Perzonal War Drone & Accu§er

Perzonal War, Drone & Accu§er

Accu§erDronePerzonal War
Siegburg, Kubana
06.07.2012
Eine Woche nach dem Release der neuen Alben von DRONE und PERZONAL WAR wird die Veröffentlichung gefeiert, nahe der Heimat des Headliners und in dem Ort, in dem „Captive Breeding“ im Studio von PERZONAL WAR Schlagzeuger und Produzent Martin Buchwalter aufgenommen wurde. Da lässt man sich natürlich nicht lumpen und lädt als Ehrengast zur Eröffnung des Abends auch noch die seit einiger Zeit wieder auf Hochtouren laufenden ACCU§ER ein. Obwohl im Vorfeld einiges getan wurde, um für regen Zulauf zu sorgen – es gab in den letzten Tagen vor der Show im örtlichen Saturn Tickets dazu beim Erwerb des neuen Albums -, ist der Zuspruch anfangs noch überschaubar und viele genießen lieber draußen die Abendsonne und das mitgebrachte Qualitätsbier.

Als ACCU§ER die Bühne im übersichtlichen aber angenehm angelegten Kubana Liveclub betreten, sind daher vorerst fast so viele Leute in Thekennähe wie vor der Bühne, aber das kann die munteren Siegener nicht erschüttern. Wie üblich versucht sich besonders Bassist Frank Kimpel an der Zuschaueranimation und hüpft wie ein junger Springinsfeld über die Bühne, dieses Mal allerdings mit weniger schönen Folgen. Beim dritten Lied trifft er den bis dahin ebenfalls gewohnt agilen Frontmann und Namensvetter Frank Thoms so unglücklich an der Achillessehne, dass dieser sich fortan nicht nur sehr einschränken muss in seinem Bewegungsdrang, sondern wie sich später herausstellt zur Ruhigstellung der Verletzung wochenlang einen Gips tragen muss. Aber zurück zum Konzert, bei dem „Beneath Your Dignity“ einen launigen Einstand besorgt, bevor „Torn To Pieces“ endgültig die Thrasher wachrüttelt, bevor DER Smashhit der Band, „Who Dominates Who“, kurz vor Ende des übersichtlichen Sets den Höhepunkt darstellt. Selbst wenn den folgenden Gesprächen zufolge so mancher sich nicht mehr von klassischem Thrash vom Hocker reißen lässt, dürfen sich Freunde des präzisen Sperrfeuers auch unter erschwerten Bedingungen wie heute jederzeit und überall auf die Spielfreude und Zuverlässigkeit von ACCU§ER verlassen.

Große Freunde des Entertainment sind auch Celles Finest DRONE, selbst wenn mir bisher, allein vom Genuss der drei Alben, die Verbindung zwischen Sex und Groove Thrash nicht so offensichtlich schien, wie sie vor allem von Frontmann Moritz Hempel regelmäßig (auch physisch) zur Schau gestellt wird. Aber es kann ja auch nicht jeder einen von viel Action auf der Bühne gestählten Oberkörper präsentieren und dran rumspielen, stattdessen konzentriert sich das zumindest in den vorderen Reihen ordentlich angeheizte Publikum lieber auf klassisches Mitmachen. Spätestens „Welcome To The Pit“ bringt dann auch den Schweiß auf die Stirn der weiter hinten Stehenden, während der (nachvollziehbare) Schwerpunkt auf den neuen Songs – fünf von neun Liedern stammen von „For Torch And Crown“, je zwei von den beiden Vorgängern – ein leichter Stimmungskiller ist. Es ist eben das übliche Los einer Releaseshow, dass die bekannten Smasher wüster gefeiert werden als mögliche Hymnen-to-be. Meinem Geschmack nach gibt es zwar kleinere Lücken in der Setlist, aber „Head-on Collision“-Fanboytum ist in diesem Fall auch kein hundertprozentiger Maßstab (Kein „Chainsaw Symphony“? Kein „Jericho“?!?), ebenso wie man das gewaltige Selbstbewusstsein von DRONE einfach als eben solches bewerten darf und nicht trüffelschweinig Anflüge von Großspurigkeit suchen muss. Dass die Animationen bei „Motör-Heavy Piss-Take“ nicht ganz den gewünschten Erfolg nach sich ziehen, kann getrost unter dem Faktor „Auswärtsspiel“ verbucht werden und bricht dem guten Gesamteindruck keinen Zacken aus der Krone, denn letzten Endes sind die meisten Anwesenden in erster Linie wegen dem Headliner da.

Und um das festzustellen, muss man kein Experte sein, denn die erwartungsfrohe Menge schwillt mit jeder Minute, die der Auftritt von PERZONAL WAR näher rückt, immer weiter an, so dass schon ohne jede Bewegung milde Saunatemperaturen erreicht werden. Ein erstklassiges Ventil für das Freilassen der angestauten Vorfreude bietet gleich der Einstieg in die eher Best-Of als Releaseshow-Setlist, indem mit Liedern, die vielen der Anwesenden mindestens gut vertraut sind, das Kubana erst richtig zum Sieden gebracht wird, bevor die Band ein paar Lieder vom hervorragenden neuen Album „Captive Breeding“ einbaut. Man kann es den Gesichtern der Band förmlich ansehen, dass ihnen das Livepublikum ebenso gefehlt hat wie umgekehrt und PERZONAL WAR haben nichts verlernt. Das Spiel mit den Zuschauern beherrschen die vier Herren immer noch aus dem Effeff und während Bassist Björn Kluth mit fortgeschrittener Rocksauigkeit auftrumpft, hat Frontmann Metti die Zügel in der Hand, bleibt dabei aber immer sympathisch bodenständig. Nicht nur durchhalten, sondern weiter mitmachen ist in dem Meer aus Haaren, Händen und Schweiß deshalb für einen beträchtlichen Teil des Publikums eine Selbstverständlichkeit, was von der Band mit zwei Zugaben, darunter der Titelsong des vorletzten Albums, voll in Gang gehalten und angemessen gewürdigt wird. Dementsprechend kann nach einem mitreißenden, in Teilen begeisternden Auftritt das Fazit nur lauten:
PERZONAL WAR sind wieder da. Und das laut.
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