Ektomorf Steelgrave Privilege Of Approval & Killing Age

Ektomorf, Steelgrave, Privilege Of Approval & Killing Age

EktomorfKilling AgePrivilege Of ApprovalSteelgrave
Osnabrück, Bastard Club
17.10.2012
EKTOMORFs neues Album "Black Flag" rief bei uns gemischte Reaktionen hervor, wobei man sich im Fazit traf, dass die Songs live eher glänzen mögen. Das will natürlich überprüft werden, und so begibt man sich zu gewohnt christlicher Stunde in den Osnabrücker Bastard Club, um den nicht ganz so christlichen Proklamationen von Zoltán „Zoli“ Farkas zu lauschen.

Schon um 19 Uhr stehen die Groove Metaller KILLING AGE auf den Brettern, und wer sich draußen nicht pünktlich am fetten Nightliner vorbeigequetscht hat, verpasst eine energiegeladene Show des Esslinger Quartetts. Denn trotz der durchweg eher spärlichen Publikumsreaktionen gibt die Band alles und hat sichtlich Spaß an ihrer Performance. Und das zu Recht, denn wie ihr Album "Good Times" bereits erahnen ließ, grooven die darauf enthaltenen Songs auch live wie Hölle und machen schlicht Spaß. Wie schon auf Platte weiß auch live das variable "Red Or Blue" am meisten zu begeistern, doch die anderen Songs wie das eröffnende "Out Of This" oder das auf CD nicht vollends überzeugende "Plums" fallen kaum ab. So kommt es nicht von ungefähr, dass nicht nur auf der Bühne die Matten geschwungen werden, sondern auch schon der ein oder andere Zuschauer seine Nackenmuskulatur in Stellung bringt. Bleibt die Hoffnung, dass KILLING AGE beim nächsten Mal später ran dürfen, denn für einen solch frühen Openerslot sind sie fast zu schade...

Nach kurzer Umbaupause entern die österreichischen PRIVILEGE OF APPROVAL die Bühne und schränken sich den dortigen Platz mit ihren Bannern unnötigerweise ein. Davon lassen sich die fünf Jungs aber nicht beirren und bringen ihre Körper trotzdem so gut es geht in Schwung. Richtig anstecken lässt sich das moshwütige Publikum davon aber nicht, dabei zielen die immer wieder eingestreuten Breakdowns der Band eigentlich auf Bewegung im Pit ab. Doch die Songstrukturen des Deathcores der Ösis sind nicht ganz so leicht zu durchschauen, so dass die Breakdowns nicht so vorhersehbar in den Club gedonnert werden, wie es bei so vielen anderen Core-Bands der Fall ist. Was auf CD dankenswert anders klingen mag, funktioniert also in der Live-Situation leider nicht ganz so gut. Dadurch ballern Songs wie "Green Sun" oder "Grief" an einem nicht unerheblichen Teil des Publikums vorbei, ohne das nennenswerte Hooks hängengeblieben wären. Das trübt die Stimmung des Quintetts allerdings nicht, und kurze Zeit später wird auch klar, woran das liegt.

Denn nun betritt die Gute-Laune-Garantie des Packages die Bühne: die mir bis dato vollkommen unbekannten STEELGRAVE. Selbst das Internet liefert erst nach mühseliger Sucharbeit die "richtigen" STEELGRAVE, und so verwundert es nicht, dass auch das Osnabrücker Publikum nicht so recht weiß, was es zu erwarten hat. Die Jungs von KILLING AGE und PRIVILEGE OF APPROVAL hingegen finden sich bereits erwartungsschwanger vor der Bühne ein, um das amerikanische Quintett abzufeiern. Und das feuert aus allen Rohren: Der Drummer verdrischt sein Kit nach allen Regeln der Kunst, der Bassist lässt sich nicht davon aus der Ruhe bringen, dass sein Instrument mal den Dienst versagt, Sänger Pat gibt den glamourösen, aber nie durch Allüren auffallenden Entertainer und das Gitarrenduo scheint sich das "Pick of DRAGONFORCE" angeeignet zu haben, so wie die beiden schreddern und solieren. Zwar lässt sich das Gebotene schubladentechnisch nur schwer einordnen, der Mix aus Thrash und Power Metal sowie Hard und dezentem Alternative Rock macht aber verdammt viel Spaß. Zum Finale stürmen die beiden Vorbands sowie einige Crewmitglieder die eigentlich viel zu kleine Bühne und sogar „Zoli“ Farkas gesellt sich dazu, um gemeinsam mit STEELGRAVE "Can't Stop Rock & Roll" zu schmettern - ein denkwürdiges Bild! Nicht zuletzt dank der Tatsache, dass die Band im Anschluss an ihren Gig massenweise Shirts und Maxi-CDs verschenkt, können STEELGRAVE an diesem Abend einen ganzen Haufen Sympathiepunkte sammeln.

Mit "Gute-Laune-Mucke" soll es das aber gewesen sein, denn nun ist der Headliner EKTOMORF an der Reihe und schlagartig wird es deutlich voller vor der Bühne. Dass sie gekommen sind, um ihr aktuelles Album "Black Flag" vorzustellen, wird schnell klar: Der das Album eröffnende, verhältnismäßig atmosphärische Doppelschlag "War Is My Way" und "Unscarred" läutet auch das neunzigminütige Set ein, und im weiteren Verlauf des Gigs liegt der Schwerpunkt deutlich auf dem neuesten Album, unterbrochen nur von Klassikern wie "Gispy" oder "I Know Them". Gerade bei letztgenanntem Song tut sich einiges im Pit, während auf der Bühne besonders der Rückkehrer an der Lead-Gitarre, Tamás Schrottner, mit seinen auf Dauerrotation eingestellten Dreadlocks einen Blickfang darstellt. Zwischendurch werden die Gitarren mal ausgestöpselt, und obwohl das Akustische EKTOMORF eigentlich nicht so recht steht, sorgen "Sea Of My Misery" sowie das von STEELGRAVE-Sänger Pat begleitete "In Smoulder" für angenehme Abwechslung zwischen den ganzen "Stumpf-ist-Trumpf"-NeoThrash-Geschossen. Danach heißt es nämlich sofort wieder "Jump! Jump! Jump! Jump!", und auch wenn EKTOMORF lyrisch gesehen scheinbar nicht viel zu lachen haben, so erfreuen sie sich doch funktionierender Nackenwirbel und vor allem Kniescheiben. Mit "Kill It" beendet natürlich ein "Black Flag"-Song das reguläre Set, bevor die Ungarn für den Dreischlag "Take My Scars", "Fuck You All" und "The One" noch einmal auf die Bühne zurückkehren.

Wie immer pünktlich ist auch heute um kurz vor Elf Schicht im Schacht, doch beschweren wird sich darüber keiner der Besucher, gab es doch vier Stunden lang ohne größere Pausen einen bunten Strauß Metal auf die Ohren. An einem Mittwochabend nicht übertrieben spät im Bett zu landen, hat ja durchaus auch seine Vorteile. Irgendetwas vergessen? Ach ja, die nicht selten kritisierten simplen EKTOMORF-Songs funktionieren live tatsächlich besser als auf Platte.


http://www.facebook.com/killingage
http://www.facebook.com/poametal
http://www.facebook.com/pages/Steelgrave/377592852295773
http://www.facebook.com/EktomorfOfficial
-