Masterplan Mystic Prophecy Sebastien & Siren's Cry
Masterplan, Mystic Prophecy, Sebastien & Siren's Cry
Siegburg, Kubana
10.10.2013
10.10.2013
Am Zuschauerzuspruch haben sich in Siegburg schon ein paar Bands die Zähne ausgebissen, obwohl das Kubana aus Bonn wie Köln relativ schmerzfrei auch mit dem ÖPNV zu erreichen ist und der Laden eine - wenn man ehrlich ist, recht selten anzutreffende - Kombination aus charmantem Charakter und einwandfreiem Zustand (auch der Toiletten) vorweisen kann. Man hört zwar, dass die heutige Tour bisher auch andernorts nicht gerade Scharen an Konzertgängern angelockt hat, doch dass sich beim Opener gerade mal handgezählte 35 Nasen eingefunden haben, ist bedauerlich, zumal der vermeldete Konzertbeginn um 20 Uhr den Großteil der arbeitenden Bevölkerung nicht vor unlösbare Rätsel stellen sollte.
Den suboptimalen Rahmenbedingungen stellen SIREN’S CRY sich bereits ein paar Minuten früher mutig, agieren trotz des für das kleine Häufchen Zuschauer recht lauten Applauses zwischen den Liedern aber auf ziemlich verlorenem Posten. Viel vorwerfen lassen müssen die Wiener sich nicht, zumal sie versuchen das Publikum in die Pflicht zu nehmen – „Siegburg, habt ihr Spaß?“ *Schweigen* „Ok, eher nicht so…“ -, aber ihr progressiv symphonischer Metal ist auch nicht unbedingt dazu geeignet, eine Menge aus dem Stehgreif im Sturm zu nehmen. Während der Einsatz der Band grundsätzlich positiv auffällt – herausragend: das Mimikrepertoire des ständig in Bewegung befindlichen Gründungsmitglieds und Gitarristen Phillip – wirkt das Quintett in seiner Erscheinung doch leicht inhomogen: Vom sich in der Musik verlierenden 70er Progrocker am Bass über den oberkörperfrei auch einen glaubwürdigen Core-Drescher abgebenden Schlagzeuger bis zum Posenkönig Phillip ist es doch ein recht weiter Weg. Zusammengehalten werden könnte das von Sängerin Katie, der es für meinen Geschmack aber an der stimmlichen Ausstrahlung respektive Konsequenz fehlt und deren andauernder Armeinsatz sich nicht aus der Schablonenschublade befreien kann. Insgesamt zwar ein in Ordnung gehender Auftritt, Luft nach oben ist aber reichlich vorhanden.
Ihren ersten Tag auf der Tour feiern heute SEBASTIEN und wirken dementsprechend munter, ausgeschlafen und motiviert. Das lockt einige aus der inzwischen etwas zahlreicheren Zuschauerschar zumindest von ihren Barhockern runter, und kleine Holpereien zu Beginn des Auftritts treiben sie glücklicherweise auch nicht wieder zurück. Die Tschechen mit dem französischen Namen und den allen möglichen Sprachen entliehenen Ummodellierungen ihrer Geburtsnamen sind zwar ebenfalls gut bekannt mit dem Gestenbaukasten, machen das mit lockerer Offenheit und leicht zugänglicher, unterhaltsamer Musik aber wieder wett. Neben dem recht präsenten Frontmann George zieht Bassist Petri ungewöhnlich oft den Blick auf sich - als häufigster Mitsänger, tänzelnder Stimmungsmacher und aufgrund der leichten Augenbemalung, der schwarz lackierten Fingernägel sowie der SEBASTIEN-Hose auch als Paradiesvogel der ansonsten bodenständig zurechtgemachten Truppe. Der sehr auf sein Spiel fokussierte Gitarrist Andy und der nach bester Bob Katsionis-Art auf einem zum Publikum gekippten Keyboard spielende Pavel dürfen sich davon gerne eine Scheibe abschneiden. Wenn zu der gelungenen Musik die Performance noch etwas durchschlagender und auffälliger wird, ist es den Tschechen durchaus zuzutrauen, die Rolle als netter Anheizer hinter sich zu lassen.
Wie Stageacting auch aussehen kann, zeigen im Anschluss MYSTIC PROPHECY, die gekommen sind, um zu töten – zumindest wenn man sich an der Bühnendeko orientiert, die vor Schädeln fast überquillt. Aber gut, wir sind ja nicht im Kindergarten und MYSTIC PROPHECY haben bekanntlich mehr Punch als die meisten Power Metal Bands. Von Beginn an wird über die Bühne gestürmt und werden die Instrumente hochgerissen, dass es nur so kracht, alles unter Oberaufsicht von Zeremonienmeister Roberto, der zum schicken Pentagrammhut heute Brille trägt und zwischen den Liedern den zum Plaudern aufgelegten Animateur gibt. Allein auf die Erfahrung kann man es nicht schieben, dass der von der Band an den Tag gelegte Überschwang einen beachtlichen Teil des Publikums mitreißt. Zum einen sieht man den Musikern den Spaß am eigenen Auftritt an, zum anderen hilft natürlich der höhere Bekanntheitsgrad. Selbst im Power Metal, dem oft und nicht zu Unrecht eine gewisse Vorhersagbarkeit unterstellt wird, springt eben nicht jeder Zuschauer gleich bei jedem guten Lied im Dreieck, wenn er es nicht kennt. Nachhilfe für die Unkundigen und Freude für die Kundigen gibt es mit Hilfe der Setlist, die einen Schwerpunkt auf Lieder setzt, deren zentrale Phrasen jeder gut mitsingen kann: „Killhammer“, „Hate Black“, „We Kill You Die“ und der überragende „Ravenlord“. Da nimmt man Robertos Scherze noch lieber mit und amüsiert sich über leichte Irrungen und Wirrungen, die proportional mit der Länge der Ansagen zunehmen. Die Kirsche auf der Sahne ist schließlich, dass beim abschließenden „Paranoid“ Cover nach der ersten Strophe der Text abgesehen vom „satisfy“ – „pacify“-Reim nicht mehr ganz so viel mit dem Original zu tun hat. 1A Band, 1A Unterhaltung.
Dem Höhepunkt des Abends, MASTERPLAN, möchte die Technik anfangs einen Strich durch die Rechnung machen, doch schnell ist alles so gut wie möglich gerichtet. Noch während das passiert, gewinnt man zudem bereits den Eindruck, dass nach Jahren voller Besetzungsquerelen und ungewisser Zukunft MASTERPLAN nicht bloß wieder aktiv sind, sondern auch - vielleicht erstmals in ihrer Geschichte – eine echte Einheit formen. Auf der Bühne wird ständig und in fast jeder Pause miteinander freundschaftlicher Schabernack getrieben, was besonders Bandkopf Roland und Bassist Jari, unabhängig von MASTERPLAN nicht zuletzt auch nach den Erfahrungen bei ihren früheren Bands HELLOWEEN und STRATOVARIUS, sehr befreit erscheinen lässt, trotz Rolands kurzem Bedauern über „leider wieder“ wenige Zuschauer. So legt Jari mitten im Lied und während dem Spielen eine Bierpause ein, schließlich hat er Keyboarder Axel Sekunden vorher damit beauftragt, ihm eben eine Hand am Bass zu leihen… Und so kündigt Roland einen „alten Klassiker“ an, rifft ein paar HELLOWEEN Akkorde und winkt dann lachend ab.
Falls jemand Zweifel an Ricks Fähigkeiten gehabt haben sollte, werden diese bereits vom fantastischen Eröffnungsdoppel „Enlighten Me“ und „Spirit Never Die“ beiseite gefegt, dass er bravourös meistert, so dass man das Damoklesschwert Jørn getrost abhängen kann. Die leichte Differenz an Stimmfülle wirkt sich überhaupt nicht (negativ) aus, stattdessen macht sich pure, unverfälschte Freude breit, weil man die großartigen Hymnen MASTERPLANs nicht nur endlich wieder live, sondern auch in überzeugender Manier hören kann und der Frohsinn der Band ansteckend ist. Ganz sportsmännisch bleibt Rick dementsprechend auch, wenn Roland und Axel auf Deutsch über ihn sprechen. Meine Prognose: Es wird nicht mehr lange dauern, bis er es ihnen nicht nur (wie heute) mit gleicher Münze sondern auch in gleicher Sprache zurückzahlt. Der einzige, der sich allein auf das Musikalische konzentriert und dadurch etwas unauffälliger bleibt, ist Schlagzeuger Martin, doch scheint er sich im Hintergrund auch wohlzufühlen. Abgeschlossen wird das mehr oder weniger nur aus Volltreffern bestehende Set mit dem vielleicht besten und ganz sicher meinem liebsten Lied von MASTERPLAN, „Kind Hearted Light“, so dass der Abend bereits ein Volltreffer ist, bevor zum Abschluss noch in epischer Breite „Crawling From Hell“ zur Bandvorstellung und für kurze bis kaum zu stoppende (Axel…) Soloeinlagen genutzt wird.
Alles in allem ein wunderbarer Abend mit zwei stimmig ausgewählten, talentierten Openern und zwei abräumenden etablierten Bands, der jeden Power Metal Fan im Raum Köln/Bonn, der nicht dabei war, dazu veranlassen sollte, sich selbst kräftig in den Hintern zu treten. Noch ist die Tour nicht vorbei, also begeht nicht den gleichen Fehler, Erfurt (20.) und Nürnberg (21.)!
Den suboptimalen Rahmenbedingungen stellen SIREN’S CRY sich bereits ein paar Minuten früher mutig, agieren trotz des für das kleine Häufchen Zuschauer recht lauten Applauses zwischen den Liedern aber auf ziemlich verlorenem Posten. Viel vorwerfen lassen müssen die Wiener sich nicht, zumal sie versuchen das Publikum in die Pflicht zu nehmen – „Siegburg, habt ihr Spaß?“ *Schweigen* „Ok, eher nicht so…“ -, aber ihr progressiv symphonischer Metal ist auch nicht unbedingt dazu geeignet, eine Menge aus dem Stehgreif im Sturm zu nehmen. Während der Einsatz der Band grundsätzlich positiv auffällt – herausragend: das Mimikrepertoire des ständig in Bewegung befindlichen Gründungsmitglieds und Gitarristen Phillip – wirkt das Quintett in seiner Erscheinung doch leicht inhomogen: Vom sich in der Musik verlierenden 70er Progrocker am Bass über den oberkörperfrei auch einen glaubwürdigen Core-Drescher abgebenden Schlagzeuger bis zum Posenkönig Phillip ist es doch ein recht weiter Weg. Zusammengehalten werden könnte das von Sängerin Katie, der es für meinen Geschmack aber an der stimmlichen Ausstrahlung respektive Konsequenz fehlt und deren andauernder Armeinsatz sich nicht aus der Schablonenschublade befreien kann. Insgesamt zwar ein in Ordnung gehender Auftritt, Luft nach oben ist aber reichlich vorhanden.
Ihren ersten Tag auf der Tour feiern heute SEBASTIEN und wirken dementsprechend munter, ausgeschlafen und motiviert. Das lockt einige aus der inzwischen etwas zahlreicheren Zuschauerschar zumindest von ihren Barhockern runter, und kleine Holpereien zu Beginn des Auftritts treiben sie glücklicherweise auch nicht wieder zurück. Die Tschechen mit dem französischen Namen und den allen möglichen Sprachen entliehenen Ummodellierungen ihrer Geburtsnamen sind zwar ebenfalls gut bekannt mit dem Gestenbaukasten, machen das mit lockerer Offenheit und leicht zugänglicher, unterhaltsamer Musik aber wieder wett. Neben dem recht präsenten Frontmann George zieht Bassist Petri ungewöhnlich oft den Blick auf sich - als häufigster Mitsänger, tänzelnder Stimmungsmacher und aufgrund der leichten Augenbemalung, der schwarz lackierten Fingernägel sowie der SEBASTIEN-Hose auch als Paradiesvogel der ansonsten bodenständig zurechtgemachten Truppe. Der sehr auf sein Spiel fokussierte Gitarrist Andy und der nach bester Bob Katsionis-Art auf einem zum Publikum gekippten Keyboard spielende Pavel dürfen sich davon gerne eine Scheibe abschneiden. Wenn zu der gelungenen Musik die Performance noch etwas durchschlagender und auffälliger wird, ist es den Tschechen durchaus zuzutrauen, die Rolle als netter Anheizer hinter sich zu lassen.
Wie Stageacting auch aussehen kann, zeigen im Anschluss MYSTIC PROPHECY, die gekommen sind, um zu töten – zumindest wenn man sich an der Bühnendeko orientiert, die vor Schädeln fast überquillt. Aber gut, wir sind ja nicht im Kindergarten und MYSTIC PROPHECY haben bekanntlich mehr Punch als die meisten Power Metal Bands. Von Beginn an wird über die Bühne gestürmt und werden die Instrumente hochgerissen, dass es nur so kracht, alles unter Oberaufsicht von Zeremonienmeister Roberto, der zum schicken Pentagrammhut heute Brille trägt und zwischen den Liedern den zum Plaudern aufgelegten Animateur gibt. Allein auf die Erfahrung kann man es nicht schieben, dass der von der Band an den Tag gelegte Überschwang einen beachtlichen Teil des Publikums mitreißt. Zum einen sieht man den Musikern den Spaß am eigenen Auftritt an, zum anderen hilft natürlich der höhere Bekanntheitsgrad. Selbst im Power Metal, dem oft und nicht zu Unrecht eine gewisse Vorhersagbarkeit unterstellt wird, springt eben nicht jeder Zuschauer gleich bei jedem guten Lied im Dreieck, wenn er es nicht kennt. Nachhilfe für die Unkundigen und Freude für die Kundigen gibt es mit Hilfe der Setlist, die einen Schwerpunkt auf Lieder setzt, deren zentrale Phrasen jeder gut mitsingen kann: „Killhammer“, „Hate Black“, „We Kill You Die“ und der überragende „Ravenlord“. Da nimmt man Robertos Scherze noch lieber mit und amüsiert sich über leichte Irrungen und Wirrungen, die proportional mit der Länge der Ansagen zunehmen. Die Kirsche auf der Sahne ist schließlich, dass beim abschließenden „Paranoid“ Cover nach der ersten Strophe der Text abgesehen vom „satisfy“ – „pacify“-Reim nicht mehr ganz so viel mit dem Original zu tun hat. 1A Band, 1A Unterhaltung.
Dem Höhepunkt des Abends, MASTERPLAN, möchte die Technik anfangs einen Strich durch die Rechnung machen, doch schnell ist alles so gut wie möglich gerichtet. Noch während das passiert, gewinnt man zudem bereits den Eindruck, dass nach Jahren voller Besetzungsquerelen und ungewisser Zukunft MASTERPLAN nicht bloß wieder aktiv sind, sondern auch - vielleicht erstmals in ihrer Geschichte – eine echte Einheit formen. Auf der Bühne wird ständig und in fast jeder Pause miteinander freundschaftlicher Schabernack getrieben, was besonders Bandkopf Roland und Bassist Jari, unabhängig von MASTERPLAN nicht zuletzt auch nach den Erfahrungen bei ihren früheren Bands HELLOWEEN und STRATOVARIUS, sehr befreit erscheinen lässt, trotz Rolands kurzem Bedauern über „leider wieder“ wenige Zuschauer. So legt Jari mitten im Lied und während dem Spielen eine Bierpause ein, schließlich hat er Keyboarder Axel Sekunden vorher damit beauftragt, ihm eben eine Hand am Bass zu leihen… Und so kündigt Roland einen „alten Klassiker“ an, rifft ein paar HELLOWEEN Akkorde und winkt dann lachend ab.
Falls jemand Zweifel an Ricks Fähigkeiten gehabt haben sollte, werden diese bereits vom fantastischen Eröffnungsdoppel „Enlighten Me“ und „Spirit Never Die“ beiseite gefegt, dass er bravourös meistert, so dass man das Damoklesschwert Jørn getrost abhängen kann. Die leichte Differenz an Stimmfülle wirkt sich überhaupt nicht (negativ) aus, stattdessen macht sich pure, unverfälschte Freude breit, weil man die großartigen Hymnen MASTERPLANs nicht nur endlich wieder live, sondern auch in überzeugender Manier hören kann und der Frohsinn der Band ansteckend ist. Ganz sportsmännisch bleibt Rick dementsprechend auch, wenn Roland und Axel auf Deutsch über ihn sprechen. Meine Prognose: Es wird nicht mehr lange dauern, bis er es ihnen nicht nur (wie heute) mit gleicher Münze sondern auch in gleicher Sprache zurückzahlt. Der einzige, der sich allein auf das Musikalische konzentriert und dadurch etwas unauffälliger bleibt, ist Schlagzeuger Martin, doch scheint er sich im Hintergrund auch wohlzufühlen. Abgeschlossen wird das mehr oder weniger nur aus Volltreffern bestehende Set mit dem vielleicht besten und ganz sicher meinem liebsten Lied von MASTERPLAN, „Kind Hearted Light“, so dass der Abend bereits ein Volltreffer ist, bevor zum Abschluss noch in epischer Breite „Crawling From Hell“ zur Bandvorstellung und für kurze bis kaum zu stoppende (Axel…) Soloeinlagen genutzt wird.
Alles in allem ein wunderbarer Abend mit zwei stimmig ausgewählten, talentierten Openern und zwei abräumenden etablierten Bands, der jeden Power Metal Fan im Raum Köln/Bonn, der nicht dabei war, dazu veranlassen sollte, sich selbst kräftig in den Hintern zu treten. Noch ist die Tour nicht vorbei, also begeht nicht den gleichen Fehler, Erfurt (20.) und Nürnberg (21.)!