Cauldron Striker Aguirre

Cauldron, Striker, Aguirre

CauldronStriker
Leipzig
27.02.2012
Dass Kanada neben Death Metal und diversen Experimentalschlachtern auch die traditionelle Schule beherrscht, wollen aktuell CAULDRON und STRIKER beweisen. Die beiden Newcomer betouren Europa mit wechselnden Vorbands, was je nach Stadt für interessante stilistische Paarungen sorgen dürfte. Ein wenig Offenheit - und dafür sind Oldschool-Fans ja bekannt - ist also in jedem Falle angebracht.
Am heutigen Montag geht es in Leipzig ans Eingemachte, wo sich aufgrund gewohnt sporadischer Informationspolitik knapp 40 Leute eingefunden haben. Selbige stehen sich bis ziemlich genau 22.30 Uhr die Beine in die Kutte, weil sich anscheinend noch nicht herumgesprochen hat, dass Heavy Metal seit ungefähr drei Dekaden auch Menschen anzieht, die sich aus diversen (selbst- oder fremdbestimmten) Gründen mit dem Aufstehverhalten "des Systems" gemein machen müssen - im Lichte der zu später Stunde bestenfalls dürftigen Verkehrsanbindung ins südliche Leipzig ist dieser Hang zur Spätvorstellung schlicht scheiße...

...zumal der den Veranstaltern freundschaftlich verbundene Opener anschließend gleich mal die längste Performance des Abends hinlegt. Dabei machen AGUIRRE aus Bordeaux ihre Sache gar nicht schlecht: Stimmung kommt insbesondere dann auf, wenn sie ihren insgesamt noch zu weitläufigen Sludge in Richtung CROWBAR steuern und die drückenden Aspekte des Genres herausarbeiten. Die teils endlos erscheinenden Instrumentalergüsse hingegen bieten in jeglicher Hinsicht zu wenig, als dass sie wirklich fesseln könnten - musikalische Hausmannskost, die eher zäh dahinsumpft als dass sie sogt. Fazit daher: Nach unglaublichen 60+ Minuten Spielzeit hat die Band hier wohl keinen neuen Fan gewonnen, während die Anwesenden das dröhnende Spektakel eher über sich ergehen ließen - gelungene und für beide Seiten attraktive Bandplanung sieht anders aus.

Dass noch Leben in der Bude ist, zeigen im Anschluss STRIKER: Die kanadischen Jungspunde zocken im Grunde klassischen Heavy Metal, der immer wieder am Speed schnuppern darf und damit so etwas wie den Weckruf des Abends darstellt. Das Publikum zeigt lautstark, weshalb man hier ist, Fronter Dan Leary leiert sich - stets an der Grenze zur Karikatur - reihenweise überzeugende Refrains und spitze Schreie aus dem Kreuz, dazu serviert die um CAULDRON-Musiker ergänzte Kapellmeisterei ein tightes und in den Solopassagen knusprig kandiertes Überraschungsei. Bei ebenso erfrischend wie oldschoolig dahin bretternden Tracks wie "Full Speed Or No Speed" oder "Eyes In The Night" kocht die Hütte dem entsprechend amtlich, was STRIKER zu den ungekrönten Königen des Abends macht. Dass hier und da sogar ein Quäntchen EXCITER durchblitzt, besorgt dann lediglich den überfälligen Ritterschlag - großes Kino!

Überraschend ist die Tatsache, dass CAULDRON im Anschluss die Stimmung nicht halten können, was durchaus am Songmaterial liegen könnte: Die Band hat für meinen Geschmack schlicht zu viele nach Beliebigkeit riechende Midtempo-Stücke in petto, als dass der Funke überspringt. Problematisch ist vor allem die Kombination aus über weite Strecken dahinplätschernden Riffs, zweifelhaften Gesangsqualitäten und der spürbaren Lustlosigkeit der Hopefuls, die zu keiner Zeit das Feuer ihrer Landsleute schüren können und sich statt dessen immer wieder in leicht überflüssig wirkenden Soli ergehen. Gebremst - das beschreibt den Gesamteindruck des CAULDRON-Gigs vielleicht am besten und lässt die Band mindestens leicht überbewertet erscheinen. Dass es nach dem regulären Set noch einen kleinen Zugabeblock gibt, liegt daher wohl vorrangig am Headlinerstatus - insgeheim wären die Anwesenden mit zwei bis drei weiteren STRIKER-Granaten wohl glücklicher gewesen.

Das Fazit muss demnach zwiespältig bleiben: Auf dem Papier gab es für 6 € einen abwechslungsreichen musikalischen Abend, der jedoch gerade in Sachen Vorbandauswahl und zeitlicher Rahmen noch reichlich Luft nach oben zeigte. Das von der Reichskulturkammer verhängte Fotoverbot fügte sich in dieses durchwachsene Bild hervorragend ein - andererseits wisst ihr wahrscheinlich, wie Bands auf der Bühne halt so aussehen...

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