Trivium As I Lay Dying Caliban & Upon A Burning Body

Trivium, As I Lay Dying, Caliban & Upon A Burning Body

As I Lay DyingCalibanTriviumUpon A Burning Body
Herford, X
26.10.2012
Für Fans von Metalcore bzw. modernem Metal zieht momentan ein Package durch die europäischen Lande, welches diesen das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen dürfte: Die beiden US-Metal(core)-Bands TRIVIUM und AS I LAY DYING haben neben den Ruhrpottlern CALIBAN noch ihre Landsmänner von UPON A BURNING BODY im Schlepptau. Angesichts der Homogenität dieses Pakets müssen die Bands genau so wenig befürchten, Schwierigkeiten mit dem überwiegend relativ jungen Publikum bekommen zu können, wie dieses sich vor nennenswerten musikalischen Überraschungen ängstigen muss.

Das wird schon bei den mir bisher nur namentlich bekannten UPON A BURNING BODY klar, als diese pünktlich um 18:30 Uhr die Bühne des ausverkauften und auch um diese frühe Uhrzeit schon gut gefüllten Herforder „X“ entern. Denn die Texaner werden von einem nicht eben kleinen Teil des Publikums bereits freudig erwartet, und so wird das Quintett mit mehr als nur Höflichkeitsapplaus für seinen Metalcore der härteren Sorte bedacht. Woran das liegen mag, dürfte dem neutralen Beobachter allerdings ein wenig schleierhaft sein, setzen die mit Hemd und Stoffweste fein gekleideten Jungs dem Publikum doch eher Metalcore-Stangenware vor, die sich immer wieder in ohrenbetäubenden Breakdowns entlädt. Doch wer kann es ihnen verdenken, wenn ihnen die Zuschauer derart aus der Hand fressen? Zu Songs wie „Sin City“ bilden sich nämlich schon ansehnliche Pits, einige Crowdsurfer sind auch unterwegs, und bei dem abschließenden „Texas Blood Money“ werden zu Beginn obendrein lauthals die auch mir nicht gänzlich unbekannten Textzeilen „The stars at night are big and bright - deep in the heart of Texas“ mitgegrölt. So muss man UPON A BURNING BODY schlussendlich konstatieren, dass sie trotz eines überraschungsarmen Auftritts eine solide Leistung abliefern und ihrer Rolle als Anheizer vollkommen gerecht werden.

Nach erfreulich kurzer Umbaupause stehen dann mit CALIBAN die Lokalmatadore auf der Bühne. Zwar stellt Fronter Andy Dörner die Band artig vor, das wäre jedoch nicht nötig gewesen. Denn auch wenn die Band nicht unbedingt das Standing ihrer hiesigen Szenekollegen genießt, so kennt man die Jungs doch auch in den entlegensten Winkeln von Metalcore-Deutschland. Entsprechend euphorisch werden sie empfangen, und ich muss gestehen, dass sie einen für mich unerwartet guten Gig aufs Parkett zaubern. Gingen Leadgitarre und Klargesang in der Vergangenheit schon mal im bass- und breakdownlastigen Gelärme unter, so kann man sich heute gleichermaßen an beidem erfreuen. Gerade die auf dem heute natürlich auch im Fokus stehenden aktuellen Album „I Am Nemesis“ immer wieder eingestreuten, dem Post Rock entlehnten flirrenden Gitarrenleads wie in „Memorial“ sind ein willkommener Kontrastpunkt zu dem ansonsten regierenden Geballer. Die Clean Vocals von Rhythmusgitarrist Denis Schmidt sind zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, aber dass man sie hören kann und nicht erahnen muss, werte ich als positive Weiterentwicklung. Ein Großteil des Publikums schert sich aber ohnehin nicht um solche Details und arbeitet sich lieber im Pit ab. Zu „I Will Never Let You Down“ gibt es dann auch eine amtliche Wall Of Death, ansonsten rufen tendenziell eher die neuen Songs wie „We Are The Many“ oder „Davy Jones“ die positivsten Reaktionen hervor. Besonders gut kommt hierzulande natürlich auch das Rammstein-Cover „Sonne“ an, bei dem Dörner nur gut die Hälfte des Textes in das weite Rund brüllt, den Rest besorgt das Publikum. Den Abschluss eines mehr als respektablen Auftritts bildet „The Bogeyman“, danach entlassen CALIBAN ihre Fans in eine wohlverdiente Pause.

Und diese will wohl genutzt sein, denn AS I LAY DYING verlangen ihrem Publikum traditionell einiges an Energie ab - das soll sich auch heute nicht ändern. Der Start in das Set erfolgt mit „Condemned“ zwar noch einigermaßen verhalten, der folgende Gassenhauer „94 Hours“ bringt die Menge dann aber binnen Sekunden zum Kochen. Fronter Tim Lambesis, dessen Verehrung von Arnold Schwarzenegger sich mittlerweile auch in seinem muskelbepackten Oberkörper offenbart, führt seine Fans durch ein erfreulich ausgewogenes Set, das mit Hits aus jeder Schaffensphase der Kalifornier aufwartet. Vom brandneuen Album „Awakened“ schaffen es lediglich das bereits vorab vorgestellte „Cauterize“ sowie „Whispering Silence“ in die heutige Setlist, etwas überraschend ist für „A Greater Foundation“ hingegen kein Platz. Das macht aber gar nichts, das Publikum feiert die Band zwischen den Songs immer wieder mit „AS I LAY DYING“-Sprechchören und vergnügt sich während Hits wie „Forever“, „Confined“ oder auch „Anodyne Sea“ im Pit. Im Gegensatz zu den beiden vorigen Bands, bei denen jedermann nur auf den alles vernichtenden Breakdown wartet, geht es bei dem Quintett aus San Diego eine deutliche Spur metallischer zu – immer wieder werden saftige Gitarrensoli in Richtung Tanzfläche geschleudert. Thrashig geht es auch an den Kesseln zu, denn Drummer Jordan Mancino lässt passend zu dem von ihm dargebotenen Dauerfeuer seine Haare fliegen, dass es eine Augenweide ist. Nach gut 50 Minuten haben AS I LAY DYING ihr Abendwerk vollbracht und verlassen die Bühne für eine letzte, etwas länger dauernde Umbaupause.

Übergroße TRIVIUM-Logo-„T“s zieren nun die Bühne, als die schrägen Klaviertöne von „Capsizing The Sea“ ertönen. Im Anschluss an das Intro kann die Band natürlich nur zu dem Titeltrack des aktuellen Albums „In Waves“ auf die Bühne stürmen und wird dafür frenetisch gefeiert. Matt Heafy und seine Mannen sind heute gut drauf, spielen ihr etwa 70-minütiges Set allerdings schon mit einer gewissen Routine runter. Drummer Nick Augusto, der seit rund zwei Jahren das Drumkit für TRIVIUM verprügelt, malträtiert sein Instrument heute nicht ganz so unbarmherzig, wie man es von ihm schon gesehen beziehungsweise gehört hat. Optisch gesehen stellt Gitarrist Corey Beaulieu die Hauptattraktion dar, ist er doch mittlerweile als einziges Bandmitglied mit einer Matte ausgestattet, die in Bewegung gebracht werden kann. Dafür animieren Heafy und Bassist Paolo Gregoletto immer wieder zum Fäusteschütteln – speziell Heafy wirft sich immer wieder in Pose und macht mit herausgestreckter Zunge auch schon mal einen auf Gene Simmons. Die Fans lassen sich von diesem Entertainment aufpeitschen und mobilisieren nochmal alle Kräfte für den Pit. Wer sich jedoch nicht in den Massen auf der Tanzfläche befindet, feiert eine Hitlist ab, die sich vornehmlich aus Songs von den Alben „Ascendancy“, „Shogun“ und „In Waves“ zusammensetzt – mit „Entrance Of The Conflagration“ hat das Quartett immerhin auch einen „The Crusade“-Song im Repertoire. Besonders abgefeiert wird das brachiale „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr“, eine Gitarrenlehrstunde gibt es anschließend bei den zahlreichen Soloeinlagen bei der Deutschland-Live-Premiere von „Torn Between Scylla And Charybdis“. Kurz darauf kommt Heafy aber auch schon mit der Aufforderung an die Fans daher: „You gotta fucking explode!“, und jeder weiß bei den eröffnenden Riffs von „Throes Of Perdition“, dass das Ende nahe ist. Der Pit brodelt ein letztes Mal, bevor überpünktlich um kurz vor 23:00 Uhr Schluss ist. Das frühe Ende stellt dann auch den einzigen echten Wehrmutstropfen eines gelungenen Abends dar, der zwar - wie eingangs bereits erwähnt – ohne die ganz großen Überraschungen daherkommt, aber trotzdem durch die Bank zufriedene Fans das Herforder „X“ in Richtung frische Luft entlässt.


Setlist TRIVIUM:

Capsizing The Sea (Intro)
In Waves
Like Light To The Flies
Rain
Down From The Sky
Entrance Of The Conflagration
Black
Watch The World Burn
Built To Fall
A Gunshot To The Head Of Trepidation
Pull Harder On The Strings Of Your Martyr
Torn Between Scylla And Charybdis
Throes Of Perdition
Leaving This World Behind (Outro)

Bildergalerie

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