14. Barther Metal Open Air 2012
14. Barther Metal Open Air 2012
Barther Freilichtbühne
17.08.2012
17.08.2012
Donnerstag, 16.08.2012
Ein Jahr Warten hat also wieder ein Ende und es geht nach Barth. Mittlerweile ist es die 14. Ausgabe des Festivals und das diesjährige Billing ist mal wieder sehr vielversprechend.
Gegen Mittag fahre ich aus Rostock los und bin nach einer Stunde bereits in Barth, wo dann fix das Zelt aufgebaut wird und nach getaner Arbeit das BMOA-Begrüßungs-Pils geöffnet wird. Der Park ist jetzt schon ziemlich gut mit Zelten bestückt und stündlich werden es mehr. Aber erstmal in die City des Boddenstädtchens und einen Spaziergang machen. Am frühen Abend geht es dann zurück in den Park, wo es dann langsam mit den Parties losgeht. Tobias und Elko von ad-HoC kommen dann noch zu uns und bauen ihre Zelte auf und die Kronkorken der geöffneten Biere fliegen in die verteilten Müllsäcke. In der Mitte des Parks hat Allegras Bierbude bis spät abends geöffnet und so sitzen wir alle zusammen und feiern, knüpfen Kontakte und hören Musik, bevor es ins Zelt geht.
Freitag, 17.08.2012
Frühnebel macht sich über Barth breit. Es herrscht leichter Westwind und ein Anruf aus Rostock lässt Vorfreude über einen sonnigen Freitag aufkommen. Frühstück in der Stadt gehört mittlerweile zu einem festen Ritual, bevor die erste Band die Freilichtbühne in Beschlag nimmt.
Das Festival wird von der mir, bis dato unbekannten Band BALDRS DRAUMAR aus den Niederlanden, eröffnet. Wie der Name vermuten lässt, spielen die Jungs Viking Metal und treten zudem noch in Tuniken auf. Die erste Band hat immer einen schweren Stand. Zur Mittagszeit in der prallen Sonne zu stehen und dann konzentriert das Set spielen, ist nicht gerade einfach. Doch BALDRS DRAUMAR legen einen bemerkenswert guten Gig hin und schaffen es, die ersten Fans vor die Bühne zu locken. Sänger Wildgeraesch schwankt zwischen Gekeife und cleanem Gesang und greift ab und an zur Akustikgitarre. Der Rest der Band fällt durch Agilität auf und somit kann man sagen, dass es ein gelungener Auftakt ist.
Schwerer haben es dann die fünf Jungs von AD-HOC. Die Musik der Thüringer lebt von Melodie und variablem Gesang, was aber der Mann vom Sound vollkommen verwurschtelt hat. Beim Soundcheck fühlt er sich als Hauptfigur einer Comedyshow und stellt die Musiker teilweise bloß! Wenn er dann wenigstens ganze Arbeit geleistet hätte …, aber nein, die Musik von AD-HOC fällt dem Soundmann zum Opfer. Zuerst hört man den Gesang überhaupt nicht und dann sind die Gitarren so übersteuert, dass man Melodien und Riffs nur erahnen kann. Die Jungs legen trotzdem einen souveränen Gig hin und die letzten zehn Minuten sind dann auch soundtechnisch in Ordnung. Im Bühnengepäck hat das Quintett fast ihr gesamtes Debüt-Album, das beim Publikum auf den Rängen, trotz des miserablen Sounds, gut ankommt. Im Verlauf des Tages hört der Soundmensch übrigens mit seiner Comedyshow auf und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Ob er einen Hinweis bekommen hat?
VARGSHEIM haben sozusagen eine Doppelfunktion, denn das Trio besteht aus Livemusikern von Imperium Dekadenz, die am späten Abend noch ihren Einsatz haben. Und doch haben VARGSHEIM einen anderen Stil. Klar, es ist auch Black Metal, aber dieser hier kommt deutlich räudiger rüber und klingt nach Schwarzmetall der zweiten Welle aus Norwegen. Der Wechselgesang von Harvst und Kaelt kann durchaus überzeugen und reiht sich einwandfrei in die Musik des Trios ein, was das Publikum mit Applaus belohnt.
Etwas schwerer haben es nun THE FORSAKEN. Die Schweden sind relativ kurzfristig für Path Of Golconda eingesprungen und sind die einzige Death Metal-Band an diesem Tag. Dass man Sänger Anders anfangs nicht hört, liegt natürlich nicht an ihm, aber macht die Sache für die Schweden nicht grad einfacher. Der melodische Death Metal des Quintetts erinnert stellenweise etwas an Amon Amarth, was dem Publikum eigentlich nur Recht sein könnte, aber leider begibt sich der Großteil an die Bierstände und nur wenige sind vor der Bühne zu finden. Dennoch geben THE FORSAKEN alles und legen einen soliden Gig hin.
Nun wird es interessant. „Ist das da eine Frau?“, „Kommt der grad vom CSD?“ …, Fragen über Fragen, als die Russen von SVARTBY die Bühne betreten. Die Fragen beziehen sich in dem Augenblick auf den Sänger Gnofkes, der in diesem Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feierte. Mit kurz abgeschnittenen Jeans, ähnlich der Hotpants und engem Shirt mit selbst eingeritzten Löchern präsentiert sich Gnofkes recht androgyn, was er mit seiner Gestik noch bekräftigt. „Die PLACEBO des Viking Metal“ hört man aus den Reihen. Doch so mancher wundert sich, als die Jungs aus St. Petersburg loslegen. Astreiner Viking Metal von einer sehr agilen Band, zieht schon viele Leute vor die Bühne. Der Sänger hüpft, springt, bangt und läuft über die Bühne und weiß die Fans zu animieren. Dass eine solch unbekannte Band es schafft, bis dahin die meisten Leute vor die Bühne zu locken, spricht eindeutig für sie. Und wer singt sonst schon etwas über irgendwelche Pilze? Feiner Auftritt.
Nach den jungen Russen, betreten nun gestandene Holländer die Bühne. Blutverschmiert und mit Kriegsbemalung legen SLECHTVALK einen Gig hin, der von Geschwindigkeit lebt. Und wer die Jungs mal live gesehen hat, der weiß, wie souverän die Band um Shamgar ihre Gigs bestreiten. Auch hier in Barth geben die Holländer wieder alles und sind dabei noch äußerst sympathisch.
Es dämmert und somit ist es das richtige Licht für THE STONE aus Serbien, die derzeit mit Isvind durch Europa touren. Corpsepaint und kalter Black Metal der alten Schule bestimmt hier die Szene. Die Serbier wissen zu überzeugen. Bitterböse schauen sie drein und die Musik tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert und feiern die Band dementsprechend, dass THE STONE noch eine Zugabe spielen wollen. Doch das misslingt, denn der Zeitplan muss zwingend eingehalten werden, um Verzögerungen zu vermeiden und somit wird mitten im Song der Gig abgebrochen.
Es ist nun zwar richtig voll vor der Bühne und dennoch scheiden sich bei RIGER die Geister. Den einen wirkt der Gig zu aufgesetzt und die anderen feiern die Frankfurter einfach nur ab. Aufgesetzt vielleicht deshalb, da der Gig auf Video mitgeschnitten wird und zum Schluss noch zwei Fans mit auf die Bühne dürfen, die dann Luftgitarre spielen, die Bandmembers umarmen und den Song nahezu auswendig mitgrölen können. Nichts desto Trotz haben es die Jungs drauf. Musikalisch kann man ihnen nichts nachsagen und den Gig meistern sie souverän. Mit Matthias Eschrich von Saxorior haben sie nun auch einen erfahrenen Nachfolger für Gitarristin Nicola gefunden. Der Gig ist zu Ende, RIGER bedanken sich und die Fans sind begeistert.
Klavierklänge zwischen den Songs und eine Band, in der wirklich jeder lange Haare hat und diese auch einsetzt: IMPERIUM DEKADENZ. Die Jungs spielen einen Querschnitt aus ihren drei Alben und überzeugen hundertprozentig. Schwer, kalt und melodisch absolvieren IMPERIUM DEKADENZ agil ihren Auftritt und die spätabendliche Stunde verleiht dem Gig noch etwas Besonderes. Während es vor der Bühne rappelvoll ist, sieht man auch in den Rängen Leute, die den Auftritt einfach nur genießen. Eine sehr geile Band; auf Platte, wie auch live. Daumen hoch!
BETHLEHEM haben sich in den letzten Jahren live recht rar gemacht, umso erfreulicher, dass sie heute in Barth spielen. Klar, sie polarisieren; aber nicht auf dem Barther Metal Open Air. Der Platz vor der Bühne ist gut gefüllt und es werden viele alte Stücke gespielt. Der neue Sänger tritt äußerst charismatisch und passend zur Musik auf und erinnert optisch sogar ein bisserl an Peter Tägtren. Neben Jürgen Bartsch (natürlich) und Olaf Eckhardt an der Saitenfraktion sitzt zudem Torturer an den Drums, der ja bekanntlich auch bei Belphegor, Mor Dagor etc. aktiv war. Wie dem auch sei; BETHLEHEM spielen einen Super-Gig und kommen hier wirklich gut an.
Nach dem eigentlichen Headliner folgen dann doch noch zwei Bands. Aber die Befürchtungen, dass es dann vor der Bühne leer sein würde, bestätigt sich glücklicherweise nicht. So betreten kurz vor ein Uhr die Baden-Würtemberger von SLARTIBARTFASS die Bühne und werden gefeiert. Sänger Philipp animiert mit schwäbischem Dialekt die Fans und kann sie wirklich motivieren. Blickfang für die meisten ist sicherlich Bagpipe-Frau Jessica, die mit ihrem Instrument der Musik den gewissen Touch gibt. Die Fans werden nicht müde und bangen die ganze Zeit mit.
Auch bei der letzten Band des Tages HEXADAR bleiben die Leute vor der Bühne und feiern die Band. Mit „Herbsteszeit“ und „Urnenspfad“ beginnen die Niedersachsen und den Gig beenden sie mit dem „Urwirt“. Die Niedersachsen machen auch als Rausschmeißer keine Gefangenen und legen einen super Auftritt hin.
Noch ein bisserl feiern, die warme Nacht genießen und ich begebe mich gegen 04:30 Uhr ins Zelt, um mich für den nächsten Tag etwas auszuruhen.
Samstag, 18.08.2012
Gegen 09:00 Uhr verabschieden sich die Jungs von ad-HoC von uns, brechen ihre Zelte ab und fahren gen Heimat. Waren zwei lustige Abende mit Euch! Prost!
Ich gehe dann morgens erstmal auf das Festivalgelände, wo ich dann ausgiebig frühstücke und mir ein paar Becher Kaffee gebe. Neben uns sitzen bereits gutgelaunt, die Jungs von PORTA INFERI, die sichtlich heiß auf ihren Eröffnungsgig sind.
Nach dem Frühstück hole ich noch meine Freundin und einen Kumpel ab. Das verzögert sich etwas und somit verpasse ich PORTA INFERI. Aber nach einigen Nachfragen, soll es gut gepoltert haben. Die Jungs, blutverschmiert, rockten die Bühne in der Mittagssonne und zogen sehr viele Fans vor die Bühne. Blickfang und Mittelpunkt war hier eindeutig Sänger Thomas, der einigen ja von Dead Remains bekannt sein dürfte. Und dass er eine Rampensau ist, war nie ein Geheimnis.
Pünktlich zu STRYDEGOR bin ich dann wieder auf dem Gelände. Die Hagenower genießen, wie zuvor Porta Inferi, einen gewissen Heimvorteil und haben somit schon zahlreiche Fans vor der Bühne. Sehr kurzfristig für Tarabas eingesprungen, spielen die Jungs auch Songs von ihrem neuen Album „In the shadow of remembrence“. Der melodische Viking Metal mit Death Metal-Elementen hat zu Recht viele Fans, die auch stetig mehr werden, da STRYDEGOR live sehr aktiv sind. Der kurzhaarige, aber durchaus charismatische Sänger Florian, versteht es, die Fans in die Musik miteinzubeziehen und so können Band und Publikum mit dem Gig zufrieden sein.
Bevor NOTHGARD die Bühne entern, ist es vor der Bühne leer. Ein Intro ertönt und die Bayern legen mit ihrem Pagan Metal los. Und es kommen nach und nach mehr Leute vor die Bühne. Die Band erspielt sich quasi ihre Fans und das nicht ohne Grund. Stageacting, Sound und Musik stimmen einfach. Dazu kommt noch die offensichtliche Spielfreude von NOTHGARD, dass man merkt; die Jungs haben echt Spaß.
Die Spielzeiten der Bands haben sich an diesem Tag um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, da kurz nach Mitternacht, die Nachricht eintraf, dass AKREA aus krankheitsbedingten Gründen kurzfristig absagen mussten.
Es folgen GODHATE aus Schweden, die trotz der hohen sommerlichen Temperatur, mit Ledermontur die Bühne betreten. Und der Enthusiasmus der Band ist groß. Shouter Tony bezieht das Publikum in jedem Song mit ein, stellt Fragen und überbringt seine antichristlichen Botschaften. Er versucht noch mehr Leute vor die Bühne zu locken, was aber teilweise misslingt. Es ist halt Death Metal und zur Nachmittagsstunde funktioniert das nicht so wirklich. Trotzdem finden sich einige Fans vor der Bühne ein und feiern die Schweden ab, die einen tollen Gig abliefern.
Ich sitze mit meiner Freundin und Kumpels in den Rängen vor der Bühne und das hat einen etwas faden Beigeschmack, da sich hinter uns trumbunkene Mitglieder einer Band, die gestern spielte, etwas daneben benahm. Einzig und allein deren Sänger entschuldigte sich für einige Sachen, die die drumherum sitzenden Leute sichtlich störten. Jungs, wenn Ihr keinen Alkohol vertragt, dann hört auf, wenn es nicht mehr geht und verschüttet nicht laufend Bier auf die Köpfe und Klamotten anderer.
Ab jetzt wird es voll vor der Bühne, was sich im Laufe des Tages auch nicht mehr ändern soll. Eine Videokamera? Ah, der Gig wird also wieder mitgeschnitten. Aber der Auftritt von MINAS MORGUL wirkt ein Ende authentischer und sympathischer. Ein Querschnitt aus ihrer Discografie wird von den Jungs hier in die Fanschar geschmissen, dass es eine wahre Freude ist. Mit „Winterherz“ ist mindestens ein Song des neuen Albums „Ära“ mit dabei und bei Sänger Rico sieht und hört man die Begeisterung, ob der zahlreichen Fans für diese Uhrzeit, merklich an. Er betont es auch immer wieder. MINAS MORGUL hat Spaß, die Fans haben Spaß … ein geiler Gig!
Dass ich mich mit Pagan Metal immer etwas schwer tue, ist kein Geheimnis. Aber bei den folgenden WOLFCHANT horche ich regelrecht auf. Zwar haben die Bayern auch anfangs mit Soundproblemen zu kämpfen, aber das gibt sich im Laufe der Show glücklicherweise. Growls, Screams, Klargesang bis hin zu Power Metal-Gesang … die drei Sänger geben echt alles. Und das wirklich gekonnt. Während Lokhi und Nortwin sich ausschließlich am Mikro ein Battle liefern, mischt sich immer mal wieder Gitarrist Ragnar mit ein. Ob Trinklieder oder die Coverversion von Grave Digger „Rebellion“; WOLFCHANT haben zu jedem Zeitpunkt die Fans im Griff und überzeugen sogar mich.
Die Norweger SVARTTJERN werden gefeiert und ich verpasse sie leider, da ich mich festgequatscht habe. Aber was ich so über den Auftritt höre, war nicht negativ.
Nun, mein persönliches Highlight des Festivals. Acht Jahre Bühnenabstinenz. Acht Jahre Studioabstinenz … nun sind sie da: EWIGHEIM! Während Yantit und Allen B. Konstanz sich das Gitarrenspiel teilen, haben sie mit Dirk Törppe einen Live-Drummer mit an Bord, den einige vielleicht von Henke kennen dürften. Also alles gestandene Musiker. Der erste Gig nach acht Jahren also, was Allen B. Konstanz auf der Bühne als erstes enthusiastisch ins Mikro sprach. Bass und Keys kommen von der Konserve, aber das macht dem Charisma auf der Bühne nichts. Ein kurzes Intro, ein grinsender Konstanz und los geht es mit „Rückgrat“ vom Debütalbum. Von Beginn an werden EWIGHEIM gefeiert. Ob „Dürrer Mann“ vom neuen Album, „Schneemann“ von „Heimwege“ oder besagtes „Rückgrat“; das Trio gibt eine Dreiviertelstunde eine Lektion des Todes aus zehn Jahren EWIGHEIMscher Musik. Die Band wirkt so entspannt und sympathisch auf der Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Konstanz geht auf der Bühne hin und her, sucht Kontakt zu den Fans und Yantit raucht eine nach der anderen. Der Gig ist viel zu schnell vorbei und es bleibt zu hoffen, dass EWIGHEIM nicht wieder so lange von der Bühne verschwinden. Aber ich denke, sie haben Blut geleckt.
Etwas ruhiger geht es dann weiter mit ALCEST. Dass die Musik der Franzosen nichts zum Ausflippen ist, dürfte klar sein. Die Reihen vor der Bühne sind nach wie vor gut gefüllt und es werden die Köpfe zum Takt bewegt. Andere wiederum schauen nur zu und genießen. Langweile? Fehlanzeige! Ein feiner Gig, den sich auch die noch anwesenden Bands nicht entgehen lassen.
Auch die folgenden FORGOTTEN TOMB werden gefeiert. Die Band um den charismatischen Frontmann Ferdinando, ist nicht allzu oft in Deutschland zu sehen, um so verständlicher ist es, dass es noch mehr Fans vor die Bühne zieht. Die meist doomigen Sachen der Italiener kommen hier wahnsinnig gut an. Die Band gibt sich auf der Bühne schon fast bescheiden, aber verliert nichts an Ausstrahlung. Im Gegenteil. Geile Musik, geiler Gig, nette Musiker.
Nun erwarten alle die Amis von INQUISITION. Und warten und warten. Um 00:35 Uhr sollten sie ihren Gig beginnen, aber da saßen die werten Herren Dagon und Incubus noch Backstage und begannen sich dann mal langsam, sich zu schminken. Und die Fans warteten und warteten. Dadurch, dass punkt 02:30 Uhr (Anordnung des Ordnungsamtes) Schluss sein musste und noch eine Band auftreten sollte, schon etwas unfair. Aber sie betraten dann ca. 20 Minuten später die Bühne und legten los. Gesang, Gitarre und Drums reichen, um den hungrigen Black Metal-Fans die Mäuler zu stopfen. Das Duo macht seine Sache auch wirklich gut. Selbst der Sound ist okay. Dagon knarzt ins Mikro, wie nix Gutes und zockt schon fast eine Ein-Mann-Show, wenn Drummer Incubus sich nicht mit seinen bösen Blicken und agilem Schlagzeugspiel einmischen würde. Alles in allem ein guter Auftritt von INQUISITION.
Dass BAPTISM trotzdem die volle Dreiviertelstunde spielen können und somit pünktlich um 02:30 Uhr dem diesjährigen BMOA ein Ende setzen können, liegt einzig und allein daran, dass die Finnen auf den Soundcheck verzichten. Etwa zwei Stunden vor Beginn ihres Auftritts kam ein ungeschminkter, gut gelaunter Ossi Mäkinen in den Backstagebereich und verkündete, dass sie auf den Soundcheck verzichten, da sein kleiner Bruder im Proberaum auf den Amp gekotzt hat und sich das jetzt so geil anhört, dass sie gleich auf die Bühne können. Die Band schminkt sich und aus Ossi Mäkinen wird Lord Sarcofagius. Kompromissloser Black Metal und (erstaunlich) guter Sound bestimmen den letzten Gig des Festivals. Und es ist noch immer proppenvoll vor der Bühne und auch auf dem Gelände. BAPTISM ziehen ihren satanischen Black Metal sauber durch und sind krönender Abschluss.
Die Lichter gehen aus. Die meisten gehen vom Gelände zu ihren Zelten, aber viele feiern noch bis in die frühen Morgenstunden.
Es war mit das beste Barther Metal Open Air, das ich miterlebt habe. Bandauswahl, Fans, Getränkebuden, Merch-Stände, Security, Essen … alles war top.
Fangen wir mal bei den Bands an. Heiko hatte wirklich ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands. Black-, Pagan-, Viking-, Death-Metal in gesunder Mischung und dann noch EWIGHEIM, die stilistisch da nirgendwo einzuordnen sind, aber doch abgefeiert wurden.
Das Publikum war entspannt wie jedes Jahr. Und auch gab es dieses Mal nicht solche Wichtigtuer, die auf dem Camp ihre Landser-CDs abspielen müssen und sich dafür missbilligende Blicke einfangen.
Mit Trollzorn, Folter- und Ketzer-Records, Einheit-Produktionen etc. war Merchandise in Hülle und Fülle zu fairen Preisen zu bekommen und auch die Getränke- und Fressbuden waren preislich und qualitativ absolut in Ordnung. Wem etwas unbehaglich im Rücken war, der konnte einen Masseur aufsuchen und Wikinger-Schmuck gab es en gros. Bekannt für das BMOA ist natürlich auch Heikos Angebot an Met und Cider, das sehr gut verkauft wird und das zum angemessenen Preis.
Positiv ist auf jeden Fall der Toilettenwagen, der ständig gesäubert wird und wo man sich auch mal die Hände waschen kann. Ist halt angenehmer als die Dixies, die dort aber auch täglich abgepumpt wurden.
Die Security war vor Ort, war immer präsent, aber zu keinem Zeitpunkt aufdringlich und oberflächlich. Faire Leute!
Die Bands waren zum Großteil alle entspannt, nett und auch immer zu einem Plausch bereit. Es ist halt auch die Fannähe, die das Barther Metal Open Air ausmacht.
Die Festivalbesucher haben es mittlerweile auch gelernt, ihren Müll zu entsorgen und nicht überall in den Park zu schmeißen, was der Crew am Sonntag natürlich eine Menge Arbeit erspart.
Ein riesengroßes Lob geht an Heiko und Biggi, die alles souverän und recht locker über die Zeit brachten. Und natürlich an die Crew, die ihre Freizeit dafür opfert, das Gelände und den Ablauf in Schuss zu halten. Um nur einige zu nennen: Danke Torsten, Arne, Christian, Sam, Snörpi, Sophia, Patty, Eric und allen anderen für ein gelungenes, schönes Festival!!!!
Ein Jahr Warten hat also wieder ein Ende und es geht nach Barth. Mittlerweile ist es die 14. Ausgabe des Festivals und das diesjährige Billing ist mal wieder sehr vielversprechend.
Gegen Mittag fahre ich aus Rostock los und bin nach einer Stunde bereits in Barth, wo dann fix das Zelt aufgebaut wird und nach getaner Arbeit das BMOA-Begrüßungs-Pils geöffnet wird. Der Park ist jetzt schon ziemlich gut mit Zelten bestückt und stündlich werden es mehr. Aber erstmal in die City des Boddenstädtchens und einen Spaziergang machen. Am frühen Abend geht es dann zurück in den Park, wo es dann langsam mit den Parties losgeht. Tobias und Elko von ad-HoC kommen dann noch zu uns und bauen ihre Zelte auf und die Kronkorken der geöffneten Biere fliegen in die verteilten Müllsäcke. In der Mitte des Parks hat Allegras Bierbude bis spät abends geöffnet und so sitzen wir alle zusammen und feiern, knüpfen Kontakte und hören Musik, bevor es ins Zelt geht.
Freitag, 17.08.2012
Frühnebel macht sich über Barth breit. Es herrscht leichter Westwind und ein Anruf aus Rostock lässt Vorfreude über einen sonnigen Freitag aufkommen. Frühstück in der Stadt gehört mittlerweile zu einem festen Ritual, bevor die erste Band die Freilichtbühne in Beschlag nimmt.
Das Festival wird von der mir, bis dato unbekannten Band BALDRS DRAUMAR aus den Niederlanden, eröffnet. Wie der Name vermuten lässt, spielen die Jungs Viking Metal und treten zudem noch in Tuniken auf. Die erste Band hat immer einen schweren Stand. Zur Mittagszeit in der prallen Sonne zu stehen und dann konzentriert das Set spielen, ist nicht gerade einfach. Doch BALDRS DRAUMAR legen einen bemerkenswert guten Gig hin und schaffen es, die ersten Fans vor die Bühne zu locken. Sänger Wildgeraesch schwankt zwischen Gekeife und cleanem Gesang und greift ab und an zur Akustikgitarre. Der Rest der Band fällt durch Agilität auf und somit kann man sagen, dass es ein gelungener Auftakt ist.
Schwerer haben es dann die fünf Jungs von AD-HOC. Die Musik der Thüringer lebt von Melodie und variablem Gesang, was aber der Mann vom Sound vollkommen verwurschtelt hat. Beim Soundcheck fühlt er sich als Hauptfigur einer Comedyshow und stellt die Musiker teilweise bloß! Wenn er dann wenigstens ganze Arbeit geleistet hätte …, aber nein, die Musik von AD-HOC fällt dem Soundmann zum Opfer. Zuerst hört man den Gesang überhaupt nicht und dann sind die Gitarren so übersteuert, dass man Melodien und Riffs nur erahnen kann. Die Jungs legen trotzdem einen souveränen Gig hin und die letzten zehn Minuten sind dann auch soundtechnisch in Ordnung. Im Bühnengepäck hat das Quintett fast ihr gesamtes Debüt-Album, das beim Publikum auf den Rängen, trotz des miserablen Sounds, gut ankommt. Im Verlauf des Tages hört der Soundmensch übrigens mit seiner Comedyshow auf und konzentrierte sich auf seine Arbeit. Ob er einen Hinweis bekommen hat?
VARGSHEIM haben sozusagen eine Doppelfunktion, denn das Trio besteht aus Livemusikern von Imperium Dekadenz, die am späten Abend noch ihren Einsatz haben. Und doch haben VARGSHEIM einen anderen Stil. Klar, es ist auch Black Metal, aber dieser hier kommt deutlich räudiger rüber und klingt nach Schwarzmetall der zweiten Welle aus Norwegen. Der Wechselgesang von Harvst und Kaelt kann durchaus überzeugen und reiht sich einwandfrei in die Musik des Trios ein, was das Publikum mit Applaus belohnt.
Etwas schwerer haben es nun THE FORSAKEN. Die Schweden sind relativ kurzfristig für Path Of Golconda eingesprungen und sind die einzige Death Metal-Band an diesem Tag. Dass man Sänger Anders anfangs nicht hört, liegt natürlich nicht an ihm, aber macht die Sache für die Schweden nicht grad einfacher. Der melodische Death Metal des Quintetts erinnert stellenweise etwas an Amon Amarth, was dem Publikum eigentlich nur Recht sein könnte, aber leider begibt sich der Großteil an die Bierstände und nur wenige sind vor der Bühne zu finden. Dennoch geben THE FORSAKEN alles und legen einen soliden Gig hin.
Nun wird es interessant. „Ist das da eine Frau?“, „Kommt der grad vom CSD?“ …, Fragen über Fragen, als die Russen von SVARTBY die Bühne betreten. Die Fragen beziehen sich in dem Augenblick auf den Sänger Gnofkes, der in diesem Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag feierte. Mit kurz abgeschnittenen Jeans, ähnlich der Hotpants und engem Shirt mit selbst eingeritzten Löchern präsentiert sich Gnofkes recht androgyn, was er mit seiner Gestik noch bekräftigt. „Die PLACEBO des Viking Metal“ hört man aus den Reihen. Doch so mancher wundert sich, als die Jungs aus St. Petersburg loslegen. Astreiner Viking Metal von einer sehr agilen Band, zieht schon viele Leute vor die Bühne. Der Sänger hüpft, springt, bangt und läuft über die Bühne und weiß die Fans zu animieren. Dass eine solch unbekannte Band es schafft, bis dahin die meisten Leute vor die Bühne zu locken, spricht eindeutig für sie. Und wer singt sonst schon etwas über irgendwelche Pilze? Feiner Auftritt.
Nach den jungen Russen, betreten nun gestandene Holländer die Bühne. Blutverschmiert und mit Kriegsbemalung legen SLECHTVALK einen Gig hin, der von Geschwindigkeit lebt. Und wer die Jungs mal live gesehen hat, der weiß, wie souverän die Band um Shamgar ihre Gigs bestreiten. Auch hier in Barth geben die Holländer wieder alles und sind dabei noch äußerst sympathisch.
Es dämmert und somit ist es das richtige Licht für THE STONE aus Serbien, die derzeit mit Isvind durch Europa touren. Corpsepaint und kalter Black Metal der alten Schule bestimmt hier die Szene. Die Serbier wissen zu überzeugen. Bitterböse schauen sie drein und die Musik tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert und feiern die Band dementsprechend, dass THE STONE noch eine Zugabe spielen wollen. Doch das misslingt, denn der Zeitplan muss zwingend eingehalten werden, um Verzögerungen zu vermeiden und somit wird mitten im Song der Gig abgebrochen.
Es ist nun zwar richtig voll vor der Bühne und dennoch scheiden sich bei RIGER die Geister. Den einen wirkt der Gig zu aufgesetzt und die anderen feiern die Frankfurter einfach nur ab. Aufgesetzt vielleicht deshalb, da der Gig auf Video mitgeschnitten wird und zum Schluss noch zwei Fans mit auf die Bühne dürfen, die dann Luftgitarre spielen, die Bandmembers umarmen und den Song nahezu auswendig mitgrölen können. Nichts desto Trotz haben es die Jungs drauf. Musikalisch kann man ihnen nichts nachsagen und den Gig meistern sie souverän. Mit Matthias Eschrich von Saxorior haben sie nun auch einen erfahrenen Nachfolger für Gitarristin Nicola gefunden. Der Gig ist zu Ende, RIGER bedanken sich und die Fans sind begeistert.
Klavierklänge zwischen den Songs und eine Band, in der wirklich jeder lange Haare hat und diese auch einsetzt: IMPERIUM DEKADENZ. Die Jungs spielen einen Querschnitt aus ihren drei Alben und überzeugen hundertprozentig. Schwer, kalt und melodisch absolvieren IMPERIUM DEKADENZ agil ihren Auftritt und die spätabendliche Stunde verleiht dem Gig noch etwas Besonderes. Während es vor der Bühne rappelvoll ist, sieht man auch in den Rängen Leute, die den Auftritt einfach nur genießen. Eine sehr geile Band; auf Platte, wie auch live. Daumen hoch!
BETHLEHEM haben sich in den letzten Jahren live recht rar gemacht, umso erfreulicher, dass sie heute in Barth spielen. Klar, sie polarisieren; aber nicht auf dem Barther Metal Open Air. Der Platz vor der Bühne ist gut gefüllt und es werden viele alte Stücke gespielt. Der neue Sänger tritt äußerst charismatisch und passend zur Musik auf und erinnert optisch sogar ein bisserl an Peter Tägtren. Neben Jürgen Bartsch (natürlich) und Olaf Eckhardt an der Saitenfraktion sitzt zudem Torturer an den Drums, der ja bekanntlich auch bei Belphegor, Mor Dagor etc. aktiv war. Wie dem auch sei; BETHLEHEM spielen einen Super-Gig und kommen hier wirklich gut an.
Nach dem eigentlichen Headliner folgen dann doch noch zwei Bands. Aber die Befürchtungen, dass es dann vor der Bühne leer sein würde, bestätigt sich glücklicherweise nicht. So betreten kurz vor ein Uhr die Baden-Würtemberger von SLARTIBARTFASS die Bühne und werden gefeiert. Sänger Philipp animiert mit schwäbischem Dialekt die Fans und kann sie wirklich motivieren. Blickfang für die meisten ist sicherlich Bagpipe-Frau Jessica, die mit ihrem Instrument der Musik den gewissen Touch gibt. Die Fans werden nicht müde und bangen die ganze Zeit mit.
Auch bei der letzten Band des Tages HEXADAR bleiben die Leute vor der Bühne und feiern die Band. Mit „Herbsteszeit“ und „Urnenspfad“ beginnen die Niedersachsen und den Gig beenden sie mit dem „Urwirt“. Die Niedersachsen machen auch als Rausschmeißer keine Gefangenen und legen einen super Auftritt hin.
Noch ein bisserl feiern, die warme Nacht genießen und ich begebe mich gegen 04:30 Uhr ins Zelt, um mich für den nächsten Tag etwas auszuruhen.
Samstag, 18.08.2012
Gegen 09:00 Uhr verabschieden sich die Jungs von ad-HoC von uns, brechen ihre Zelte ab und fahren gen Heimat. Waren zwei lustige Abende mit Euch! Prost!
Ich gehe dann morgens erstmal auf das Festivalgelände, wo ich dann ausgiebig frühstücke und mir ein paar Becher Kaffee gebe. Neben uns sitzen bereits gutgelaunt, die Jungs von PORTA INFERI, die sichtlich heiß auf ihren Eröffnungsgig sind.
Nach dem Frühstück hole ich noch meine Freundin und einen Kumpel ab. Das verzögert sich etwas und somit verpasse ich PORTA INFERI. Aber nach einigen Nachfragen, soll es gut gepoltert haben. Die Jungs, blutverschmiert, rockten die Bühne in der Mittagssonne und zogen sehr viele Fans vor die Bühne. Blickfang und Mittelpunkt war hier eindeutig Sänger Thomas, der einigen ja von Dead Remains bekannt sein dürfte. Und dass er eine Rampensau ist, war nie ein Geheimnis.
Pünktlich zu STRYDEGOR bin ich dann wieder auf dem Gelände. Die Hagenower genießen, wie zuvor Porta Inferi, einen gewissen Heimvorteil und haben somit schon zahlreiche Fans vor der Bühne. Sehr kurzfristig für Tarabas eingesprungen, spielen die Jungs auch Songs von ihrem neuen Album „In the shadow of remembrence“. Der melodische Viking Metal mit Death Metal-Elementen hat zu Recht viele Fans, die auch stetig mehr werden, da STRYDEGOR live sehr aktiv sind. Der kurzhaarige, aber durchaus charismatische Sänger Florian, versteht es, die Fans in die Musik miteinzubeziehen und so können Band und Publikum mit dem Gig zufrieden sein.
Bevor NOTHGARD die Bühne entern, ist es vor der Bühne leer. Ein Intro ertönt und die Bayern legen mit ihrem Pagan Metal los. Und es kommen nach und nach mehr Leute vor die Bühne. Die Band erspielt sich quasi ihre Fans und das nicht ohne Grund. Stageacting, Sound und Musik stimmen einfach. Dazu kommt noch die offensichtliche Spielfreude von NOTHGARD, dass man merkt; die Jungs haben echt Spaß.
Die Spielzeiten der Bands haben sich an diesem Tag um eine halbe Stunde nach hinten verschoben, da kurz nach Mitternacht, die Nachricht eintraf, dass AKREA aus krankheitsbedingten Gründen kurzfristig absagen mussten.
Es folgen GODHATE aus Schweden, die trotz der hohen sommerlichen Temperatur, mit Ledermontur die Bühne betreten. Und der Enthusiasmus der Band ist groß. Shouter Tony bezieht das Publikum in jedem Song mit ein, stellt Fragen und überbringt seine antichristlichen Botschaften. Er versucht noch mehr Leute vor die Bühne zu locken, was aber teilweise misslingt. Es ist halt Death Metal und zur Nachmittagsstunde funktioniert das nicht so wirklich. Trotzdem finden sich einige Fans vor der Bühne ein und feiern die Schweden ab, die einen tollen Gig abliefern.
Ich sitze mit meiner Freundin und Kumpels in den Rängen vor der Bühne und das hat einen etwas faden Beigeschmack, da sich hinter uns trumbunkene Mitglieder einer Band, die gestern spielte, etwas daneben benahm. Einzig und allein deren Sänger entschuldigte sich für einige Sachen, die die drumherum sitzenden Leute sichtlich störten. Jungs, wenn Ihr keinen Alkohol vertragt, dann hört auf, wenn es nicht mehr geht und verschüttet nicht laufend Bier auf die Köpfe und Klamotten anderer.
Ab jetzt wird es voll vor der Bühne, was sich im Laufe des Tages auch nicht mehr ändern soll. Eine Videokamera? Ah, der Gig wird also wieder mitgeschnitten. Aber der Auftritt von MINAS MORGUL wirkt ein Ende authentischer und sympathischer. Ein Querschnitt aus ihrer Discografie wird von den Jungs hier in die Fanschar geschmissen, dass es eine wahre Freude ist. Mit „Winterherz“ ist mindestens ein Song des neuen Albums „Ära“ mit dabei und bei Sänger Rico sieht und hört man die Begeisterung, ob der zahlreichen Fans für diese Uhrzeit, merklich an. Er betont es auch immer wieder. MINAS MORGUL hat Spaß, die Fans haben Spaß … ein geiler Gig!
Dass ich mich mit Pagan Metal immer etwas schwer tue, ist kein Geheimnis. Aber bei den folgenden WOLFCHANT horche ich regelrecht auf. Zwar haben die Bayern auch anfangs mit Soundproblemen zu kämpfen, aber das gibt sich im Laufe der Show glücklicherweise. Growls, Screams, Klargesang bis hin zu Power Metal-Gesang … die drei Sänger geben echt alles. Und das wirklich gekonnt. Während Lokhi und Nortwin sich ausschließlich am Mikro ein Battle liefern, mischt sich immer mal wieder Gitarrist Ragnar mit ein. Ob Trinklieder oder die Coverversion von Grave Digger „Rebellion“; WOLFCHANT haben zu jedem Zeitpunkt die Fans im Griff und überzeugen sogar mich.
Die Norweger SVARTTJERN werden gefeiert und ich verpasse sie leider, da ich mich festgequatscht habe. Aber was ich so über den Auftritt höre, war nicht negativ.
Nun, mein persönliches Highlight des Festivals. Acht Jahre Bühnenabstinenz. Acht Jahre Studioabstinenz … nun sind sie da: EWIGHEIM! Während Yantit und Allen B. Konstanz sich das Gitarrenspiel teilen, haben sie mit Dirk Törppe einen Live-Drummer mit an Bord, den einige vielleicht von Henke kennen dürften. Also alles gestandene Musiker. Der erste Gig nach acht Jahren also, was Allen B. Konstanz auf der Bühne als erstes enthusiastisch ins Mikro sprach. Bass und Keys kommen von der Konserve, aber das macht dem Charisma auf der Bühne nichts. Ein kurzes Intro, ein grinsender Konstanz und los geht es mit „Rückgrat“ vom Debütalbum. Von Beginn an werden EWIGHEIM gefeiert. Ob „Dürrer Mann“ vom neuen Album, „Schneemann“ von „Heimwege“ oder besagtes „Rückgrat“; das Trio gibt eine Dreiviertelstunde eine Lektion des Todes aus zehn Jahren EWIGHEIMscher Musik. Die Band wirkt so entspannt und sympathisch auf der Bühne, dass es eine wahre Freude ist. Konstanz geht auf der Bühne hin und her, sucht Kontakt zu den Fans und Yantit raucht eine nach der anderen. Der Gig ist viel zu schnell vorbei und es bleibt zu hoffen, dass EWIGHEIM nicht wieder so lange von der Bühne verschwinden. Aber ich denke, sie haben Blut geleckt.
Etwas ruhiger geht es dann weiter mit ALCEST. Dass die Musik der Franzosen nichts zum Ausflippen ist, dürfte klar sein. Die Reihen vor der Bühne sind nach wie vor gut gefüllt und es werden die Köpfe zum Takt bewegt. Andere wiederum schauen nur zu und genießen. Langweile? Fehlanzeige! Ein feiner Gig, den sich auch die noch anwesenden Bands nicht entgehen lassen.
Auch die folgenden FORGOTTEN TOMB werden gefeiert. Die Band um den charismatischen Frontmann Ferdinando, ist nicht allzu oft in Deutschland zu sehen, um so verständlicher ist es, dass es noch mehr Fans vor die Bühne zieht. Die meist doomigen Sachen der Italiener kommen hier wahnsinnig gut an. Die Band gibt sich auf der Bühne schon fast bescheiden, aber verliert nichts an Ausstrahlung. Im Gegenteil. Geile Musik, geiler Gig, nette Musiker.
Nun erwarten alle die Amis von INQUISITION. Und warten und warten. Um 00:35 Uhr sollten sie ihren Gig beginnen, aber da saßen die werten Herren Dagon und Incubus noch Backstage und begannen sich dann mal langsam, sich zu schminken. Und die Fans warteten und warteten. Dadurch, dass punkt 02:30 Uhr (Anordnung des Ordnungsamtes) Schluss sein musste und noch eine Band auftreten sollte, schon etwas unfair. Aber sie betraten dann ca. 20 Minuten später die Bühne und legten los. Gesang, Gitarre und Drums reichen, um den hungrigen Black Metal-Fans die Mäuler zu stopfen. Das Duo macht seine Sache auch wirklich gut. Selbst der Sound ist okay. Dagon knarzt ins Mikro, wie nix Gutes und zockt schon fast eine Ein-Mann-Show, wenn Drummer Incubus sich nicht mit seinen bösen Blicken und agilem Schlagzeugspiel einmischen würde. Alles in allem ein guter Auftritt von INQUISITION.
Dass BAPTISM trotzdem die volle Dreiviertelstunde spielen können und somit pünktlich um 02:30 Uhr dem diesjährigen BMOA ein Ende setzen können, liegt einzig und allein daran, dass die Finnen auf den Soundcheck verzichten. Etwa zwei Stunden vor Beginn ihres Auftritts kam ein ungeschminkter, gut gelaunter Ossi Mäkinen in den Backstagebereich und verkündete, dass sie auf den Soundcheck verzichten, da sein kleiner Bruder im Proberaum auf den Amp gekotzt hat und sich das jetzt so geil anhört, dass sie gleich auf die Bühne können. Die Band schminkt sich und aus Ossi Mäkinen wird Lord Sarcofagius. Kompromissloser Black Metal und (erstaunlich) guter Sound bestimmen den letzten Gig des Festivals. Und es ist noch immer proppenvoll vor der Bühne und auch auf dem Gelände. BAPTISM ziehen ihren satanischen Black Metal sauber durch und sind krönender Abschluss.
Die Lichter gehen aus. Die meisten gehen vom Gelände zu ihren Zelten, aber viele feiern noch bis in die frühen Morgenstunden.
Es war mit das beste Barther Metal Open Air, das ich miterlebt habe. Bandauswahl, Fans, Getränkebuden, Merch-Stände, Security, Essen … alles war top.
Fangen wir mal bei den Bands an. Heiko hatte wirklich ein gutes Händchen bei der Auswahl der Bands. Black-, Pagan-, Viking-, Death-Metal in gesunder Mischung und dann noch EWIGHEIM, die stilistisch da nirgendwo einzuordnen sind, aber doch abgefeiert wurden.
Das Publikum war entspannt wie jedes Jahr. Und auch gab es dieses Mal nicht solche Wichtigtuer, die auf dem Camp ihre Landser-CDs abspielen müssen und sich dafür missbilligende Blicke einfangen.
Mit Trollzorn, Folter- und Ketzer-Records, Einheit-Produktionen etc. war Merchandise in Hülle und Fülle zu fairen Preisen zu bekommen und auch die Getränke- und Fressbuden waren preislich und qualitativ absolut in Ordnung. Wem etwas unbehaglich im Rücken war, der konnte einen Masseur aufsuchen und Wikinger-Schmuck gab es en gros. Bekannt für das BMOA ist natürlich auch Heikos Angebot an Met und Cider, das sehr gut verkauft wird und das zum angemessenen Preis.
Positiv ist auf jeden Fall der Toilettenwagen, der ständig gesäubert wird und wo man sich auch mal die Hände waschen kann. Ist halt angenehmer als die Dixies, die dort aber auch täglich abgepumpt wurden.
Die Security war vor Ort, war immer präsent, aber zu keinem Zeitpunkt aufdringlich und oberflächlich. Faire Leute!
Die Bands waren zum Großteil alle entspannt, nett und auch immer zu einem Plausch bereit. Es ist halt auch die Fannähe, die das Barther Metal Open Air ausmacht.
Die Festivalbesucher haben es mittlerweile auch gelernt, ihren Müll zu entsorgen und nicht überall in den Park zu schmeißen, was der Crew am Sonntag natürlich eine Menge Arbeit erspart.
Ein riesengroßes Lob geht an Heiko und Biggi, die alles souverän und recht locker über die Zeit brachten. Und natürlich an die Crew, die ihre Freizeit dafür opfert, das Gelände und den Ablauf in Schuss zu halten. Um nur einige zu nennen: Danke Torsten, Arne, Christian, Sam, Snörpi, Sophia, Patty, Eric und allen anderen für ein gelungenes, schönes Festival!!!!