Keep It True XVI
Keep It True XVI
Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle
19.04.2013
19.04.2013
Freitag
Fast schon traditionell greifen wir für die Oldschoolhuldigung im Fränkischen auf unseren Gastautor Falk Geissler zurück, der euch im Folgenden wieder mit ein paar Perlen der frühen (Proto) Metalgeschichte versorgen wird. Da dies in der ein oder anderen Form nun schon zum dritten Mal der Fall ist, soll - besser: muss! - es nun explizit mal raus: Thanks & horns up, Falk! [rs]
Wenn ein Festival Jahr um Jahr Monate vor Beginn offiziell ausverkauft ist, kann man es sich getrost sparen, dieses Festival dem traditionsbewussten Kuttenträger groß vorzustellen. Das KIT ist eine Institution. Auch diesmal machen wir uns aus Leipzig Richtung Weltmetropole Lauda-Königshofen auf, wo der Stahl kocht und nie zu erkalten droht.
Als erste Band des Freitags dürfen BORROWED TIME aus den USA die Bühne stürmen. Und wie wir seit unserem Umstieg am Fuldaer Bahnhof wissen, als wir Langhaarige mit BORROWED TIME-Shirts trafen, kann die Combo bereits auf eine breite Fanbasis bauen. Das besagte Fans fast mit uns den Gig ihrer Lieblinge wegen Zugverspätung und Bangen um Anschlusszug verpasst hätten, sei hier nur am Rande erwähnt. Der melodiöse, meist schnelle Metal in Form von Songs wie „Sailor of the Sea of Fate“ oder „Dawn for the Glory Rider“ wird vom metal-hungrigen Publikum abgefeiert. Sicher eine Band, die man im Auge behalten sollte.
Trotz Bandname und optischen Parallelen der Rhythmussektion erwartet uns kurz darauf mit ELIMINATOR keine ZZ TOP-Coverband, sondern ein Nachwuchsband aus Lancaster, GB. Und ohne Zweifel hat die Geschichte des Landes das Quintett spürbar gezeichnet. Nein, nicht die Rosenkriege, sondern die Heldentaten der New Wave of British Heavy Metal kommen in den Sinn, wenn man der abwechslungsreichen, stets kraftvollen Musik lauscht und sich die outfittechnisch zusammengestückelte Band betrachtet. Mit „We Rule the Night“ hat die Band noch eine kleine, klischeehafte Hymne im Gepäck, die mir Lust auf mehr macht.
Ungemein hurtig geht es weiter. Die Keep It True-Veranstalter versuchen den Zeitplan mehr als nur einzuhalten und lassen AIR RAID – wenn mich meine Uhr nicht täuscht – sogar etwas zeitiger beginnen. Aufgrund des hohen Energielevels erinnern die Schweden das ein oder andere Mal an die Landsmänner von Enforcer, wenngleich AIR RAID ihre Musik live etwas präziser darbieten können und möglicherweise durch ihren griechischen Sänger insgesamt hymnischer zu Werke gehen. Auch bei ihnen scheint allerorts der traditionelle, britische Stahl durch und das ist gut so!
Nicht wenige dürften dem Auftritt der nächsten Band entgegengefiebert haben. Schließlich haben HIGH SPIRITS, einer der vielen Bands von DAWNBRINGERs Chris Black, schon einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Gemäß ihres Bandnamens verspricht der Gig die Gemüter mit guter Laune zu beleben. Das einheitliche Outfit der Musiker hebt sich bereits durch ungemein viel Weiß in Form der Hosen von den restlichen Bands des Festivals ab. Und tatsächlich betont man durch viel Melodie die fröhliche Seite des Stahls. Geschickt schaffen es die Kompositionen dabei die gefährlichen Tralala-Juchheissassa-Klippen zu umschiffen. Chris, der sich bei HIGH SPIRITS ausschließlich auf das Singen konzentriert, schafft es, das Publikum wie bei der Bandhymne zum Mitsingen zu animieren und bestätigt als Weitgereister glaubhaft, dass Lauda-Königshofen das beste Publikum des Universums hat.
Nach so viel Melodie und guter Laune wird es allerhöchste Zeit für ein knüpperlhartes Kontrastprogramm, für welches die kontrastiv in komplett schwarz gewandeten morbiden Heiligen gebucht wurden. Alle Achtung, wie die den Metal-Mob vor der Bühne zum ausrasten bringen. Ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss ihres einzigen Albums „Spectrum of Death“ folgt dem nächsten ohne das Langeweile aufkommt. Obwohl sie nur eine Gitarre am Start haben, ist der Sound recht voll, sodass Klopper wie „Assassin“, „Damien“ oder das furiose „Beyond the Gates of Hell“ ihre Wirkung nicht verfehlen. Auch hat MORBID SAINTs Fronter über den gesamten Gig hinweg ungemein viel Freude, wie sich an seinen Ansagen zeigt, in denen er seine Weißbier-Begeisterung kundtut, und ninjamäßig diverse Bandsticker ins Publikum schickt. Was bleibt anders übrig als abschließend fröhlich beim Demosong einzustimmen: „Thrashaholic – fuck you!“
Weitaus weniger aggressiv geht es weiter mit den prä-NWoBHM-Recken QUARTZ, die bekanntlich schon in den Siebzigern fröhlich musizierten und sich gelegentlich von BLACK SABBATH unter die Arme greifen ließen. Lediglich Fronter David Garners ist deutlich jünger als seine Mitstreiter und kam erst kürzlich zur Band. Hinsichtlich seines Stageactings könnte er aber auch Ozzys kleiner Bruder sein. Insgesamt bieten die Brummies einen sehr kurzweiligen Gig, der nach einem „Stand Up and Fight/Charlie Snow“-Medley und dem tollen „Around and Around“-Cover erwartungsgemäß in der fulminanten Bandhymne „Satan's Serenade“ mit Gänsehaut mündet.
Ein Stückchen jünger aber keine geringeren NwoBHM-Legenden sind HOLOCAUST, die im Folgenden ihr metallisches Liedgut zum Besten geben. Bereits ohne einen Ton von sich gegeben zu haben, kommt John Mortimer angesichts des DESASTER-Shirts, Nietenhalsband, wüster, weißer Mähne und Mundwinkeln mit Tendenz zum Hallenboden räudig aggressiv daher. Ein Eindruck, der auch durch seinen Gesang unterstrichen wird, der gerade bei dem in der Setlist zeitig vorkommenden „Death or Glory“ dem Bellen eines wilden Köters gleicht und damit die Aussage des Lieds hervorragend betont. Ohnehin wird bei einigen Songs wie „The Small Hours“ deutlich, wie hart die Band schon seinerzeit war. Als absolutes Highlight kommt vor dem Rausschmeißer „The Nightcomers“ mit „Heavy Metal Mania“ die Hymne schlechthin und wird aus allen in der Halle befindlichen Kehlen mitgegröhlt. Großartig!
Von vielen lang herbeigesehnt und in den Umbaupausen und Rahmenprogramm der Festivalgeschichte häufig aus der Konserve gespielt, sollte die Stunde nun für MEDIEVAL STEEL kommen. Nun ist es für eine Band mit einem solchen Kultstatus und lediglich einer offiziellen und noch dazu sehr raren Studio-EP und diversen Demo-Compilations ziemlich schwer den Erwartungen gerecht zu werden. Man schlägt sich, bedenkt man die lange Pause seit den Achtzigern, was das Können der Musiker angeht, immerhin sehr gut. Wohl könnte die Auswahl bzw. Positionierung der Songs in der Setlist deutlich besser sein. Zweifelsfrei richtig und einleuchtend ist dann aber der Abschluss in Form von „Medieval Steel“, womit den Fans ihre Hymne gegeben wird und angesichts der lupenreinen, musikalischen Performance der Status der Band bestätigt wird.
Erstaunlich wie konzeptuell die Organisatoren sich stets an die Buchung der Bands machen. Es kann kaum Zufall sein, dass an beiden Festivaltagen Bandnamen mit „Lord“ auf den Headlinerposten zu finden sind. Die ersten sind am Freitag die alten Speed Metal-Recken namens LIEGE LORD. Ihnen gelingt mit „Fear Itself“ sogleich ein exzellenter Einstieg in einen Gig der vorwiegend von ihren 1988er Überalbum „Master Control“ geprägt ist. Dies ist zwar nur folgerichtig, da dies Joe Comeau einziges Album mit der Band war, heißt allerdings nicht, dass er nicht auch die Songs vom Debüt „Freedom's Rise“, wie „Rage of Angels“, „Vials of Wrath“ oder „Wielding Iron Fists“, und „Speed of Sound“ vom Zweitling „Burn to My Touch“ sehr gut interpretieren könnte. Aufgrund der erstklassigen Songauswahl und mitreißenden Darbietung der Band wird schnell klar, dass LIEGE LORD der Headlinerposition absolut würdig sind und eines der Highlights des Festivals darstellen. Es ist nun wirklich zu hoffen, dass die Band nicht wie nach ihrem 2000er Wacken-Auftritt wieder in der Versenkung verschwindet, sondern mit dieser neugewonnenen Kraft an neuem Material arbeitet.
Die vielleicht ungewöhnlichste Headlinerwahl der bisherigen KIT-Geschichte sind zweifelsfrei POSSESSED, die bekanntermaßen dem Death Metal einen Namen und ein Gesicht gaben und damit deutlich brutaler als andere Bands des Festivals sind. Die wenigsten der anwesenden Besucher dürften aber damit ein Problem haben, wie eine gut gefüllte Halle zur späten Stunde beweist. Wie oft stellte sich natürlich im Vorfeld die Frage, wie die neue Mannschaft um Shouter Jeff Becerra, ihre Sache machen würde. Zuletzt war er vor einigen Jahren mit seinen SADISTIC INTENT-Kumpels unter anderem in Wacken unterwegs, wollte aber verständlicherweise eine eigene, echte Band zusammenstellen. Auf die ehemaligen Mitglieder des Original-Line-ups konnte er dabei nicht zählen, scheinen die doch keine Lust mehr auf diese extreme Musikform oder Musikmachen zu haben. Mit der Neubesetzung scheint er ein gutes Händchen bewiesen zu haben, denn während des Gigs wird schnell klar, dass der an den Rollstuhl gefesselte Becerra und seine Mannen holzend, bolzend und röhrend die erwartete Klassiker-Show abliefern. Beginnend mit „The Heretic“ bietet man den Fans mit „Swing of the Axe“ und „Tribulation“ unter anderen einige alte Hits, bevor man mit „The Crimson Spike“ einen neuen Song von ähnlich hoher Qualität spielt. Kernstück des Sets ist jedoch das „Seven Churches“-Album welches man komplett spielt und mit dem fiesen „Death Metal“ einen tollen Auftritt und den ersten Tag des Festivals beendet. „Kill them pigs!“
Wenn ein Festival Jahr um Jahr Monate vor Beginn offiziell ausverkauft ist, kann man es sich getrost sparen, dieses Festival dem traditionsbewussten Kuttenträger groß vorzustellen. Das KIT ist eine Institution. Auch diesmal machen wir uns aus Leipzig Richtung Weltmetropole Lauda-Königshofen auf, wo der Stahl kocht und nie zu erkalten droht.
Als erste Band des Freitags dürfen BORROWED TIME aus den USA die Bühne stürmen. Und wie wir seit unserem Umstieg am Fuldaer Bahnhof wissen, als wir Langhaarige mit BORROWED TIME-Shirts trafen, kann die Combo bereits auf eine breite Fanbasis bauen. Das besagte Fans fast mit uns den Gig ihrer Lieblinge wegen Zugverspätung und Bangen um Anschlusszug verpasst hätten, sei hier nur am Rande erwähnt. Der melodiöse, meist schnelle Metal in Form von Songs wie „Sailor of the Sea of Fate“ oder „Dawn for the Glory Rider“ wird vom metal-hungrigen Publikum abgefeiert. Sicher eine Band, die man im Auge behalten sollte.
Trotz Bandname und optischen Parallelen der Rhythmussektion erwartet uns kurz darauf mit ELIMINATOR keine ZZ TOP-Coverband, sondern ein Nachwuchsband aus Lancaster, GB. Und ohne Zweifel hat die Geschichte des Landes das Quintett spürbar gezeichnet. Nein, nicht die Rosenkriege, sondern die Heldentaten der New Wave of British Heavy Metal kommen in den Sinn, wenn man der abwechslungsreichen, stets kraftvollen Musik lauscht und sich die outfittechnisch zusammengestückelte Band betrachtet. Mit „We Rule the Night“ hat die Band noch eine kleine, klischeehafte Hymne im Gepäck, die mir Lust auf mehr macht.
Ungemein hurtig geht es weiter. Die Keep It True-Veranstalter versuchen den Zeitplan mehr als nur einzuhalten und lassen AIR RAID – wenn mich meine Uhr nicht täuscht – sogar etwas zeitiger beginnen. Aufgrund des hohen Energielevels erinnern die Schweden das ein oder andere Mal an die Landsmänner von Enforcer, wenngleich AIR RAID ihre Musik live etwas präziser darbieten können und möglicherweise durch ihren griechischen Sänger insgesamt hymnischer zu Werke gehen. Auch bei ihnen scheint allerorts der traditionelle, britische Stahl durch und das ist gut so!
Nicht wenige dürften dem Auftritt der nächsten Band entgegengefiebert haben. Schließlich haben HIGH SPIRITS, einer der vielen Bands von DAWNBRINGERs Chris Black, schon einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Gemäß ihres Bandnamens verspricht der Gig die Gemüter mit guter Laune zu beleben. Das einheitliche Outfit der Musiker hebt sich bereits durch ungemein viel Weiß in Form der Hosen von den restlichen Bands des Festivals ab. Und tatsächlich betont man durch viel Melodie die fröhliche Seite des Stahls. Geschickt schaffen es die Kompositionen dabei die gefährlichen Tralala-Juchheissassa-Klippen zu umschiffen. Chris, der sich bei HIGH SPIRITS ausschließlich auf das Singen konzentriert, schafft es, das Publikum wie bei der Bandhymne zum Mitsingen zu animieren und bestätigt als Weitgereister glaubhaft, dass Lauda-Königshofen das beste Publikum des Universums hat.
Nach so viel Melodie und guter Laune wird es allerhöchste Zeit für ein knüpperlhartes Kontrastprogramm, für welches die kontrastiv in komplett schwarz gewandeten morbiden Heiligen gebucht wurden. Alle Achtung, wie die den Metal-Mob vor der Bühne zum ausrasten bringen. Ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss ihres einzigen Albums „Spectrum of Death“ folgt dem nächsten ohne das Langeweile aufkommt. Obwohl sie nur eine Gitarre am Start haben, ist der Sound recht voll, sodass Klopper wie „Assassin“, „Damien“ oder das furiose „Beyond the Gates of Hell“ ihre Wirkung nicht verfehlen. Auch hat MORBID SAINTs Fronter über den gesamten Gig hinweg ungemein viel Freude, wie sich an seinen Ansagen zeigt, in denen er seine Weißbier-Begeisterung kundtut, und ninjamäßig diverse Bandsticker ins Publikum schickt. Was bleibt anders übrig als abschließend fröhlich beim Demosong einzustimmen: „Thrashaholic – fuck you!“
Weitaus weniger aggressiv geht es weiter mit den prä-NWoBHM-Recken QUARTZ, die bekanntlich schon in den Siebzigern fröhlich musizierten und sich gelegentlich von BLACK SABBATH unter die Arme greifen ließen. Lediglich Fronter David Garners ist deutlich jünger als seine Mitstreiter und kam erst kürzlich zur Band. Hinsichtlich seines Stageactings könnte er aber auch Ozzys kleiner Bruder sein. Insgesamt bieten die Brummies einen sehr kurzweiligen Gig, der nach einem „Stand Up and Fight/Charlie Snow“-Medley und dem tollen „Around and Around“-Cover erwartungsgemäß in der fulminanten Bandhymne „Satan's Serenade“ mit Gänsehaut mündet.
Ein Stückchen jünger aber keine geringeren NwoBHM-Legenden sind HOLOCAUST, die im Folgenden ihr metallisches Liedgut zum Besten geben. Bereits ohne einen Ton von sich gegeben zu haben, kommt John Mortimer angesichts des DESASTER-Shirts, Nietenhalsband, wüster, weißer Mähne und Mundwinkeln mit Tendenz zum Hallenboden räudig aggressiv daher. Ein Eindruck, der auch durch seinen Gesang unterstrichen wird, der gerade bei dem in der Setlist zeitig vorkommenden „Death or Glory“ dem Bellen eines wilden Köters gleicht und damit die Aussage des Lieds hervorragend betont. Ohnehin wird bei einigen Songs wie „The Small Hours“ deutlich, wie hart die Band schon seinerzeit war. Als absolutes Highlight kommt vor dem Rausschmeißer „The Nightcomers“ mit „Heavy Metal Mania“ die Hymne schlechthin und wird aus allen in der Halle befindlichen Kehlen mitgegröhlt. Großartig!
Von vielen lang herbeigesehnt und in den Umbaupausen und Rahmenprogramm der Festivalgeschichte häufig aus der Konserve gespielt, sollte die Stunde nun für MEDIEVAL STEEL kommen. Nun ist es für eine Band mit einem solchen Kultstatus und lediglich einer offiziellen und noch dazu sehr raren Studio-EP und diversen Demo-Compilations ziemlich schwer den Erwartungen gerecht zu werden. Man schlägt sich, bedenkt man die lange Pause seit den Achtzigern, was das Können der Musiker angeht, immerhin sehr gut. Wohl könnte die Auswahl bzw. Positionierung der Songs in der Setlist deutlich besser sein. Zweifelsfrei richtig und einleuchtend ist dann aber der Abschluss in Form von „Medieval Steel“, womit den Fans ihre Hymne gegeben wird und angesichts der lupenreinen, musikalischen Performance der Status der Band bestätigt wird.
Erstaunlich wie konzeptuell die Organisatoren sich stets an die Buchung der Bands machen. Es kann kaum Zufall sein, dass an beiden Festivaltagen Bandnamen mit „Lord“ auf den Headlinerposten zu finden sind. Die ersten sind am Freitag die alten Speed Metal-Recken namens LIEGE LORD. Ihnen gelingt mit „Fear Itself“ sogleich ein exzellenter Einstieg in einen Gig der vorwiegend von ihren 1988er Überalbum „Master Control“ geprägt ist. Dies ist zwar nur folgerichtig, da dies Joe Comeau einziges Album mit der Band war, heißt allerdings nicht, dass er nicht auch die Songs vom Debüt „Freedom's Rise“, wie „Rage of Angels“, „Vials of Wrath“ oder „Wielding Iron Fists“, und „Speed of Sound“ vom Zweitling „Burn to My Touch“ sehr gut interpretieren könnte. Aufgrund der erstklassigen Songauswahl und mitreißenden Darbietung der Band wird schnell klar, dass LIEGE LORD der Headlinerposition absolut würdig sind und eines der Highlights des Festivals darstellen. Es ist nun wirklich zu hoffen, dass die Band nicht wie nach ihrem 2000er Wacken-Auftritt wieder in der Versenkung verschwindet, sondern mit dieser neugewonnenen Kraft an neuem Material arbeitet.
Die vielleicht ungewöhnlichste Headlinerwahl der bisherigen KIT-Geschichte sind zweifelsfrei POSSESSED, die bekanntermaßen dem Death Metal einen Namen und ein Gesicht gaben und damit deutlich brutaler als andere Bands des Festivals sind. Die wenigsten der anwesenden Besucher dürften aber damit ein Problem haben, wie eine gut gefüllte Halle zur späten Stunde beweist. Wie oft stellte sich natürlich im Vorfeld die Frage, wie die neue Mannschaft um Shouter Jeff Becerra, ihre Sache machen würde. Zuletzt war er vor einigen Jahren mit seinen SADISTIC INTENT-Kumpels unter anderem in Wacken unterwegs, wollte aber verständlicherweise eine eigene, echte Band zusammenstellen. Auf die ehemaligen Mitglieder des Original-Line-ups konnte er dabei nicht zählen, scheinen die doch keine Lust mehr auf diese extreme Musikform oder Musikmachen zu haben. Mit der Neubesetzung scheint er ein gutes Händchen bewiesen zu haben, denn während des Gigs wird schnell klar, dass der an den Rollstuhl gefesselte Becerra und seine Mannen holzend, bolzend und röhrend die erwartete Klassiker-Show abliefern. Beginnend mit „The Heretic“ bietet man den Fans mit „Swing of the Axe“ und „Tribulation“ unter anderen einige alte Hits, bevor man mit „The Crimson Spike“ einen neuen Song von ähnlich hoher Qualität spielt. Kernstück des Sets ist jedoch das „Seven Churches“-Album welches man komplett spielt und mit dem fiesen „Death Metal“ einen tollen Auftritt und den ersten Tag des Festivals beendet. „Kill them pigs!“
Samstag
Ein neuer Tag beginnt. Für manche mit Kopfschmerzen. Für andere mit einem exquisiten Bierfrühstück. Für alle beginnt er mit Appetit nach noch mehr Metal der traditionellen Art. Das Samstag-Menü beginnt sogleich mit einem delikaten Happen für den schnellen Hunger. Aus Belgien, dem Geburtsland der Pommes Frites, kommend EVIL INVADERS dienen als Starter. Sehr deliziösen Speed Metal servieren die jungen Burschen und lassen Erinnerungen an kanadische Köstlichkeiten von EXCITER erwachen, denen man mit „Violence and Force“ huldigt. Lecker!
Nach dem Hochgeschwindigkeitsschlachtfest kündigen im Anschluss an die Umbaupause Kerzenständer und ein stimmungsvoll-dramatisches Intro einen thematischen und stilistischen Wandel an. Jedem, der sich ein wenig in den hier bedienten Underground-Kreisen bewegt, dürfte die offensichtliche musikalische Nähe der nun folgenden ATTIC zum Karokönig und seiner gnädigen Schicksalsgemeinschaft besonders im Bezug auf deren Frühwerke bekannt sein. Darum soll hier nicht weiter der Sinistn dieser Formation diskutiert werden, denn eines muss man ihnen lassen: musikalisch machen sie ihre Sache echt gut und eine große Fanschar konnten sie ebenfalls schon gewinnen. Mit Liedern wie „The Invocation“ oder gerade „Evil Inheritance“ zeigt die Combo, dass sie in der Lage komplexe und durchaus vielschichtige Songs zu schreiben, die von sehr guten Riffs und Gitarrenharmonien nur so glänzen. Das eher geradlinige „The Headless Horseman“ ist bereits jetzt schon ein Standard der Band, den das Publikum bereitwillig mitsingt und als Finale huldigt man – wie könnte es anders sein – den großen Vorbildern mit dem kurzen „Black Funeral“.
Zwar stehen die beiden Platten der Briten TORANAGA namentlich „Bastard Ballads“ und „God's Gift“ seit längerer Zeit in meinem Plattenschrank, aber häufig rotierten sie noch nicht auf meinem Plattenteller. Zwar gut aber irgendwie unspektakulär schien mir stets die Mischung aus Power und Thrash Metal. Auf der Bühne zeigen die noch ungemein fit aussehenden Burschen, eine Querschnitt ihres Schaffens. Man bestätigt leider die Erinnerungen an die Tonträger, aber immerhin hält man das eben gute Level. Lieder wie „Hammer to the Skull“ oder „Sentenced“ gehen gut ins Bein und das Bier dazu, schmeckt ebenfalls fein. Was will man also meckern? Eine solche Band muss es beim KIT eben mit der starken Konkurrenz aufnehmen und verglichen mit einigen Enttäuschungen so mancher alter Helden, bieten sie eine solide Leistung.
Die nun folgenden Wilden von MIDNIGHT lassen TORANAGA doch hinsichtlich ihrer Bühnenpräsenz sehr statisch wirken. Die Kapuzenmänner hauen gleich zu Beginn eine Gitarre kaputt und dreschen sich auch sonst in der nächsten dreiviertel Stunde durch ihr größtenteils fixes, stets rock'n'rolliges Liedgut. Nicht selten erinnern sie dabei an VENOM, BULLDOZER oder frühe VOIVOD. Vermutlich sollen die überzogenen Ansagen das böse Image der Buben unterstreichen, der Unterhaltung dienen sie allemal. Insgesamt ein kurzweiliges Unterfangen.
Noch gut kann ich mich an die Euphorie erinnern, welche die Amerikaner OCTOBER 31 Ende der 90er in Untergrundkreisen mit ihrem Debüt lostraten. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts war es dann sehr still geworden um das Nebenprojekt des DECEASED-Sänger-Trommlers King Fowley. Auf dem KIT wollte man nun offenbar zeigen, dass man das traditionelle Eisen noch zu schmieden weiß. Doch kaum ein Festivalbesucher scheint davon Notiz nehmen zu wollen, weniger als bei irgendeiner anderen Band des Billings. Der Sound gehört leider ebenfalls zum schlechtesten des Festivals. Zwar hat man mit „The Warlock“ oder „Powerhouse“ das richtige Liedgut am Start und bringt mit SAXON's „The Power and the Glory“einen Stimmungsgaranten zum Abschluss, doch der Funke will nicht recht überspringen. Schade, denn dem King merkt man seinen Metallenthusiasmus zu jeder Zeit an. Vielleicht klappt's nächstes Jahr mit DECEASED besser.
Als eine weitere NWOBHM-Band – und nicht die letzte des Abends – stehen LEGEND auf dem Programm. Am ehesten kann man deren Sound als leicht progressiven, sphärischen Heavy Rock einordnen. Erneut stellen einige bereits ergraute Herren unter Beweis, dass sie in der Lage sind, ihre Perlen in voller Pracht zu präsentieren. Und so rocken sich die fünf entspannt wirkenden Briten durch Songs ihrer gesamten Karriere, beginnend mit „Hiroshima“ und endend mit „Too Late to Be a Hero“, einem Song, der erst wenige Tage vorher veröffentlicht wurde und thematisch wie für das Keep It True gemacht scheint. Solche Legenden dürfen gern weiterhin erzählt werden.
Nachdem VIRGIN STEELE mit einem dürftigen Auftritt vor einigen Jahren beim KIT-Publikum in Erinnerung blieben, ist es für einen sehr frühen Weggefährten vom Herrn Defeis nun an der Zeit sich zu bewähren. Der heute anwesende der beiden kleinen Herren, Jack Starr, macht dabei im Vergleich alles richtig. Das dargebotene Liedgut stammt sowohl aus den Achtzigern wie aus der jüngeren Phase der Band, ist ungemein hymnenhaft und erinnert nicht selten an glorreiche MANOWAR-Tage. Wem wunderts da, dass ein gewisser Rhino hinter der Schießbude sitzt. Als Bereicherung an der Rhythmusgitarre und zugleich Blickfang konnte man im Übrigen mit CRYSTAL VIPERs zierlicher Marta Gabriel eine alte KIT-Bekannte gewinnen. Alles in allem eine Mischung, die eine beeindruckte Meute vor der Bühne zurücklässt.
Dass die nun folgenden STEEL PROPHET einst von Superman selbst gegründet wurden, war mir ebenso unbekannt wie dass Rick Mythiasin im Rollstuhl sitzt. Ersteres, so stellte sich schnell heraus, ist ein Trugschluss, der auf Steve Kachinskys T-Shirt-Aufdruck zurückzuführen ist, zweiteres allerdings eine hoffentlich bald der Vergangenheit angehörende Tatsache, die auf einen Treppensturz mit zwei gebrochenen Beinen beruht. Ricks Gesangsleistung, so zeigt sich schnell, tut diese körperliche Einschränkung keinen Abbruch. Darüber hinaus sorgen die bewegungsfreudigen Herren Kachinsky und Dennis durch Hüpfen und Herumlaufen dafür, dass keine Bühnenecke unberührt bleibt. Musikalisch konzentriert man sich logischerweise auf das Material, welches mit Rick am Gesang aufgenommen wurde, und bietet eine gute Melange. Gekrönt wird der Auftritt von einem hervorragenden „Bohemian Rhapsody“-Cover und dem schnellen Klopper „Strange Encounter“ vom Klassikeralbum „Dark Hallucinations“.
Über ANGEL WITCH groß Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen oder Kohlen nach Newcastle zu tragen. Jedenfalls dürfte die Band um Kevin Heybourne ohnehin jedem bekannt sein, zumal sie sich letztes Jahr mit dem mächtigen „As Above So Below“ eindrucksvoll auf der Metalbühne zurückmeldeten. Unglaublich, dass manch einer trotz des erneuten Qualitätsbeweises die Band noch immer für ein One-Hit-Wonder hält, nur weil sie einst eine der größten Heavy Metal-Hymnen geschrieben hat. Egal, die Engelshexe liefert eine lupenreine, entfesselte Show ab. Zu jeder Sekunde kann man sehen, dass Saitenhexer Heybourne jede gespielte Note mitfühlt. Da macht es nix, dass er sonst eher von der wortkargen Sorte ist. Wohl hätten weitere Worte der Magie der Show nur geschadet. Was braucht man mehr als eine Setlist mit dem fast kompletten Debütalbum („Sweet Danger“ blieb außen vor, „Devil's Tower“ nur in Ansätzen gespielt) angereichert um einige Zauberstücke aus den Frühtagen („Baphomet“, „Dr. Phibes“) und des letzten Albums („Dead Sea Scrolls“ ,„Guillotine“)? Natürlich nichts – zumindest nicht bei der begrenzten Spielzeit eines Festivalslots. Doch auch das schönste Konzert findet irgendwann ein Ende, und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es mit dem besagten Hit beendet wird. „You're an Angel Witch …“
Nach so viel Verzauberung ist es nahezu unmöglich das Level zu halten, geschweige denn noch ein Pfund draufzulegen. Der zweite Lord des Festivals – WARLORD – hat es somit zwar schwer, aber angesichts der langen Abwesenheit von deutschen Bühnen (seit 2002 in Wacken mit HAMMERFALLs Joacim Cans) und der Begeisterung des typischen KIT-Besuchers für epischen US Metal, stehen auch die Chancen für einen Triumph nicht schlecht. Mit der fast schon traditionellen Verspätung des Headliners und eher bescheidenen Sound zieht Mr, Tsamis nach dem Intro mit „Deliver Us“ gleich das erste Ass aus dem Ärmel. Glücklicherweise vermag der für Live-Auftritte angeheuerte Giles Lavery stimmlich zu überzeugen. Nach und nach spielt man sämtliche Hits der Achtziger, wie „Child of the Damned“ „Mrs. Victoria“ oder „Lost and Lonely Days“, teilweise gar in der Reihenfolge der Veröffentlichungen. Ein Hochgenuss folgt dem nächsten. Doch was ist mit dem neuen Album, welches nur knapp vor dem Festival veröffentlicht wurde? Nachdem sämtliche alte Hits zu Zuge kamen, folgte dies nun in einem Block aus völlig unbekanntem Material. Für mich die ungeschickteste Entscheidung, da mit vorangeschrittener Zeit die Müdigkeit sich bei vielen ausbreitet. Die Band beendet ihr Set mit Songs der Cans-Ära und kann dadurch mich wieder ein wenig zurückgewinnen. Es bleibt die Frage, warum man nicht Neues und Altes geschickter vermischte und somit die Aufmerksamkeit länger halten hätte können. Trotz dieses Wermutstropfens bleibt ein unvergesslicher Auftritt, der uns mit Bill Tsamis – ähnlich wie Kevin Heybourne – einen Musiker und seine von ihm sichtlich gelebte, gefühlte und zelebrierte Musik offenbart.
Summa summarum hat sich auch dieses Mal der Besuch des truesten aller True Metal-Festivals gelohnt. Kaum nennenswerte echte Enttäuschungen bei den Bands, die gewohnt entspannte Atmosphäre, lustige Bekanntschaften und somit man kann sich sicher sein, dass uns Lauda-Königshofen im nächsten Jahr wiedersieht.
Text und Bilder: Falk
zusätzliche Bilder: Tino
www.keep-it-true.de
Nach dem Hochgeschwindigkeitsschlachtfest kündigen im Anschluss an die Umbaupause Kerzenständer und ein stimmungsvoll-dramatisches Intro einen thematischen und stilistischen Wandel an. Jedem, der sich ein wenig in den hier bedienten Underground-Kreisen bewegt, dürfte die offensichtliche musikalische Nähe der nun folgenden ATTIC zum Karokönig und seiner gnädigen Schicksalsgemeinschaft besonders im Bezug auf deren Frühwerke bekannt sein. Darum soll hier nicht weiter der Sinistn dieser Formation diskutiert werden, denn eines muss man ihnen lassen: musikalisch machen sie ihre Sache echt gut und eine große Fanschar konnten sie ebenfalls schon gewinnen. Mit Liedern wie „The Invocation“ oder gerade „Evil Inheritance“ zeigt die Combo, dass sie in der Lage komplexe und durchaus vielschichtige Songs zu schreiben, die von sehr guten Riffs und Gitarrenharmonien nur so glänzen. Das eher geradlinige „The Headless Horseman“ ist bereits jetzt schon ein Standard der Band, den das Publikum bereitwillig mitsingt und als Finale huldigt man – wie könnte es anders sein – den großen Vorbildern mit dem kurzen „Black Funeral“.
Zwar stehen die beiden Platten der Briten TORANAGA namentlich „Bastard Ballads“ und „God's Gift“ seit längerer Zeit in meinem Plattenschrank, aber häufig rotierten sie noch nicht auf meinem Plattenteller. Zwar gut aber irgendwie unspektakulär schien mir stets die Mischung aus Power und Thrash Metal. Auf der Bühne zeigen die noch ungemein fit aussehenden Burschen, eine Querschnitt ihres Schaffens. Man bestätigt leider die Erinnerungen an die Tonträger, aber immerhin hält man das eben gute Level. Lieder wie „Hammer to the Skull“ oder „Sentenced“ gehen gut ins Bein und das Bier dazu, schmeckt ebenfalls fein. Was will man also meckern? Eine solche Band muss es beim KIT eben mit der starken Konkurrenz aufnehmen und verglichen mit einigen Enttäuschungen so mancher alter Helden, bieten sie eine solide Leistung.
Die nun folgenden Wilden von MIDNIGHT lassen TORANAGA doch hinsichtlich ihrer Bühnenpräsenz sehr statisch wirken. Die Kapuzenmänner hauen gleich zu Beginn eine Gitarre kaputt und dreschen sich auch sonst in der nächsten dreiviertel Stunde durch ihr größtenteils fixes, stets rock'n'rolliges Liedgut. Nicht selten erinnern sie dabei an VENOM, BULLDOZER oder frühe VOIVOD. Vermutlich sollen die überzogenen Ansagen das böse Image der Buben unterstreichen, der Unterhaltung dienen sie allemal. Insgesamt ein kurzweiliges Unterfangen.
Noch gut kann ich mich an die Euphorie erinnern, welche die Amerikaner OCTOBER 31 Ende der 90er in Untergrundkreisen mit ihrem Debüt lostraten. Seit Mitte des letzten Jahrzehnts war es dann sehr still geworden um das Nebenprojekt des DECEASED-Sänger-Trommlers King Fowley. Auf dem KIT wollte man nun offenbar zeigen, dass man das traditionelle Eisen noch zu schmieden weiß. Doch kaum ein Festivalbesucher scheint davon Notiz nehmen zu wollen, weniger als bei irgendeiner anderen Band des Billings. Der Sound gehört leider ebenfalls zum schlechtesten des Festivals. Zwar hat man mit „The Warlock“ oder „Powerhouse“ das richtige Liedgut am Start und bringt mit SAXON's „The Power and the Glory“einen Stimmungsgaranten zum Abschluss, doch der Funke will nicht recht überspringen. Schade, denn dem King merkt man seinen Metallenthusiasmus zu jeder Zeit an. Vielleicht klappt's nächstes Jahr mit DECEASED besser.
Als eine weitere NWOBHM-Band – und nicht die letzte des Abends – stehen LEGEND auf dem Programm. Am ehesten kann man deren Sound als leicht progressiven, sphärischen Heavy Rock einordnen. Erneut stellen einige bereits ergraute Herren unter Beweis, dass sie in der Lage sind, ihre Perlen in voller Pracht zu präsentieren. Und so rocken sich die fünf entspannt wirkenden Briten durch Songs ihrer gesamten Karriere, beginnend mit „Hiroshima“ und endend mit „Too Late to Be a Hero“, einem Song, der erst wenige Tage vorher veröffentlicht wurde und thematisch wie für das Keep It True gemacht scheint. Solche Legenden dürfen gern weiterhin erzählt werden.
Nachdem VIRGIN STEELE mit einem dürftigen Auftritt vor einigen Jahren beim KIT-Publikum in Erinnerung blieben, ist es für einen sehr frühen Weggefährten vom Herrn Defeis nun an der Zeit sich zu bewähren. Der heute anwesende der beiden kleinen Herren, Jack Starr, macht dabei im Vergleich alles richtig. Das dargebotene Liedgut stammt sowohl aus den Achtzigern wie aus der jüngeren Phase der Band, ist ungemein hymnenhaft und erinnert nicht selten an glorreiche MANOWAR-Tage. Wem wunderts da, dass ein gewisser Rhino hinter der Schießbude sitzt. Als Bereicherung an der Rhythmusgitarre und zugleich Blickfang konnte man im Übrigen mit CRYSTAL VIPERs zierlicher Marta Gabriel eine alte KIT-Bekannte gewinnen. Alles in allem eine Mischung, die eine beeindruckte Meute vor der Bühne zurücklässt.
Dass die nun folgenden STEEL PROPHET einst von Superman selbst gegründet wurden, war mir ebenso unbekannt wie dass Rick Mythiasin im Rollstuhl sitzt. Ersteres, so stellte sich schnell heraus, ist ein Trugschluss, der auf Steve Kachinskys T-Shirt-Aufdruck zurückzuführen ist, zweiteres allerdings eine hoffentlich bald der Vergangenheit angehörende Tatsache, die auf einen Treppensturz mit zwei gebrochenen Beinen beruht. Ricks Gesangsleistung, so zeigt sich schnell, tut diese körperliche Einschränkung keinen Abbruch. Darüber hinaus sorgen die bewegungsfreudigen Herren Kachinsky und Dennis durch Hüpfen und Herumlaufen dafür, dass keine Bühnenecke unberührt bleibt. Musikalisch konzentriert man sich logischerweise auf das Material, welches mit Rick am Gesang aufgenommen wurde, und bietet eine gute Melange. Gekrönt wird der Auftritt von einem hervorragenden „Bohemian Rhapsody“-Cover und dem schnellen Klopper „Strange Encounter“ vom Klassikeralbum „Dark Hallucinations“.
Über ANGEL WITCH groß Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen oder Kohlen nach Newcastle zu tragen. Jedenfalls dürfte die Band um Kevin Heybourne ohnehin jedem bekannt sein, zumal sie sich letztes Jahr mit dem mächtigen „As Above So Below“ eindrucksvoll auf der Metalbühne zurückmeldeten. Unglaublich, dass manch einer trotz des erneuten Qualitätsbeweises die Band noch immer für ein One-Hit-Wonder hält, nur weil sie einst eine der größten Heavy Metal-Hymnen geschrieben hat. Egal, die Engelshexe liefert eine lupenreine, entfesselte Show ab. Zu jeder Sekunde kann man sehen, dass Saitenhexer Heybourne jede gespielte Note mitfühlt. Da macht es nix, dass er sonst eher von der wortkargen Sorte ist. Wohl hätten weitere Worte der Magie der Show nur geschadet. Was braucht man mehr als eine Setlist mit dem fast kompletten Debütalbum („Sweet Danger“ blieb außen vor, „Devil's Tower“ nur in Ansätzen gespielt) angereichert um einige Zauberstücke aus den Frühtagen („Baphomet“, „Dr. Phibes“) und des letzten Albums („Dead Sea Scrolls“ ,„Guillotine“)? Natürlich nichts – zumindest nicht bei der begrenzten Spielzeit eines Festivalslots. Doch auch das schönste Konzert findet irgendwann ein Ende, und man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass es mit dem besagten Hit beendet wird. „You're an Angel Witch …“
Nach so viel Verzauberung ist es nahezu unmöglich das Level zu halten, geschweige denn noch ein Pfund draufzulegen. Der zweite Lord des Festivals – WARLORD – hat es somit zwar schwer, aber angesichts der langen Abwesenheit von deutschen Bühnen (seit 2002 in Wacken mit HAMMERFALLs Joacim Cans) und der Begeisterung des typischen KIT-Besuchers für epischen US Metal, stehen auch die Chancen für einen Triumph nicht schlecht. Mit der fast schon traditionellen Verspätung des Headliners und eher bescheidenen Sound zieht Mr, Tsamis nach dem Intro mit „Deliver Us“ gleich das erste Ass aus dem Ärmel. Glücklicherweise vermag der für Live-Auftritte angeheuerte Giles Lavery stimmlich zu überzeugen. Nach und nach spielt man sämtliche Hits der Achtziger, wie „Child of the Damned“ „Mrs. Victoria“ oder „Lost and Lonely Days“, teilweise gar in der Reihenfolge der Veröffentlichungen. Ein Hochgenuss folgt dem nächsten. Doch was ist mit dem neuen Album, welches nur knapp vor dem Festival veröffentlicht wurde? Nachdem sämtliche alte Hits zu Zuge kamen, folgte dies nun in einem Block aus völlig unbekanntem Material. Für mich die ungeschickteste Entscheidung, da mit vorangeschrittener Zeit die Müdigkeit sich bei vielen ausbreitet. Die Band beendet ihr Set mit Songs der Cans-Ära und kann dadurch mich wieder ein wenig zurückgewinnen. Es bleibt die Frage, warum man nicht Neues und Altes geschickter vermischte und somit die Aufmerksamkeit länger halten hätte können. Trotz dieses Wermutstropfens bleibt ein unvergesslicher Auftritt, der uns mit Bill Tsamis – ähnlich wie Kevin Heybourne – einen Musiker und seine von ihm sichtlich gelebte, gefühlte und zelebrierte Musik offenbart.
Summa summarum hat sich auch dieses Mal der Besuch des truesten aller True Metal-Festivals gelohnt. Kaum nennenswerte echte Enttäuschungen bei den Bands, die gewohnt entspannte Atmosphäre, lustige Bekanntschaften und somit man kann sich sicher sein, dass uns Lauda-Königshofen im nächsten Jahr wiedersieht.
Text und Bilder: Falk
zusätzliche Bilder: Tino
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