Power Of Metal 2011
Power Of Metal 2011
Oberhausen, Turbinenhalle
17.09.2011
17.09.2011
Eher selten kommt es vor, dass eine Band, die man eigentlich auf dem Schirm hat und auf Platte schätzt, gefühlt im Vorbeigehen so explodiert wie SABATON das in den letzten Jahren vorgemacht haben. Anders lässt sich der große Andrang beim Abschlusskonzert der „Power Of Metal“-Tour in der Oberhausener Turbinenhalle kaum erklären, die schon zu Konzertbeginn sehr gut gefüllt ist und vor erwartungsfreudigen Gesichtern nur so strotzt.
Den aufstrebenden Kanadiern SKULL FIST kommt das nur teilweise zugute. Zum einen ist der Sound ausbaufähig, der laute und etwas zu hallende Gesang drängt die Gitarren ziemlich in den Hintergrund, und zum anderen steckt der Übermut von Jackie Slaughter und Mannen – Drummerin Alison ist seit der Frühjahrstour mit ENFORCER & BULLET von einem wesentlich weniger ansehnlichen Kerl ersetzt worden, dessen Handynummer aber in alter Tradition auch auf der MySpace Seite der Band steht… - heute zwar etwa genauso viele Menschen an wie auf der angesprochenen vorherigen Tour, prozentual auf die Gesamtzuschauerzahl gesehen ist das aber natürlich ein frappierender Unterschied. Egal, sagt sich Mister Slaughter, scherzt, feuert an und wirft die zum Tourabschluss von SABATON überreichte, Joakim Brodén Lookalike Ausblaspuppe gleich mal ins Publikum. Der in der Theorie so einfach klingende Spaß, Jackie nimmt während dem Spielen einmal Mitgitarristen Jonny auf die Schulter, ist jedes Mal stimmungsvoll und das unmittelbare Übereinander verdeutlicht zudem die Schönheit von Jackies Rising Sun Flying V im Vergleich zu dem pflaumenfarbenen Ungetüm seines Kollegen. Ein möglicher Ansatzpunkt für den „No False Metal“?
Stimmungstechnisch aus ganz anderem Holz sind POWERWOLF geschnitzt, bei denen nicht nur die Greywolfs an den Saiteninstrumenten die gewohnten (und geliebten) Gegenwindventilatoren am Start haben, die Bühne in Gruselkirchendeko gekleidet wird und Messgewänder und anderer sakralen Schnickschnack aufgefahren wird (v.a. von Keyboarder / Organist Falk und Sänger Attila), sondern auch mehr oder weniger die komplette Halle ab der ersten Note voll dabei ist. Nach einem technischen Problem zu Beginn gibt es genauso die von Attila geforderten „Peinlich! Peinlich!“ Sprechchöre wie lautstarkes Mitwirken bei sämtlichen Spielchen und enthusiastische Begleitung der bekannten und perfekt zum Mitsingen einladenden Lieder. Ein wenig vereinfacht wird das dadurch, dass POWERWOLF heute auf ganz alte Schoten wie „Kiss of the Cobra King“ verzichten, auch wenn das für mich natürlich ein herber Schlag ist. Wer gleichzeitig so routiniert, freudestrahlend und mit Erfolg das Publikum animiert, unterhält und zufriedenstellt, kann aber nichts falsch gemacht haben. Auf die nächste Headlinertour darf und sollte man gespannt sein, vorher wird allerdings eine Erläuterung einzuholen sein, warum die Saarländer von SABATON zum Tourabschluss ein Schaf überreicht bekommen.
Setlist POWERWOLF:
Sanctified with Dynamite
Prayer in the Dark
Raise your fist, Evangelist
We Drink Your Blood
Werewolves of Armenia
Dead Boys Don't Cry
Resurrection by Erection
Saturday Satan
Lupus Dei
Als Beleg dafür, dass das Publikum heute im Schnitt etwas jünger ist und nicht schon bei Veröffentlichung die „Tunes Of War“ mitgepfiffen hat, kann man die Reaktionen auf GRAVE DIGGER werten. Zwar werden Chris Boltendahl und Mithighlander wohlwollend begrüßt und beklatscht, die Euphorie bei POWERWOLF stand aber auf einem anderen Blatt. Vielleicht liegt es daran, dass es der letzte Termin der Tour ist, jedenfalls wirkt am Anfang auch Boltendahls raues Organ nicht ganz auf der Höhe und kommt erst langsam richtig in Fahrt. Da passt es ziemlich gut, dass mit Axel Ritt (DOMAIN) mittlerweile ein richtiger Showman die Leadgitarre übernommen hat, der in bester und ebenso schmerzfreier wie unterhaltsamer 80er Guitar Hero Manier Tönen und Posen freien Lauf lässt, als gäbe es kein Morgen mehr. Die klaren Stimmungssieger sind die abschließenden Evergreens „Rebellion“ und „Heavy Metal Breakdown“, bei denen auch Chris Boltendahls Stimme wesentlich präsenter und fordernder wirkt - fast so, als wäre das vorher nur das Einsingen für den Höhepunkt gewesen, aber bei diesem alten Fuchs grenzt das ja schon an beleidigende Unterstellung und darf deshalb gleich wieder vergessen werden. Guter, aber nicht überragender Auftritt.
Setlist GRAVE DIGGER:
Paid in Blood
The Dark of the Sun
Wedding Day
Hammer of the Scots
Twilight of the Gods / The Grave Dancer / Circle of Witches
Killing Time
Highland Farewell
Excalibur
Rebellion (The Clans are Marching)
Heavy Metal Breakdown
Beim folgenden Headliner SABATON gehen bekanntermaßen bereits auf Platte die Meinungen extrem auseinander, nicht nur wegen des unglaublichen Pathos, sondern auch wegen dessen Verbindung mit militär- bzw. weltkriegslastigen Texten. Dass diese Diskrepanz live aber noch deutlich getoppt werden kann, habe ich vorher so nicht erwartet, deshalb sollte man meiner Meinung nach der Ausgeglichenheit halber versuchen beide, legitime Seiten der Medaille darzustellen.
Auf der einen Seite kann man sich an einer bestens aufgelegten und dank des stegreichen Bühnenaufbaus bewegungsfreudigen Band erfreuen, deren Frontmann sichtlich bewegt ist von dem enthusiastischen Zuspruch, der ihm und seinen Mitstreitern zuteilwird, und sich womöglich öfter vor Stolz auf die Brust klopfen würde, wenn wegen des bekannten blechverzierten Oberteils dabei keine Verletzungsgefahr bestünde. Viele hundert Kehlen begleiten mit Inbrunst und Begeisterung Gassenhauer vom älteren „Attero Dominatus“ bis hin zu aktuellen Werken und die enorm ausgelassene Stimmung der Mehrheit des Publikums macht den Auftritt zu einer Mischung aus Triumphzug und Party, der erst nach zahlreichen Zugaben endet.
Auf der anderen Seite kann man sich mit der gleichen Berechtigung darüber aufregen, dass der auf den Alben so pathetisch ausgelebte Pathos live vollständig untergeht, weil mehr oder weniger jedes Lied durch das deutlich angezogene Tempo an Atmosphäre verliert und jeglicher Anflug von Würde von einem alles in den Schatten stellenden Discokeyboard erschlagen wird. Selbst wenn der „Hey, was geht ab? - SABATON die ganze Nacht!“-Sprechchor nur ein Produkt der Fantasie ist, wäre er nach dieser Erfahrung eine kleinere Überraschung als es die Art des Auftritts im Vergleich zu der Erwartung im Vorfeld war...
Setlist SABATON:
Ghost Division
In the Name of God
White Death
Screaming Eagles
The Price of a Mile
Swedish Pagans
40:1
Cliffs of Gallipoli
Into the Fire / Attero Dominatus
Purple Heart
Zugabe:
Coat of Arms
Saboteurs
Panzerkampf
Primo Victoria
Metal Ripper
Den aufstrebenden Kanadiern SKULL FIST kommt das nur teilweise zugute. Zum einen ist der Sound ausbaufähig, der laute und etwas zu hallende Gesang drängt die Gitarren ziemlich in den Hintergrund, und zum anderen steckt der Übermut von Jackie Slaughter und Mannen – Drummerin Alison ist seit der Frühjahrstour mit ENFORCER & BULLET von einem wesentlich weniger ansehnlichen Kerl ersetzt worden, dessen Handynummer aber in alter Tradition auch auf der MySpace Seite der Band steht… - heute zwar etwa genauso viele Menschen an wie auf der angesprochenen vorherigen Tour, prozentual auf die Gesamtzuschauerzahl gesehen ist das aber natürlich ein frappierender Unterschied. Egal, sagt sich Mister Slaughter, scherzt, feuert an und wirft die zum Tourabschluss von SABATON überreichte, Joakim Brodén Lookalike Ausblaspuppe gleich mal ins Publikum. Der in der Theorie so einfach klingende Spaß, Jackie nimmt während dem Spielen einmal Mitgitarristen Jonny auf die Schulter, ist jedes Mal stimmungsvoll und das unmittelbare Übereinander verdeutlicht zudem die Schönheit von Jackies Rising Sun Flying V im Vergleich zu dem pflaumenfarbenen Ungetüm seines Kollegen. Ein möglicher Ansatzpunkt für den „No False Metal“?
Stimmungstechnisch aus ganz anderem Holz sind POWERWOLF geschnitzt, bei denen nicht nur die Greywolfs an den Saiteninstrumenten die gewohnten (und geliebten) Gegenwindventilatoren am Start haben, die Bühne in Gruselkirchendeko gekleidet wird und Messgewänder und anderer sakralen Schnickschnack aufgefahren wird (v.a. von Keyboarder / Organist Falk und Sänger Attila), sondern auch mehr oder weniger die komplette Halle ab der ersten Note voll dabei ist. Nach einem technischen Problem zu Beginn gibt es genauso die von Attila geforderten „Peinlich! Peinlich!“ Sprechchöre wie lautstarkes Mitwirken bei sämtlichen Spielchen und enthusiastische Begleitung der bekannten und perfekt zum Mitsingen einladenden Lieder. Ein wenig vereinfacht wird das dadurch, dass POWERWOLF heute auf ganz alte Schoten wie „Kiss of the Cobra King“ verzichten, auch wenn das für mich natürlich ein herber Schlag ist. Wer gleichzeitig so routiniert, freudestrahlend und mit Erfolg das Publikum animiert, unterhält und zufriedenstellt, kann aber nichts falsch gemacht haben. Auf die nächste Headlinertour darf und sollte man gespannt sein, vorher wird allerdings eine Erläuterung einzuholen sein, warum die Saarländer von SABATON zum Tourabschluss ein Schaf überreicht bekommen.
Setlist POWERWOLF:
Sanctified with Dynamite
Prayer in the Dark
Raise your fist, Evangelist
We Drink Your Blood
Werewolves of Armenia
Dead Boys Don't Cry
Resurrection by Erection
Saturday Satan
Lupus Dei
Als Beleg dafür, dass das Publikum heute im Schnitt etwas jünger ist und nicht schon bei Veröffentlichung die „Tunes Of War“ mitgepfiffen hat, kann man die Reaktionen auf GRAVE DIGGER werten. Zwar werden Chris Boltendahl und Mithighlander wohlwollend begrüßt und beklatscht, die Euphorie bei POWERWOLF stand aber auf einem anderen Blatt. Vielleicht liegt es daran, dass es der letzte Termin der Tour ist, jedenfalls wirkt am Anfang auch Boltendahls raues Organ nicht ganz auf der Höhe und kommt erst langsam richtig in Fahrt. Da passt es ziemlich gut, dass mit Axel Ritt (DOMAIN) mittlerweile ein richtiger Showman die Leadgitarre übernommen hat, der in bester und ebenso schmerzfreier wie unterhaltsamer 80er Guitar Hero Manier Tönen und Posen freien Lauf lässt, als gäbe es kein Morgen mehr. Die klaren Stimmungssieger sind die abschließenden Evergreens „Rebellion“ und „Heavy Metal Breakdown“, bei denen auch Chris Boltendahls Stimme wesentlich präsenter und fordernder wirkt - fast so, als wäre das vorher nur das Einsingen für den Höhepunkt gewesen, aber bei diesem alten Fuchs grenzt das ja schon an beleidigende Unterstellung und darf deshalb gleich wieder vergessen werden. Guter, aber nicht überragender Auftritt.
Setlist GRAVE DIGGER:
Paid in Blood
The Dark of the Sun
Wedding Day
Hammer of the Scots
Twilight of the Gods / The Grave Dancer / Circle of Witches
Killing Time
Highland Farewell
Excalibur
Rebellion (The Clans are Marching)
Heavy Metal Breakdown
Beim folgenden Headliner SABATON gehen bekanntermaßen bereits auf Platte die Meinungen extrem auseinander, nicht nur wegen des unglaublichen Pathos, sondern auch wegen dessen Verbindung mit militär- bzw. weltkriegslastigen Texten. Dass diese Diskrepanz live aber noch deutlich getoppt werden kann, habe ich vorher so nicht erwartet, deshalb sollte man meiner Meinung nach der Ausgeglichenheit halber versuchen beide, legitime Seiten der Medaille darzustellen.
Auf der einen Seite kann man sich an einer bestens aufgelegten und dank des stegreichen Bühnenaufbaus bewegungsfreudigen Band erfreuen, deren Frontmann sichtlich bewegt ist von dem enthusiastischen Zuspruch, der ihm und seinen Mitstreitern zuteilwird, und sich womöglich öfter vor Stolz auf die Brust klopfen würde, wenn wegen des bekannten blechverzierten Oberteils dabei keine Verletzungsgefahr bestünde. Viele hundert Kehlen begleiten mit Inbrunst und Begeisterung Gassenhauer vom älteren „Attero Dominatus“ bis hin zu aktuellen Werken und die enorm ausgelassene Stimmung der Mehrheit des Publikums macht den Auftritt zu einer Mischung aus Triumphzug und Party, der erst nach zahlreichen Zugaben endet.
Auf der anderen Seite kann man sich mit der gleichen Berechtigung darüber aufregen, dass der auf den Alben so pathetisch ausgelebte Pathos live vollständig untergeht, weil mehr oder weniger jedes Lied durch das deutlich angezogene Tempo an Atmosphäre verliert und jeglicher Anflug von Würde von einem alles in den Schatten stellenden Discokeyboard erschlagen wird. Selbst wenn der „Hey, was geht ab? - SABATON die ganze Nacht!“-Sprechchor nur ein Produkt der Fantasie ist, wäre er nach dieser Erfahrung eine kleinere Überraschung als es die Art des Auftritts im Vergleich zu der Erwartung im Vorfeld war...
Setlist SABATON:
Ghost Division
In the Name of God
White Death
Screaming Eagles
The Price of a Mile
Swedish Pagans
40:1
Cliffs of Gallipoli
Into the Fire / Attero Dominatus
Purple Heart
Zugabe:
Coat of Arms
Saboteurs
Panzerkampf
Primo Victoria
Metal Ripper