Way Of Darkness

Way Of Darkness

Way Of Darkness - 07.10.2011 - Lichtenfels, Stadthalle
Lichtenfels, Stadthalle
07.10.2011
Der Wettergott hat es mit dem diesjährigen Way Of Darkness nicht gut gemeint. War es bis zum Wochenende davor noch spätsommerlich warm, so hielt der Herbst pünktlich zum Festivaltermin Einzug und sorgte mit Regen, Sturm und niedrigen Temperaturen für äußerst ungemütliche Wetterbedingungen. Wie gut, dass das Festival in einer Halle stattfindet. Musikalisch konnte man sich schon im Vorfeld auf Hochkaräter wie ENTOMBED, MORGOTH, BENEDICTION, SODOM und viele andere freuen. Los ging es für mich am Freitag.

Freitag, 07.10.11

Die erste Band des Tages, nämlich die Iren von SYPHOR habe ich leider aufgrund eines Staus verpasst. Für mich ging es also erst mit der zweiten Band los. Statt BLEEDING RED stehen DEFUSE MY HATE auf der Bühne, die mich mit ihrer Musik, die man grob in die Richtung Metalcore einkategorisieren kann, nicht wirklich vom Hocker hauen.

Deutlich heftiger geht es da bei ABYSMAL TORMENT zu. Die Band zockt Brutal Death Metal in Reinkultur. Wirklich viele Zuschauer kann aber auch die Band aus Malta nicht vor der Bühne verzeichnen, was natürlich auch an der frühen Tageszeit liegt.

In letzter Zeit sieht man ja vermehrt, dass die Zahl der Thrash Anhänger mit Dave Mustaine & Co Gedächtnisfrisuren auf den Festivals stetig steigt. Und so bekommt diese Fraktion mit HELLISH CROSSFIRE genau das richtige geboten. Die Band aus Nürnberg zockt räudigen, angeschwärzten Achtziger Jahre Thrash, der auf positive Reaktionen seitens des Publikums stößt.

MILKING THE GOATMACHINE sind ja zurzeit richtig angesagt. Dies macht sich natürlich auch bei den Zuschauerreaktionen bemerkbar. Die Band wird kräftig abgefeiert. Dennoch: Nicht wirklich meine Baustelle.

Mit DARKNESS haben die WOD Veranstalter eine alte Thrash Kultband ausgegraben, die neben den alten DARKNESS Songs auch Stücke der Nachfolgekappelle EURE ERBEN präsentiert. Dabei gibt die Truppe aus dem Ruhrpott eine gute Figur ab, auch wenn sicher viele der Zuschauer die Songs der Band heute zum ersten Mal hören.

Kaum zu glauben, aber die schwedischste aller deutschen Death Metal Bands feiert in diesem Jahr bereits ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Die Rede ist natürlich von FLESHCRAWL. Und so lässt es sich die Gruppe auch nicht nehmen, ordentlich zu feiern und dem WOD Publikum einen Death Metal Hassbatzen nach dem anderen um die Ohren zu schleudern. Euphorische Zuschauerreaktionen bestätigen einmal mehr, dass die Bayern auch heute wieder alles richtig machen. Absoluter Höhepunkt für mich ist das grandiose „Beneath A Dying Sun“. Geiler Auftritt!

Dann geht es mit OBSCURA um einiges technischer zu. Dennoch weiß auch ihr Auftritt mir zu gefallen. Dies liegt vor allem daran, dass die Band es schafft, zwischen Progressivität und Melodik so zu balancieren, dass ein schlüssiges und nachvollziehbares Gesamtbild entsteht. Und natürlich sind die Fingerfertigkeiten der Musiker allererste Sahne, was noch mal ein extra Lob verdient.

SINISTER sprangen kurzfristig als Ersatz für GRAVE ein, die aus terminlichen Gründen abgesagt hatten. Näheres erfuhr man leider nicht über die Absage der Schweden. Und auch, wenn ich die Niederländer im Vorfeld nicht gerade als gleichwertigen Ersatz angesehen habe, muss man der Band dennoch eine coole und enthusiastische Show attestieren. Mit sympathischen Ansagen und einer guten Performance weiß die Truppe zu gefallen, und das trotz der Turbulenzen der letzten Zeit. Immerhin trennte man sich gleich von drei Mitgliedern und musste aufgrund dessen auf die Hilfe von u.a. NOMINON Schlagzeuger Per Karlsson zurückgreifen.

Die Dänen von ARTILLERY sind als nächstes an der Reihe. Die teilweise etwas ergrauten Herren (immerhin gibt es die Band bereits seit 1982) spielen sich durch ein Best Of Set ihrer Bandgeschichte. Coole Show, auch wenn der letzte Funke Begeisterung nicht so recht auf mich überspringen will.

Nun folgt mit BENEDICTION eine der Bands, auf die ich mich im Vorfeld besonders gefreut habe. Wie sich herausstellen sollte zu recht. So zeigen sich die Birminghamer überaus spielfreudig und glänzen mit unzähligen Hits ihrer langen Bandhistorie. Dabei scheinen einige Bandmitglieder schon ordentlich einen Tee zu haben. Gerade Gitarrist Darren Brookes ist doch sichtlich in anderen Sphären unterwegs. Wer aber schon so lange auf den Bühnen dieser Welt unterwegs ist, zockt natürlich trotz mächtigem Alkoholmissbrauchs sein Set absolut professionell runter. Gespielt werden neben alten Nummern wie „Nightfear“ vom „Transcend The Rubicon“ Album auch Stücke neueren Datums wie „They Must Die Screaming“ vom bisher letzten Studioalbum „Killing Music“. Krönender Abschluss des Sets bildet dann „Subconscious Terror“ vom gleichnamigen 1990er Album. Einfach nur genial!

Nachdem ich MORGOTH bereits auf dem diesjährigen Death Feast Open Air gesehen hatte, war ich schon sehr gespannt auf den Auftritt der deutschen Death Metal Institution schlechthin. Und wie schon beim Death Feast wird die Truppe auch beim WOD mit offenen Armen empfangen. Die Band spielt auch hier das spezielle „Cursed“ Set. Anlass ist das zwanzigjährige Jubiläum dieses Albums. Songs wie „Isolated“ oder „Unreal Imagination“ haben auch nach zwanzig Jahren nichts von ihrem Reiz verloren. Aber natürlich dürfen auch die Highlights der anderen Veröffentlichungen wie etwa das übergroße „Pits Of Utumno“ bei einer MORGOTH Show nicht fehlen. Einzig die Ansagen von Sänger Marc Grewe bleiben Geschmackssache. Sachen wie „Wir sind Morgoth, wer seid ihr?“ oder „Seid ihr Death Metal?“ klingen halt meiner Meinung nach etwas aufgesetzt und nachdem ich dieselben Ansagen auch schon beim Death Feast gehört hatte, klang das Ganze für mich etwas stumpf und abgedroschen. Macht aber nix, einzig die Musik zählt und die ist und bleibt allererste Sahne.

Als letzte Band an diesem Abend steigen SODOM auf die Bühne und werden von Beginn an frenetisch abgefeiert. Die Mannen aus dem Ruhrpott danken es dem Publikum mit einem Set voller Gassenhauer. „Sodomy And Lust", "Outbreak Of Evil", "Agent Orange", "Sodomized" und "Ausgebombt” sind nur einige der vor Hits strotzenden Setlist dieses Abends. Als die Fans dann auch noch von Tom Angelripper auf die Bühne gebeten werden, um mit der Band abzugehen, gibt es kein Halten mehr. Somit setzen SODOM einen mehr als würdigen Abschluss für den ersten Festivaltag.

Samstag, 08.10.11

Nach einer kalten und verregneten Nacht beginnt der Samstagmorgen etwas freundlicher. ABSENT MINDED ist die erste Band, die an diesem Tag die Bühne betritt. Die Gruppe aus dem nahen Bamberg spielt eine Mischung aus Doom und Sludge. Für die frühe Tageszeit haben schon einige Zuschauer den Weg in die Halle gefunden. Bei den Anwesenden kommt die Mucke der Deutschen gut an und so werden einige Häupter zu den Klängen der Band geschüttelt.

Den Auftritt von SOUL DEMISE verpasse ich zwecks Futterbeschaffung. Als nächstes sind die Spanier von AVULSED an der Reihe. Hier geht es gewohnt räudig und auf lyrischer Ebene überaus geschmacksicher zu. Gore und Splatter, bis die Schwarte kracht. Textlich nicht ganz mein Ding, kann die Band mich aber auf musikalischer Seite mal wieder überzeugen. Obwohl ich sagen muss, dass mir die alten Songs doch noch besser gefallen als die neueren Sachen.

Old schoolig geht es dann auch mit THANATOS weiter. Ihr Mix aus Death und Thrash Metal kommt sehr gut beim Publikum an. Die Mitwirkung von Stephan Gebédi und Paul Baayens bei den Überstartern von HAIL OF BULLETS hat sich auch positiv auf den Bekanntheitsgrad von THANATOS ausgewirkt. Gut so! Die Band hat es sich auch redlich verdient. Bereits seit 1984 geistern die Niederländer nun schon durch den Metal Underground und beim WOD zeigen die Herren auch, dass hier erfahrene Musiker auf der Bühne stehen.

Weiter geht es mit DISBELIEF. Die Musik der Hessen ist ja nun nicht so wirklich mein Ding, aber ich muss sagen, dass sie auf dem WOD einen wirklich guten Auftritt hinlegen. Auffallend ist, dass die Setlist auf das Festival zugeschnitten ist und somit die eher härteren Songs der Bandgeschichte (beispielsweise "Sick", "Navigator") gespielt werden. Und egal, was man von der Musik von DISBELIEF halten mag, die markante Stimme von Sänger Jagger sucht ihresgleichen in der Death Metal Szene.

Um einiges brutaler geht es dann bei SEVERE TORTURE zu. Der gorige Death Metal findet im Publikum guten Anklang. Meine Begeisterung hält sich da eher in Grenzen. Stumpf ist Trumpf ist auch die Devise von HOUWITSER. Sänger Stan Blonk trägt zu Anfang des Sets die obligatorische Sturmhaube. Wem´s gefällt…ich kann mir ein Schmunzeln bei derlei Maskierung jedenfalls nicht verkneifen. Musikalisch hinterlässt die Truppe bei mir keinen bleibenden Eindruck.

Bei den französischen Brutalos von BENIGHTED ist an diesem Tag zum ersten Mal richtig viel los vor der Bühne. Die Zuschauer feiern die Band aus Balbigny tierisch ab und gehen steil bei Songs wie „Let The Blood Spill Between My Broken Teeth“ und „Asylum Cave“. Haare fliegen und ein Moshpit nach dem anderen entsteht. Der barfüßige Sänger Truch weiß sich angesichts der jubelnden Menge artig zu bedanken und feuert das Publikum mit jedem Song aufs Neue an, alles zu geben. Wirklich ein sehr guter Auftritt der Franzosen!

Ich muss zugeben, dass sich in Sachen ASPHYX in letzter Zeit an der Livefront ein gewisses Überangebot eingestellt hat, so dass der Auftritt von HAIL OF BULLETS eine erfrischende Abwechslung darstellt. Martin Van Drunen, charismatisch wie eh und je, hat schon ganz Recht, wenn er von einer Übermacht, einer Invasion von niederländischen Bands auf dem WOD spricht. Egal, solange die Qualität stimmt! Und das tut sie bei HAIL OF BULLETS allemal! „On Coral Shores“ und „Inferno At The Carpathian Mountains“ sind nur zwei Leckerbissen aus dem gelungen Set des Fünfers.

Nun ist es Zeit für teutonischen Thrash Metal der Achtziger. PROTECTORS, sozusagen die authorisierte PROTECTOR Coverband mit Originalsänger Martin Missy beehren das WOD und sorgen für richtig gute Stimmung. Kein Wunder, bei Thrash Granaten wie „Golem“ oder „Kain And Abel“. Übrigens hat die Band jüngst ein Demo mit dem Namen „The Return of Thrash and Madness” herausgebracht und firmiert darauf wieder unter dem Banner von PROTECTOR.

Auch DESTRUCTION zelebrieren ihre Hits wie „Bestial Invasion“ oder „Mad Butcher“ und heizen dem Publikum ordentlich ein. Als dann aber ein Bierbecher Schmier am Kopf trifft, ist der natürlich nicht sehr erfreut darüber. Ich kann mir vorstellen, dass da jemanden im Publikum ziemlich warm geworden ist, als der Zwei Meter Hüne von der Bühne aus nach dem Übeltäter fahndet und ihn zum Kampf Mann gegen Mann auffordert. Nichtsdestotrotz ein sehr guter Auftritt des Trios!

Mit DYING FETUS kommt dann die Frickelfraktion unter den WOD Besuchern auf ihre Kosten. Ich kann zwar kaum einen Song vom anderen unterscheiden, aber ich muss zugeben, dass das technische Können von Basser Sean Beasley (modisch geschmackvoll in einer Jogginghose gekleidet) und Gitarrist John Gallagher atemberaubend ist. Und so spielen die Amerikaner einen Brecher nach dem anderen und sorgen mit ihren Bass- und Gitarrenläufen für offen stehende Mäuler.

Bei LEGION OF THE DAMNED hält sich das Interesse meinerseits dann doch in Grenzen. Immerhin spielten die Niederländer in der Vergangenheit an fast jeder Steckdose. Die Mannen um Maurice Swinkels zocken ein routiniertes Set herunter und die meisten Zuschauer haben wohl noch nicht – so wie ich - genug gehört vom Thrash Metal der Truppe aus Geldrop, so dass auch hier wieder mächtig viel los ist vor der Bühne. Der neue Gitarrist Twan van Geel macht seine Sache sehr gut, auch wenn er natürlich rein optisch Haarmodel Richard Ebisch nicht ersetzen kann.

Mit dem Set von ENTOMBED nähert sich dann nicht nur für mich, sondern auch für viele andere der Höhepunkt des Samstags. Lange lässt sich die Truppe Zeit, bevor es dann endlich losgehen kann. Grund dafür waren wohl Probleme mit der Gitarrenanlage von Gitarrist Alex Hellid. Doch mit den ersten Tönen des Sets ist die lange Wartezeit dann schnell vergessen, denn heute Abend werden nur Perlen der Bandgeschichte live präsentiert, sprich die Band spielt ausschließlich Songs der ersten beiden Alben „Left Hand Path“ und „Clandestine“. Einzelne Stücke zu erwähnen, wäre hier Blasphemie, die Devise kann nur lauten: Only killers, no fillers! Die Band hat sichtlich Spaß und gibt der hungrigen Meute, was sie hören will. Und auch wenn Sänger LG langsam wie ein Wrack aussieht und schon nach der ersten Nummer kräftig pumpen muss, um Luft zu bekommen, gibt der Frontmann bis zum letzten Ton alles. Sympathischer Kerl! Klasse Band, klasse Set und der krönende Abschluss des Festivals!

Fazit: Das diesjährige Way Of Darkness war ein voller Erfolg! Tolle Bands, eine ausgelassene und friedliche Stimmung und coole Merchstände sorgten dafür, dass ich im nächsten Jahr sicher wieder die Reise Richtung Lichtenfels antreten werde!

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