Trivium Miss May I & Battlecross
Trivium, Miss May I & Battlecross
Köln, Essigfabrik
09.02.2014
09.02.2014
Frisch aus England gelandet und des dortigen Headliners KILLSWITCH ENGAGE ledig geworden, zeigen alle Ampeln Grün für TRIVIUM, einzig die speziell für nicht ganz alltägliche Merchangebote wie Drumheads und Meet & Greets (!) aufgerufenen Apothekerpreise hinterlassen einen mäßigen ersten Eindruck. Ansonsten herrscht allerdings eitel Sonnenschein und es zahlt sich offensichtlich aus, dass die Band nach „Shogun“ ihr Händchen für moderne Hymnen (wieder)gefunden hat. Bevor jedoch die Eisberg-Wellen-Deko aufgebaut wird, dürfen BATTLECROSS im alten Europa debütieren und MISS MAY I zeigen, was hinter mehr als einer Million gereckter Daumen bei Facebook steckt.
Obwohl die Anfänge von BATTLECROSS inzwischen mehr als zehn Jahre zurückliegen, hat die Band erst seit dem Einstieg von Rauschebart Kyle „Gumby“ Gunther am Mikrofon ernsthaft Fahrt aufgenommen – und dass in diesen drei gemeinsamen Jahren jede Menge durch die USA getourt wurde, ist dem prima eingespielten und aufeinander abgestimmten Quintett während des ganzen Auftritts anzusehen und -hören. Ohne einen Anflug von Unsicherheit wird ein Thrashgeschoss nach dem anderen ins Publikum geknüppelt, welches nach anfänglicher leichter Ratlosigkeit bald die Vorlage aufnimmt und sich zwischen den Liedern immer lauter für die energische Vorstellung bedankt. An das etwas zu laute Schlagzeug gewöhnt man sich auch irgendwann und nach allerhand Brechern, unter denen „Kaleb“ und „Push Pull Destroy“ die Nase vorn haben, kommt ein wenig Bedauern auf, dass BATTLECROSS nicht noch mehr Zeit haben, um ihr Können zu präsentieren. Abgerundet wird der sympathische Eindruck von Ansagen weit jenseits aller Klischees, so erzählt Gumby unter anderem leicht gerührt von der für ihn neuen Situation, auf einem anderen Kontinent als sein kleiner Sohn zu sein, und schmettert anschließend die „Kaleb“-Eröffnung („Kaleb my son, for you I would tear this world apart“) besonders innig. Alle Daumen hoch für diese rundum gelungene Performance!
Ebenfalls mit jeder Menge Hummeln im Hintern stürmen MISS MAY I auf die Bühne und fahren prompt einen Aussehenspunkt ein, denn Frontmann Levi Benton könnte mit wallender Mähne und ausgelebtem Bewegungsdrang als Sproß von Mille und Blitz durchgehen, würden die beiden nur gemeinsame Kinder bekommen können und wollen. Leider darf man die Band ansonsten als Paradebeispiel dafür bezeichnen, dass Freude am Auftritt und Engagement zu wenig sind, wenn sie nicht mit entsprechend positiv auffälliger Musik gepaart werden. Der moderne Metal, der Elemente aus dem Metalcore mit ein paar thrashigen Riffs verbindet und damit eigentlich prima zum Headliner passt, bleibt die ganze Spielzeit über leider völlig gesichtslos und setzt nicht ein einziges bleibendes Ausrufezeichen. Dazu trägt neben fehlenden Hooks der austauschbare cleane Gesang von Bassist Ryan Neff ein ordentliches Scheffel bei, so dass man sich dringend wünscht, MISS MAY I würden einfach mal ein Lied lang voll durchziehen. Während zahlreiche Fans an der Hallenfront das anders sehen, deuten einige Gähner am Rand und im hinteren Bereich darauf hin, dass ich nicht der einzige bin, für den die Band mit ihrer Mischung locker fünf Jahre zu spät dran ist.
Vor die große Sause haben die Herren TRIVIUM umfangreiche Umbauarbeiten gesetzt, die über das normale Maß hinausgehend nicht nur das Schlagzeug und die Instrumente betreffen. Unterstützt von der anfangs sehr blaulastigen & insgesamt ebenso sehenswerten Lichtshow entsteht mit der speziell für diese Tour konzipierten und angefertigten Bühnendeko, die den als Landestationen der T-Raumschiffe dienenden, eisigen Coverbergen von „Vengeance Falls“ nachempfunden ist, sofort echtes Headlinerfeeling, was die Investition der Band rechtfertigt und sinnigerweise im Verlauf des Auftritts immer weiter an Bedeutung abnimmt, weil TRIVIUM sich in Topform präsentieren. Glanzstück der Band ist heute Frontmann Matt Heafy, der dank einem Selbstbewusstsein wie nie und der sympathischen Freundlichkeit wie eh und je mit Fug und Recht einen Spitzenplatz unter den Frontmännern dieses Jahrtausends für sich beanspruchen darf. Was bei Matt und der Setlist, die nach dem Stimmungsorkan „Like Light To Flies“ einen ganzen Block ohne sichere Hits auffährt, als Mut durchgeht, ist bei Paolo und Corey dagegen am Rande zum Übermut und auch mal knapp drüber, wenn das emsige Rennen auf der Bühne zum Selbstzweck verkommt. Immerhin bleiben die beiden in ihrem Bewegungsdrang deutlich hinter den Saarlandkarpaten-Gebreselassies Greywolf von POWERWOLF zurück.
Zwar beteiligt sich der pausenlos glücklich lächelnde oder grinsende Matt gelegentlich an den Positionswechseln, in der Hauptsache ist er jedoch fokussiert auf seine Kernaufgaben, zu denen heute auch ein paar Worte auf Deutsch und der erfreuliche Verzicht auf Klatsch- oder Singspielchen zählen. Nötig sind solche Zeittotschläger eh nicht, weil die komplette Halle von der Band in den Bann geschlagen ist, selbst wenn die Albumleistungsschau nicht nur Volltreffer aufeinander folgen lässt; „Shogun“ zum Beispiel räumt deutlich weniger ab als es „Kirisute Gomen“ an gleicher Stelle getan hätte. Einen Strick daraus drehen will und wird TRIVIUM aber niemand, schließlich kann es schnell für Publikum und Musiker langweilig werden, wenn eine regelmäßig tourende Band ihr Programm bei den älteren Liedern gar nicht mehr variiert. Fast schon logische Folge der bei allen Wandlungen erhalten gebliebenen Albumklasse ist schließlich, dass erste neuere Songs langsam zu den Klassikern aufschließen, was sich im Besonderen beim famosen Abschluss zeigt, denn „In Waves“ bleibt von den Reaktionen tatsächlich kaum hinter „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr“ zurück.
Trotz der kleinen Merchfrechheit, die immerhin keine schockierende Neuheit (SOULFLY, MACHINE HEAD, …) ist, endet der Abend so mit der Erkenntnis, dass TRIVIUM an der Kasse weiterhin jeden Cent wert sind. Eine fabelhafte Band, in jedem Aggregatzustand.
Setlist TRIVIUM:
Brave This Storm
Light Like To The Flies
No Way To Heal
Strife
Shattering The Skies Above
Through Blood And Dirt And Bone
Off All These Yesterdays*
Forsake Not The Dream*
A Gunshot To The Head Of Trepidation
Becoming The Dragon*
Down From The Sky
Shogun
In Waves
Pull Harder On The Strings Of Your Martyr
*) Lieder, die bei den Headlinerauftritten in Kontinentaleuropa zusätzlich gespielt wurden.
Obwohl die Anfänge von BATTLECROSS inzwischen mehr als zehn Jahre zurückliegen, hat die Band erst seit dem Einstieg von Rauschebart Kyle „Gumby“ Gunther am Mikrofon ernsthaft Fahrt aufgenommen – und dass in diesen drei gemeinsamen Jahren jede Menge durch die USA getourt wurde, ist dem prima eingespielten und aufeinander abgestimmten Quintett während des ganzen Auftritts anzusehen und -hören. Ohne einen Anflug von Unsicherheit wird ein Thrashgeschoss nach dem anderen ins Publikum geknüppelt, welches nach anfänglicher leichter Ratlosigkeit bald die Vorlage aufnimmt und sich zwischen den Liedern immer lauter für die energische Vorstellung bedankt. An das etwas zu laute Schlagzeug gewöhnt man sich auch irgendwann und nach allerhand Brechern, unter denen „Kaleb“ und „Push Pull Destroy“ die Nase vorn haben, kommt ein wenig Bedauern auf, dass BATTLECROSS nicht noch mehr Zeit haben, um ihr Können zu präsentieren. Abgerundet wird der sympathische Eindruck von Ansagen weit jenseits aller Klischees, so erzählt Gumby unter anderem leicht gerührt von der für ihn neuen Situation, auf einem anderen Kontinent als sein kleiner Sohn zu sein, und schmettert anschließend die „Kaleb“-Eröffnung („Kaleb my son, for you I would tear this world apart“) besonders innig. Alle Daumen hoch für diese rundum gelungene Performance!
Ebenfalls mit jeder Menge Hummeln im Hintern stürmen MISS MAY I auf die Bühne und fahren prompt einen Aussehenspunkt ein, denn Frontmann Levi Benton könnte mit wallender Mähne und ausgelebtem Bewegungsdrang als Sproß von Mille und Blitz durchgehen, würden die beiden nur gemeinsame Kinder bekommen können und wollen. Leider darf man die Band ansonsten als Paradebeispiel dafür bezeichnen, dass Freude am Auftritt und Engagement zu wenig sind, wenn sie nicht mit entsprechend positiv auffälliger Musik gepaart werden. Der moderne Metal, der Elemente aus dem Metalcore mit ein paar thrashigen Riffs verbindet und damit eigentlich prima zum Headliner passt, bleibt die ganze Spielzeit über leider völlig gesichtslos und setzt nicht ein einziges bleibendes Ausrufezeichen. Dazu trägt neben fehlenden Hooks der austauschbare cleane Gesang von Bassist Ryan Neff ein ordentliches Scheffel bei, so dass man sich dringend wünscht, MISS MAY I würden einfach mal ein Lied lang voll durchziehen. Während zahlreiche Fans an der Hallenfront das anders sehen, deuten einige Gähner am Rand und im hinteren Bereich darauf hin, dass ich nicht der einzige bin, für den die Band mit ihrer Mischung locker fünf Jahre zu spät dran ist.
Vor die große Sause haben die Herren TRIVIUM umfangreiche Umbauarbeiten gesetzt, die über das normale Maß hinausgehend nicht nur das Schlagzeug und die Instrumente betreffen. Unterstützt von der anfangs sehr blaulastigen & insgesamt ebenso sehenswerten Lichtshow entsteht mit der speziell für diese Tour konzipierten und angefertigten Bühnendeko, die den als Landestationen der T-Raumschiffe dienenden, eisigen Coverbergen von „Vengeance Falls“ nachempfunden ist, sofort echtes Headlinerfeeling, was die Investition der Band rechtfertigt und sinnigerweise im Verlauf des Auftritts immer weiter an Bedeutung abnimmt, weil TRIVIUM sich in Topform präsentieren. Glanzstück der Band ist heute Frontmann Matt Heafy, der dank einem Selbstbewusstsein wie nie und der sympathischen Freundlichkeit wie eh und je mit Fug und Recht einen Spitzenplatz unter den Frontmännern dieses Jahrtausends für sich beanspruchen darf. Was bei Matt und der Setlist, die nach dem Stimmungsorkan „Like Light To Flies“ einen ganzen Block ohne sichere Hits auffährt, als Mut durchgeht, ist bei Paolo und Corey dagegen am Rande zum Übermut und auch mal knapp drüber, wenn das emsige Rennen auf der Bühne zum Selbstzweck verkommt. Immerhin bleiben die beiden in ihrem Bewegungsdrang deutlich hinter den Saarlandkarpaten-Gebreselassies Greywolf von POWERWOLF zurück.
Zwar beteiligt sich der pausenlos glücklich lächelnde oder grinsende Matt gelegentlich an den Positionswechseln, in der Hauptsache ist er jedoch fokussiert auf seine Kernaufgaben, zu denen heute auch ein paar Worte auf Deutsch und der erfreuliche Verzicht auf Klatsch- oder Singspielchen zählen. Nötig sind solche Zeittotschläger eh nicht, weil die komplette Halle von der Band in den Bann geschlagen ist, selbst wenn die Albumleistungsschau nicht nur Volltreffer aufeinander folgen lässt; „Shogun“ zum Beispiel räumt deutlich weniger ab als es „Kirisute Gomen“ an gleicher Stelle getan hätte. Einen Strick daraus drehen will und wird TRIVIUM aber niemand, schließlich kann es schnell für Publikum und Musiker langweilig werden, wenn eine regelmäßig tourende Band ihr Programm bei den älteren Liedern gar nicht mehr variiert. Fast schon logische Folge der bei allen Wandlungen erhalten gebliebenen Albumklasse ist schließlich, dass erste neuere Songs langsam zu den Klassikern aufschließen, was sich im Besonderen beim famosen Abschluss zeigt, denn „In Waves“ bleibt von den Reaktionen tatsächlich kaum hinter „Pull Harder On The Strings Of Your Martyr“ zurück.
Trotz der kleinen Merchfrechheit, die immerhin keine schockierende Neuheit (SOULFLY, MACHINE HEAD, …) ist, endet der Abend so mit der Erkenntnis, dass TRIVIUM an der Kasse weiterhin jeden Cent wert sind. Eine fabelhafte Band, in jedem Aggregatzustand.
Setlist TRIVIUM:
Brave This Storm
Light Like To The Flies
No Way To Heal
Strife
Shattering The Skies Above
Through Blood And Dirt And Bone
Off All These Yesterdays*
Forsake Not The Dream*
A Gunshot To The Head Of Trepidation
Becoming The Dragon*
Down From The Sky
Shogun
In Waves
Pull Harder On The Strings Of Your Martyr
*) Lieder, die bei den Headlinerauftritten in Kontinentaleuropa zusätzlich gespielt wurden.