Protzen Open Air
Protzen Open Air
Protzen
21.06.2013
21.06.2013
Freitag
Der Freitag beginnt schon mal wunderbar: Mein Auto sollte eigentlich längst aus der Reparatur zurück sein, aber nach mehreren Anrufen kristallisiert sich heraus, dass da wohl eine Vielzahl von Problemen vorhanden ist, von denen keiner etwas wusste. Insgesamt eine Rechnung in Höhe von 800 Tacken und frühestens Sonntag läuft der Hobel wieder. Schnell muss da umdisponiert werden, also eben doch zu dritt in einer Karre. Der wunderschöne rote Opel Vectra Kombi mit Plüschbezug wird komplett beladen und ab geht es nach Protzen. Auf dem Weg ein Bierchen und schon sind die anfänglichen Probleme vergessen. Zu groß ist die Vorfreude auf das, was da die nächsten Tage auf uns einhämmern wird.
Auf dem Gelände angekommen, funktioniert wie immer alles reibungslos und ohne langes Anstehen oder dergleichen. Bändchen um die Klingeldrahtärmchen und zack zack Zelt aufbauen. Das Wetter ist wunderbar und die Sonne scheint permanent. Endlich wieder Protzen. Zwei Tage mal Mensch sein, Mettbrötchen für nen halben Euro verschnabbulieren und obendrein noch ein fettes Line-up genießen. Ab geht's!
Die nervige Warterei wegen des kaputten Autos führt dazu, dass ich erst zur dritten Band in den Hangar gehen kann. ACCION MUTANTE sind ein gelungener Einstieg in ein Festival, denn hier gibt es sofort ne ordentliche Crustkante auf die Omme. So lässt sich das zweite Bier wunderbar die Kehle runterspülen. Sänger Rossi leidet wieder jeden Song mit und krümmt sich von links nach rechts. Kreativitätspreise gewinnt solche Mucke nicht, aber das soll sie ja auch nicht, hier ist einzig und allein die wunderbare Aggressivität entscheidend. So macht Crust Spaß!
Die Tschechen von FLESHLESS ziehen schon deutlich mehr Leute vor die Bühne. Die Songs sind ganz okay, allerdings auch irgendwie Stangenware, zu oft hat man Kwiiiekkwieeekgesang gehört und dazu ein bisschen Bollern aus allen anderen Löchern. Zugegebenermaßen ist das schon recht gut livetauglich, aber nach drei vier Liedern reicht es mir dann auch wieder. Insgesamt aber ein Auftritt, der umjubelt ist. Man merkt schon deutlich, dass die Leute Bock haben abzufeiern, und dazu sollen sie noch reichlich Gelegenheit bekommen.
Schon vor zwei Jahren brannten GORILLA MONSOON ein wahres Feuerwerk in Protzen ab. Kann die Band das Level halten oder gar toppen? Toppen vielleicht nicht, aber ob das überhaupt möglich ist, bleibt auch eine offene Frage. In jedem Falle kann man hier mal schön das Oberstübchen ausschalten und den groovigen Stonerkram das Nervensystem kontrollieren lassen. Nicht lange nachdenken, sondern einfach stampfen. Wunderbar fetter Auftritt, der wieder mal zeigt, dass solch eine Band ein eher Death Metal-lastiges Festival ordentlich auflockern kann.
Die Schweden von OCTOBER TIDE wurden mir im Vorfeld von einigen Leuten angepriesen und ich hatte mich, obwohl ich sie nicht kannte, sehr drauf gefreut, denn Doom ist schon ne feine Sache. Nach nem Brett wie GORILLA MONSOON allerdings kann das träge Gewaber überhaupt nicht bei mir punkten. Irgendwie kommt mir das Ganze auch gar nicht wie Doom vor, keine Ahnung warum. Naja, dem Rest gefällts. Also schnell noch ma Dünschiss reden gehen, bis der Hangar anständig zerholzt wird.
BLOOD RED THRONE fehlten bis dato in meiner Livekollektion. Die Vorfreude war groß und ich sollte nicht enttäuscht werden. Schön simpel, aber nicht zu einseitig ballern sich die Norweger durch ihr Set, dass es eine wahre Freude ist. Die gute Mischung aus Oldschool, aber eben doch nicht altbacken bringt mich doch tatsächlich dazu, das heilige Bier aus meinem Becher zu verschwappern. Dann muss der Auftritt ja gut gewesen sein. BLOOD RED THRONE gerne wieder live, am besten so schnell wie möglich.
Danach kommt der Erfinder des Speck Metal höchstpersönlich auf die Bühne. Mittlerweile ist der Bart länger als das Haupthaar, aber das ist wohl kein Wunder nach gefühlten 80 Jahren MASTER und ständigem Headbangen. Ehrlich gesagt ist der rollende Death Metal alter Schule nicht gerade mein Ding, aber live macht das schon einiges her. Hier gilt eigentlich Gleiches wie bei GORILLA MONSOON: Haargummi raus, Kopp aus und Loden schwingen bis zur Erschöpfung. Paule Speckmann wirkt irgendwie immer knurrig, aber dennoch knuddelig. Man kann ihn nur lieb haben. Die Meute in der Blechnbüchse geht soweiso steil, die Frage stellt sich gar nicht erst bei so viel Kvlt!
Kurz verschnaufen und dann werden nochmal alle Kräfte verlangt, denn CRYPTOPSY sind am Stizzle. Mit ihrer neuen Scheibe im Gepäck, die endlich mal wieder was taugt, legen die Kanadier Protzens finest concert hall in Schutt und Asche. Selbst der Rezensent lässt sich nicht davon abhalten, den Circlepit zu betreten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die mit Auf-die-Fresse-knallen enden, nehme ich dann doch Abstand und ziehe es vor, meinen Kopf möglichst unrhythmisch zu manövrieren. CRYPTOPSY sind geil, aber eben auch unglaublich anstrengend. Der Hangar kocht und die Verrückten geben echt alles. Ein Manko hat die ansonsten echt fette Show, nämlich Sänger Matt McGachy, dessen monotones Gegurgel nach einer Weile nur noch nervt. Ansonsten fettes Brett!
Wer denkt, dass in Protzen dann einfach die Lichter ausgehen und jeder zu seinem Pavillon geht, um die letzten Zuckungen seiner Freunde zu begutachten, der hat sich getäuscht. Jetzt kommt erst das Highlight eines jeden Jahres, nämlich das urige Lagerfeuer, um das sich alle versammeln, naja zunmindest die, die noch stehen oder sitzen können. Im anliegenden Partyzelt legt DJ Keksgrinder wieder die smoothen Tunes auf. All diese Komponenten machen es dann meist auch sehr schwer, sich von dem glühenden Feuerchen loszureißen, was dann meist mit hämmernden Kopfschmerzen am nächsten Morgen belohnt wird.
Auf dem Gelände angekommen, funktioniert wie immer alles reibungslos und ohne langes Anstehen oder dergleichen. Bändchen um die Klingeldrahtärmchen und zack zack Zelt aufbauen. Das Wetter ist wunderbar und die Sonne scheint permanent. Endlich wieder Protzen. Zwei Tage mal Mensch sein, Mettbrötchen für nen halben Euro verschnabbulieren und obendrein noch ein fettes Line-up genießen. Ab geht's!
Die nervige Warterei wegen des kaputten Autos führt dazu, dass ich erst zur dritten Band in den Hangar gehen kann. ACCION MUTANTE sind ein gelungener Einstieg in ein Festival, denn hier gibt es sofort ne ordentliche Crustkante auf die Omme. So lässt sich das zweite Bier wunderbar die Kehle runterspülen. Sänger Rossi leidet wieder jeden Song mit und krümmt sich von links nach rechts. Kreativitätspreise gewinnt solche Mucke nicht, aber das soll sie ja auch nicht, hier ist einzig und allein die wunderbare Aggressivität entscheidend. So macht Crust Spaß!
Die Tschechen von FLESHLESS ziehen schon deutlich mehr Leute vor die Bühne. Die Songs sind ganz okay, allerdings auch irgendwie Stangenware, zu oft hat man Kwiiiekkwieeekgesang gehört und dazu ein bisschen Bollern aus allen anderen Löchern. Zugegebenermaßen ist das schon recht gut livetauglich, aber nach drei vier Liedern reicht es mir dann auch wieder. Insgesamt aber ein Auftritt, der umjubelt ist. Man merkt schon deutlich, dass die Leute Bock haben abzufeiern, und dazu sollen sie noch reichlich Gelegenheit bekommen.
Schon vor zwei Jahren brannten GORILLA MONSOON ein wahres Feuerwerk in Protzen ab. Kann die Band das Level halten oder gar toppen? Toppen vielleicht nicht, aber ob das überhaupt möglich ist, bleibt auch eine offene Frage. In jedem Falle kann man hier mal schön das Oberstübchen ausschalten und den groovigen Stonerkram das Nervensystem kontrollieren lassen. Nicht lange nachdenken, sondern einfach stampfen. Wunderbar fetter Auftritt, der wieder mal zeigt, dass solch eine Band ein eher Death Metal-lastiges Festival ordentlich auflockern kann.
Die Schweden von OCTOBER TIDE wurden mir im Vorfeld von einigen Leuten angepriesen und ich hatte mich, obwohl ich sie nicht kannte, sehr drauf gefreut, denn Doom ist schon ne feine Sache. Nach nem Brett wie GORILLA MONSOON allerdings kann das träge Gewaber überhaupt nicht bei mir punkten. Irgendwie kommt mir das Ganze auch gar nicht wie Doom vor, keine Ahnung warum. Naja, dem Rest gefällts. Also schnell noch ma Dünschiss reden gehen, bis der Hangar anständig zerholzt wird.
BLOOD RED THRONE fehlten bis dato in meiner Livekollektion. Die Vorfreude war groß und ich sollte nicht enttäuscht werden. Schön simpel, aber nicht zu einseitig ballern sich die Norweger durch ihr Set, dass es eine wahre Freude ist. Die gute Mischung aus Oldschool, aber eben doch nicht altbacken bringt mich doch tatsächlich dazu, das heilige Bier aus meinem Becher zu verschwappern. Dann muss der Auftritt ja gut gewesen sein. BLOOD RED THRONE gerne wieder live, am besten so schnell wie möglich.
Danach kommt der Erfinder des Speck Metal höchstpersönlich auf die Bühne. Mittlerweile ist der Bart länger als das Haupthaar, aber das ist wohl kein Wunder nach gefühlten 80 Jahren MASTER und ständigem Headbangen. Ehrlich gesagt ist der rollende Death Metal alter Schule nicht gerade mein Ding, aber live macht das schon einiges her. Hier gilt eigentlich Gleiches wie bei GORILLA MONSOON: Haargummi raus, Kopp aus und Loden schwingen bis zur Erschöpfung. Paule Speckmann wirkt irgendwie immer knurrig, aber dennoch knuddelig. Man kann ihn nur lieb haben. Die Meute in der Blechnbüchse geht soweiso steil, die Frage stellt sich gar nicht erst bei so viel Kvlt!
Kurz verschnaufen und dann werden nochmal alle Kräfte verlangt, denn CRYPTOPSY sind am Stizzle. Mit ihrer neuen Scheibe im Gepäck, die endlich mal wieder was taugt, legen die Kanadier Protzens finest concert hall in Schutt und Asche. Selbst der Rezensent lässt sich nicht davon abhalten, den Circlepit zu betreten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen, die mit Auf-die-Fresse-knallen enden, nehme ich dann doch Abstand und ziehe es vor, meinen Kopf möglichst unrhythmisch zu manövrieren. CRYPTOPSY sind geil, aber eben auch unglaublich anstrengend. Der Hangar kocht und die Verrückten geben echt alles. Ein Manko hat die ansonsten echt fette Show, nämlich Sänger Matt McGachy, dessen monotones Gegurgel nach einer Weile nur noch nervt. Ansonsten fettes Brett!
Wer denkt, dass in Protzen dann einfach die Lichter ausgehen und jeder zu seinem Pavillon geht, um die letzten Zuckungen seiner Freunde zu begutachten, der hat sich getäuscht. Jetzt kommt erst das Highlight eines jeden Jahres, nämlich das urige Lagerfeuer, um das sich alle versammeln, naja zunmindest die, die noch stehen oder sitzen können. Im anliegenden Partyzelt legt DJ Keksgrinder wieder die smoothen Tunes auf. All diese Komponenten machen es dann meist auch sehr schwer, sich von dem glühenden Feuerchen loszureißen, was dann meist mit hämmernden Kopfschmerzen am nächsten Morgen belohnt wird.
Samstag
Tada, wie versprochen, Bloodchamber.de presents: Koppaua 2.0! Erstmal mehrere Liter Wasser wegspülen, bevor überhaupt ein Gedanke an Bier oder Erdbeerweinschorle verschwendet wird. Die Klamotten stinken nach Schwefel vom Feuer und die Schuhe sind vom Circlepit bei CRYPTOPSY schmodderschwarz. Der Tag kann beginnen.
Die erste Überraschung des Tages liefern PENETRATION aus den USA, die keine Gefangenen nehmen und ne thrashige Death Metal- Kante spielen und durch filigrane Gitarrenarbeit bei mir und den restlichen Besuchern punkten können. Nicht schlecht für die frühe Uhrzeit. Die Band genießt den Auftritt sichtlich, auch wenn sich noch nicht allzu viele Metalheads vor die Bühne verirren. Die Band sollte man im Auge behalten, auf jeden Fall wunderbar im Livesektor!
BLOOD MORTIZED kommen aus Schweden. Punkt. Da muss man wohl nicht weiter erklären, wie sie wohl klingen, wenn sie dann noch in Protzen spielen. Die Walze überrollt einen und die Gitarren könnten kaum tiefer gestimmt sein. Einfach nur herrlich. Die ein oder andere liebliche Melodie schleicht sich natürlich ein, was den Sound auflockert und belebt. So eine Band braucht man um 15 Uhr, damit der Tag adäquat ins Rollen kommt. Und siehe da: Das Bier fängt just bei BLOOD MORTIZED wieder an zu schmecken.
Die deutsche "Kulttruppe" SICKNESS ist als nächstes dran. Leider kann ich deren Mucke nichts abgewinnen. Es ist nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich berauschend, was da geboten wird. Relativ simpler Death Metal mit Grunzen als auch manchmal Krächzen. Beim ersten Song steht kein Mensch vor der Bühne, was sich für die Band aber zum Glück schnell ändert, so dass der kleine Blechbunker doch noch gut gefüllt ist und die Band ihren Applaus bekommt. Gute Leistung, aber eben nicht meine Baustelle.
Die folgenden MAGGOTS öden mich auch irgendwie an. Spätestens als eine junge Dame auf die Bühne kommt, um leicht bekleidet und lasziv tänzelnd die Zuschauer zu bezirzen, wird es mir ein Stück zu aufgesetzt und peinlich. Resultat: Verlassen der Halle und anschließendes Aufsuchen der Kühlbox.
Aus dem Kühlboxsuchen wird leider ein kleines Nickerchen. Opfer meiner Aktion sind REVEL IN FLESH. So ein Mist, gerade wo ich doch auf Schweden Death steilgehe wie nix Gutes. Ein kleines Trostpflaster bekomme ich allerdings bei der nächsten Kapelle.
Schon vor zwei Jahren durfte ich das schwedische Trümmerkommando von PUTERAEON auf dem Party-San Open Air bestaunen, damals allerdings nur recht kurz, denn es schiffte wie verrückt, so dass ich ohne Gummistiefel den Rückzug antreten musste. Das kann mir in Protzen nicht passieren, denn massivstes Wellblech hält hier die Tropfen ab, wenn denn überhaupt welche da wären. Und eins gilt es gleich festzustellen: PUTERAEON sind hammerfett. Schon die ersten Töne bringen Dauererektion und debiles Grinsen mit sich, gefolgt vom wildem Fäusterecken, man hat ja in meiner Position kaum noch Haare, also muss man sich zu helfen wissen. Zurück zur Musik: Es drückt einfach nur und macht enorm Spaß. Wundervoll, ich könnt schon wieder...
Noch lustiger wird es dann bei den durchgedrehten Tschechen von MALIGNANT TUMOUR. Die Band habe ich jetzt schon so oft gesehen und sie sind einfach immer gut drauf und rocken zudem unglaublich die Bude. Hier kann keiner ruhig rumstehen, das ist einfach physikalisch nicht möglich. Die dreckige Mischung aus Crust, Metal und Rock 'n Roll ist einfach nicht zu toppen. Die blecherne Bude ist dementsprechend proppenvoll und alle Beteiligten haben eine dicke Portion Spaß. Das Stimmungsbarometer steigt auf "awesome"!
Nicht ganz so auf Party getrimmt, aber dennoch saucool sind dann im Anschluss WARHAMMER. Dreckig ist es immer noch, aber nicht so quirlig, sondern eher schleifend und morbide. Spandex, Schminke, auf den Leib gebügelte Posen - so muss das klingen, wenn WARHAMMER auftrumpfen. CELTIC FROST und HELLHAMMER kommen einem natürlich sofort in den Sinn, aber man denkt nicht, dass man eine Billigkopie vor sich hat, denn dazu sind die Jungs einfach zu authentisch! Ganz große Nummer, die allerdings leider schon das Finale einläutet.
Man will es nicht wahr haben, aber es folgt schon die letzte Band. Organisator und Mastermind Mario hat einen gewagten Schritt getan, indem er GHOST BRIGADE verpflichtet hat. Einen Schritt, den vielleicht nicht alle begrüßen, aber die Halle ist voll und als Abschluss eines knarrenden Festivals eine eher seichtere Band zu wählen, ist eigentlich ne tolle Sache. Ich stehe mit nem Bier neben Mario vor der Halle, zu unserer Linken das Lagerfeuer, über uns der sternenklare Himmel und vor uns GHOST BRIGADE, die für Stimmung der etwas anderen Art sorgen. Und nein, wir haben uns nicht umarmt. Völlig protzenuntypisch ist allerdings der erhöhte Kuschelfaktor im blechernen Darkroom. Für mich und viele andere eine sehr angenehme Art, das diesjährige Protzen ausklingen zu lassen.
Fazit:
Protzen ist und bleibt einfach Kult! Man weiß, was man bekommt, und hier und da wird aus dem üblichen Rahmen auch mal ausgebrochen, so dass man auch Bands sieht, die man eigentlich nicht erwartet. Die freundliche Atmosphäre springt eigentlich auf jedermann über. Man trifft Altbekannte, lernt neue Leute kennen und der Großteil aller Bands treibt sich auch auf dem Gelände rum, da kann man schon mal ins Plaudern kommen, sich eine Scheibe signieren lassen oder durchgepeitschte Posingfotos machen.
Ich kann nur allen empfehlen, die auf die großen Veranstaltungen keinen Bock mehr haben und mehr Wert auf gute Musik und tolle Leute legen: Unterstützt kleine Festivals wie das Protzen Open Air! Ich komme auf jeden Fall wieder.
Vielen Dank an Oliver Göhlke für die schicken Bilder
Die erste Überraschung des Tages liefern PENETRATION aus den USA, die keine Gefangenen nehmen und ne thrashige Death Metal- Kante spielen und durch filigrane Gitarrenarbeit bei mir und den restlichen Besuchern punkten können. Nicht schlecht für die frühe Uhrzeit. Die Band genießt den Auftritt sichtlich, auch wenn sich noch nicht allzu viele Metalheads vor die Bühne verirren. Die Band sollte man im Auge behalten, auf jeden Fall wunderbar im Livesektor!
BLOOD MORTIZED kommen aus Schweden. Punkt. Da muss man wohl nicht weiter erklären, wie sie wohl klingen, wenn sie dann noch in Protzen spielen. Die Walze überrollt einen und die Gitarren könnten kaum tiefer gestimmt sein. Einfach nur herrlich. Die ein oder andere liebliche Melodie schleicht sich natürlich ein, was den Sound auflockert und belebt. So eine Band braucht man um 15 Uhr, damit der Tag adäquat ins Rollen kommt. Und siehe da: Das Bier fängt just bei BLOOD MORTIZED wieder an zu schmecken.
Die deutsche "Kulttruppe" SICKNESS ist als nächstes dran. Leider kann ich deren Mucke nichts abgewinnen. Es ist nicht schlecht, aber eben auch nicht wirklich berauschend, was da geboten wird. Relativ simpler Death Metal mit Grunzen als auch manchmal Krächzen. Beim ersten Song steht kein Mensch vor der Bühne, was sich für die Band aber zum Glück schnell ändert, so dass der kleine Blechbunker doch noch gut gefüllt ist und die Band ihren Applaus bekommt. Gute Leistung, aber eben nicht meine Baustelle.
Die folgenden MAGGOTS öden mich auch irgendwie an. Spätestens als eine junge Dame auf die Bühne kommt, um leicht bekleidet und lasziv tänzelnd die Zuschauer zu bezirzen, wird es mir ein Stück zu aufgesetzt und peinlich. Resultat: Verlassen der Halle und anschließendes Aufsuchen der Kühlbox.
Aus dem Kühlboxsuchen wird leider ein kleines Nickerchen. Opfer meiner Aktion sind REVEL IN FLESH. So ein Mist, gerade wo ich doch auf Schweden Death steilgehe wie nix Gutes. Ein kleines Trostpflaster bekomme ich allerdings bei der nächsten Kapelle.
Schon vor zwei Jahren durfte ich das schwedische Trümmerkommando von PUTERAEON auf dem Party-San Open Air bestaunen, damals allerdings nur recht kurz, denn es schiffte wie verrückt, so dass ich ohne Gummistiefel den Rückzug antreten musste. Das kann mir in Protzen nicht passieren, denn massivstes Wellblech hält hier die Tropfen ab, wenn denn überhaupt welche da wären. Und eins gilt es gleich festzustellen: PUTERAEON sind hammerfett. Schon die ersten Töne bringen Dauererektion und debiles Grinsen mit sich, gefolgt vom wildem Fäusterecken, man hat ja in meiner Position kaum noch Haare, also muss man sich zu helfen wissen. Zurück zur Musik: Es drückt einfach nur und macht enorm Spaß. Wundervoll, ich könnt schon wieder...
Noch lustiger wird es dann bei den durchgedrehten Tschechen von MALIGNANT TUMOUR. Die Band habe ich jetzt schon so oft gesehen und sie sind einfach immer gut drauf und rocken zudem unglaublich die Bude. Hier kann keiner ruhig rumstehen, das ist einfach physikalisch nicht möglich. Die dreckige Mischung aus Crust, Metal und Rock 'n Roll ist einfach nicht zu toppen. Die blecherne Bude ist dementsprechend proppenvoll und alle Beteiligten haben eine dicke Portion Spaß. Das Stimmungsbarometer steigt auf "awesome"!
Nicht ganz so auf Party getrimmt, aber dennoch saucool sind dann im Anschluss WARHAMMER. Dreckig ist es immer noch, aber nicht so quirlig, sondern eher schleifend und morbide. Spandex, Schminke, auf den Leib gebügelte Posen - so muss das klingen, wenn WARHAMMER auftrumpfen. CELTIC FROST und HELLHAMMER kommen einem natürlich sofort in den Sinn, aber man denkt nicht, dass man eine Billigkopie vor sich hat, denn dazu sind die Jungs einfach zu authentisch! Ganz große Nummer, die allerdings leider schon das Finale einläutet.
Man will es nicht wahr haben, aber es folgt schon die letzte Band. Organisator und Mastermind Mario hat einen gewagten Schritt getan, indem er GHOST BRIGADE verpflichtet hat. Einen Schritt, den vielleicht nicht alle begrüßen, aber die Halle ist voll und als Abschluss eines knarrenden Festivals eine eher seichtere Band zu wählen, ist eigentlich ne tolle Sache. Ich stehe mit nem Bier neben Mario vor der Halle, zu unserer Linken das Lagerfeuer, über uns der sternenklare Himmel und vor uns GHOST BRIGADE, die für Stimmung der etwas anderen Art sorgen. Und nein, wir haben uns nicht umarmt. Völlig protzenuntypisch ist allerdings der erhöhte Kuschelfaktor im blechernen Darkroom. Für mich und viele andere eine sehr angenehme Art, das diesjährige Protzen ausklingen zu lassen.
Fazit:
Protzen ist und bleibt einfach Kult! Man weiß, was man bekommt, und hier und da wird aus dem üblichen Rahmen auch mal ausgebrochen, so dass man auch Bands sieht, die man eigentlich nicht erwartet. Die freundliche Atmosphäre springt eigentlich auf jedermann über. Man trifft Altbekannte, lernt neue Leute kennen und der Großteil aller Bands treibt sich auch auf dem Gelände rum, da kann man schon mal ins Plaudern kommen, sich eine Scheibe signieren lassen oder durchgepeitschte Posingfotos machen.
Ich kann nur allen empfehlen, die auf die großen Veranstaltungen keinen Bock mehr haben und mehr Wert auf gute Musik und tolle Leute legen: Unterstützt kleine Festivals wie das Protzen Open Air! Ich komme auf jeden Fall wieder.
Vielen Dank an Oliver Göhlke für die schicken Bilder