16. Party.San Open Air 2012

16. Party.San Open Air 2012

ArchgoatAssaulterBehemothBolt ThrowerCattle DecapitationDark FortressDead CongregationDecember FlowerEntrailsGeneral SurgeryGhost BrigadeGospel Of The HornsHaradwaithImmolationImmortalIn SolitudeIncantationInsomniumIron LambKali YugaMalignant TumourMortjuriNaglfarNecros ChristosNifelheimNileNocte ObductaObscure InfinityRagnarokRectal SmegmaRevel In FleshSkálmöldSodomSólstafirTankardTormentedToxic HolocaustTrash AmigosVallenfyreVenenumWarbringerZero Degree
Schlotheim
09.08.2012
Wie schon 2011 ging es erneut auf eines der größten Extrem Metal-Festivals Deutschlands, das Party.San Open Air in Schlotheim. Nach dem mehr als gelungenen Festival im letzten Jahr entschied ich bereits sehr früh, vor Allem in Anbetracht des unglaublich guten Bandaufgebots des Jahres 2012, mich erneut mit Freunden ins schöne Thüringen aufzumachen. Vorab gab es allerdings aufgrund der Spielpositionen etwas Verwirrung, sollten BOLT THROWER als eine der objektiv wohl wichtigsten Bands doch schon am Donnerstag spielen und ein Set von bloß etwas mehr als einer Stunde zur Verfügung haben. Aber was soll’s. [mj]


DONNERSTAG:

Für uns beginnt der Reigen mit den Schweden IN SOLITUDE. Insgesamt bieten sie einen soliden Auftritt inklusive reichlich schönem Rockstar-Gepose. Der obligatorische Fuchspelz des Sängers dürfte nicht eben für Begeisterung bei der Vegetarierfraktion sorgen, doch ein Hingucker ist das Auftreten dieser Band allemal. Der Sound fällt leider recht dürftig aus, besonders was die Vocals betrifft, die man von den Studioaufnahmen zu schätzen gelernt hat. Live sind deutliche Abstriche hinzunehmen und das ist schade, da besonders das aktuelle Album hervorragendes Material bietet. [ak]

Kann man eigentlich noch von einem Geheimtipp sprechen, wenn man im Vorfeld von geschätzt zehn Leuten angequatscht wird, dass man doch unbedingt NECROS CHRISTOS nicht verpassen sollte?! Ob Geheimtipp oder nicht, die Jungs werden von mir sofort als einfallsreich empfunden, trotz des eher stumpfen und traditionellen Black/Death Metal. Soundmäßig stört mich der Wind zwar gewaltig, doch solche Sachen kann man nicht ändern. Also das Beste daraus machen, und das ist bei dieser Musik nicht wirklich schwer. Ein Punkt fällt mir aber spontan noch ins Auge: Bei so wenig Leuten vor der Bühne könnte NECROS CHRISTOS tatsächlich im Underground Bereich zu suchen sein. [ms]

Düster wird es bei NIFELHEIM. Hier gibt’s nicht nur die besten Frisuren, sondern auch den wahrscheinlich truesten Auftritt des gesamten Festivals. Reichlich Leder und Nieten, dazu der räudige Black Thrash der Schweden, unterstützt von herrlichem Posing, viel schöner kann’s doch kaum noch werden. Zwar ist es sicherlich nicht der musikalisch anspruchsvollste Auftritt, aber Laune macht er dafür umso mehr. [ak]
Weiter geht es mit NIFELHEIM. Bands mit diesem Namen gibt es zwar mehrere, aber wir sprechen hier von denjenigen mit der fetten Bühnenshow. Nun gut, auf Flammenwerfer und nackte Weiber wurde verzichtet, aber ansonsten steht alles im Zeichen Satans. Dazu passt auch noch die derbe Musik und so scheint das Party.San ein gelungenes Festival zu werden. [ms]
Mit NIFELHEIM sollte meine persönliche, sehr umfangreiche Running Order schließlich beginnen. Als eine der wohl größten Ikonen des skandinavischen Blackened Thrash Metals und mit nicht sonderlich vielen Möglichkeiten, sie in Deutschland zu begutachten, weckte die Truppe bereits im Vorfeld große Erwartungen, die letztendlich auch erfüllt werden sollten. Die brutalen Hasshymnen der Schweden werden mehr als überzeugend dargeboten, es gibt massiv auf die Fresse und keine Möglichkeit, sich inmitten der ekstatischen Fans zu erholen, die die Musiker frenetisch feiern. So wünscht man sich den persönlichen Festivalstart! [mj]

Mit dem Allstar-Projekt VALLENFYRE geht es in deutlich emotionalere Gefilde und der Spaßfaktor wird deutlich runtergefahren. Dass die Herren gerade ihren nach eigener Auskunft dritten Liveauftritt überhaupt bieten, merkt man an keiner Stelle. Da zeigt sich der wahre Profi. Logischerweise wird uns viel Bekanntes von "A Fragile King" geboten, womit sie voll überzeugen können. Die Publikumsreaktionen sind entsprechend und der sehr ernsthafte, doomige Old-School-DM reißt die Massen vor der Bühne merklich mit, auch wenn die gesamte Präsentation eher zurückhaltend ausfällt. [ak]

Weiter geht es mit SÓLSTAFIR, deren Auftritt ich höchstens durch massivste Gewalteinwirkung, höhere Gewalt oder Tod verpassen würde, so sehr freue ich mich auf die Shoegaze-Isländer mit Wikinger-Cowboy-Attitüde. Ich soll es nicht bereuen. Es werden die besten Lieder des aktuellen Albums mit allergrößter Hingabe gespielt, wenngleich ein Klassiker wie beispielsweise „Köld“ leider ausgelassen wird. Was mich fast noch mehr umhaut als die absolute Vertiefung der Insel-Skandinavier in ihre Musik und die live entgegen einiger Warnung hervorragend klingende Stimme des Sängers Adalbjörn, ist der Sound bei ihrem Auftritt. Die Tretminen-Armee der Gitarrenfraktion bringt den Ton kein bisschen zum Matschen, wie man es vielleicht erwarten könnte, alles klingt stimmig und einfach perfekt wie bereits auf Platte. Ein magischer Auftritt! [mj]

Eine der wenigen Pop Bands auf dem Party.San, die Rede ist von SODOM. Doch was an Härte und Brutalität fehlt, wird durch Kultstatus wieder wett gemacht. Mit Songs wie „Sodomized“, „M16“, „Agent Orange“ oder „Blasphemer“ spielen sie zwar genau das, was sie immer spielen, aber auch genau das, was die Leute von ihnen erwarten. Jeder einzelne Takt wird herzhafter runtergespielt als das „Ace of Spades“ von Lemmy Kilmister gesungen wird, und somit ist man mit diesen Schlagern bestens bedient. Man könnte fast sagen, SODOM hätten den Headliner geben können, wären da nicht diese legendären Briten... [ms]
Noch völlig überwältigt von der soeben gehörten und gefühlten Shoegaze-Wand, bleibe ich auch bei SODOM stehen, um sie mir einfach mal anzugucken und sie einmal gesehen zu haben. Wie man es wohl erwarten konnte, macht der In-die-Fresse-Thrash der Ruhrpott-Legende überraschend viel Spaß und animiert zum Mitgröhlen einiger Bandklassiker wie „Ausgebombt“ oder „Agent Orange“. Auch hier ist der Sound, wie eigentlich bei jeder Band, die ich gesehen habe, einwandfrei und ballert ziemlich ins Gesicht.

Ein weiteres absolutes Highlight betritt jedoch nun die Bühne. Mit BOLT THROWER ist man im Begriff, eines der größten europäischen Death Metal-Urgesteine vor sich stehen zu haben. Nachdem bereits früh am Donnerstag sämtliche mitgebrachten BOLT THROWER-Shirts ausverkauft sind (für sehr faire 12€!) und sich daher etwas Enttäuschung in unserem Zeltlager breit machte, da man Shirts der Band schließlich sonst fast nur zu Mondpreisen bei Ebay bekommt, gibt es nun die Entschädigung mit einem der wohl fettesten Auftritte, die ich jemals erleben durfte. Ohne Übertreibung – ich wurde selten in meinem Leben SOWAS von niedergewalzt von der kompromisslosen Brutalität der Akustik-Panzer, die live noch mehrmals heavier sind als auf den bereits kieferbrechenden Platten. Tonnenschwere Riffs, ein einfach nur fetter Sound (ich kann die Tontechniker nicht genug loben!) und eine Songauswahl, die sich mit Evergreens wie „No Guts, no Glory“ oder „Mercenary“ auch (leider) ohne „Honour“ gewaschen hat. Völlig zerprügelt geht es nach diesem Auftritt, der besser als Erlebnis oder Naturereignis tituliert werden sollte, wieder zurück zum Zeltlager, um die Ereignisse des ersten Konzert-Tages bei einigen Gerstensäften Revue passieren zu lassen. [mj]
Der erste Abend endet überraschungsfrei mit BOLT THROWER. Die Briten sind eine absolute Bank, der Sound drückt ohne Ende und das ganze Set wird unheimlich tight und kompakt dargeboten. Das gute Köstritzer zu Spottpreisen (fatal, wenn man vorher ein paar Wochen in Skandinavien verbracht hat) zeigt allerdings inzwischen deutliche Wirkung und so verbringe ich den größten Teil des Sets in einem beeindruckten Dämmerzustand. [ak]
BOLT THROWER stehen auf der Bühne und wie immer ist der Name Programm. Von altersbedingten Abbauerscheinungen keine Spur. Mit „War", „Remembrance", „World Eater" und „The IV Crusade“ ein klasse Einstieg. Getoppt wird das ganze nur noch von der „Killchain“ und „No Guts No Glory“. Wie immer ein Spektakel sondersgleichen. Einstecken, auf die Bühne stampfen und Trommelfelle zum Bersten bringen. So muss das sein. [ms]


FREITAG:

„Saddam Hussein is Rock'n'Roll, Rock'n'Roll“. Diese Worte konnte man noch den kompletten Freitag und Samstag auf dem Zeltplatz vernehmen. Grund dafür ist der gelungene Auftritt von MALIGNENT TUMOUR. Die Jungs vom Party.San wissen eben, wie man die Leute in Stimmung bringt. Am Morgen darf es schonmal eine etwas leichtere Kost sein, da kommt so eine Party Band gerade richtig. Von einem Geheimtipp kann man jedenfalls nicht mehr sprechen, zumindest wenn man nach der Größe des Publikums geht.

Eine Spur ernster geht es bei ASSAULTER zur Sache. DESTRÖYER666 lassen grüßen, denn ein ähnliches Programm bekommt man auch hier zu hören. Solider Thrash Metal bei besseren Windverhältnissen und deswegen besserem Sound. Sowas geht immer und kommt beim Publikum auch gut an. [ms]
Nach einer unerwartet erholsamen Nacht wird nach einem guten Frühstück erst einmal die Tagesordnung durchgegangen. Da ich so gut wie rein gar nichts mit Grindcore anfangen kann, beginnt mein Tag mit den australischen Black Thrashern von ASSAULTER, die mir beim Reinhören im Vorfeld ganz gut gefallen haben. Die Band legt eine solide Show hin, die allerdings nicht wirklich im Gedächtnis hängen bleibt, da es einfach nichts wirklich Besonderes an der Truppe gibt, was sie großartig vom Rest der Bands auf dem PSOA abhebt. [mj]

IRON LAMB orientieren sich an ihrem Vorgänger und sind ein bisschen MALIGNENT TUMOUR-mäßig unterwegs. Rogg'n'Rohl vom allerfeinsten, doch trotz einer soliden Performance werden sie hier gnadenlos unterbewertet. Wäre die Musik nicht so laut, könnte man wohl eine Stecknadel fallen hören, so zumindest der subjektive Eindruck der Situation. [ms]

Da mir IRON LAMB unbekannt sind, geht es für mich erst wieder mit den ebenfalls vom ehemaligen Gefängniskontinent Australien stammenden GOSPEL OF THE HORNS weiter, die sich wie ihre Landsmänner DESTRÖYER 666 oder die sich in der Szene derzeit stark im Kommen befindlichen DIOCLETIAN einen gewissen Kult-Status erspielen konnten, besonders als gute Live-Band. Zurecht, wie auch dieser Auftritt klarmacht! Die teils melodischen Hymnen-Reißer bewegen einen unwillkürlich dazu, die Faust zu heben, während die eher schwarzmetallenen Lieder, man entschuldige meine Ausdrucksweise, die Scheiße aus einem rausprügeln. Ein sehr schöner Auftakt in den Freitag. [mj]
Im Sonnenschein von GOSPEL OF THE HORNS empfangen zu werden, macht einiges wieder gut. Die Australier liefern einen schönen Auftritt, bei dem man ultradreckigen Black Thrash um die Ohren geballert bekommt. Die Songauswahl stimmt und die ein oder andere Nummer mit Hitpotenzial lässt die brummenden Schädel kreisen. Auch die Publikumsreaktionen beweisen, dass diese Band nicht bloß unter "ferner liefen" zu verbuchen ist.

Danach ist erstmal wieder hinsetzen angesagt. ENTRAILS liefern die entsprechende Hintergrundberieselung dafür - eingängigen Death Metal der alten Schule mit griffiger Note. Auch bei kompletter Unkenntnis des Materials hinterlassen sie einen guten Gesamteindruck. [ak]
Im Anschluss zum Auftritt der Australier gibt es wieder einen persönlichen Headliner zu bestaunen, nämlich die schwedische Old School Death Metal-Sensation ENTRAILS, die mit ihren ersten Veröffentlichungen nach 19 Jahren Bandgeschichte keinen Stein mehr auf dem anderen gelassen hat und hoffentlich für ein kleines Elchtod-Revival sorgen kann. Feinster Schweden-Death mit Kettensägen-Gitarrensound, wie man ihn noch von DISMEMBER kennt (an die die Jungs übrigens, genauso wie an ENTOMBED, stark erinnern!) in einem mal wieder beinahe an Studiosound heranreichenden Soundgewand. Mit einer Brutalität und hin und wieder durchscheinenden, unglaublich geilen Melodien wird das Publikum inklusive mir für eine Dreiviertelstunde in das Schweden von 1992 befördert mit einfach nur den Kopf gegen die Wand schlagenden Songs wie „Unspeakable Obscenities“ oder der Bandhymne „To live is to rot“. Eines meiner absoluten Highlights auf dem diesjährigen PSOA und ganz dicht hinter BOLT THROWER!!! [mj]

Für mich geht es erstmal weiter mit SKALMÖLD. Völlig ahnungslos lass ich mich überraschen von ihrer Musik. Lasse mich überraschen von Folk Metal. Mit drei Gitarren und fünf Gesangsstimmen sind sie auf dem Party.San eher die Ausnahme als die Regel. Sowas kann gut gehen, kann aber auch nach hinten losgehen. Gerade wenn man auf einem Death und Black Metal Festival spielt und der Sound nicht so tut, wie er soll. Performance ist nahezu nicht vorhanden und der klirrend laute Gesang reibt stark an den Nerven. [ms]
Jetzt wirds mühselig: SKALMÖLD liefern den bislang überflüssigsten Auftritt des Festivals ab. Der melodische Pagan Metal beginnt aufgrund seines überbordenden Dudelfaktors sehr schnell zu nerven, worauf nur noch die Flucht Richtung Undergroundbühne hilft.

VIVUS HUMARE, die dort den zweiten Kriegsschauplatz eröffnen, vermögen mit ihrem recht durchschnittlichen Boller Black Metal allerdings keine nennenswerten Gegenakzente zu setzen.

GENERAL SURGERY - Das Beste daran ist, dass es nach SKALMÖLD wieder aufwärts geht, wenn auch im bescheidenen Maße. Es gibt soliden Death Metal mit Grindanteilen, der allerdings schnell langweilt. Endlich wieder mal Zeit zum Essen! [ak]

Welcher Begriff passt nicht in folgende Reihe: Sonnenschein, wolkenloser Himmel, DARK FORTRESS. Richtig! Es sind die Landshuter mit ihrem typisch bayerisch-volkstümlichen Black Metal. Ein Auftritt zu dieser Uhrzeit ist fast schon wie ein Schlag ins Gesicht. Denn dieser gute Metal wird hier eindeutig verschwendet. Bis auf „Baphomet“ geht jeder an mir Song vorbei und mir die Jungs fast schon leid, denn es ist ersichtlich, dass sie sich viel Mühe geben. [ms]
Zu DARK FORTRESS schleppe ich meinen Kadaver dann wieder zur Bühne, um sie mir ebenfalls einmal interessehalber anzusehen nach einigen Hinweisen vertrauenswürdiger Menschen, die sie als „eine der einzigen großen deutschen Black Metal-Bands, die sich eigentlich immer treu geblieben sind und sich nichts auf ihre Ernsthaftigkeit zu schulden kommen lassen“ beschreiben. Gesagt, getan, und ab zur Bühne.
In der Tat gibt es ein Feuerwerk an schwarzmetallenem Hochgeschwindigkeits-Geballer, welches häufig eine, auch durch die etwas schwedischen Gitarrenmelodien, wunderbar düstere Atmosphäre aufkommen lässt, was der Band eine gewisse Eigenständigkeit verpasst. Auf jeden Fall ein überdurchschnittlich guter Auftritt, der bloß durch ein paar moshende Vollidioten getrübt wird, die offensichtlich denken, dass Punk-Trends zu Black Metal passen. Nachdem ein paar Leute, die ebenfalls genervt von dem Pit waren, den einen oder anderen Mosher maßregeln, kann man sich irgendwann endlich wieder auf’s Headbangen konzentrieren, ohne aufpassen zu müssen, dass einem irgendein Trumm entgegengeflogen kommt. [mj]
Die Sonne senkt sich nur langsam dem Horizont entgegen, aber musikalisch wird es wieder schwärzer. DARK FORTRESS entern die Bühne und liefern eine ordentliche Show ab. Ihr Black Metal ist bemerkenswert eigenständig und komplex, die hochsommerliche Schönwetterlage ist atmosphärisch allerdings keine Hilfe. Der Auftritt ist zwar kein Highlight des Festivals, doch er bewegt sich auf einem durchweg hohen Gesamtniveau ab. Nach der Flaute der letzten Bands tut das hier wieder richtig gut. [ak]

Meine nun folgende Handlung bereue ich im Nachhinein ein wenig. Recht gerädert entscheide ich mich, wieder zum Zeltlager zu marschieren, ohne an die weiteren Bands zu denken, die noch auftreten, weswegen ich die melodischen Todesmetaller von DECEMBER FLOWER, sowie IMMOLATION, GHOST BRIGADE und NILE leider verpasse. Als mir das am nächsten Morgen beim Betrachten der Running Order auffällt, ohrfeige ich mich innerlich und achte am letzten Tag des Festivals verstärkt darauf. [mj]

Endlich geht es rund und es wird Zeit für einen der entscheidenden Gründe, diese Reise von gut 400 Kilometern angetreten zu haben: IMMOLATION. Und die bieten das Highlight des Tages. Vier unheimlich charismatische Herren zocken ein grandioses DM-Brett in technischer Perfektion, die Songauswahl ist vom Feinsten und reicht vom inzwischen antiken Debüt bis hin zur aktuellen EP. Im bemerkenswerten Kontrast zu der filigranen Bösartigkeit der Musik steht das bescheidene Auftreten der Amis, keine Band dieses Festivals sagt so artig "Dankeschön". Der Sound ist perfekt und als Sahnehäubchen verkünden sie auch noch, dass seit dem vergangenen Wochenende das neue Album eingespielt ist. Steigerungen sind an dieser Stelle nur noch schwer möglich.

GHOST BRIGADE durfte ich in den vergangenen Jahren etliche Male sehen, es gibt dabei wenig Überraschungen, doch schön ist es immer wieder. Vor zwei Jahren haben sie noch im hellen Tageslicht gespielt, inzwischen nähern sie sich der Headlinerposition an, was deutlich Auskunft darüber gibt, wie gut ihre Musik inzwischen beim Publikum ankommt. Naturgemäß geht es jetzt ruhiger und innerlicher zu, die Songauswahl hebt die Stärken der Finnen deutlich hervor. Stücke wie "Into the Black Light" und "My Heart is a Tomb" sind einfach nur zum Dahinschmelzen schön. Mit dieser Band kann man einfach nichts falsch machen und die Organisatoren des Festivals beweisen erneut, dass sie ein Händchen dafür haben, eine gelungene Bandauswahl auf die Bühne zu bringen.

Auf NILE müssen wir leider warten, erstmals gerät die Umbaupause ein wenig aus den Fugen und aufgrund nicht näher zu identifizierender Technikprobleme wirkt Herr Sanders zunächst etwas angepisst. Dann entwickelt sich aber alles zu einem gewohnt brachialen und sympathischen Auftritt der Amis. Sie haben einfach reichlich tolles Material im Gepäck und die technische Raffinesse des Vierers beeindruckt immer wieder. Leider geht alles zu schnell vorbei, einige Stücke werden schmerzlich vermisst, doch das Fehlen von Nummern wie "Lashed to the Slave Stick" wird durch den höchst selten live perfomten Knaller "Sarcophagus" wieder ausgeglichen.

Niemals in der Geschichte haben Black Metal und der ganz große Rockstarzirkus so eng zueinander gefunden wie bei IMMORTAL. Und wie man es von dem Trio aus Bergen gewohnt ist, liefern sie eine unglaublich unterhaltsame Show ab. Nur ist es immer wieder so, dass die Headliner-Position nicht immer die dankbarste ist, zumal wenn ein so dichtes und hochqualitatives Programm vorangegangen ist. In dem Moment, in dem sie ihr Set mit "Withstand the Fall of Time" eröffnen, ist die Müdigkeit zeitweilig verflogen und man darf sogar den Abbath-Crabwalk genießen. Der Mann ist ohne Zweifel der größte Showmaster des kompletten Extrem Metal-Sektors und stellt dies in einer sternenklaren Nacht wieder einmal unter Beweis. Doch nach einer Stunde sind die Kräfte endgültig am Ende, wir kapitulieren trotz eines tollen Auftritts und schleichen in Richtung Bett. [ak]


SAMSTAG:

ROMPEPROP fallen aus. Aus welchen Gründen wurde nicht erwähnt, aber die können bei einer Grindcore Band vielfältig sein. Wie dem auch sei, RECTAL SMEGMA helfen gerne aus und verfolgen das gleiche Konzept wie am Freitag. Mit viel Spaß und Selbsthumor wird somit ein weiterer Festivaltag begonnen, der Lust auf mehr macht. Eine weitere spitzenmäßige Spaßband mit viel Rhythmus im Blut. Und auch wenn der neue Gitarrist einen Song zum ersten mal spielt, was soll’s?! Solange sich hier niemand selbst ernst nimmt, ist das alles in Ordnung.

Kurze Zeit später finde ich mich zu CATTLE DECAPITATION wieder ein. Heftiger Scheiß. Vielleicht einfach noch zu früh an diesem Tag oder die Nachwehen von gestern hängen noch zu stark in den Knochen. Wie dem auch sei, mit diesem Auftritt kann ich mich nicht anfreunden. Neutral betrachtet könnte es zwar ruhig etwas engagierter sein, ansonsten gibt’s eigentlich wenig auszusetzen. [ms]

Diesen Morgen verbringe ich erst einmal recht lange mit der Regeneration vom letzten Abend. Als ich mir überlege, wie viele Bands ich heute eigentlich sehen will, fasse ich spontan den Entschluss, NOCTE OBDUCTA ausfallen zu lassen, ehe mir irgendwann die Füße vom ganzen Stehen durchschmoren. Daher beginne ich erst mit dem finnischen Black Metal-Urgestein ARCHGOAT den Tag. Wer die Band kennt, weiß, dass man bei ihnen eine ziemlich unheilige lyrische Messe aus Christenhass und übelstem Death Black Metal-Gedresche, bei dem sich zum Beispiel auch TRUPPENSTURM das ein oder andere abgeschaut haben, erwarten kann. Auch an diesem Samstag sind sie nach vielen Auftritten in Deutschland in den letzten paar Jahren wieder in einer hervorragenden Form, wie mir später auch viele Festival-Besucher bestätigen, die die vertonte Gewalt der seit 1989 existierenden Finnen abfeiern. [mj]
Der letzte Tag. Nochmal erwartet uns ein dickes Programm. Da heißt es ausgeruht sein und auf die ersten Bands des Tages verzichten. Ohne große Erwartungen, aber mit einer gewissen Portion Neugier kommen wir dann rechtzeitig zum Auftritt von ARCHGOAT auf dem Festivalgelände an. Auch wenn ich mir nicht viel von dieser Band erhofft hatte, untertreffen sie meine kühnsten Befürchtungen deutlich. Einfachheit in allen Ehren, aber das ist einfach nur lachhaft. Drei Powerchords und simples Geholze, mehr bieten die Finnen nicht. Es ist wirklich erstaunlich, dass so eine Truppe hier aufspielen darf. So manchem gefällts, für mich sind ARCHGOAT damit hingegen unter "irrelevant" zu den Akten gepackt.

Im Vergleich zu ARCHGOAT sieht es ganz anders mit WARBRINGER aus. Die Amis drücken richtig aufs Gas und für alle Freunde altmodischen Gethrashes mit moderner Power beginnt ein wahres Freudenfest. Das Publikum ist dankbar und es bildet sich mehr als einmal ein dicker Circle Pit vor der Bühne. Die Musiker haben offenkundig Spaß an ihrem Auftritt und so bleibt nach einem unheimlich intensiven Set ein toller Eindruck von dieser Band, die nicht nur im Studio brillieren kann. [ak]

In Anbetracht der nächsten auflaufenden Band wird natürlich direkt stehen geblieben. Die Norweger von RAGNAROK sind nun dran, die Bühne zu entern und jedem ihrem düsteren Schwarzmetall die Fresse zu polieren – was sie letztendlich auch schaffen. Eine akustische Hasstirade nach der anderen wird blutverschmiert auf der Bühne rausgehauen, auch die Bandhymne „Blackdoor Miracle“ wird zum besten gegeben mit einer Brachialgewalt, dass man sich selbst ins Gesicht schlagen will. Hervorragender Auftritt! [mj]
Endlich wird’s wieder schwarzmetallisch! Bei der diesjährigen Ausgabe des PSOA kommt der klassische BM-Sound ein wenig kurz, RAGNAROK treffen deshalb mit ihrer Performance bei allen Freunden der alten norwegischen Schule voll ins Schwarze. Schwarz-weiß angemalte Gesichter, reichlich rote Soße und ein humorfreier Auftritt bis ins Letzte zeigen, wo der Hammer hängt. Auch wenn sie gemäß der ursprünglichen Running Order deutlich früher hätten auftreten sollen, steht immer noch eine wärmende Sonne am Himmel, die nicht ganz mit den klirrend-kalten Klängen harmonieren will. Dennoch zeigen sich RAGNAROK von ihrer besten Seite und der nahezu würfelförmige Gitarrist ist eine wahre Augenweide. Sollte es irgendwann mal True-Black-Metal-Action-Figuren geben, will ich eine von ihm!

Dieses Niveau kann von TOXIC HOLOCAUST nicht gehalten werden. Zwar ist der Bühnenraum ordentlich gefüllt und die Reaktionen der Zuschauer sind durchweg positiv, doch der mehrfach eingeforderte Circle Pit fällt deutlich bescheidener aus als bei den Vorgängern. Der simple Sound, der mich immer wieder an MOTÖRHEAD erinnert, zündet live ganz anständig, Euphorie kommt aber nicht auf. Dafür ist es dann doch ein wenig zu hausbacken. Es bleibt der Eindruck von einem recht unterhaltsamen Set, das aber keine langanhaltenden Erinnerungen bietet.

INCANTATION sind in diesem Jahr eines meiner persönlich Highlights. Lange habe ich darauf gewartet, dieses US-amerikanische Urgestein schwarzen und ultrabrutalen Death Metals einmal live zu sehen. Als die vier Herren dann die Bühne betreten, steht mir wohl die Verwunderung ins Gesicht gemeißelt. "Sind das INCANTATION? Die sehen ja... total nett aus...!" Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe, doch die freundlich Herren mit teils angegrauten Schläfen fangen tatsächlich an zu spielen. Und sie machen genau das, was ich klanglich von ihnen erwartet habe. Es wird geballert, gebasst und gedoomt, dass sich die Balken biegen. Ein weiterer Höhepunkt dieses Festivals und sicherlich eine Sternstunde des Death Metal. Leider viel zu früh endet der Auftritt von Herrn McEntee und Co., ich hätte noch stundenlang zuhören können. [ak]

Um kurz vor neun steht dann endlich mit INSOMNIUM ein weiterer meiner persönlichen Headliner an, wenngleich die Band im Vergleich zu vielen anderen anwesenden Bands eher einen etwas bedächtigeren Stil einschlägt. Im Gegensatz zu Kollege Krause bohrt sich der melancholische, finnische Melodic Death Metal direkt in meine Gehörbahnen rein, um der bisher durchweg euphorischen Laune zum Trotz etwas Schwermut über das Publikum zu tragen. In sehr guter Form präsentieren sich die Vertreter der Speerspitze finnischen Melodeaths und rattern ihr Set ambitioniert runter, wenngleich ein paar Neuzeit-Klassiker von der „Across the Sun“ leider fehlen. In punkto Emotionen kann man die Band jedoch getrost kurz hinter SÓLSTAFIR einreihen! [mj]

INSOMNIUM spare ich mir, weil der Magen inzwischen deutlich macht, dass es heute verdammt viel Musik und wenig Essen gab. Was ich aus der Ferne zu hören bekomme, ist mir auch zu cheesig. Nix verpasst. Selbes gilt für TANKARD, eine Band, an der ich mit etwa 15 das Interesse verloren habe. Als Gerre stolz erzählt, dass ihr neues Album in den Charts noch vor UNHEILIG eingestiegen ist, wende ich mich dem Bierstand zu und ignoriere die Thrashkönige von Mallorca bis auf weiteres.

Langsam neigt sich das PSOA 2012 dem Ende zu. Aber das dicke Ende kommt bekanntlich zum Schluss: NAGLFAR spielen an prominenter Position, was mich persönlich ein wenig (positiv) überrascht. Aber schon nach wenigen Momenten ist klar, dass hier eine der besten Bands dieser drei Tage eines der besten Sets spielt. NAGLFAR präsentieren in technischer Perfektion genau die richtige Mischung aus nordischer Raserei und treffsicherer Melodieführung. Meine Vorfreude wird noch weit übertroffen und am Ende bleibt nur noch Euphorie unter einem sternenklaren Himmel.

BEHEMOTH sind inzwischen ohne Zweifel verdammte Stars. Und genauso fühlt es sich an, beim Bühnenumbau zuzuschauen. Hier wird ganz großes Extrem Metal-Theater vorbereitet. Und als es dann losgeht, bekommt dieses insgesamt tolle Festival auch einen schönen Abschluss. BEHEMOTH liefern nicht unbedingt das spannendste Set der drei Tage ab, auch nicht das musikalisch beeindruckendste, doch zweifellos gibt es hier den am dicksten inszenierten Zirkus. Kostüme, Pyrotechnik, in Kutten gehüllte Bannerträger, brennende umgedrehte Kreuze und vieles mehr bieten ein Fest für die Sinne, das dem kaputtgefeierten Publikum noch einmal Energieschübe verpasst. Als dann eine Art Konfettikanone den Luftraum vor der Bühne mit glitzernden Folienstreifen füllt, wird klar: Schade, dass die Show ein Ende hat.


Das PSOA 2012 war von vorne bis hinten gelungen. Die Bandauswahl ist in diesem Jahr so großartig ausgefallen, dass es schwer wird, beim nächsten Mal an ein solches Niveau anzuknüpfen. Das Wetter war durchweg perfekt, das Festivalgelände angenehm weitläufig, so dass das Gedrängel früherer Tage kein Thema mehr ist. Und mit einer Träne im Knopfloch wird am Ende klar: Dies war einer der Höhepunkte des Jahres überhaupt. Vielen Dank nach Schlotheim! [ak]

Dieses Fazit zum diesjährigen PSOA kann ich bloß unterschreiben – grandiose Bandauswahl, klasse Auftritte, ein eigentlich immer perfekter Sound und hervorragende Leute, die man wiedersehen und neu kennenlernen durfte. Eines der besten Festivals dieses Jahr, ohne Frage! [mj]

In Schlotheim schüttelten die Fäuste, bangten die Köpfe und tranken die Biere: Andreas Krause [ak], Matthias Salomon [ms] und Morten Jantz [mj].

Bildergalerie

Band-Profile

Archgoat

Archgoat

Black Metal aus Finnland
Assaulter

Assaulter

Black Thrash Metal aus Australien
Behemoth

Behemoth

Death Metal aus Polen
Bolt Thrower

Bolt Thrower

Death Metal aus Großbritannien
Cashley

Cashley

Deutschland
Cattle Decapitation

Cattle Decapitation

Death Metal aus USA
Chapter Of Disease

Chapter Of Disease

Deutschland
Dark Fortress

Dark Fortress

Melodic Black Metal aus Deutschland
Dead Congregation

Dead Congregation

Death Metal aus Griechenland
December Flower

December Flower

Melodic Death Metal aus Deutschland
Entrails

Entrails

Death Metal aus Schweden
General Surgery

General Surgery

Grindcore aus Schweden
Ghost Brigade

Ghost Brigade

Dark Melancholic Metal aus Finnland
Gospel Of The Horns

Gospel Of The Horns

Black Thrash Metal aus Australien
Haradwaith

Haradwaith

Black Metal aus Deutschland
Immolation

Immolation

Death Metal aus USA
Immortal

Immortal

Black Metal aus Norwegen
In Solitude

In Solitude

Hard Rock aus Schweden
Incantation

Incantation

Death Metal aus USA
Insomnium

Insomnium

Melodic Death Metal aus Finnland
Iron Lamb

Iron Lamb

Rock'n'Roll aus Schweden
Kali Yuga

Kali Yuga

Melodic Death Metal aus Deutschland
Malignant Tumour

Malignant Tumour

Crust / Rock'n'Roll aus Tschechien
Mortjuri

Mortjuri

Melodic Death Black Metal aus Deutschland
Naglfar

Naglfar

Black Metal aus Schweden
Necros Christos

Necros Christos

Death Doom Metal aus Deutschland
Nifelheim

Nifelheim

Black Metal
Nile

Nile

Death Metal aus USA
Nocte Obducta

Nocte Obducta

Black Metal aus Deutschland
Obscure Infinity

Obscure Infinity

Death Metal aus Deutschland
Ragnarok

Ragnarok

Black Metal aus Norwegen
Rectal Smegma

Rectal Smegma

Grindcore aus Holland
Revel In Flesh

Revel In Flesh

Death Metal aus Deutschland
Rompeprop

Rompeprop

Grindcore aus Holland
Skálmöld

Skálmöld

Viking Metal aus Island
Sodom

Sodom

Thrash Metal aus Deutschland
Sólstafir

Sólstafir

Post Rock aus Island
Tankard

Tankard

Thrash Metal aus Deutschland
Tormented

Tormented

Death Metal aus Schweden
Toxic Holocaust

Toxic Holocaust

Crust / Thrash Metal aus USA
Trash Amigos

Trash Amigos

Thrash Metal aus Schweden
Vallenfyre

Vallenfyre

Crust / Death Metal aus Großbritannien
Venenum

Venenum

Progressive Death Metal aus Deutschland
Vivus Humare

Vivus Humare

Black Metal aus Deutschland
Warbringer

Warbringer

Thrash Metal aus USA
Zero Degree

Zero Degree

Melodic Death Metal aus Deutschland
-