Killswitch Engage Sylosis & Heartist

Killswitch Engage, Sylosis & Heartist

HeartistKillswitch EngageSylosis
Köln, Essigfabrik
30.04.2013
Zum Ende der kontinentalen Runde beehren KILLSWITCH ENGAGE auf der kombinierten Tour zum Wiedereinstieg von Jesse Leach und zur Feier des neuen Albums „Disarm The Descent“ das sich selbst gerne als Stimmungshauptstadt des Landes feiernde Köln. Und wie es mit selbsterteilten Ritterschlägen oft so ist, steckt auch da ein Fünkchen Wahrheit drin, was man heute auch schon am enorm frühen Aufschlagen einiger Fans vor der Essigfabrik ablesen kann - Wir reden von einem Wochentag und satten zweieinhalb Stunden, bevor die erste Band den ersten Ton erklingen lässt…

Diese Band sind HEARTIST, deren Debüt-EP einige unterhaltsame Momente hat, so dass sich ein bisschen Vorfreude zu den den Saal füllenden Massen gesellt. Und obwohl die Kalifornier leidlich jung sind und als Band noch keine Bäume ausgerissen haben, sieht man den Burschen die durch exzessives Touring gewonnene Selbstsicherheit von Beginn an. Die Abstimmung ist sehr gut, das zur Schau gestellte Selbstbewusstsein bleibt fern der Arroganz und die Selbstverständlichkeit, mit der das Publikum zur Action gerufen wird, hätte nur dann etwas Dreistes, wenn die Menschen nicht so willig folgen würden. In punkto Bewegung während der Lieder sparen die meisten sich zwar noch ihre Kräfte, doch der Applaus wird nach jedem Lied deutlich mehr und lauter, so dass man den Auftritt wohl als klassischen Fall von „sich ein Publikum erspielen“ werten kann. Während der gut aufgelegte Frontmann Bryce Beckley seine Kreise zieht und feiert, gibt es allerdings zwei Kritikpunkte: Der kleine ist Bassist Evan Ranallo, dessen im Wortsinn einsaitige Performance ein wenig die Frage aufwirft, ob er in der Band mehr Animateur als Musiker ist. Der große ist, dass zumindest im hinteren Hallendrittel nur wenig von den die EP so prägenden Elektronika zu vernehmen ist, so dass HEARTIST dort kaum anders klingen als eine handelsübliche Metalcoreband mit guten Refrains. Wessen Schuld das ist, bleibt offen, doch der schwungvolle Auftritt bleibt aus diesem Grund ausbaufähig.

Aus einem ganz anderen Holz sind SYLOSIS geschnitzt, andererseits können die Briten auch schon auf einige Jahre Erfahrung und eine ganze Reihe Veröffentlichungen zurückblicken. Mit Donnerhall wird die Bühne betreten, mit Donnerhall wird sie einige Zeit später wieder verlassen. Dazwischen liegt eine Menge bestens unterhaltender moderner Thrash – man stelle sich TRIVIUM mit weniger –Core, mehr Thrash und vor allem mehr düsterem, erderschütterndem Zorn vor. Für große Teile des Publikums ist das scheinbar nur bedingt mitreißend, nimmt man die Lautstärke des Applauses als Gradmesser, denn so viele „wahrere Metaller“ (sprich: Kuttenträger, rumpelige Langhaarige usw.) sind dann doch nicht da, um das fein gespielte und grobschrotig wirkende massive Dauerfeuer gebührend hochleben zu lassen. Ein bisschen hat die Band sich das allerdings selbst zuzuschreiben, denn auch am Ende einer längeren Tour sollte spürbares Leben in den Ansagen sein, erst Recht wenn man damit das Publikum zum Circle Pit oder zur (völlig unpassenden) Wall Of Death animieren will. Bevor ich die (überraschend) zotteligen SYLOSIS aber völlig unverdient wie Gorillas im (überreichlich vorhandenen) Bühnennebel dastehen lasse, gibt es das Fazit: Show so lala, Musik Oh là là!

Wie es sich gehört, ist der Headliner der König im heutigen Ring, denn bei KILLSWITCH ENGAGE begegnen sich Show und Musik sowohl auf hohem Niveau wie auf Augenhöhe. Dabei sind auch die alten Hasen in einem Selbstbewusstseinshoch, denn sonst würde man mit „A Bid Farewell“ und „Fixation On The Darkness“ nicht gleich zwei gewaltige Granaten an zweiter und dritter Position des Sets abfeuern, wo doch die meisten neueren Lieder im Vergleich dazu deutlich weniger bewegend respektive aufregend sind. Der zurückgekehrte Jesse füllt die mit und für Howard Jones geschriebenen Lieder wie erwartet mit etwas mehr Kratzbürstigkeit und weniger Wärme, was ihnen oft eine zusätzliche Würze verleiht, doch ausgerechnet bei DEM Bandhit „Rose Of Sharyn“ etwas zu viel ist, so dass man Angst haben darf, ob die arme Rose diese heftige Attacke überhaupt übersteht.
Ansonsten fällt auf, dass KILLSWITCH ENGAGE ihre Aufgabe am heutigen Abend eher professionell erledigen und man nicht den Eindruck hat, sie würden das letzte Bisschen aus sich heraus quetschen. Dank des enthusiastischen Publikums, das vor allem die älteren Lieder bis in die letzte Reihe textsicher mitsingt, ist 110%iger Einsatz zwar auch nicht nötig, doch Adams Gekasper war schon (deutlich) wilder und die Band hat man auf der Bühne auch schon ausgelassener gesehen – ein kleiner Tribut ans Alter und die Länge der Tour? In jedem Fall können auch die Lacher über Adams Gespräch mit Jesses Pussy (…) und der fast unisono von der Band durchgezogene Van Zan Look den Eindruck einer gewissen Gesetztheit nicht übertünchen, lieber lässt man sich deshalb von der weitläufig herrschenden Glückseligkeit im Publikum anstecken, schmettert den populärsten neuen Song „In Due Time“ mit und entschwindet schließlich mit dem obligatorischen „My Last Serenade“ aus dem Abend auf den Heimweg.

Setlist KILLSWITCH ENGAGE:
The Hell In Me
A Bid Farewell
Fixation On The Darkness
The New Awakening
Life To Lifeless
No End In Sight
Take This Oath
The Arms Of Sorrow
This Is Absolution
All We Have
Rose Of Sharyn
Numbered Days
Self Revolution
In Due Time
My Curse
The End Of Heartache
My Last Serenade (Zugabe)
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