durch, welche Bands ich nun verpassen werde. Aber Glück gehabt, gebrochen ist nichts, und als mich der Arzt fragt, ob ich viel Alkohol getrunken habe, wird das natürlich gekonnt mit einem Bier in der Hand verneint. Also gibt’s etwas gegen die Schmerzen und ein Kumpel hilft mir, einen guten Platz für den Top Act des Festivals zu ergattern (Hier nochmal einen herzlichen Dank an Tobias).
Die Rede ist natürlich von BOLT THROWER. Wenn sich die Briten schon mal die Mühe machen, ein Festival zu besuchen, ist es natürlich Pflicht, dabei zu sein. Und schon beim Opener „IVth Crusade“ sind alle der hier Anwesenden mit größter Hingabe und maximalem Engagement der gleichen Meinung. Die Zeit ist leider begrenzt, also wird nicht lange geredet, sondern umso mehr gespielt. Quer durch alle Alben brennen sich BOLT THROWER in die Herzen der Fans mit „Mercenary“, „Anti Tank“ oder „No Guts, No Glory“. Viel mehr muss man dazu eigentlich nicht mehr sagen, denn jeder, der mal einen Auftritt der Band genießen durfte, weiß wovon ich spreche. Sehr hochwertiger Metal, runtergespielt als wäre es das normalste auf der Welt und dazu noch das Feeling, mit hunderten von anderen Begeisterten regelrecht weggepustet zu werden. Das ist es, was BOLT THROWER ausmacht.
SAMSTAG
Die Tabletten haben ihre Wirkung nicht verfehlt, und weil ich nach BOLT THROWER richtig abgesackt bin, half nur noch die Flucht ins Zelt. Bei bestem Sonnenschein quäle ich mich am nächsten Tag dann wieder aus meinem Grab von Jack Wolfskin und führe mir die ersten alkoholischen Getränke zu, in der Hoffnung auf eine lindernde Wirkung. Die Wirkung stellt sich schnell doch etwas zu krass ein, weswegen ich die Idee mit dem Alkohol schnell wieder verwerfe, um mich kurze Zeit später auf den Weg zu MOTORJESUS zu machen.
MOTORJESUS haben in meinen Augen das beste Rock Album des letzten Jahres veröffentlicht. Da will ich doch unbedingt bei einem Live Auftritt dabei sein, und das hat sich letztendlich zu 110% gelohnt. Was mich erwartet ist im Nachhinein betrachtet einer der geilsten Auftritte meines Lebens, den ich in seiner Qualität direkt neben BOLT THROWER stellen würde. Erstmal verteilt Sänger Chris Brix, der wohl sympathischste Typ, den ich je gesehen hab, belegte Brötchen und ein paar Dosen Bier ins Publikum, nur um dann zu zeigen, wo der Hammer hängt. Eine Schande, dass solch ein Auftritt um 12:00 Uhr Mittag von nur sehr wenigen Leuten gesehen wird. Ein Platz deutlich später wäre wohl angebrachter gewesen. Doch wenigstens kann sich MOTORJESUS der Aufmerksamkeit von allen anwesenden Personen im Umkreis von 300m sicher sein. Neben den bekannten Hits wie „Motor Discipline“ ist „New War“ der Knüller schlechthin, umgewandelt in ein Medley aus „Rock You Like A Hurricane“ und „TNT“. An diesen Auftritt werde ich mich mit Sicherheit noch lange erinnern.
Da können einem BENIGHTED ja schon fast Leid tun, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der Auftritt von MOTORJESUS noch irgendwie zu überbieten ist. So kann man zwar von einer überzeugenden Show sprechen und von einer Band, die sich viel Mühe gibt, aber das war es dann auch schon. Insgesamt ein guter, aber recht unspektakulärer Auftritt.
Nun wird es abwechslungsreicher, mit TOTAL CHAOS, eine der ältesten Punk Bands Amerikas. Anfangs noch etwas rumpelnd und planlos spielen sich die Jungs schnell ein und überzeugen bald mit ihren provokativen Texten und der richtigen Punker Einstellung. Man merkt, das sind echte Pioniere des Punks und keine Schauspieler zwecks besserer Verkaufszahlen. Mit viel Spaß und den dazu passenden Songs wie „Du siehst scheiße aus“ oder „Punk Invasion“ haben alle Anwesenden eine gute Zeit und genug Möglichkeiten zum abfeiern.
Jetzt richten sich alle Augen auf die Main Stage, wo die Titelmelodie der Ghostbusters Filme bzw. ein Remix davon die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber allzu lange währt der Spaß nicht, denn dann betreten ENGEL die Bühne, von denen ich bisher noch nie etwas gehört habe. Ich setze mich vorsorglich mal auf den Boden in den hinteren Bereich und lasse die ersten Takte über mich ergehen. Meine schnelle Einschätzung: Nicht schlecht, aber auch nichts Besonderes. Außerdem gerade irgendwie nervig. Ähnlich denken wohl viele Leute, denn das Gelände vor der Main Stage lichtet sich schon wieder, wobei gleichzeitig ein kleiner Run auf die Pain Stage beginnt, denn dort spielt in den nächsten Minuten DEADLOCK. Ich schließe mich an und wechsle meine Sitzposition auf ein Stückchen Wiese gleich neben dem Ausschank und schlürfe dort eine Apfelschorle - Ja, ich gebe mich geschlagen.
Der Ansturm scheint gar nicht mehr aufzuhören. Selbst als DEADLOCK bereits die ersten Takte hinter sich gebracht haben strömen immer noch mehr Menschen vor die Bühne. Den Anfang bilden elektronische Beats (na super...) mit einem Übergang auf „Bizarro World“. Und von da an gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Ständig ist mindestens ein Crowdsurfer in der Luft, ein Moshpit reicht wohl auch nicht, es müssen schon zwei her, und obwohl das Wetter gerade nicht das beste ist, wird es langsam richtig heiß in der Menge. Da hilft nur noch eine Abkühlung mit dem Feuerwehrschlauch. Fazit: Eine tobende Menge, die mich schnell ansteckt, obwohl DEADLOCK eher nicht meinen Nerv trifft.
Beeilung ist angesagt, denn schließlich kommen auf der anderen Bühne GRAND MAGUS aufs Parkett. Doch, wo bleiben denn all die anderen Fans? Nicht viel zu sehen, die meisten haben sich nach DEADLOCK gleich wieder verpisst und deshalb ist es ungewöhnlich leer. Dabei habe ich GRAND MAGUS als einen der Top Acts eingeschätzt. Aber alles halb so wild, denke ich mir noch, als die Schweden mit dem Genickbrecher „Kingslayer“ ihren Auftritt beginnen. Kein schlechter Start, die Leute sind voll dabei, trotz der brennenden Sonne, doch was ich bereits am Anfang feststelle, zieht sich durch den kompletten Auftritt und gipfelte schließlich bei „Hammer of the North“: JB am Mikrofon hat tatsächlich Stimmprobleme, teilweise sind schon deutliche Aussetzer bemerkbar. Aber ich bin dennoch froh, dass GRAND MAGUS auf der Bühne stehen und nicht wie andere Bands den Schwanz einziehen und absagen. Neben ein paar Mikrofonproblemen am Schlagzeug war das aber ein recht mittelmäßiger Auftritt der Schweden, die ich in München vor gut einem Jahr mit mehr Power in Erinnerung habe.
Nach der obligatorischen Grillpause folgen DEMONICAL, die ich für einen kleinen Geheimtipp auf dem Festival halte. Pünktlich zu ihrem Auftritt steh ich also im Party Zelt, wo momentan kein Andrang zu spüren ist. Schade, denn schnell bewahrheitet sich meine Einschätzung als Geheimtipp. Locker, cool und lässig stehen die Mannen auf der Bühne und zeigen, was man in Schweden unter guter Musik versteht. Richtig groovige Rhythmen treffen auf einen Sänger, der sein Growling bestens beherrscht und ab und an ein paar nette Worte für sein Publikum übrig hat, meistens mit der Aufforderung doch etwas mehr zu trinken. Dabei kann man schon mal sein Zeitgespür verlieren, denn als sie „Death Metal Darkness“ als letzten Knüppler ankündigen, bin ich schon etwas überrascht und würde gerne mehr davon hören.
Aber was soll's, mit WOLF kommt ja keine minder schlechte Band auf die Bühne. Genauso locker und entspannt keifen sie ihren Poser Heavy Metal durch die Boxen und geben sich richtig publikumsnah. Ein nahtloser Übergang von DEMONICAL, der genauso viel Spaß macht und die Zeit genauso schnell vergehen lässt. Da bemitleide ich doch jeden, der es vorzog CORVUS CORAX auf der Mainstage anzufeuern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die eine ähnliche Stimmung haben wie hier im Zelt.
Apropos Stimmung. Nun ist es Zeit für SWASHBUCKLE und ihren Piraten Death Metal. Die schaffen es schon nach Sekunden, sich durch Wort und Tat selbst zum Affen zu machen, aber noch besser verstehen sie es, den Leuten den Marsch bzw. den Metal zu blasen. Unaufgefordert entstehen mehrere Moshpits, was dem langbärtigen Admiral Nobeard natürlich noch nicht genug ist. Er fordert einen Circle Pit durch das komplette Zelt, was dann doch etwas zu viel verlangt ist. Crowdsurfer und andere partywütige Genossen finden bei dieser Band die wohl beste Zeit ihres Lebens. Als ob das dann noch nicht genug wäre, stürmen auf einmal drei Mitglieder von DEADLOCK auf die Bühne, verkleidet als Krabbe, Schildkröte und Papagei. Die machen natürlich erstmal genauso Radau, springen ins Publikum oder schlagen Räder auf der Bühne. Mittlerweile steht die Musik gar nicht mehr so im Mittelpunkt, aber egal, Hauptsache jeder kommt auf seine Kosten.
Mittlerweile befinde ich mich schon seit über zwei Stunden im Zelt und habe noch immer kein Bedürfnis mal rauszuschauen, denn nun kommt mit OBSCURA der nächste Knüller. Die lassen einem aber auch gar keine Zeit zum Ausruhen. Ein echter Metaler muss da wohl durch, und so stehe ich mittlerweile in der ersten Reihe und hoffe, dort zu den Klängen von „Anticosmic Overload“ und Co. nicht von Crowdsurfern überrollt zu werden. Aber diesmal hab ich Glück, ich kann in aller Ruhe den bisher wohl anspruchsvollsten Death Metal des Festivals genießen, der ohne Posen in einfacher schwarzer Kleidung runtergezockt wird. Einziger Schwachpunkt ist der Sound, der für meine Begriffe zu basslastig rüberkommt und somit die Gitarrensoli zu stark überdeckt.
Nach einem kurzen Besuch beim Dönermann schaue ich weiter zu TARJA. Viel hab ich schon von ihr gehört, doch noch nie selber gesehen. Während ich mich schließlich langsam durch die Menge nach vorne bewege, weiß ich nicht was schlimmer ist: Die Soundprobleme, bei denen Tarja zuerst nur sehr leise zu hören ist und dann kurzzeitig die Boxen platzen lässt, die betrunkenen Leute, die ernsthaft versuchen mitzusingen, oder diejenigen Betrunkenen, die in einer parodistischen Art und Weise mitsingen. Das ist zu viel für meine Ohren, ich flüchte von diesem Ort.
Erst zu SODOM wage ich mich mit ein paar tausend anderen Leuten wieder vor die Bühne. Noch bevor TARJA zu Ende gespielt hat, gibt es schon die ersten SODOM Chöre und einen tobenden Applaus für einen Roadie, der einmal über die Bühne hüpft. Lustigerweise hat auch Tarja ihr Programm soeben beendet, so dass sie denkt, der Applaus gilt ihr. Aber zurück zu SODOM, die geben erstmal eine Kostprobe von ihrem neuen Album zum besten, welches kompromisslos von den Leuten akzeptiert wird. Ja, Onkel Tom und Co sind hier definitiv ein Selbstläufer. Wahrscheinlich wären die Menschen genauso begeistert, wenn Hänschen Klein in einer Dauerschleife gespielt werden würde. Fühlt sich momentan echt seltsam an, wie diese Urgesteine des Metals vergöttert werden. Aber solche Gedanken mache ich mir spätestens ab „M16“ nicht mehr, denn von da an geht es weiter mit den geliebten Klassikern wie „Agent Orange, „Blasphemer“ oder „Ausgebombt“.
Mehr ist dann aber nicht drin, denn nun beginnt im Zelt GOD DETHRONED. Zu diesem Auftritt muss man nicht viel sagen. Die Niederländer fangen an mit „Under A Darkening Sky“, machen nahtlos weiter mit „Serpent King“, gefolgt von Klassikern wie „Boiling Blood“ oder „Poison Fog“ und hören mit „Under The Sign Of The Iron Cross“ auf. Einzige Verschnaufpause gibt es mit dem etwas langsamer gehaltenen „Soul Capture 1562“. Ein grandioser Auftritt, nominiert für die Top 5 Acts des Summer Breeze.
Nun ist es also schon soweit, der letzte Gig des Summer Breeze ist für mich gekommen. VOMITORY betreten die Bühne, versichern sich erstmal, ob wir noch betrunken sind, und schmettern uns dann „Regorgue in the Morgue“ aus dem neuen Album „Opus Mortis VIII“ vor dem Latz. Der Rest ist ähnlich wie bei GOD DETHRONED. Unglaublich schnell, sehr spielverliebt mit wenig Pausen und das alles mit den passenden Fans, die eine solche Musik zu schätzen wissen. So ist das Publikum trotz der abendlichen Stunde am dritten Festivaltag nicht zu halten, ein festes Indiz dafür, dass wirklich noch genügend Alkohol fließt. Hauptaugenmerk liegt bei diesem Auftritt definitiv auf dem neuen Album, aber auch für die Fans der alten Schule haben sie mit „Terrorize, Brutalize, Sodomize“ und „Blood Rapture“ zum Abschluss noch genug Stoff übrig.
Ein mehr als würdiges Konzert zum Abrunden dieses Festivals, welches für mich neben einem vielfältigen Line-Up vor allem mit zwei kleineren Schicksalsschlägen verbunden war. Aber was solls, so spielt das Leben und das Summer Breeze hat mich nächstes Jahr trotzdem wieder.