Obscura Spawn Of Possession Gorod & Exivious

Obscura, Spawn Of Possession, Gorod & Exivious

ExiviousGorodObscuraSpawn Of Possession
Feierwerk
20.03.2012
Der Frühling zeigt gerade seine ersten Vorboten, und so entschließen sich zwei wackere Bloodchamber Jünglinge, den weiten Weg nach München auf sich zu nehmen, um die Frühlingsgefühle mit der Omnivium Tour vollends zu verschönern. Trotz der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel kein leichtes Unterfangen, denn weder ich noch mein Namensvetter sind in dieser Stadt zu Hause. Doch dennoch schafft man es über kleinere Umwege und lustige Begebenheiten zur gesuchten Örtlichkeit. Es handelt sich dabei um das Feierwerk, wo in nettem Ambiente und vielen Räumen für jeden Geschmack etwas geboten wird. Heute haben eben die langhaarigen Schwarzen den Laden übernommen, wobei ich mir dabei im ersten Moment gar nicht so sicher bin...

...denn wir treffen gerade noch rechtzeitig ein, um EXIVIOUS erleben zu dürfen. Mit ihrer Musik haben sie mich schon lange vor dem Konzert neugierig gemacht. Immerhin ist ihre Statistik genauso befremdlich wie auf den ersten Blick ihre Spielweise. Nach der Gründung 1997 gab es drei Demos und ein Album, danach trennten sie sich im Jahr 2010 nur um ein Jahr später wieder zusammenzufinden. Ihre Veröffentlichungen räumen fast überall die höchste Punktzahl ab, obwohl ihre rein instrumentale Musik mit den sehr vielen jazzigen Klanganteilen selbst für die Technik-Fans eine gewagte Angelegenheit ist.
Ich höre also gerade die ersten Takte von „Ripple of a Tear“ und frage mich, ob ich trotz der vielen dunklen Gestalten im Raum wirklich richtig bin. Ein ziemlich lauwarmes Gitarrengeplänkel kommt gerade von der Bühne - keine Spur von Technical Death Metal, nicht einmal eine Spur von Glam Rock oder anderen halbwegs harten Musikrichtungen. Doch schnell werden Unklarheiten beseitigt. Urplötzlich geht die Musik über ins Progressive und verbreitet eine eisige Soundkulisse. Obwohl ich mich in die Band schon etwas reingehört habe, bin ich davon richtig überrascht. Den gleichen Weg gehen sie beispielsweise auch bei „The Path“, der Überraschungsmoment ist einfach immer vorhanden. Definitiv eine sehr charakteristische Band mit hohem Wiedererkennungswert, die auch live auf der Bühne eine gute Show hinlegt. Es ist mit Sicherheit keine Party Band, aber als Warm-Up, quasi zum Einstimmen auf die großen Jungs mit den grimmigen Stimmen, genau das richtige.

Als nächstes sind GOROD an der Reihe, ihr spielerisches Können zur Schau zu stellen bzw. ihr neustes Album „A Perfect Absolution“. Ihre Musik hat auch gleich viel mehr Headbangpotential, was sofort ausgenutzt wird. Die Halle ist mit ca. 200 Leuten sehr gut gefüllt und ich bin begeistert von dem Sound, der auf mich runterprasselt. Damit meine ich nicht nur die technische Kunst der Franzosen, sondern auch die technische Leistung der Toningenieure. Obwohl GOROD mit ihrem Metal noch einen ganzen Zahn zulegen im Vergleich zu ihren Vorgängern, viel diffusere und aufgeblähtere Songs haben und es gerade im Bassbereich richtig zur Sache geht, kommt jeder Part bestens zur Geltung. Und das alles in einer gewaltigen Lautstärke, die selbst fünf Meter von den Boxen entfernt keine Ohrenschmerzen verursacht. Ich bin mit meiner Begeisterung sichtlich nicht alleine. Mit ein paar deutschen Sprachfetzen schmeicheln sich die Jungs in die Herzen ihrer Fans, nur um alsbald mit Songs wie „Disavow Your God“ oder „Axe of God“ nach allen Regeln des technischen Death Metals loszulegen. Hier gibt besonders Sänger Guillaume deutlich mehr als 100%, und lenkt desöfteren mit erstklassigen Pigscreams von den blitzschnellen Fingern an Bass, Gitarre und Schlagzeug ab.

Als nächstes sind SPAWN OF POSSESSION an der Reihe. Irgendwie erinnert mich das bereits jetzt an einen Wettkampf um die besten Musiker, denn gespannt warte ich auf die Fingerfertigkeit der Musiker. Und die lässt beim Opener "Swarm of the Formless" nicht(s) zu wünschen übrig. Schnell merkt man große Unterschiede zu ihrer Vorband GOROD: Es werden deutlich weniger Melodien verwendet, die ganze Sache ist eine Spur tiefer und die Musiker zeigen deutlich weniger Beinarbeit. Die ist auch nicht nötig, solange sich die Finger schnell genug bewegen. Und da muss man mit Leuten wie Jonas Karlsson oder Jonas Bryssling wirklich keine Angst haben. Dennoch finde ich den Auftritt nicht ganz so gelungen. Nicht nur, dass das Songwriting meinen Geschmack nicht vollends trifft, auch die Überzeugungskraft der Schweden lässt etwas zu wünschen übrig. Und das, obwohl mit „Church of Deviance“ und „Spawn of Possession“ meine absoluten Lieblinge von ihrem ersten Album gespielt werden.

Eine Steigerung ist da sicher möglich und so fällt das Warten auf OBSCURA sichtlich schwer. Doch endlich betreten sie die Bühne, kehren dem Publikum den Rücken zu und drehen sich dann mit einem Lächeln im Gesicht zu den ersten Takten von „Septuagint“ wieder um. Ein erstklassiger Start, der gleich von dutzenden Headbangern belohnt wird. Besser hätte man es nicht machen können, weder spielerisch noch in der Songplanung. Dieses Gefühl zu beschreiben, wenn der Bass sowohl atonal als auch harmonisch durch die Saiten springt, und Stefan Kummerer mit seinen eher melodischen Passagen eine sowohl passende als auch widersprüchliche Linie fährt, das ist einfach unmöglich. Egal ob es nun die dreckigen Growls sind oder die Breaks zu den sanften Abschnitten, alles wird perfekt umgesetzt. Und wenn ich nun sage, dass die meisten Songs von "Omnivium" kommen, dann kann man erahnen, was für eine klasse Show hier hingelegt wird. Spätestens jetzt weiß man, dass dieser Abend jeden Cent wert ist, und ich kann nun beruhigt sagen, dass OBSCURA eigentlich immer ein Erfolgsgarant ist. Weitere Klassiker wie "Ocean Gateways", "Orbital Elements", "Vortex Omnivium" und "The Anticosmic Overload" werden gespielt, und die Stimmung kann durchgehend gehalten werden. Einfach ein grandioses Konzert welches von mir die Bestnote mit Auszeichnung und Sternchen bekommt.

Eine ziemlich lange Show ist soeben zu Ende gegangen, doch der Abend soll für mich und meinen Begleiter noch etwas länger werden. Und trotz der noch kommenden Strapazen hab ich dieses Konzert zu keiner Sekunde bereut. Gerade GOROD und OBSCURA haben Lust auf mehr gemacht, aber auch EXIVIOUS und SPAWN OF POSSESSION haben eine meisterhafte Leistung gezeigt. Doch die Messlatte ist sehr hoch gelegt worden, und da haben die zwei letzteren Bands ganz knapp die Hürde verpasst.

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