Debauchery Disaster KFW Hiam Sic(k)reation
Debauchery, Disaster KFW, Hiam, Sic(k)reation
Leipzig, Halle 5
23.02.2013
23.02.2013
Frau Holle is ne alte Bitch. Da hofft man, den Winter schon ad acta legen zu können, und diese Schachtel hat nichts besseres zu tun, als uns mit zwanzig Zentimeter Neuschnee zu beglücken. Somit war zu befürchten, dass das ansonsten doch recht empfindliche Publikum aus Leipzig und Umgebung ihre Allerwertesten lieber an Omas Kamin platzierte statt dem Blutgott zu huldigen. Aber weit gefehlt, die Halle 5, ihres Zeichens temporäre Pilgerstätte für die Kinder des Gemetzels, konnte sich über einen ordentlichen Zustrom nicht beschweren. Und wo jede Menge Blut, Death Metal und die Aussicht auf Brüste warten, da ist sich selbst der Chef der Bloodchamber nicht zu schade, mal auf ein Bier vorbeizuschauen.
Viel Zeit zum Betrachten der Schaumkrone bleibt aber nicht, denn pünktlich lassen SIC(K)REATION den Lautstärkepegel rasant anschwellen. Es dürfte wohl kaum einen Leipziger Metaller geben, der dieser spielfreudigen Truppe in den letzten Jahren nicht schon irgendwie irgendwo über den Weg gelaufen ist. Meist wird diese als Auftaktband und/oder mal so nebenbei mitgenommen und für ganz brauchbar befunden. Dabei lohnt es sich wirklich, den Jungs mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn die haben sich ganz schön gemausert. Grob im Death und Thrash unterwegs trifft hier eine souveräne Todesbasis auf jede Menge Spiel- und Experimentierfreude. Das mündet in sehr abwechslungsreiche Songs, die gern mal die Old School Riffs schwingen lassen, aber sich auch moderneren Ansätzen nicht verweigern. Dazu wird viel gegrowlt aber auch immer wieder gebrüllt und gewürgt. Langeweile ist an diesem Abend bei SIC(K)REATION jedenfalls passé, was auch die Menge mit einer, für einen Opener überraschend dichten und aktiven Präsenz, honoriert.
HIAM haben es da schon deutlich schwerer. Haben die Sachsen mit ihrem Doom doch eher eine Art Exotenstatus im Billing des heutigen Abends, was leider nicht ganz so viel Aufmerksamkeit generiert wie zuvor. Nichtsdestotrotz sind Doom Metaller ja an das Leiden gewöhnt, denn sie leiden ja gerne. Der Kopf geht nach unten, die Arme hängen schlaff am Mikrofonständer und jede Bewegung scheint einen Weltschmerz nach dem anderen auszulösen. Wenn es ums Leiden geht, ist HIAMs Fronter ganz vorn mit dabei, seine Kollegen bemühen sich zwar, kommen bewegungstechnisch aber nicht ganz mit. Dafür sorgen sie mit ihren großwelligen, schwermütigen Schwingungen für eine erhöhte Nachdenklichkeit im Raum. Tonnenschwere Riffs am Boden der Tatsachen, viel sorgenvoller Gesang, gelegentlich durch Growls garniert, aber auch immer wieder diverse psychedelische Phasen des Treibenlassens. Ganz klar, HIAM spielen mit viel Leidenschaft, erfordern aber auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Vielleicht will das Publikum aber auch keine düsteren Gedanken, vielleicht will es heute einfach nur seinen Spaß haben?
Den soll es im Anschluss auf jeden Fall von DISASTER KFW bekommen. Allein schon aufgrund ihres Altherren-Status ist es erwartet eng vor der Bühne, bevor auch nur ein verzerrter Ton die Halle durchquert. Doch auch wenn man auf keine gemeinsame Vergangenheit mit der Weimarer Band zurückblicken kann, muss man sich am Ende des Auftritts eingestehen, dass man hier etwas Gutem beiwohnen durfte. Stilistisch irgendwo zwischen Thrash und Death schwebend, kann man die grundsympathische Truppe eigentlich nur gern haben. Da wird gerifft, gerockt und aggressiv herumgebrüllt, dass alle nicht fest verschraubten Körperteile unbewusst zu schwingen beginnen. Grund ist zum einen die mitreißende Stimmung vor der Bühne, aber vor allem auch die Tatsache, dass immer, wenn man das Gefühl hat, die Musik wäre doch bloß der übliche Einheitsbrei, DISASTER KFW irgendein Riff oder Solo aus der Tasche ziehen, was diesen Gedanken flugs beiseite fegt.
Und wo wir gerade gedanklich bei Einheitsbrei sind, einen Headliner gibt es natürlich auch noch. Unter den Klängen des "Transformers"-Scores verwandelt sich das eben noch so brav ihre Instrumente aufbauende Trio von DEBAUCHERY in blutbesudelte Fratzen ihrer selbst, um den gesellschaftlichen Gepflogenheiten einerseits sowie diesem verwegenen Trend nach mehr Progressivität und Komplexität den Kampf anzusagen. Denn da braucht sich auch der bereits im Vorfeld mit Kunstblut dekorierte Fan nichts vorzumachen, musikalisch kann die Band nachwievor keinen Blumentopf gewinnen. Braucht sie aber auch nicht, da ihre Jünger vom selbsternannten "Bloodgod" nichts weiter hören wollen als die regelmäßige Wiederholung stumpfer Riffs und Parolen. Dazu noch jede Menge plakative, bewusst überzogene und frauenfeindliche Gewalt, so dass das Tier im Manne und Weibe kaum anders kann, als entweder irgendwie entzückt oder angewidert, aber seltsam fasziniert hinzuschauen.
Und so kommt es auch, dass vor allem das etwas jüngere Publikum, das ohne Google nicht weiß, was das KFW bei DISASTER wohl bedeuten mag, den heute etwas lustlos und ein wenig stumpfer als sonst wirkenden Auftritt der Kettensägenfreunde frenetisch abfeiert. Skeptiker fragen sich, wieso dieses stets "Chainsaw Masturbation" einfordert, wo doch eh kaum Unterschiede zwischen den Songs auszumachen sind. Die Antwort: Wo sonst kann man so etwas laut herumbrüllen, wenn nicht hier? Wo sonst freut man sich, wenn sich das "Bloodbabe" erst obenrum nackig macht und anschließend sich selbst und das Publikum mit Kunstblut besudelt? Wo sonst kümmert es einem für eine kurze Zeit nicht, wie man das vermaledeite, klebrige Zeug wieder aus Haaren und Klamotten bekommt und wie man das verkrustete Gesicht Frau und Nachwuchs erklären soll? Eben!
Viel Zeit zum Betrachten der Schaumkrone bleibt aber nicht, denn pünktlich lassen SIC(K)REATION den Lautstärkepegel rasant anschwellen. Es dürfte wohl kaum einen Leipziger Metaller geben, der dieser spielfreudigen Truppe in den letzten Jahren nicht schon irgendwie irgendwo über den Weg gelaufen ist. Meist wird diese als Auftaktband und/oder mal so nebenbei mitgenommen und für ganz brauchbar befunden. Dabei lohnt es sich wirklich, den Jungs mal etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn die haben sich ganz schön gemausert. Grob im Death und Thrash unterwegs trifft hier eine souveräne Todesbasis auf jede Menge Spiel- und Experimentierfreude. Das mündet in sehr abwechslungsreiche Songs, die gern mal die Old School Riffs schwingen lassen, aber sich auch moderneren Ansätzen nicht verweigern. Dazu wird viel gegrowlt aber auch immer wieder gebrüllt und gewürgt. Langeweile ist an diesem Abend bei SIC(K)REATION jedenfalls passé, was auch die Menge mit einer, für einen Opener überraschend dichten und aktiven Präsenz, honoriert.
HIAM haben es da schon deutlich schwerer. Haben die Sachsen mit ihrem Doom doch eher eine Art Exotenstatus im Billing des heutigen Abends, was leider nicht ganz so viel Aufmerksamkeit generiert wie zuvor. Nichtsdestotrotz sind Doom Metaller ja an das Leiden gewöhnt, denn sie leiden ja gerne. Der Kopf geht nach unten, die Arme hängen schlaff am Mikrofonständer und jede Bewegung scheint einen Weltschmerz nach dem anderen auszulösen. Wenn es ums Leiden geht, ist HIAMs Fronter ganz vorn mit dabei, seine Kollegen bemühen sich zwar, kommen bewegungstechnisch aber nicht ganz mit. Dafür sorgen sie mit ihren großwelligen, schwermütigen Schwingungen für eine erhöhte Nachdenklichkeit im Raum. Tonnenschwere Riffs am Boden der Tatsachen, viel sorgenvoller Gesang, gelegentlich durch Growls garniert, aber auch immer wieder diverse psychedelische Phasen des Treibenlassens. Ganz klar, HIAM spielen mit viel Leidenschaft, erfordern aber auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Vielleicht will das Publikum aber auch keine düsteren Gedanken, vielleicht will es heute einfach nur seinen Spaß haben?
Den soll es im Anschluss auf jeden Fall von DISASTER KFW bekommen. Allein schon aufgrund ihres Altherren-Status ist es erwartet eng vor der Bühne, bevor auch nur ein verzerrter Ton die Halle durchquert. Doch auch wenn man auf keine gemeinsame Vergangenheit mit der Weimarer Band zurückblicken kann, muss man sich am Ende des Auftritts eingestehen, dass man hier etwas Gutem beiwohnen durfte. Stilistisch irgendwo zwischen Thrash und Death schwebend, kann man die grundsympathische Truppe eigentlich nur gern haben. Da wird gerifft, gerockt und aggressiv herumgebrüllt, dass alle nicht fest verschraubten Körperteile unbewusst zu schwingen beginnen. Grund ist zum einen die mitreißende Stimmung vor der Bühne, aber vor allem auch die Tatsache, dass immer, wenn man das Gefühl hat, die Musik wäre doch bloß der übliche Einheitsbrei, DISASTER KFW irgendein Riff oder Solo aus der Tasche ziehen, was diesen Gedanken flugs beiseite fegt.
Und wo wir gerade gedanklich bei Einheitsbrei sind, einen Headliner gibt es natürlich auch noch. Unter den Klängen des "Transformers"-Scores verwandelt sich das eben noch so brav ihre Instrumente aufbauende Trio von DEBAUCHERY in blutbesudelte Fratzen ihrer selbst, um den gesellschaftlichen Gepflogenheiten einerseits sowie diesem verwegenen Trend nach mehr Progressivität und Komplexität den Kampf anzusagen. Denn da braucht sich auch der bereits im Vorfeld mit Kunstblut dekorierte Fan nichts vorzumachen, musikalisch kann die Band nachwievor keinen Blumentopf gewinnen. Braucht sie aber auch nicht, da ihre Jünger vom selbsternannten "Bloodgod" nichts weiter hören wollen als die regelmäßige Wiederholung stumpfer Riffs und Parolen. Dazu noch jede Menge plakative, bewusst überzogene und frauenfeindliche Gewalt, so dass das Tier im Manne und Weibe kaum anders kann, als entweder irgendwie entzückt oder angewidert, aber seltsam fasziniert hinzuschauen.
Und so kommt es auch, dass vor allem das etwas jüngere Publikum, das ohne Google nicht weiß, was das KFW bei DISASTER wohl bedeuten mag, den heute etwas lustlos und ein wenig stumpfer als sonst wirkenden Auftritt der Kettensägenfreunde frenetisch abfeiert. Skeptiker fragen sich, wieso dieses stets "Chainsaw Masturbation" einfordert, wo doch eh kaum Unterschiede zwischen den Songs auszumachen sind. Die Antwort: Wo sonst kann man so etwas laut herumbrüllen, wenn nicht hier? Wo sonst freut man sich, wenn sich das "Bloodbabe" erst obenrum nackig macht und anschließend sich selbst und das Publikum mit Kunstblut besudelt? Wo sonst kümmert es einem für eine kurze Zeit nicht, wie man das vermaledeite, klebrige Zeug wieder aus Haaren und Klamotten bekommt und wie man das verkrustete Gesicht Frau und Nachwuchs erklären soll? Eben!