Fear Factory Devin Townsend Project & Dunderbeist
Fear Factory, Devin Townsend Project & Dunderbeist
Köln, Essigfabrik
13.11.2012
13.11.2012
Zu den jährlich wiederkehrenden, schwer erklärbaren Phänomenen gehört, dass auch bei beginnenden winterlichen Temperaturen die ersten Besucher eines Konzerts gerne mal eine Stunde vor Öffnung der Türen eintreffen. Die besonders Harten verbringen die Wartezeit nicht nur mit einfachem Warten (ohne Bier oder Unterhaltung), sondern auch bereits in Konzertmontur, die selbst an so einem eisigen Abend noch nicht alle in die langen Hosen treibt. Aber gut, bei harter Musik gibt es auch harte Kerle, und von denen sind zu diesem frühem Termin der Tour eine ganze Menge willig, in der Essigfabrik mit Devin Townsend die Kuh fliegen zu lassen und mit Dino Cazares den Triumph der Maschinen zu begehen.
Die den Abend eröffnenden DUNDERBEIST dagegen sind den meisten unbekannt und beginnen früh (früher als zum Beispiel auf der Homepage der Halle angegeben), lassen sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. Besonders Torgrim, wie im Interview der aktivere der beiden Sänger, sorgt während der guten halben Stunde dafür, dass jedem Anwesenden der Bandname in den Ohren klingelt, schreit er ihn doch nach jedem Lied ins Mikrofon und präsentiert dabei seine (nicht sonderlich spektakulären) Oberarmmuskeln. Das gewisse Maß an Hemdsärmeligkeit, das die Norweger mit ihren Outfits noch verstärken, steht ihnen allerdings gut zu Gesicht, setzt es sie doch noch mehr als Farbtupfer von den beiden Mainacts ab, was so mancher näher an deren Sound gebauten Band schwergefallen wäre. Zudem ist es ein gutes Gegengewicht gegenüber dem leicht Clownesken der Kombination aus theatralischer Gesichtsbemalung und Posing. So wirkt der Auftritt nicht ganz so inszeniert und in Folge werden immer mehr Leute hörbar warm mit der energiegeladenen, live weniger als erwartet krachigen Musik, was wiederum die Band noch mehr anstachelt. Man mag sich kaum ausmalen, wie DUNDERBEIST in ihrer Heimat vor einem voll mitziehenden Saal (mutmaßlich) explodieren. Absoluter Höhepunkt ist das abschließende, grandiose „Shields Aligned“, denn selbst Pomp vom Band kann den von einem Gros der Musiker mitgesungenen Refrain nicht seiner majestätischen Erhabenheit berauben. Sehr stark!
Mit in Mark und Bein gehender Lautstärke entert danach das DEVIN TOWNSEND PROJECT die Bühne vor dem inzwischen sehr gut gefüllten Saal, der ab dem ersten Moment begeistert ist. Der bestens aufgelegte Namensgeber liefert dafür aber auch triftige Gründe, denn jedes angestimmte Lied legt live deutlich an Zug- und Feuerkraft zu, so dass selbst die sphärischen Traumklänge nicht stumm und starr rezipiert werden wollen. Während Devin zwischen den Liedern mit einer Menge Dampfgeplauder für den ein oder anderen Lacher sorgt und gefühlte zehn Gitarrenwechsel vollzieht, wird während der Lieder eine Videoshow aufgefahren, die von wilder Spirographbatik bis zu genau abgestimmten, mehr oder weniger aufwendigen Filmchen reicht, in denen unter anderem eine Puppe raue Gesangsparts übernimmt. Höhepunkt der Reise durch Lieder von allen Devins Namen tragenden Projekten (lies: kein STRAPPING YOUNG LAD) ist etwas überraschend das brandaktuelle „Lucky Animals“, bei dem ein Großteil des Publikums nicht nur mitsingt, sondern auch nach Anleitung des Zeremonienmeisters die Spirit Fingers wirbeln lässt, während die bloß lässig mit verschränkten Armen im Hintergrund Stehenden eine eindeutige Botschaft mitbekommen:
Neben dem verchromten Bass und dem die Farben wechselnden Lichtschlauch in der Bassdrum sorgt Devin auch selbst für ein wenig Aufmerksamkeit für seine Mitmusiker - oder zumindest für den Schlagzeuger, der selbstverständlich das eingeforderte Geburtstagsständchen bekommt. Selbst wenn das Ende im Vergleich zur sonstigen Energieleistung ein wenig arg in atmosphärische Djentsphären abdriftet (und „Bad Devil“ ungespielt bleibt), verdient dieser insgesamt hinreißende Auftritt nicht weniger als jede Menge Applaus, Applaus, Applaus.
In den letzten Jahren war, gerade auch live, nicht immer alles eitel Sonnenschein bei FEAR FACTORY, weil ein beträchtlicher Teil des Publikums in letzter Konsequenz doch nur auf den „Demanufacture“-Block wartet(e). Besonders die zwei Leitfiguren Dino Cazares und Burton C. Bell möchten das heute mit Wucht ad acta legen und legen ein bemerkenswertes Engagement an den Tag, für das die reduzierte Bühnenausstattung ohne Boxen und Verstärker, mit einem großen „Industrialist“-Backdrop als einziger Deko, auch jede Menge Raum bietet. Nach dem guten Einstieg mit dem Titelsong von eben diesem, dem aktuellen Album liefert die Band einen Überblick über ihre Geschichte, bei der heute eindeutig die Höhepunkte überwiegen, weil auch die Zuschauer Lust darauf haben, andere Lieder zu feiern, obwohl „Edgecrusher“ („Obsolete“) oder „Martyr“ („Soul Of A New Machine“) natürlich ebenfalls nicht gerade aktuell sind.
Während Dino über das ganze Gesicht strahlt und Burton ein Potpourri eher ulkiger Bewegungen vorführt, die von „normalem“ Gehampel bis Stehlaufen reichen, bleiben die zwei Neuzugänge Matt DeVries (u.a. Ex-CHIMAIRA) und Mike Heller (u.a. MALIGNANCY) leider ein wenig blass. Das liegt allerdings weniger an ihrem Einsatz als an den übergroßen Fußstapfen, die Byron Stroud und (in den letzten drei Jahren) der unvergleichliche Gene Hoglan hinterlassen haben. Speziell das Schlagzeug lässt den letzten Kick etwas vermissen und kann das mit saumäßiger Lautstärke nur unzureichend ausgleichen. Aber was soll’s, zum guten Ende kommt ja der erwartete „Demanufacture“ Block und die pure Klasse und Abnutzungsresistenz der FEAR FACTORY-Allzeitklassiker zieht wie immer jeden in seinen Bann. „I don’t want to live that way“? Von wegen!
Fotos von Yvonne
Manch einer wird sich an dieser Stelle vielleicht fragen, warum neben dem Bericht nur Fotos der Vorband DUNDERBEIST erscheinen und die Hauptakteure des Abends unabgelichtet geblieben sind. Nun, mittlerweile werden auf Konzerten auch eingeschränkte Fotopässe vergeben und so gab es für mich die strikte Auflage, einzig und allein die Vorband fotografieren zu dürfen. Ich bitte um Verständnis, denn gegen ein derartig rigoroses Verbot, warum auch immer es erteilt wurde, kann ich natürlich nichts ausrichten, weshalb ihr an dieser Stelle hinsichtlich DEVIN TOWNSEND und FEAR FACTORY einfach eure bildliche Vorstellungskraft spielen lassen müsst.
Die den Abend eröffnenden DUNDERBEIST dagegen sind den meisten unbekannt und beginnen früh (früher als zum Beispiel auf der Homepage der Halle angegeben), lassen sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. Besonders Torgrim, wie im Interview der aktivere der beiden Sänger, sorgt während der guten halben Stunde dafür, dass jedem Anwesenden der Bandname in den Ohren klingelt, schreit er ihn doch nach jedem Lied ins Mikrofon und präsentiert dabei seine (nicht sonderlich spektakulären) Oberarmmuskeln. Das gewisse Maß an Hemdsärmeligkeit, das die Norweger mit ihren Outfits noch verstärken, steht ihnen allerdings gut zu Gesicht, setzt es sie doch noch mehr als Farbtupfer von den beiden Mainacts ab, was so mancher näher an deren Sound gebauten Band schwergefallen wäre. Zudem ist es ein gutes Gegengewicht gegenüber dem leicht Clownesken der Kombination aus theatralischer Gesichtsbemalung und Posing. So wirkt der Auftritt nicht ganz so inszeniert und in Folge werden immer mehr Leute hörbar warm mit der energiegeladenen, live weniger als erwartet krachigen Musik, was wiederum die Band noch mehr anstachelt. Man mag sich kaum ausmalen, wie DUNDERBEIST in ihrer Heimat vor einem voll mitziehenden Saal (mutmaßlich) explodieren. Absoluter Höhepunkt ist das abschließende, grandiose „Shields Aligned“, denn selbst Pomp vom Band kann den von einem Gros der Musiker mitgesungenen Refrain nicht seiner majestätischen Erhabenheit berauben. Sehr stark!
Mit in Mark und Bein gehender Lautstärke entert danach das DEVIN TOWNSEND PROJECT die Bühne vor dem inzwischen sehr gut gefüllten Saal, der ab dem ersten Moment begeistert ist. Der bestens aufgelegte Namensgeber liefert dafür aber auch triftige Gründe, denn jedes angestimmte Lied legt live deutlich an Zug- und Feuerkraft zu, so dass selbst die sphärischen Traumklänge nicht stumm und starr rezipiert werden wollen. Während Devin zwischen den Liedern mit einer Menge Dampfgeplauder für den ein oder anderen Lacher sorgt und gefühlte zehn Gitarrenwechsel vollzieht, wird während der Lieder eine Videoshow aufgefahren, die von wilder Spirographbatik bis zu genau abgestimmten, mehr oder weniger aufwendigen Filmchen reicht, in denen unter anderem eine Puppe raue Gesangsparts übernimmt. Höhepunkt der Reise durch Lieder von allen Devins Namen tragenden Projekten (lies: kein STRAPPING YOUNG LAD) ist etwas überraschend das brandaktuelle „Lucky Animals“, bei dem ein Großteil des Publikums nicht nur mitsingt, sondern auch nach Anleitung des Zeremonienmeisters die Spirit Fingers wirbeln lässt, während die bloß lässig mit verschränkten Armen im Hintergrund Stehenden eine eindeutige Botschaft mitbekommen:
Neben dem verchromten Bass und dem die Farben wechselnden Lichtschlauch in der Bassdrum sorgt Devin auch selbst für ein wenig Aufmerksamkeit für seine Mitmusiker - oder zumindest für den Schlagzeuger, der selbstverständlich das eingeforderte Geburtstagsständchen bekommt. Selbst wenn das Ende im Vergleich zur sonstigen Energieleistung ein wenig arg in atmosphärische Djentsphären abdriftet (und „Bad Devil“ ungespielt bleibt), verdient dieser insgesamt hinreißende Auftritt nicht weniger als jede Menge Applaus, Applaus, Applaus.
In den letzten Jahren war, gerade auch live, nicht immer alles eitel Sonnenschein bei FEAR FACTORY, weil ein beträchtlicher Teil des Publikums in letzter Konsequenz doch nur auf den „Demanufacture“-Block wartet(e). Besonders die zwei Leitfiguren Dino Cazares und Burton C. Bell möchten das heute mit Wucht ad acta legen und legen ein bemerkenswertes Engagement an den Tag, für das die reduzierte Bühnenausstattung ohne Boxen und Verstärker, mit einem großen „Industrialist“-Backdrop als einziger Deko, auch jede Menge Raum bietet. Nach dem guten Einstieg mit dem Titelsong von eben diesem, dem aktuellen Album liefert die Band einen Überblick über ihre Geschichte, bei der heute eindeutig die Höhepunkte überwiegen, weil auch die Zuschauer Lust darauf haben, andere Lieder zu feiern, obwohl „Edgecrusher“ („Obsolete“) oder „Martyr“ („Soul Of A New Machine“) natürlich ebenfalls nicht gerade aktuell sind.
Während Dino über das ganze Gesicht strahlt und Burton ein Potpourri eher ulkiger Bewegungen vorführt, die von „normalem“ Gehampel bis Stehlaufen reichen, bleiben die zwei Neuzugänge Matt DeVries (u.a. Ex-CHIMAIRA) und Mike Heller (u.a. MALIGNANCY) leider ein wenig blass. Das liegt allerdings weniger an ihrem Einsatz als an den übergroßen Fußstapfen, die Byron Stroud und (in den letzten drei Jahren) der unvergleichliche Gene Hoglan hinterlassen haben. Speziell das Schlagzeug lässt den letzten Kick etwas vermissen und kann das mit saumäßiger Lautstärke nur unzureichend ausgleichen. Aber was soll’s, zum guten Ende kommt ja der erwartete „Demanufacture“ Block und die pure Klasse und Abnutzungsresistenz der FEAR FACTORY-Allzeitklassiker zieht wie immer jeden in seinen Bann. „I don’t want to live that way“? Von wegen!
Fotos von Yvonne
Manch einer wird sich an dieser Stelle vielleicht fragen, warum neben dem Bericht nur Fotos der Vorband DUNDERBEIST erscheinen und die Hauptakteure des Abends unabgelichtet geblieben sind. Nun, mittlerweile werden auf Konzerten auch eingeschränkte Fotopässe vergeben und so gab es für mich die strikte Auflage, einzig und allein die Vorband fotografieren zu dürfen. Ich bitte um Verständnis, denn gegen ein derartig rigoroses Verbot, warum auch immer es erteilt wurde, kann ich natürlich nichts ausrichten, weshalb ihr an dieser Stelle hinsichtlich DEVIN TOWNSEND und FEAR FACTORY einfach eure bildliche Vorstellungskraft spielen lassen müsst.