Amon Amarth Disillusion Impious

Amon Amarth, Disillusion, Impious

Amon AmarthDisillusionImpious
Bischofswerda, East Club
23.10.2004
Da fährt man nun schon bis nach Bischofswerda, um sich AMON AMARTH anzutun und dann das: Gerade mal drei Songs lang hielt ich es in den vorderen Reihen des bis zur Kapazitätsgrenze gefüllten East Club aus.

Ging es während den Vorbands noch gemäßigter zu – bei DISILLUSION lichte Reihen, bei IMPIOUS dann schon etwas kuscheliger –, füllte sich das Sälchen kurz vor Beginn des Headliner-Sets doch außerordentlich und die Luft wurde zum Schneiden dick. Als sich die schwedischen Deathmetal-Stars nach recht langer Umbaupause entschlossen, loszulärmen, fühlte man sich in der bangenden, pogenden Masse dann endgültig wie eine Sardine in der Dose. Erst mal gute Miene zum schweißtreibenden Spiel, erfreutes Kopfnicken zu bärenstarken Riffs, doch nach dem dritten Song konnte mich selbst das lauteste Wikingerbrüllen nicht mehr davon abhalten, das unfreiwillige Kuscheln mit wildfremden Menschen aufzugeben.
Ich könnte jenen Schwächeanfall wie der Christian auf das schon etwas „fortgeschrittene“ Alter schieben (mitleidig tätschel:-)), aber mit vorangeschrittener Spielzeit (und die war wirklich enorm umfangreich) schwächelte auch die Bewegung der gesamten Masse und immer mehr Leute entschlossen sich aufgrund der extremen Bedingungen dazu, das Konzert von draußen zu verfolgen. Es ging einem doch nicht alleine so.

Aber mächtig gerockt haben die Jungs von AMON AMARTH auf jeden Fall vom ersten Riff bis zum letzten Doublebass-Gewitter, wie ich vom Hof des Clubs durch ein kleines Fenster – sozusagen aus sicherer Entfernung – beobachten konnte. Von dort sah ich auch den Schweiß von der Decke tropfen, hunderte wild bangender Köpfe und ekstatisch in die Luft gestreckte Fäuste, Crowdsurfer und die alles gebende Band. Unglaublich, wie erfolgreich die Schweden geworden sind; man hört von ausverkauften Shows in ganz Deutschland. Bei soviel Fleiß, Spielfreude und Bodenständigkeit ist es ihnen doch sehr zu gönnen. Frontmann Johan (was für ein Bart!) ließ es sich jedenfalls nach dem Gig nicht nehmen, an einige in Wikingerkluft und Kettenhemd angereiste Fans Autogramme zu verteilen.

Ja genau, fast vergessen: die Vorbands.
DISILLUSION aus dem schönen Leipzig durften als Erste auf die Bühne und waren, wie immer, ein echtes Highlight. Nachdem die Band in Halle – verstärkt durch die ebenfalls aus der Messestadt stammenden DARK SUNS – zu acht auf der Bühne standen, waren sie hier nur mit Unterstützung durch DARK SUNS-Bassist Chris, also zu viert, am Werk. Mehr hätte die Bühne allerdings auch kaum hergegeben. Zum wiederholten Mal weiß die Band ihr überwältigendes Album „Back To Times Of Splendor“ überzeugend und mitreißend live umzusetzen. In etwas abgespeckter Form klingen die Songs rauer und sorgen auch beim wegen AMON AMARTH und IMPIOUS angereisten Publikum für lautstarke Beifallsbekundungen. Sänger/Gitarrist Vurtox hat die edle Tracht abgelegt, trägt sein Haar offen und bangt, was das Zeug hält. (soviel zu „Lieber Konserve als Konzert“) Sehr überzeugender Auftritt, wenn auch leider zu kurz!

Wegen IMPIOUS bitte den Bericht aus Halle beachten: Als die spielten, hielt ich es für richtiger, draußen gemütlich ein Radler zu trinken.
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