Amon Amarth Disillusion Impious

Amon Amarth, Disillusion, Impious

Amon AmarthDisillusionImpious
Halle, Easy Schorre
21.10.2004
Die Vorfreude war schon nicht ganz ohne an diesem Donnerstag, den 21. Oktober, denn Metal Blade hatte mit den labeleigenen Bands IMPIOUS, DISILLUSION und AMON AMARTH ein ziemlich fettes Paket geschnürt und es anschließend quer durch Deutschland geschickt. Meinereiner durfte es an besagtem Tag auf seiner Station im sachsen-anhaltinischen Halle auch mal auspacken, wo mir jede Menge ebenso erwartungshungriger Fans bereits gierig über die Schulter schauten. Die Räumlichkeiten in der Easy Schorre waren also selbst an diesem Arbeitstag gut gefüllt. Zwar noch längst nicht an der Kapazitätsgrenze, aber auch genug, um die Bands nicht zu blamieren. Genau die richtige Menge also, um noch mit wenig Aufwand nach vorn laufen zu können und sich in der Masse anonym zu fühlen.

Eine der am häufigsten zitierten deutschen Tugenden ist nicht etwa der Einfallsreichtum im Sexualbereich, sondern die Pünktlichkeit. Und die Hallenser sind in dieser Hinsicht besonders penibel, so dass auch Punkt 8 IMPIOUS loslegen durften. Scheinbar hatten die Jungs später noch was vor, denn von der ersten Minute an preschten sie stets nach vorn. Death Metal aus Schweden böllerte aus den vielleicht einen Tick zu lauten Boxen, und zuckte wie ein brutaler, schneller Hieb durch die Massen. Die Abwechslung blieb dabei zwar ein wenig auf der Strecke, aber mit jedem Schluck Bier tippte der Fuss ein wenig kräftiger auf den Boden und auch der Nacken hatte die ersten federnden Bewegungen des Kopfes abzufangen. Aber wo wir gerade beim Thema Bier sind: Die Preise waren doch mal wieder unter aller Sau! 2,80 für einen nicht mal richtig gefüllten 0,4er Becher und 3,20 für die selbe Menge Cola empfinde ich als absolute Zumutung. So schlecht wie alle immer sagen, kann’s dem Osten anscheinend doch nicht gehen, denn anscheinend läuft der Laden ganz gut damit. Aber was soll’s, mit den Süchtigen kann man’s ja machen, getrunken wurde dennoch genug. Wieder zurück bei IMPIOUS wurde mir dann auch der Grund für das Höllentempo der Band klar, denn nach ner guten halben Stunde verabschiedeten sie sich bereits wieder.

Nach kurzer Auszeit waren dann DISILLUSION an der Reihe, die scheinbar Gefallen am Gigantismus gefunden hatten, denn abermals holten sie ihre Leipziger Kumpels von DARK SUNS mit auf die Bühne und stockten ihr eins dreiköpfiges Ensemble auf insgesamt 8 Personen auf. Wir hatten also ein Schlagzeug, zwei Gitarren, einen Bass, eine Akustikgitarre, ein Keyboard, einen Sänger sowie je einen weiblichen und männlichen Backgroundsänger, was durfte man da wohl erwarten? Eigentlich jede Menge filigranen, ausufernden und progressiven Metal wie man ihn von der CD gewöhnt ist, aber bereits von Beginn an war der Sound alles andere als förderlich. Die Drums waren zu dominant, die Gitarren vermengten sich in ein breiiges Gemisch und die auffällige Stimme kam nicht wirklich zur Geltung. Man hatte einfach nicht das Gefühl, dass dort vorn acht Personen musizieren. Zwar besserte sich das Gesamtbild im Laufe der Zeit ein wenig, aber so gute Stimmung wie auf der diesjährigen Record Release Party wollte nie aufkommen. Dennoch konnte man auch jede Menge Spaß haben, aber dafür musste man schon mit den Songs vertraut sein. Ich will es mal so sagen: Wenn ich an diesem Abend das erste Mal mit dem Material der Band in Kontakt gekommen wäre, hätte ich wohl keine großen Ambitionen, mir auch die dazugehörige CD zuzulegen. Und leider beschleicht mich langsam das Gefühl, dass bei DISILLUSION die Devise „Lieber Konserve als Konzert“ wohl doch eher zutrifft. Aber gelangweilt habe ich mich dennoch nicht., weshalb ich auch nicht genau sagen kann, wie lange die Band jetzt am Start war. Es kam mir lediglich ein wenig zu kurz vor, als der letzte Song angekündigt wurde. Aber wer die Band kennt, der weiß, dass der auch mal locker 10 bis 12 Minuten dauern kann.

Die anschließende Pause dauerte dieses Mal ein wenig länger, aber fast exakt 22:00 Uhr betrat der Schicksalsberg in Form von fünf kräftig gewachsenen Burschen die Bühne und sofort wurde klar, weshalb die meisten der Anwesenden hierher angereist waren. Ich empfand es fast schon ein wenig unfair, dass zuvor kaum jemand seinen Arsch bewegte, während nun kaum jemand denselbigen still halten konnte. Aber diese Fanschar ist wohl der Lohn von langen Jahren harter Arbeit, die die Jungs von AMON AMARTH hinter sich haben. Aber machen wir uns nichts vor, sie haben es halt einfach drauf, unsere schwedischen Riffmeister. Aggressiv, melodisch, majestätisch und vor allem mitreißend sind ihre Songs, die dank guter Auswahl die oftmals kritisierte Langsamkeit mit schnelleren Krachern ausgleichen konnte. Die anderthalb Stunden reguläre Spielzeit + zwei Zugaben vergingen quasi wie im Flug und zu bemängeln gab es eigentlich nur Kleinigkeiten. Zum einen war der Sound zu Beginn ein wenig zu basslastig, aber gegen Ende fiel dies kaum noch ins Gewicht. Zum anderen trübten die in meinen Augen schwächeren Songs vom Crusher-Album ein wenig den Spass, aber dafür konnte man sich währenddessen sehr gut für die darauffolgenden Kracher wie „Fate Of Norns“ oder „Death In Fire“ erholen. Dies ist in meinem fortschrittlichen Alter leider auch traurige Notwendigkeit, denn genauso wie das Deo meines Nachbarn komplett versagte (falls er je eines benutzt hat), musste ich gegen Ende zähneknirschend feststellen, dass der Geist zwar willig, das Fleisch aber alles andere als fähig war, meinen angestrebten Kopf- und Nackenbewegungen zu folgen. Wenn man mich jetzt nicht als kompletten Schlaffi bezeichnet, so ist das doch nur ein positives Zeichen der Live-Qualitäten einer Band.

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