Protzen Open Air

Protzen Open Air

AbjuredBrutal TruthDemonicalGoregastHatesphereIlldisposedMalevolent CreationMassive AssaultPostmortemSoul DemiseThornafire
Protzen
22.06.2012
Home sweet Protzen, wie man so schön sagt. Endlich ist es wieder soweit: Das entspannteste, gemütlichste und beschaulichste Festival des Jahres steht vor der Tür und ich bin glücklicherweise mit dabei. Am zweiten Tag habe ich mit meiner Freundin am Telefon ausgemacht, dass ich zukünftig und für alle Ewigkeit zweimal im Jahr frei brauche: Einmal zum Party.San Open Air und einmal für die amtlichste Undergroundpackung jenseits von Gut und Böse. Ihr habt's erraten, ich meine natürlich das Protzen Open Air in unser aller Lieblingsbundesland Brandenburg. Das war's auch schon mit der Vorrede, ab geht's ins Getümmel!


Freitag, 22.6

Ohne lange Umschweife geht es gleich mächtig brachial mit ABJURED los. Erstaunlicher- und glücklicherweise ist der kleine Hangar schon ordentlich mit Leuten gefüllt. Erste Band und schon ordentlich Rabatz, genau so muss das sein. Das nicht zu technische Geballer der Hallenser Knüppelbande kommt äußerst gut an und der an sich brummige Brandenburger spendiert hier schon ausgelassen Beifall! Hervorragend!

Für die Freunde der stumpferen Gangart gibt es danach dann Schlachtplatte ala GOREGAST, aber da stumpf ja bekanntermaßen oftmals Trumpf ist, heißt es Zopfgummi aus der verfilzten Matte und ab dafür. GOREGAST machen tatsächlich Spaß, obwohl das eigentlich nicht ganz meine Mucke ist. Im Vergleich zu ABJURED ziehen sie allerdings minimal den Kürzeren. Trotzdem fett!

Was im Jahre 2010 gut geklappt hat, klappt auch heute wieder gut. Die Jungs von VERDICT kommen auf die Bühne und treten ihren Triumphzug an, und zwar mit allerfeinstem Thrash bis Death Metal, der ebenfalls für ordentlich Stimmung sorgt, was dieses Jahr eigentlich bei so ziemlich jeder Band der Fall ist. Für die Band ist das super und für die allgemeine Feierlaune ebenso. Solides Brett!

Danach machen HATESPHERE ordentlich Alarm. Eigentlich nicht ganz meine Baustelle, aber dennoch unfassbar fett. Hier kommt auch wieder der Vorteil eines kleinen Festivals zum Tragen: Die Leute stehen auf engstem Raum, alle wollen gemeinsam feiern und man ist nicht übersättigt von der fünfzehnten Band auf der dritten Bühne. Neu-Sänger Esben erledigt seinen Job mehr als souverän. Band und Publikum peitschen sich richtig schön an, und so kann man gar nicht anders als die Fäuste recken und den Schädel schütteln! Chapeau, die Herren!

Als sei eine dänische Kombo nicht genug, gibt es gleich Nachschlag in Form von ILLDISPOSED. Die Prollos aus dem Norden fackeln nicht langen, packen die Panzerketten aus und mähen alles nieder, egal ob in drückender SloMo oder beim Uptempo. Jeder Schuss ein Treffer, ganz eindeutig! die Ansagen sind mal wieder grenzdebil, aber das mag man hier. Frenetischer Jubel ist auch ILLDISPOSED sicher, denn bei diesem Publikum kann man kaum was falsch machen! Hammergeil!

Im Vorfeld des Festivals habe ich mich gefragt, ob es so eine gute Idee ist, BRUTAL TRUTH zu engagieren, denn mich haben sie auf dem Party.San echt enttäuscht. Naja, mal abwarten. Mit ordentlich einem im Tee geht das bestimmt und, siehe da, es funktioniert. Es gefällt nicht nur, nein, es zwingt einen in den Pogo, auch wenn dort ein Pogopolizist arbeitet, der alle daran hindern will, sich zu sehr zu schubsen. Völlig daneben! Danny Lilker und seinen chaotischen Kollegen ist das scheißegal, sie zerbersten einfach den Hangar. Lautstarke Zugaberufe müssen am Ende erfüllt werden. Absolutes Highlight des ersten Tages und das wider Erwarten. In dieser Form immer wieder gerne!

Am Lagerfeuer kann man dann den Tag bei einem Feierabendbier ausklingen lassen und das sollte man auch tun, denn der folgende Samstag ist schließlich auch nicht ohne. Also schnell in die Heia, liebe Undergroundler, denn morgen gibt es viel zu tun!


Samstag, 23.6

Morgenstund hat Gold im Mund und getreu diesem Motto quält man sich um zehn Uhr aus dem Zelt, um sich dem Rest der Zeltplatzgemeinschaft anzuschließen. Wobei? Na beim Beklopptsein und pausenlos übertriebenen Müll labern und das klappt heute besonders gut. Die Schar der Zuhörer und der Gesprächsbeteiligten wird immer größer, so dass man nach vier bis fünf Stunden in eine Art hypnotisch-humoristischen Dauergrinszustand verfällt. Sehr angenehm das Ganze und auch nur hier in Protzen erreichbar, da sich hier Schwachsinn und gute Laune miteinander vermischen wie sonst nirgendwo.
Irgendwann ist aber auch mal gut, jedenfalls kurz mal zwischendurch, denn es spielen ja auch noch Bands.

Die Chilenen von THORNAFIRE sind als erstes an der Reihe. Ihr geschwärzter Thrash Metal geht gleich voll in die Magengrupe. Nein, mir wird nicht übel, sondern die Mucke macht Druck. Die Leute im Hangar müssen erstmal wach werden und so gibt es erst nach und nach mehr Applaus. Auf jeden Fall genau das Richtige um aus dem Schlaf gerüttelt zu werden!

MASSIVE ASSAULT sind eine willkommene Überraschung. Von der Band hatte ich bislang noch nie etwas vernommen, aber sie sind erfreulich frisch und hauen schön old school auf die Rübe. Ab und an sind sogar leicht crustige Elemente zu vernehmen, ahhh, Balsam für die Gehörgänge. Ganz große Nummer, die Band macht riesigen Spaß.

Auch wenn das Auditorium das anders sehen mag, aber SOUL DEMISE können da im Anschluss nicht mithalten. Der Death Metal ist einfach zu eingängig und zu normal für meine Geschmack. Die Leute geben natürlich trotzdem Vollgas. Nicht schlecht, aber eben auch kein Burner!

Die lokale Größe von SUCCUBUS feiert heute zwanzigjähriges Jubiläum und eigens zu diesem Zweck gibt es Freibier an der Theke. Wer sich da lange bitten lässt, ist selber schuld. Der melodische Death Metal geht gut in den Fuß, teilweise auch in den Nacken, aber es fehlt schon noch ein klein wenig, um von einem Nackenbrecher zu sprechen. Dennoch, die Band agiert mit viel Engagement und sichtlich viel Freude und das wird von den Zuschauern honoriert.

WARHAMMER fallen leider aus, weshalb die polnischen Vernichter von DEMOGORGON einspringen. SKULLCRUSHERs Enni beschreibt das Ganze als ne Mischung aus frühen BEHEMOTH und KRISIUN. Ihr wisst Bescheid und er behält Recht. Die Polen ballern präzise wie Sau und schrauben den Anwesenden die Rübe weg.

HHHHHHHMMMMMM, Schwedenhappen, lecker, lecker! Zeit für die Stammgäste von DEMONICAL. Die Jungs schaffen es in wenigen Sekunden, die Halle erneut zum Toben zu bringen. Herrlich old schoolig und mit leichter Crustnote brutzeln sich die Herren durch ihr Set. DEMONICAL machen einfach Spaß. Kein Firlefanz, keine langen Soli, einfach nur auf die Omme, so muss das sein! Mehr muss man dazu nicht sagen!

POSTMORTEM haben in Protzen auch Heimvorteil und der Saal ist voll. Nur positive Vibes, wohin man hört und sieht. Allerdings muss ich auch hier gestehen, dass der groovige Death Metal nicht meinen Geschmack trifft, ich kann nicht einmal sagen, warum das so ist. Irgendwie sind die Songs zu unspektakulär, als dass sie mich fesseln könnten. Der Rest der Anwesenden sieht das anders und das ist ja auch gut so. Die Berliner werden abgefeiert wie immer.

Nun folgt, auf was hier alle sehnsüchtig warten: MALEVOLENT CREATION. Die Amis sind live einfach mächtig und lassen absolut nichts anbrennen. Brutal, schnell, heavy - das sind MALEVOLENT CREATION. Bret ''The Hitman'' Hoffmann beeindruckt mit seinem Truckerschnauzer ebenso wie mit seinem viehischen Organ und Gus Rios zerwummert gekonnt sein Drumkit. Es ist einfach eine Ohrenweide, den Death Metal Veteranen beim Musizieren zu lauschen. Ein absolut würdiger Headliner für dieses Festival. Nach den alles vernichtenden Zugaben ist es dann allerdings doch vorbei, aber keiner muss traurig sein, denn Protzen 2012 hat sich wieder einmal gelohnt!

Unterm Strich ein absolut grandioses Wochenende. Die Stimmung, die Bands, das gesamte Feeling macht ein Festival zu dem, was es ist, und im Falle vom Protzen Open Air zu einem der angenehmsten Festivals überhaupt. Zu erwähnen sind auch noch die lockere Security, die leere Becher verteilt, damit niemand seinen letzen Schluck Bier am Eingang wegschütten muss, und die mehr als fairen Preise - 1,50 Euro für ne frisch gezapfte Molle und 50 Cent für ein halbes Mettbrötchen zum Frühstück.
Wenn dann im nächsten Jahr wieder ein bis zwei Stoner- oder Doombands auftreten, dann wird mein Lob noch größer ausfallen, obwohl das kaum möglich ist.
Nochmals danke an alle Beteiligten, sowohl Bands, Organisation als auch Fans!

Besonderen Dank an Oliver Göhlke für die fantastischen Fotos!

Bildergalerie

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