Cradle Of Filth God Seed & Dark End
Cradle Of Filth, God Seed & Dark End
Osnabrück, Hyde Park
09.11.2012
09.11.2012
Für Schwarzheimer mit Hang zur Theatralik zieht momentan ein wahrlich interessantes Package durch die europäischen Lande: Die britische Gothic Black Metal-Institution CRADLE OF FILTH hat nicht nur ihr neues Album „The Manticore And Other Horrors“ im Gepäck, um dieses zu promoten, sondern auch noch die griechischen Exoten von ROTTING CHRIST, die norwegischen GOD SEED sowie die italienischen Symphonic Black Metaller DARK END im Schlepptau.
Bevor letztgenannte jedoch wie geplant um 19 Uhr loslegen können, heißt es zwanzig Minuten vorher erst einmal: „Bitte alle Zuschauer die Halle wieder verlassen, eine Band möchte noch ihren Soundcheck machen, und zwar vor leeren Rängen!“ Wer diese Diven wohl sein könnten? „Diese Unbekannten, DARK SEED oder wie auch immer die heißen…“ murmelt jemand. Fast. Sei’s drum, um kurz nach sieben Uhr darf die Halle wieder betreten werden, der eigentliche Konzertbeginn verschiebt sich aber natürlich. So ist es Viertel vor Acht, als DARK END (wahlweise auch zusammen geschrieben) in ihr Set einsteigen. Und es dauert nicht lange, bis jedem Anwesenden klar ist, dass die Italiener mit ihrem an DIMMU BORGIR oder eben auch CRADLE OF FILTH erinnernden symphonischen Black Metal einen wohl überlegten Anheizer darstellen. Mit zu Braids geflochtenen Haaren und zusätzlich noch mit einer Dornenkrone geschmückt betritt Sänger Animæ die mit Kerzen und satanischen Symbolen ausstaffierte Bühne und macht nicht nur durch sein Erscheinungsbild gleich deutlich, dass er hauptverantwortlich für die Performance auf der Bühne ist. Unterstützt von bedächtigen Bewegungen zeigt sein Gekeife schon bald Wirkung und erntet zwar nur spärliche, aber zu Recht positive Reaktionen. Seine Mitstreiter hingegen, die ebenfalls über solch effektheischende Pseudonyme wie Antarktica oder Nothingness verfügen, verharren zumeist an Ort und Stelle und tauen erst gegen Ende des Sets ein wenig auf. Der Preis für das passendste Pseudonym geht allerdings an den Bassisten Specter, denn der ist schlichtweg nicht auf der Bühne zu entdecken. Macht aber nichts, der Sound ist gut und Rhythmuskollege Valentz gibt an den Drums ordentlich Sperrfeuer, so dass die 25 Minuten wie im Flug vergehen.
Nach einer etwas längeren Umbaupause heißt es dann wortwörtlich: Vorhang auf für GOD SEED! Der GORGOROTH-Ableger um die in der Szene alles andere als unbekannten Protagonisten Gaahl und King Ov Hell darf sich über deutlich enthusiastischere Reaktionen erfreuen als vorher noch DARK END, allerdings soll sich der Hyde Park auch bis zum Ende des Konzerts nicht mehr übermäßig füllen. So kann man sich jedoch immerhin gute Sicht auf das in dichte Nebelschwaden gehüllte Treiben auf der Bühne verschaffen: Die sicherlich trueste Band des Abends wird angeführt von Fronter Gaahl, der sich noch bedächtiger über die Bühne bewegt als sein Pendant Animæ zuvor. Und seine einzige Animationsversuche beschränken sich auch noch darauf, seine Pommesgabeln gezielt auf die Augen einiger Fans in den ersten Reihen zu richten. Dafür sorgen die Männer an den Äxten mit ihren Positionswechseln für umso mehr Bewegung, gerade Bassist King Ov Hell macht auch schon mal den posenden Rocker. Keyboarder Geir Bratland ist dank der gut funktionierenden Nebelmaschine hingegen mit den Augen kaum auszumachen, auch scheint sein Instrument nur einen geringen Anteil am kalten Black Metal-Sound der Norweger auszumachen. Dieser wird dominiert vom technisch versierten Drumming von Kenneth Kapstad, der am liebsten in Blastgeschwindigkeit drauflosklöppelt. Doch GOD SEED können auch anders und drosseln ihr Tempo ab und zu bis hin zu schleichendem Doom – diese langsamen Passagen machen dank ihres hohen Mitbangfaktors dann auch fast noch mehr Spaß. So lässt sich nach den gut fünfzig Minuten, gegen deren Ende das Keyboard tatsächlich noch deutlich in Erscheinung tritt, das Fazit ziehen, dass die Norweger ihr neues Album „I Begin“ erfolgreich beworben haben.
Nach erneut etwas längerer Pause dann die absolute Negativüberraschung des Abends: Aus mir nach wie vor nicht bekannten Gründen sind ROTTING CHRIST in Osnabrück nicht am Start, doch außer mir scheint dies niemanden sonderlich zu überraschen geschweige denn zu stören. Denn alles wartet nur gespannt auf den Headliner CRADLE OF FILTH, so dass es erst- und letztmals so richtig eng wird vor der Bühne. Diese starten nach dem dazugehörigen Intro „The Unveiling Of O“ mit dem neuen „The Abhorrent“ in ihr Set. Frontgiftzwerg Dani Filth hält sich mit längeren Ansagen zurück und schont seine Stimme für die Songs, was ausgezeichnet funktioniert. Warum die Bühne derart spartanisch dekoriert ist, bedarf aber trotzdem einer kurzen Erklärung: „Everything fucking broke – exactly like my mind!“ Nähere Infos bekommt das Osnabrücker Publikum zwar nicht, aber seine sichtliche Unzufriedenheit über diese Situation entlockt Dani eine umso energiegeladenere Show, so dass ihm selbst die schrillsten Screams an diesem Abend zwar nicht mühelos, aber erstaunlich gut gelingen. Dies kommt insbesondere älteren Songs wie „Ctulhu Dawn“ oder „Funeral In Carpathia“ zu Gute. Vom neuen Album schaffen es neben dem Opener noch „For Your Vulgar Delectation“ sowie „Frost On Her Pillow“ in die sehr ausgewogene Setlist.
Während Dani den sich ihm bietenden Platz auf der Bühne gebührend ausnutzt, zeigen sich seine Mitstreiter nicht ganz so lauffreudig. Stattdessen animieren die Männer an den Gitarren mit grimmigen Mienen immer wieder zum Fäuste recken. Bassist Daniel Firth versteckt sich derweil hinter seiner imposanten Matte, die er geschickt einzusetzen weiß. Unterdessen zeichnet Keyboarderin Caroline Campbell verantwortlich für den Gothic-Anteil am CRADLE OF FILTH-Sound, was nicht nur an den orchestralen Sounds liegt, die sie ihrem Instrument entlockt. Besonders wohlwollend werden nämlich ihre Duette mit Dani aufgenommen, sodass „Lilith Immaculate“ sowie vor allem „Nymphetamine Fix“ besonders abgefeiert werden. Bei den härteren Songs tut sich dafür mittlerweile auch mal etwas im Pit, bevor das den Fans in der ersten Reihe gewidmete „Born In A Burial Gown“ gefühlt viel zu früh das Hauptset beendet. Dafür entschädigen aber satte vier Zugaben, deren letzte „From The Cradle To Enslave“ den Abend endgültig beendet. So geht ein Abend, der sich schon arg in die Länge zu ziehen drohte, doch mal wieder überpünktlich um elf Uhr zu Ende.
Zwar waren die Gesamtumstände nicht allzu erfreulich, wobei das Fehlen von ROTTING CHRIST natürlich besonders schwer ins Gewicht fällt, musikalisch war es aber dennoch ein mehr als gelungener Abend. Beim nächsten Mal dürfen sich aber gerne mehr Headbanger an einem Freitagabend aus dem Haus trauen…
Bevor letztgenannte jedoch wie geplant um 19 Uhr loslegen können, heißt es zwanzig Minuten vorher erst einmal: „Bitte alle Zuschauer die Halle wieder verlassen, eine Band möchte noch ihren Soundcheck machen, und zwar vor leeren Rängen!“ Wer diese Diven wohl sein könnten? „Diese Unbekannten, DARK SEED oder wie auch immer die heißen…“ murmelt jemand. Fast. Sei’s drum, um kurz nach sieben Uhr darf die Halle wieder betreten werden, der eigentliche Konzertbeginn verschiebt sich aber natürlich. So ist es Viertel vor Acht, als DARK END (wahlweise auch zusammen geschrieben) in ihr Set einsteigen. Und es dauert nicht lange, bis jedem Anwesenden klar ist, dass die Italiener mit ihrem an DIMMU BORGIR oder eben auch CRADLE OF FILTH erinnernden symphonischen Black Metal einen wohl überlegten Anheizer darstellen. Mit zu Braids geflochtenen Haaren und zusätzlich noch mit einer Dornenkrone geschmückt betritt Sänger Animæ die mit Kerzen und satanischen Symbolen ausstaffierte Bühne und macht nicht nur durch sein Erscheinungsbild gleich deutlich, dass er hauptverantwortlich für die Performance auf der Bühne ist. Unterstützt von bedächtigen Bewegungen zeigt sein Gekeife schon bald Wirkung und erntet zwar nur spärliche, aber zu Recht positive Reaktionen. Seine Mitstreiter hingegen, die ebenfalls über solch effektheischende Pseudonyme wie Antarktica oder Nothingness verfügen, verharren zumeist an Ort und Stelle und tauen erst gegen Ende des Sets ein wenig auf. Der Preis für das passendste Pseudonym geht allerdings an den Bassisten Specter, denn der ist schlichtweg nicht auf der Bühne zu entdecken. Macht aber nichts, der Sound ist gut und Rhythmuskollege Valentz gibt an den Drums ordentlich Sperrfeuer, so dass die 25 Minuten wie im Flug vergehen.
Nach einer etwas längeren Umbaupause heißt es dann wortwörtlich: Vorhang auf für GOD SEED! Der GORGOROTH-Ableger um die in der Szene alles andere als unbekannten Protagonisten Gaahl und King Ov Hell darf sich über deutlich enthusiastischere Reaktionen erfreuen als vorher noch DARK END, allerdings soll sich der Hyde Park auch bis zum Ende des Konzerts nicht mehr übermäßig füllen. So kann man sich jedoch immerhin gute Sicht auf das in dichte Nebelschwaden gehüllte Treiben auf der Bühne verschaffen: Die sicherlich trueste Band des Abends wird angeführt von Fronter Gaahl, der sich noch bedächtiger über die Bühne bewegt als sein Pendant Animæ zuvor. Und seine einzige Animationsversuche beschränken sich auch noch darauf, seine Pommesgabeln gezielt auf die Augen einiger Fans in den ersten Reihen zu richten. Dafür sorgen die Männer an den Äxten mit ihren Positionswechseln für umso mehr Bewegung, gerade Bassist King Ov Hell macht auch schon mal den posenden Rocker. Keyboarder Geir Bratland ist dank der gut funktionierenden Nebelmaschine hingegen mit den Augen kaum auszumachen, auch scheint sein Instrument nur einen geringen Anteil am kalten Black Metal-Sound der Norweger auszumachen. Dieser wird dominiert vom technisch versierten Drumming von Kenneth Kapstad, der am liebsten in Blastgeschwindigkeit drauflosklöppelt. Doch GOD SEED können auch anders und drosseln ihr Tempo ab und zu bis hin zu schleichendem Doom – diese langsamen Passagen machen dank ihres hohen Mitbangfaktors dann auch fast noch mehr Spaß. So lässt sich nach den gut fünfzig Minuten, gegen deren Ende das Keyboard tatsächlich noch deutlich in Erscheinung tritt, das Fazit ziehen, dass die Norweger ihr neues Album „I Begin“ erfolgreich beworben haben.
Nach erneut etwas längerer Pause dann die absolute Negativüberraschung des Abends: Aus mir nach wie vor nicht bekannten Gründen sind ROTTING CHRIST in Osnabrück nicht am Start, doch außer mir scheint dies niemanden sonderlich zu überraschen geschweige denn zu stören. Denn alles wartet nur gespannt auf den Headliner CRADLE OF FILTH, so dass es erst- und letztmals so richtig eng wird vor der Bühne. Diese starten nach dem dazugehörigen Intro „The Unveiling Of O“ mit dem neuen „The Abhorrent“ in ihr Set. Frontgiftzwerg Dani Filth hält sich mit längeren Ansagen zurück und schont seine Stimme für die Songs, was ausgezeichnet funktioniert. Warum die Bühne derart spartanisch dekoriert ist, bedarf aber trotzdem einer kurzen Erklärung: „Everything fucking broke – exactly like my mind!“ Nähere Infos bekommt das Osnabrücker Publikum zwar nicht, aber seine sichtliche Unzufriedenheit über diese Situation entlockt Dani eine umso energiegeladenere Show, so dass ihm selbst die schrillsten Screams an diesem Abend zwar nicht mühelos, aber erstaunlich gut gelingen. Dies kommt insbesondere älteren Songs wie „Ctulhu Dawn“ oder „Funeral In Carpathia“ zu Gute. Vom neuen Album schaffen es neben dem Opener noch „For Your Vulgar Delectation“ sowie „Frost On Her Pillow“ in die sehr ausgewogene Setlist.
Während Dani den sich ihm bietenden Platz auf der Bühne gebührend ausnutzt, zeigen sich seine Mitstreiter nicht ganz so lauffreudig. Stattdessen animieren die Männer an den Gitarren mit grimmigen Mienen immer wieder zum Fäuste recken. Bassist Daniel Firth versteckt sich derweil hinter seiner imposanten Matte, die er geschickt einzusetzen weiß. Unterdessen zeichnet Keyboarderin Caroline Campbell verantwortlich für den Gothic-Anteil am CRADLE OF FILTH-Sound, was nicht nur an den orchestralen Sounds liegt, die sie ihrem Instrument entlockt. Besonders wohlwollend werden nämlich ihre Duette mit Dani aufgenommen, sodass „Lilith Immaculate“ sowie vor allem „Nymphetamine Fix“ besonders abgefeiert werden. Bei den härteren Songs tut sich dafür mittlerweile auch mal etwas im Pit, bevor das den Fans in der ersten Reihe gewidmete „Born In A Burial Gown“ gefühlt viel zu früh das Hauptset beendet. Dafür entschädigen aber satte vier Zugaben, deren letzte „From The Cradle To Enslave“ den Abend endgültig beendet. So geht ein Abend, der sich schon arg in die Länge zu ziehen drohte, doch mal wieder überpünktlich um elf Uhr zu Ende.
Zwar waren die Gesamtumstände nicht allzu erfreulich, wobei das Fehlen von ROTTING CHRIST natürlich besonders schwer ins Gewicht fällt, musikalisch war es aber dennoch ein mehr als gelungener Abend. Beim nächsten Mal dürfen sich aber gerne mehr Headbanger an einem Freitagabend aus dem Haus trauen…