Bullet '77 & Screamer
Bullet, '77 & Screamer
Köln, Luxor
06.10.2012
06.10.2012
Zur ungewohnt frühen Zeit bittet eine der meiner Meinung nach vielversprechendsten Touren in diesem Herbst zum Tanz, denn aufgrund der Abendplanung des Veranstaltungsorts wird das Konzert zu ungewohnt früher Zeit enden. Aber davon später mehr, vorher gilt es, sich zwischen Kutten, Lederjacken und Eierkneiferhosen einen guten Platz im prall gefüllten Luxor zu ergattern, schließlich fällt bereits Punkt 19 Uhr, zeitgleich mit dem Ende des Interviews mit ‘77, der Startschuss.
Bei einer erst seit wenigen Jahren aktiven Band mit jungen Leuten und gerade mal einem Album würde man nicht immer auf die Liveperformance wetten, doch derlei Spekulationen werden von SCREAMER in Sekundenschnelle weggeschmettert. Ab dem ersten Riff haben die vier Schweden das Publikum im Griff, scheinbar mühelos gelingt es ihnen, das aufregende „Adrenaline Distractions“ auch hier und heute mit Leben zu füllen. Frontmann Christoffer trifft mit seinen einprägsamen Zeilen und Melodien den Nagel auf den Kopf und was ihm noch an Animationsfähigkeiten abgeht, wird von den beiden Gitarristen übernommen. Sie lassen sich auch nicht davon aus dem Konzept bringen, dass der einmalige Gitarrentausch während dem Spielen alles andere als geplant scheint, wenn man die Gesichtsausdrücke und das Feixen von Windschnittfrisur Henrik am Schlagzeug so sieht… Der schießt gleich den nächsten Vogel ab, als er beim Bearbeiten der sehr hoch positionierten Becken breit grinsend die Arme hin und her kreuzt. Wenn die Stimmung im Saal nicht schon sehr ausgelassen wäre, hätte spätestens das für den letzten Kick gesorgt, den die textsicheren vorderen Reihen bei „Keep On Walking“, „Screamer“ oder dem abschließenden „Rock Bottom“ erst recht nicht nötig haben. Abgerundet wird die freudenreiche halbe Stunde von „Phoenix“, einem Stück vom im Frühjahr erscheinenden neuen Album, einzig „Never Going Down“ wird von mir schmerzlich vermisst in diesem energiegeladenen Auftritt mit sympathischem Unernst.
Energiegeladen ist eine passende Überleitung zu wohl den Shootingstars des diesjährigen Rock Hard Festival, auf dem ‘77 keine Gefangenen nahmen und die Leute von den Stufen des Amphitheaters rissen. Ähnlich dürfte der Plan heute aussehen, denn was macht es schon, dass man wenig Platz auf der Bühne hat, wenn der Rock’n’Roll das Blut zum Kochen bringt. Getragen von einem wunderbaren Gitarrenklang, der den „geilsten Anschlag von allen Gitarristen zur Zeit“ (O-Ton meines Nebenmannes) des gewohnt die Hühnerbrust präsentierenden LG Valeta veredelt, ist der Auftritt der Spanier ein großer Triumphzug. Natürlich haben sie ihr Haus nah an Bon Scott und den Young Brüdern gebaut, aber die zählen nicht umsonst zu Ikonen des Hard Rock’n’Roll. Während Bassist Raw sich an seinem beeindruckenden Backenbart festhält und daran rumzupft, sind die Brüder Valeta eindeutig Chef im Ring und die vermeintliche Schläfrigkeit Armands noch eine Stunde zuvor ist wie weggeblasen. Im Unterschied zu SCREAMER wird vom Publikum etwas weniger mitgesungen, das Energielevel auf und vor der Bühne ist allerdings eine ganze Ecke größer und bezieht zusätzlichen Schub von LGs mittendrin eingeschobener Runde durch die dicht gestaffelt stehende Menge. Die stimmungsmäßigen Höhepunkte der sich stetig steigernden Band und Laune kommen passenderweise zu Schluss und sowohl „Gimme A Dollar“ als auch „Big Smoker Pig“ zeigen, dass bei ’77 doch laut mitgesungen werden kann, wenn es sich anbietet. Klasse!
Die geringsten Überraschungsqualitäten liegen (wie so oft) bei der Hauptband, was im Falle von BULLET aber kein Kritikpunkt sondern Beleg des nimmermüden Rumtreibertums ist, das die munteren Schweden pausenlos vor die Tür und in die Clubs treibt. Daran ändert auch das nicht ausschließlich auf Wohlwollen gestoßene neue Album „Full Pull“ nichts, zumal der zeitig eingebaute Titeltrack erwartungsgemäß hervorragend als Anheizer und Mitsinger funktioniert, was von „Turn It Up Loud“ namensgetreu gesteigert wird. Während das Hauptaugenmerk bei BULLET-Auftritten oft auf Hell Hofer und Hampus Klang liegt, sammeln heute der heroisch aufspielende „andere“ Gitarrist Erik Almström und Drummer Gustav Hjortsjö, der knapp vor Deckenkontakt thront und das Riff von „Rolling Home“ mitsingt, mächtig Bonuspunkte. Bei der dritten Band mit einer das ganze Publikum ansteckenden guten Laune schockt auch ein Maurerdekolleté knapp vor der eigenen Nase nicht und die ganz auf BULLET geeichte Stimmung nähert sich mit „Highway Pirates“ dem Höhepunkt an, der vom etwas zu sehr ausgewalzten „Scream And Shout“ nur kurz verzögert wird, bevor er mit dem abschließenden „Bite The Bullet“ Hell Hofer Arschbombe vom 10-Meter-Turm einschlägt. Ein gewohnt starker Auftritt, obwohl man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die Sänger von SCREAMER und ’77 wesentlich natürlicher und mit weniger verstellter Stimme ihrem Tagwerk nachgehen.
Irritation allerorten liefert nur der Blick auf die Uhr, denn es ist gerade mal 21:50. Und während man bei einem Bier noch über Sinn und Unsinn so früher Konzerte philosophiert, wird man auch schon freundlich gebeten, doch bitten den Club zu verlassen. Klar, schließlich kostet die anschließende Party, die mit dem Konzert nichts zu tun hat, Eintritt…
Bei einer erst seit wenigen Jahren aktiven Band mit jungen Leuten und gerade mal einem Album würde man nicht immer auf die Liveperformance wetten, doch derlei Spekulationen werden von SCREAMER in Sekundenschnelle weggeschmettert. Ab dem ersten Riff haben die vier Schweden das Publikum im Griff, scheinbar mühelos gelingt es ihnen, das aufregende „Adrenaline Distractions“ auch hier und heute mit Leben zu füllen. Frontmann Christoffer trifft mit seinen einprägsamen Zeilen und Melodien den Nagel auf den Kopf und was ihm noch an Animationsfähigkeiten abgeht, wird von den beiden Gitarristen übernommen. Sie lassen sich auch nicht davon aus dem Konzept bringen, dass der einmalige Gitarrentausch während dem Spielen alles andere als geplant scheint, wenn man die Gesichtsausdrücke und das Feixen von Windschnittfrisur Henrik am Schlagzeug so sieht… Der schießt gleich den nächsten Vogel ab, als er beim Bearbeiten der sehr hoch positionierten Becken breit grinsend die Arme hin und her kreuzt. Wenn die Stimmung im Saal nicht schon sehr ausgelassen wäre, hätte spätestens das für den letzten Kick gesorgt, den die textsicheren vorderen Reihen bei „Keep On Walking“, „Screamer“ oder dem abschließenden „Rock Bottom“ erst recht nicht nötig haben. Abgerundet wird die freudenreiche halbe Stunde von „Phoenix“, einem Stück vom im Frühjahr erscheinenden neuen Album, einzig „Never Going Down“ wird von mir schmerzlich vermisst in diesem energiegeladenen Auftritt mit sympathischem Unernst.
Energiegeladen ist eine passende Überleitung zu wohl den Shootingstars des diesjährigen Rock Hard Festival, auf dem ‘77 keine Gefangenen nahmen und die Leute von den Stufen des Amphitheaters rissen. Ähnlich dürfte der Plan heute aussehen, denn was macht es schon, dass man wenig Platz auf der Bühne hat, wenn der Rock’n’Roll das Blut zum Kochen bringt. Getragen von einem wunderbaren Gitarrenklang, der den „geilsten Anschlag von allen Gitarristen zur Zeit“ (O-Ton meines Nebenmannes) des gewohnt die Hühnerbrust präsentierenden LG Valeta veredelt, ist der Auftritt der Spanier ein großer Triumphzug. Natürlich haben sie ihr Haus nah an Bon Scott und den Young Brüdern gebaut, aber die zählen nicht umsonst zu Ikonen des Hard Rock’n’Roll. Während Bassist Raw sich an seinem beeindruckenden Backenbart festhält und daran rumzupft, sind die Brüder Valeta eindeutig Chef im Ring und die vermeintliche Schläfrigkeit Armands noch eine Stunde zuvor ist wie weggeblasen. Im Unterschied zu SCREAMER wird vom Publikum etwas weniger mitgesungen, das Energielevel auf und vor der Bühne ist allerdings eine ganze Ecke größer und bezieht zusätzlichen Schub von LGs mittendrin eingeschobener Runde durch die dicht gestaffelt stehende Menge. Die stimmungsmäßigen Höhepunkte der sich stetig steigernden Band und Laune kommen passenderweise zu Schluss und sowohl „Gimme A Dollar“ als auch „Big Smoker Pig“ zeigen, dass bei ’77 doch laut mitgesungen werden kann, wenn es sich anbietet. Klasse!
Die geringsten Überraschungsqualitäten liegen (wie so oft) bei der Hauptband, was im Falle von BULLET aber kein Kritikpunkt sondern Beleg des nimmermüden Rumtreibertums ist, das die munteren Schweden pausenlos vor die Tür und in die Clubs treibt. Daran ändert auch das nicht ausschließlich auf Wohlwollen gestoßene neue Album „Full Pull“ nichts, zumal der zeitig eingebaute Titeltrack erwartungsgemäß hervorragend als Anheizer und Mitsinger funktioniert, was von „Turn It Up Loud“ namensgetreu gesteigert wird. Während das Hauptaugenmerk bei BULLET-Auftritten oft auf Hell Hofer und Hampus Klang liegt, sammeln heute der heroisch aufspielende „andere“ Gitarrist Erik Almström und Drummer Gustav Hjortsjö, der knapp vor Deckenkontakt thront und das Riff von „Rolling Home“ mitsingt, mächtig Bonuspunkte. Bei der dritten Band mit einer das ganze Publikum ansteckenden guten Laune schockt auch ein Maurerdekolleté knapp vor der eigenen Nase nicht und die ganz auf BULLET geeichte Stimmung nähert sich mit „Highway Pirates“ dem Höhepunkt an, der vom etwas zu sehr ausgewalzten „Scream And Shout“ nur kurz verzögert wird, bevor er mit dem abschließenden „Bite The Bullet“ Hell Hofer Arschbombe vom 10-Meter-Turm einschlägt. Ein gewohnt starker Auftritt, obwohl man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass die Sänger von SCREAMER und ’77 wesentlich natürlicher und mit weniger verstellter Stimme ihrem Tagwerk nachgehen.
Irritation allerorten liefert nur der Blick auf die Uhr, denn es ist gerade mal 21:50. Und während man bei einem Bier noch über Sinn und Unsinn so früher Konzerte philosophiert, wird man auch schon freundlich gebeten, doch bitten den Club zu verlassen. Klar, schließlich kostet die anschließende Party, die mit dem Konzert nichts zu tun hat, Eintritt…